Dorothy Dunnett
© Klett-Cotta
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Die Autorin:
Dorothy Dunnett wurde am 25.
August 1923 unter dem Sternzeichen Jungfrau in Schottland geboren. Nach dem
Studium an zwei Kunst-Hochschulen arbeite sie einige Jahre bei der Presse und
lernte dabei auch ihren späteren Mann, Alistair Dunnett kennen.
Beruflich begann sie ca.
1950 als erfolgreiche Portraitmalerin, aber auch
die Anfänge ihrer Schreibarbeit liegen in dieser Zeit. Einige Jahre
verbrachte sie mit Recherche. Die ersten Versuche ihr Manuskript in England an
den Mann zu bringen scheiterten, weil sie ihre Geschichte nicht kürzen wollte.
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1961 erschien der erste Band der Lymond-Chronicles, Game of Kings,
in den USA, wo man dicken Büchern nicht so abgeneigt gegenüber stand. Kurz darauf
war es dann auch in England soweit, 1964 erschien ,Das Königsspiel' bei Krüger in Deutschland.
Bis 1975 erschienen in der
Lymond-Serie fünf weitere Bücher. Eine zeitgenössische Krimi-Reihe (Johnson und
Johnson (7 Bücher) wurde von 1968 – 1992 parallel zu den historischen Romanen
verfasst und als ihr erklärtes Lieblingsbuch erschien 1982 King Hereafter, ein
Roman in dem sie Shakespeares Macbeth verarbeitete.
1985 ist die Zeit für eine
neue historische Reihe reif. Mit ‚The House of Niccolò’ schrieb sie sich weiter in die vor allem englischen Leserherzen. Die Serie besteht aus acht Büchern und
wurde im Jahr 2000 mit ‚Gemini’ abgeschlossen, darin gelang auch ein
Zirkelschluss zu den Lymond-Chronicles. Nur sechs dieser Bücher wurden
damals auch ins Deutsche übersetzt, teilweise merkwürdig gekürzt.
Sie schrieb auch zusammen mit
ihrem Mann und engagierte sich in der Kultur- und Sozialpolitik. 1992 wurde sie
von der Queen zum ‚Officer of the Order of the British
Empire’ (OBE) ernannt. Das ergänzte zwar ihren Namen um ein schmuckes
Kürzel, änderte aber nichts an der unkomplizierten, fröhlichen Art der Frau.
Am 9.
November 2001 starb die außergewöhnliche Autorin Dorothy Dunnett in Edingburgh,
sie wurde nur 78 Jahre alt.
Ihr Motto für historische Romane:
‚A historical novel without humour, like passion without humour, is a very dull
thing.
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Die Lymond-Chronicles:
Mit Dorothy Dunnetts (kurz DD) erstem Helden, Francis Crawford of Lymond, erleben wir die 10 Jahre von
1547 bis 1557. Das Königsspiel (Game of Kings) beginnt in Schottland.
Der Held, durch eine Jugenduntat und deren Strafe geprägt, gerät in den
Strudel der Intrigen zwischen den Tudors und den Stuarts. Seine
Ausbildung empfiehlt ihn für für diverse diplomatische und kriegerische
Auseinandersetzungen. Der Leser erlebt insgesamt sechs verschiedene
Abenteuer, die sich durch ganz Europa ziehen. England und Schottland
sind zwar vorherrschend, aber die Habsburger und Franzosen werden nicht
vergessen.
Dies wäre nicht
besonders aufregend, Abenteuerromane gibt es viele, doch hier sollte man
den Blick auf die Details lenken. Ausgefeilt, gut dosiert und beinahe
nebenher erfährt der Leser mehr und mehr von der Familie Crawford, nicht
zuletzt auch über deren nicht immer weiße Weste. Immer stimmen Ambiente
und Verhaltensweisen, nirgendwo findet sich ein ‚Aufgepasst, hier lernst
Du was’ – immer agieren die Personen passend zu ihrer Umgebung und Zeit
und vermitteln dadurch ein authentisches Bild. Nicht immer ist alles
sofort und problemlos zu verstehen, nicht immer kann jeder Fingerzeig
gleich umgesetzt werden, aber das macht die Geschichten so spannend.
Hier liest man keinen Tapetenroman, sondern wird in die Zeit versetzt.
Seinen Kopf sollte man gebrauchen können.
Die Perspektive des
Handelns ist ebenfalls auffällig. Der Leser erfährt hier nicht, was die
Protagonisten wirklich denken, er erlebt nur, wie sie agieren.
Und dabei stolpern man über Finten, Intrigen, Liebe, Hass, Tod …- Die überaus
guten Persönlichkeiten fehlen, genau wie die, die immer ganz, ganz böse
sind.
