Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Mo 17. Mai 2021, 12:21

Jetzt gehts irgendwie Schlag auf Schlag, der nächste Knaller:

Mathias Enard - Das Jahresbankett der Totengräber

Grüße

S.
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 17. Mai 2021, 13:09

Shaftoe hat geschrieben:Jetzt gehts irgendwie Schlag auf Schlag, der nächste Knaller:

Mathias Enard - Das Jahresbankett der Totengräber

Grüße

S.



Das Buch kam im Literarischen Quartett bei Frau Dorn und Frau Menasse nicht gut weg, jedoch bei Vea Kaiser sehr gut. Ich denke, für Enard braucht man ein besonderes Gespür. Berichte bitte, ob es mit seinen anderen Werken mithalten kann.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Mo 17. Mai 2021, 13:15

Lieber Shaftoe,

bitte bitte unbedingt berichten, wie dir das Buch gefallen hat. Ich habe schon geliebäugelt, ob ich es mir direkt jetzt zum Erscheinungsdatum kaufen soll. Ich hatte es mir extra vorgemerkt, alleine der Titel hatte es mir ja angetan. Aber aktuell bin ich noch etwas von Koneffkes "Tsantsa-Memoiren" geschädigt und mein Vertrauen in solch verrückte Titel, komödiantische und kühne Erzählungen ist etwas in Mitleidenschaft gezogen.
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 17. Mai 2021, 13:18

Josie hat geschrieben:Lieber Shaftoe,

bitte bitte unbedingt berichten, wie dir das Buch gefallen hat. Ich habe schon geliebäugelt, ob ich es mir direkt jetzt zum Erscheinungsdatum kaufen soll. Ich hatte es mir extra vorgemerkt, alleine der Titel hatte es mir ja angetan. Aber aktuell bin ich noch etwas von Koneffkes "Tsantsa-Memoiren" geschädigt und mein Vertrauen in solch verrückte Titel, komödiantische und kühne Erzählungen ist etwas in Mitleidenschaft gezogen.



Ups, dann streich ich das Buch mal von meiner Liste. Auch gut :breit_grins:
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Mo 17. Mai 2021, 13:55

Es war kein Flop, Maria. Man kann es durchaus lesen, muss es aber nicht. Die Idee fand ich charmant. Der unsterbliche Schrumpfkopf ist auch ein außerordentlich liebenswürdiges und gewitztes Kerlchen. Er erwacht zu Anfang aus seiner Lethargie und entwickelt nach und nach ein Bewusstsein. Der Leser begleitet ihn über einen Zeitraum von ca. 150 Jahren und somit durch das Alltagsleben der jeweiligen Zeit.

2/3 der Geschichte waren auch lesenswert Aber das letzte Drittel fand ich zäh und einfallslos, und sowohl der Schrumpfkopf als auch seine wechselnden Besitzer, die ihn selbstredend über einen so langen Zeitraum naturgemäß verlassen, werden immer blasser und gesichtsloser. Als ob dem Autor die Ideen ausgegangen wären. Zum Schluss habe ich mich etwas durchgequält.
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Di 18. Mai 2021, 12:04

Hallo Maria & Josie

zu Enard: alles was ich von ihm bisher gelesen habe war vom Thema sehr unterschiedlich (Kompass hab ich ausgelassen, Zone war das bisherige Highlight). Ich mag seinen Stil und die ellenlangen Sätze.

Das Jahresbankett der Totengräber gefällt mir saugut (bisher 160 Seiten gelesen), auf das Thema musst erst mal kommen, langweiliger könnte man es sich nicht vorstellen: Ein Anthropologe sucht sich so ziemlich den einsamsten Landstrich auf der Landkarte, zieht für ein Jahr dahin und interviewt die Leute - nicht zu fassen was Enard hier vorlegt, es ist zutiefst menschlich - manchmal so lustig dass ich mir den Bauch halten muss vor lachen, andermal tieftraurig. So wie das Leben einfach ist. Wobei der Ort wunderbar gewählt ist, in einer 264 Seelengemeinde fernab vom Schuss kannst nix geheim halten.

Wenn ihr unentschlossen seid ob ihr euch das Teil zulegen sollt: einfach mal ausgiebig reinlesen, denn wem der Stil nicht gefällt der sollte gleich die Finger von den (zumeist ruhigen) Erzählungen und Tagebuchereinträgen lassen.

