Hallo zusammen
Mit großem Interesse habe ich Eure Erfahrungen nachgelesen. Die Bibliothekslandschaft ist wirklich vielfältig, ebenso die individuellen Bedürfniss der KundInnen.
Ich komme soeben vom ersten Besuch in "meiner" Bibliothek am neuen Wohnort zurück. Es handelt sich um eine kombinierte Schul-und Gemeindebibliothek. Mein erster Eindruck: klein - aber fein, sowohl was das Angebot als auch die schöne Inneneinrichtung anbelangt. Mit ca. 2 Medien pro Einwohner ist der Bestand quantitativ ok und er wirkt sehr gepflegt. Der Fokus liegt eindeutig auf Büchern, die sog. Non-Books sind unterrepräsentiert. Das ist nicht zeitgemäß, aber bei einem kleinen Bestand muss man eben Schwerpunkte setzen. Kaffee gibt's zum Selbstkostenpreis (Nespresso Maschine). Über's Jahr verteilt gibt es verschiedene Veranstaltungen (Lesungen, Biblikafi, Tauschbörse, Leseförderung für Kleinkinder).
Minuspunkte gibt's leider für die bescheidenen Öffnungszeiten (lediglich 10 h/Woche und nicht unbedingt für Berufstätige geeignet), Pluspunkte für die Gebühren (Bücherausleihe gratis, geringe Mahngebühren, die Kommune steht finanziell gut da, schön, dass sich das im Kulturbereich niederschlägt).
An jedem neuen Wohnort habe ich so ziemlich als erstes nach der nächst gelegenen Bibliothek Ausschau gehalten. Als Erwachsene habe ich ausschließlich gute Erfahrungen mit Bibliotheken gemacht, wissenschaftlichen wie öffentlich-kommunalen, als Kind und Jugendliche ziemlich schlechte. Der Bücherbus kam unregelmäßig und wurde irgendwann eingestellt, die "Kreisbücherei" war veraltet, das Personal entsprach den gängigen Klischees (verstaubt, streng, bildungsbürgerlich-missionarisch). So habe ich dort irgendwann nichts mehr ausgeliehen und bin als Teenie wie so viele andere zum "Bibliotheksflüchtling" geworden.
Moderne öffentliche Bibliotheken sind inzwischen weit mehr als ein Ort, wo man mal eben ein paar Bücher ausleiht, und stehen angesichts der gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen vor großen Herausforderungen. Das erfordert qualitfiziertes Personal, was entsprechend honoriert werden sollte. Ehremamtliche Tätigkeiten - in kleinen Bring- und Holbibliotheken mag das noch gehen - wirken sich eher nachteilig aus. Nicht nur, was das Image der vielerorts engagierten und innovativen BibliothekarInnen anbelangt, sondern auch in Bezug auf die kommunalen Verwaltungen, wo oft noch die Meinung herrscht, man könne ein paar Hausfrauen, die gerne lesen, schlecht bezahlt an die Ausleihe setzen und das reiche aus.
