Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen September 2002
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Richle, Urs
Der weiße Chauffeur:
Inhaltsangabe:
Harry W., der Chauffeur eines reichen Immobilienbesitzers aus dem Tessin, ist des
versuchten Mordes an seinem Vorgesetzten angeklagt. Was er zu seiner Verteidigung
vorzutragen hat, ist das Absurdeste, was man sich denken kann: Er könne seinen Chef nicht
umgebracht haben, da dieser gar nicht existiere, ja, dass er ihn erfunden habe.
Der einzige, der seine Version bezeugen könnte, ist unter ungeklärten Umständen in
einem Fluss ertrunken. Alle Indizien sprechen gegen ihn: Die Überweisungen seines Chefs,
das Testament, der Bauer, der ihn bei seinem Mordversuch beobachtet hat, und natürlich
sein Vorgesetzter Dr. Herrsberg, der ihm im Gerichtssaal gegenübersteht. Handelt es sich
um eine Intrige und soll er, wie sein Freund, ausgeschaltet werden?
Meine Meinung:
Dass viele Schweizer Bankkonten so manches Geheimnis beherbergen, ist ja bekannt. Das Konto, das im Mittelpunkt dieser temporeichen Erzählung steht, bewerkstelligt allerdings wirklich erstaunliches: Es verhilft seinem erfundenen Besitzer zu einer durchaus realen Existenz. Wen die Beschreibung des Buches noch nicht abgeschreckt, sondern neugierig gemacht hat, der sollte es unbedingt lesen. Die Geschichte ist eigentlich viel zu skurril um wahr zu sein. Doch Urs Richle erzählt sie so lebensnah und anschaulich, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass sie so passiert sein könnte. Zum Glück ist der Roman nicht allzu lang. Denn so behält man trotz der oft bizarren Wendungen der Geschichte stets den Überblick. Stück für Stück lernt man so das ganze Ausmaß des Desasters kennen, in das sich Harry W. und sein im Fluss ertrunkener Freund mit der Erfindung des Dr. Herrsberg manövriert haben.
Faszinierend ist auch das Ende des Buches: Einige Fragen werden zwar beantwortet und
einige Rätsel aufgelöst. Aber das ist keineswegs das Ende der Geschichte. Im Gegenteil -
der Schluss wäre die perfekte Vorlage für eine Fortsetzung. Ein faszinierendes Buch, das
einige spannende Leseabende garantiert. (blacklibra)
Weitere Links zum Buch:
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: Gebundene Ausgabe, 184 Seiten, Eichborn Verlag, Frankfurt a.M., 1996, ISBN 3-8218-0635-4