Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen Juni 2002
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Guillou, Jan
Coq Rouge:
Inhaltsangabe / Meine Meinung:
Der schwedische James Bond
Allen Liebhabern von Agentenromanen sei Jan Guillou wärmstens empfohlen. Er hat nicht nur
mit Ian Fleming den Vornamen gemein. Sein Held Karl Gustaf Hamilton, genannt Coq Rouge,
wird von Freund und Feind "der schwedische James Bond" genannt. Auch Hamilton
hat "eine Lizenz zum Töten". Nur geht er weniger cool mit diesem blutigen
Vorrecht um. Guillou befaßt sich ausgiebig mit der Psyche seines Helden. Und wo James
Bond zur Tagesordnung, dem obligaten Drink und einem weiteren Bettabenteuer übergeht,
verfolgen Karl Gustaf Hamilton die Erinnyen. Zwar wird er immer wieder mit diesen
Rachegeistern fertig. Doch nach einem abermals blutigen Einsatz auf höchstpolitischer
Ebene schlagen sie wieder gnadenlos zu. So ist Guillous Agent um einiges menschlicher
gezeichnet als Flemings James bond. Das erkennt man auch daran, daß es bisher nur eine
Verfilmung mit Coq Rouge gibt, während sich die märchenhaften James-Bond-Streifen
allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Guillou bemüht sich auch um politischen Realismus. Man
kann behaupten, daß seine Coq-Rouge-Bücher fast schon so etwas wie die Chronologie der
Zeit vom allmählichen Ende des Kalten Kriegs bis zur Gegenwart bilden. So erlebt der
Leser das Tauwetter, den Fall des Eisernen Vorhangs noch einmal mit aus der Perspektive
des Geheimdienstes. Auch das mehr und mehr in den Vordergrund Rücken der
Auseinandersetzungen im Nahen Osten erfordert Hamiltons Eingreifen. Die Coq-Rouge-Bände
haben einen chronologischen Handlungsfaden. Immer wieder wird auf frühere Ereignisse
Bezug genommen. Dennoch lassen sich die Bücher auch separat recht gut lesen. Besonders
packend fand ich den Band, in welchem es un die Mafia geht. Titel: Unternehmen Vendetta
Hier rächt Hamilton mit gnadenloser Präzision den Mord an einem Kameraden.
Liebesabenteuer hat Guillous Coq Rouge natürlich auch. Welcher zeitgenössische Roman
kommt ohne Sex aus? Dennoch ist es die erste und einzige Traumfrau, die Hamilton spät
aber glücklich heiratet.
Wer bei der ersten Begegnung mit Jan Guillou und seiner Hauptfigur Hamilton nach zwanzig
Seiten das Buch wegen der langatmigen Einleitung gleich gelangweilt weglegt, tut dem Buch
bitter unrecht. Es gehört zu den Eigenheiten des schwedischen Erfolgsautors, daß er sich
zeit läßt, bis es zum Action kommt. Aber dann legt man das Buch nicht mehr so rasch aus
der Hand. Ich wünsche viel Lesevergnügen mit diesen Vier-Sterne-Büchern! (Johannes Weidner - © by Petras Bücherforum)
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
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