Konflikte, dubiose Gestalten, falsche Fährten, undurchsichtige
Handlungsweisen, Scharaden und vor allem immer wieder Humor, finden wir
an vielen Stellen. Und besonders letzteres lassen nur allzu viele
historische Romane vermissen. Die Menschen der Zeit haben gesungen,
gelacht, hatten Galgenhumor, genau wie heute – nebenher wird jedoch
nicht vergessen, dass die Zeit grausam war und die Strafen brutal. Man
hänge das Leserherz nicht zu sehr an einzelne Personen. Vor allem die,
die wirklich gelebt haben, haben feste Todesdaten, die zur Geschichte
passen. Aber auch andere, die man lieb gewonnen hat, leben nicht immer
ewig.
Die versteckten
Themen der Bücher sind jedoch damit noch nicht aufgedeckt. Jedes Buch hat
seinen eigenen Schwerpunkt: Moral, Freundschaft, Loyalität, Familie ….
Eine Interpretation der Werke ist sogar wesentlich tiefer möglich, um
diese kennen zu lernen, begebe man sich jedoch direkt auf
DIE private deutsche Dunnett-Seite.
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Chronologischer
Reihenfolge ihrer Bücher der Lymond-Chronicles |
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Titel (Erstveröffentlichung) |
Rezensionen |
Original |
Deutsch |
Buch |
Hörbuch |
Game of Kings (1961) |
Das Königsspiel (1964) |
Buch |
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Queens Play (1964) |
Gefahr für die Königin
(1978) |
Buch |
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The Disorderly Knights (1966) |
Im Zeichen des Kreuzes
(1994) |
Buch |
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Pawn in Francincense (1969) |
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The Ringed Castle (1971) |
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Checkmate (1975) |
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Das Haus
Niccolò:
Mit den Büchern rund um
Niccolò, beschreibt Dunnett die Entwicklung einer
kleinen Färberei in Brügge zu einem Handels- und Bankhaus
des 15. Jahrhunderts. Der Hauptheld dabei, ist ein
verstoßenes Kind. Claes alias Nicholas, sein Aufstieg vom Lehrling im
Hause Charetty/de Fleury, zieht sich durch die acht
Bände. Ein Entwicklungsroman über ca. 6000 Seiten, ein
Wirtschaftsthriller, ein Spionagekrimi, eine
Familiensaga - Alles in einem Buch.
Warum sollte man sich durch so viele Seiten lesen?
Zum
einen weil der Leitsatz der Autorin
berücksichtigt wird, denn Humor ist auch hier häufig zu finden,
nicht der schenkelklopfenden, sondern der
hintergründigen Art. Manches Bild muss man vor Augen zeichnen, um sich die
entsprechende Wirkung wirklich vorstellen zu können. So
z.B. eine Flucht, bei der der Held durch ein Badehaus
zieht. Die implizierende Art der Autorin bei
ihren Schilderungen fordert einen wachen Verstand.
Lehrromane, die alles auf dem Tablett servieren, gibt es
genug, DD verlangt von ihrem Leser ein wenig mehr
Hirneinsatz. Eingestreute Vorahnungen
sind ebenfalls ein Stilmittel. "A good astrologer would
have told him to get out at once!" -
Dieses Zitat aus DDs Niccolos Rising, ist dafür ein
perfekt formuliertes Beispiel, denn dieser Spruch gilt
nicht nur für die Figuren innerhalb der Romane, sondern
auch für die Leser. Wer sich nicht fesseln lassen will,
sollte die Finger von Niccolò lassen. Man lässt sich in
eine Welt ein, die einen beschäftigt, im positiven Fall
sogar nicht mehr loslässt. Außerdem wird man verwöhnt.
Die Messlatte für neue Romane liegt von nun an höher.
Die
deutsche DD-Homepage hat dieses Motto nicht ohne
Grund dem Diskussionsforum als Warnung mitgegeben.
Zum
anderen gilt, wie auch bei den Lymonds, dass die Bücher komplett, bis
ins Detail recherchiert sind. Auf Schmalz und
Sentimentalität wird verzichtet, nicht jedoch auf
Stimmungen oder Gefühl.
Auch
im Niccolò-Zyklus findet sich in jedem Buch dieser
Serie je ein Hauptthema: Alaun, Soldaten, Zucker, Gold
…– Fakten, verpackt ohne erhobenen Zeigefinger, das
beherrscht die Autorin aus dem EffEff – und sie hält die
Neugierde wach, sie klärt nicht jede Bemerkung auf, der
Leser muss den Unterhaltungen mit wachen Sinnen
lauschen, um herauszufiltern, welche Informationen die
Gesprächspartner zwischen den Zeilen transportieren.
Handel, Bürger, Geld, Politik, Macht - die großen
Handelshäuser, die Machenschaften und vor allem der Wert
von Informationen, ist das Hauptthema der gesamten
Reihe.
