Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen Juni 2002
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Nesbo, Jo
Der Fledermausmann:
- Originaltitel: Flaggermusmannen -
Inhaltsangabe:
Die norwegische Schauspielerin Inger Holter wird in Australien vergewaltigt und
erwürgt. Harry Hole von der Osloer Polizei, wird nach Australien beordert, um bei der
Erklärung des Falls behilflich zusein. Der Polizeichef des Dixtricts Sydney South
erklärt ihm aber gleich, dass er die Finger von dem Fall lassen und sich statt dessen ein
paar schöne Tag machen soll. Um den Schein zu wahren stellte er Harry Andrew Kensington,
einen Aborigine, zur Seite, der ihn zum Schauplatz des Verbrechens, Ingers letzten
Arbeitsplatz und zu Zeugen führen soll.
Dabei entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen Andrew und Harry. Harry verliebt sich
in ein Barmädchen, lernt eine Menge skurriler Menschen kennen, erfährt einiges über
Australien heute, die Welt der Aborigines und entwickelt eigene Theorien.
Ein Drogendealer, der Inger kannte gerät in Verdacht, aber es fehlen Beweise. Durch
Harrys Anstoß stellt man fest, daß es in Australien eine Reihe von Fällen
vergewaltigten erwürgten, blonden Frauen gibt, die Ingers Fall sehr ähnlich sind. Es
fehlt jedoch der gemeinsame Nenner.
Da hat man plötzlich einen neuen Verdächtigen, aber bevor er festgenommen wrden kann,
gibt es zwei neue Tode. Diese werfen alle bisherigen Gedankenmodelle über den Haufen. Es
scheint sogar, daß ein Polizist irgendwie darin verwickelt ist. Da sind wir so in der
Mitte des Buches.
Harry begegnet einem alten Feind/Freund, den er überwunden zu haben glaubte, verpaßt
sein Flugzeug für den Rückflug stürzt furchtbar ab, kann aber letztendlich den Fall
doch lösen, zahlt aber einen schrecklichen Preis.
Meine Meinung:
Ein faszinierender Krimi, wenig Action, dafür gut aufgebaute Charaktere, eine Handlung, die wie ein Strom behäbig aber stetig vorantreibt und ein Spannungsbogen, der immer wieder scheinbar abfallend geschickt in eine neue Richtung aufgenommen wird. Harry Hole ist kein James Bond oder Sherlock Holmes. Er muß sein Ermittlung, wie in der realen Welt, mit minimalen Anhaltspunkten und viel Phantasie durchführen, stößt in Sackgassen, muß wieder von vorne beginnen, aber er ist ein beharrlicher Puzzleleger. Und wie so oft bei Skandinavischen Krimis ist er ein Ermittler mit großen persönlichen Problemen, die er mit sich herumträgt.
So ganz neben bei erfährt man einiges über die Geschichte Australiens, die Aborigines und das heutige Australien. Die Gewaltszenen sind auf das absolut notwenige beschränkt, es gibt keine magenbeunruhigende Szenen. Und das Buch ist nicht von vornherein auf Fortsetzungen angelegt. Schon fast ein Novum.
Für einen Erstling ein sehr gelungenes Buch, das Lust auf mehr von diesem Autor macht. (Dyke)
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: Ullstein-TB 25364, 2002, 415S., ISBN 3 548 25364 4, Euro 6,00