Grüße

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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Mi 19. Mai 2021, 20:51

Hallo Shaftoe,

die Leseprobe war schon ganz mein Geschmack. Da du schreibst, dass es in diesem Stil weitergeht und somit der Humor mit den ruhigen Tönen kombiniert wird ohne abzudrehen, dann vertraue ich dir hier vollumfänglich und werde es mit gutem Gewissen kaufen. :drehstuhl:

Und gleich noch ein liebes Danke an dich. Ohne deine Empfehlung und ein nettes Anstupsen hätte ich es wohl erst einmal bei dem Vorsatz belassen, iiiiirgendwann mal António Lobo Antunes lesen zu wollen. Mal schauen, was ich am Ende des Buches sage, aber momentan lese ich beeindruckt "Das Handbuch der Inquisitoren". Jetzt weiß ich, was du mit der Sprachrhythmik meinst (die etwas ungewöhnlich ist, mir jedoch außerordentlich gut gefällt) und ahne ebenso schon ein wenig, was es mit den polyphonen Bewussstseinsströmungen auf sich hat. :breit_grins: Und dennoch geht die Ernsthaftigkeit und Eindringlichkeit des Themas nicht einen Moment verloren. Bislang habe ich den Eindruck, dass diese schrägen Einwürfe und der durchaus immer wieder eingesetzte feinsinnige Humor sogar ein Stilmittel sind, um die drückende Stimmung im Grunde noch zu verstärken. Zumindest empfinde ich das bislang so.
Liebe Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Do 20. Mai 2021, 06:39

Hallo Josie

zum Enard: jetzt muss ich doch eine Warnung aussprechen, ab der Mitte des Buches dreht sich die Geschichte, kein Tagebuch mehr - jetzt wird auf dem Bankett der Totengräber geschwafelt ohne Ende, wie das alles zusammenhängt weiß ich noch nicht (ich hoffe es ergibt am Ende irgendeinen Sinn) - auf alle Fälle bleibt das Buch spannend.

Zu António Lobo Antunes: Das hast du schön ausgedrückt (könnte ich so nicht) - er ist kein Autor für alle Tage, man muss sich auf ihn einlassen. Zum Verständnis seines Werkes hat mir sehr geholfen: Das Buch der Chroniken (gibt drei Teile), das sind kurze Zeitungskolumnen von ihm.

Viel Spaß weiterhin mit der Nase zwischen zwei Buchdeckeln

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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Fr 21. Mai 2021, 17:19

Hallo Shaftoe,

danke für den ersten Zwischenbericht zu den Totengräbern. Dann warte ich doch lieber erst mal auf deine finale Beurteilung.

"Das Buch der Chroniken" hattest du schon mal erwähnt in dem Zusammenhang, falls ich mit "Dem Handbuch der Inquisitoren" nicht so recht klar käme. Die Bücher habe ich mir jetzt auch tatsächlich fest vermerkt.

Und damit versinke ich auch schon wieder mit der Nase zwischen den Buchdeckeln. :buecher_boden: Meine Faszination und Hochachtung vor dem Autor, so einen sprachlichen Geniestreich hinzubekommen, nimmt zu, je weiter ich in dem Buch voran komme. Die Geschichte ist, wie du schon angedeutet hast, eigentlich nur Nebenschauplatz.
Liebe Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2021...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 24. Mai 2021, 14:51

In John Lewis-Stempel: Ein Stück Land erzählt der Autor über Naturbeobachtungen auf seinem Land im Westen von Herefordshire. Ein Jahr lang darf der Leser den Autor auf seinem Stück Land begleiten. Die Betrachtungen bettet er in eine schöne Sprache und er findet immer das passende Wort für Töne und Geräusche in der Natur. Mich hat das Buch glücklich gemacht.

Ein weiteres Buch das mich bewegt hat ist von Tove Ditlevsen: Kindheit.
Zwischen dem ersten und den letzten Satz, die beide prägnant sind, erstreckt sich die Kindheit eines Mädchens, das 1918 in ein Arbeitermilieu geboren wurde und das Dichterin werden möchte. Der Roman erschien 1967 und ist autobiographisch inspiriert.

Im Moment lese ich von Ulrike Draesner: Schwitters, das ein Highlight in meinem Lesejahr werden könnte. Es nimmt den Leser in die Innenwelt eines Künstlers mit, und die äußeren Umständen (Nationalsozialismus) lassen dem Leser viel Raum zum Ausfüllen.
Schöne Grüße, Maria
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