Dorothy Dunnett über Niccolò: »Als Helden
erschuf ich einen
Renaissance-Yuppie.«
Chronologischer
Reihenfolge vom 'Haus Niccolò' und der deutschen
Übersetzung bei Klett-Cotta |
Titel |
Rezensionen |
Original |
Deutsch |
Buch |
Hörbuch |
Niccolòs Rising (1986) |
Niccolòs Aufstieg (2006) |
Buch |
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Spring of the Ram (1987) |
Frühling des Widders
(2006) |
Buch |
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Race of Scorpions
(1989) |
Spiel der Skorpione
(geplant 2007) |
Inhalt |
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Scales of Gold (1991) |
Waagschalen aus Gold
(geplant 2007) |
Inhalt |
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The Unicorn Hunt
(1993) |
Einhornjagd (geplant 2008) |
Inhalt |
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To Lie with Lions (1995) |
Unter Löwen (geplant 2008) |
Inhalt |
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Cabrice and Rondo (1997) |
Rondo Capriccioso (geplant
2009) |
Inhalt |
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Gemini (2000) |
Gemini (geplant 2009) |
Inhalt |
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Johnson
Johnson
Ein leicht zotteliger Held, mit Zweistärkenbrille,
Weltenbummler, Portraitmaler und Yachtbesitzer, das ist
Johnson Johnson. Die zeitgenössischen Spionagethriller,
die sich um seine Person ranken, kümmern sich weniger um
politische Hintergründe, als um Trends des Lebens.
Religiöse oder kulturelle Rituale, Trends und Moden
werden ironisch auf die Schippe genommen.
Die Bücher sind aus der
Sicht verschiedener Frauen geschildert. Künstlerin,
Maskenbildnerin, Köchin, Nanny, Ärztin, Geheimnisse und
Extravaganzen liegen dabei nahe und Johnson Johnson
erhält für den Leser durch die Brille der
Ich-Erzählerinnen seine Gestalt. Die deutschen Titel
sind jedoch sehr schrill übersetzt worden, und haben
sehr schrille Titelbilder. Bei den
englischen Titeln gibt es selbst auf dem Secondhand-Markt
Beschaffungsprobleme. |
Titel |
Rezensionen |
Original
/ US |
Deutsch |
Buch |
Hörbuch |
Dolly and
the Singing Bird
Rum Affair / Photogenic Soprano
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Dolly und
der Singvogel (1986) |
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Dolly and the Cookie Bird
Murder in The Round
|
Dolly und
der Lockvogel (1986) |
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Dolly and the Doctor Bird
Operation Nassau /
Match for A Murderer
|
Dolly und
der Todesvogel (1987) |
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Dolly and the Starry Bird
Roman Nights /Murder
in Focus |
Dolly und
der Nachtvogel (1987) |
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Dolly and the Nanny Bird
Split Affair |
Dolly und
der Eisvogel (1987) |
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Dolly and the Bird of Paradise
Tropical Issue |
Dolly und
der Paradiesvogel (1987) |
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Morrocan Traffic
Send A Fax to the
Kasbah |
Tödliches
Fax (1994) |
--- |
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Die Romane sind auf dem
US-Markt unter anderen Titeln erschienen. Der zweite Titel ist
der US-Titel
King
Herafter
King Herafter ist der einzige Einzelroman von DD. Sie
verarbeitet darin das Leben im Europa des 11.
Jahrhunderts am Beispiel von Shakespeares Macbeth. Die
Shakespeare Figur hat nur wenig mit der echten Historie
zu tun, als DD das erkannte, war ihr Interesse geweckt.
Eine deutsche
Übersetzung ist dazu leider bisher nicht erschienen.
Da hilft für uns Deutsche nur das englische Wörterbuch
und ein Kreis Gleichgesinnter.
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Bücher
über die Werke von Dorothy Dunnett: |
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Das englische Compendium
rund um die Welt von DD und ihre Helden, seien sie nun
historischer oder erfundener Art, ist ein nützliches
Nachschlagewerk, auf das man bei der Diskussion rund um
Lymond, Niccolò und Co. und bei der Forschung nach den
Quellen aller Zitate in den Büchern, nicht mehr missen
möchte. Die beiden Bände wurden verfasst von einer
schottischen Professorin für Geschichte und mit einem
Vorwort von Lady Dunnett versehen. Der erste Band ist
für die Lymond- und den Anfang der Niccolò-Reihe
zuständig, der zweite Band für den Rest. |
Nachschlagewerke |
Rezensionen |
Autor |
Titel |
Buch |
Hörbuch |
Elspeth Morrison: |
The Dorothy Dunnett
Companion Vol. I |
--- |
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Elspeth Morrison: |
The Dorothy Dunnett
Companion Vol. II |
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geht es zu DER
privaten deutschen Internetseite rund um Dorothy Dunnett. |
|
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Seite des Klett-Cotta-Verlags rund um das Haus Niccolò |
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(Verfasserin des
Berichts: Binchen)
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