Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Sa 4. Mär 2023, 20:53

JMaria hat geschrieben:Ich stimme Steffi zu: eigentlich kann man alles von Murakami lesen,
Die erste Kurzgeschichte „Der Aufziehvogel und die Dienstagsfrauen“ im Erzählband Der Elefant verschwindet habe ich gleich gelesen, als das Buch bei mir ankam. So beginnt auch, mit ein paar kleinen Abweichungen, auch „Die Chroniken des Aufziehvogels“ und ich freu mich aufs weiterlesen und wie es weitergeht mit der Geschichte.

Ich bin gespannt, Sonja, ob du in diesem Jahr noch zu einem Roman von Murakami greifst.


Das verstehe ich gut, Maria. Ich wäre auch neugierig auf den Vergleich. Dann besteht der Unterschied zwischen der Erzählung und dem Roman also nicht nur in der Übersetzung, sondern ist auch inhaltlicher Natur. Interessant. “Die Chroniken des Aufziehvogels” interessieren mich ebenfalls.
Wie alles von Murakami.
Das Buch enthält wirklich tolle Erzählungen. Die letzten Beiden liegen jetzt noch vor mir.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Sa 4. Mär 2023, 21:04

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Wobei "Madame Bovary ja von Flaubert ist; aber auch eine gute Idee. Ich habe "Madame Bovary" auch noch nicht gelesen. Allerdings besitze ich die wunderschöne Hanser Ausgabe. Die bringen ja sehr gute Neuübersetzungen in sehr schönen Ausgaben heraus.

Aber auch von Balzac findest du einiges als kostenlose ebooks. Aber ob die Übersetzungen gut sind, kann ich nicht beurteilen. Aber einen Versuch sicherlich wert.


arghs, Du hast natürlich recht. “Madame Bovary” – welches ich auch habe – ist von Flaubert. Von Balzac habe ich “Eine Frau von dreißig Jahren”. An Beiden scrollte ich in Calibre – welches ich neuerdings durch den neuen E-Reader benutze – vorbei und hab mich dann prompt verschrieben.

Petra hat geschrieben:Vielen Dank! "Ein einsamer Ort" ist wirklich grandios! Der anfängliche Sog verstärkt sich immer mehr. Ich werde berichten, wenn ich durch bin. Es kann nicht mehr lange dauern, denn ich kann mich kaum von dem Buch lösen. So spannend und so eindringlich! Wie schön, dass der Atrium Verlag diesen Krimi-Klassiker in Neuübersetzung herausgebracht, und der deutschsprachigen Leserschaft somit wieder zugänglich gemacht hat. Ein richtiges Juwel!


Das klingt toll und sehr vielversprechend, wie auch Dein abschließender Bericht. Möglicherweise kann ich nicht mehr lange warten. Wieder so ein schöner Verlag, der uns Krimi-Klassiker wieder bringt.

Petra hat geschrieben:Mit großem Interesse habe ich deinen Bericht über dein neu entfachtes Murakami-Fieber gelesen. Auf "Der Elefant verschwindet" machst du mich damit neugierig, genauso wie du mich damals auf "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede" neugierig gemacht hast. Es wird doch mal Zeit für mich, einige Erzählungen Murakamis zu lesen. (Da fällt mir auch wieder ein, dass der Film "Drive my Car" noch auf meinem Wunschzettel steht; er ist nach Vorlage zweier Kurzgeschichten - Drive my Car und Scheherazade- von Muarkami entstanden, und wurde mit dem Golden Globe als bester fremdsprachiger Film und mit dem Oscar als bester internationaler Film ausgezeichnet.)

Mit "Südlich der Grenze, westlich der Sonne" hast du den für mich (bisher) besten Murakami noch vor dir. Ich las damals die andere Übersetzung ("Gefährliche Geliebte"), die direkte Übersetzung aus dem Japanischen ins Deutsche von Ursula Gräfe gab es damals noch nicht. So bezaubernd, diese Geschichte. Freut mich sehr, dass das Buch auf deine Wunschliste gewandert ist.

Ich freue mich schon auf deine weiteren Eindrücke zu den weiteren Erzählungen.



Auf “Drive my car” bin ich nun sehr neugierig, denn nach dem Lesen Deiner Zeilen hab ich mir direkt den Trailer angesehen und anschließend notiert. Den möchte ich gerne sehen.

Deine Begeisterung für “Gefährliche Geliebte” ist daran auch nicht ganz unschuldig. Schön, dass es nun auch Übersetzungen direkt aus dem Japanischen gibt.
Die Erzählungen gefallen mir sehr. Ein sehr schöner Wiedereinstieg in Murakamis Welt. Von den bisher vier Gelesenen hat jede etwas für sich.
“Wovon ich rede, wenn ich von laufen rede” ist wirklich toll . Ich überlege es noch – vielleicht auch nur ins Auszügen – zu lesen. Auf jeden Fall ein Buch zum immer wieder durchblättern.

Die Erzählungen gefallen mir bislang gut. Ein schöner Wiedereinstieg in Murakamis Werk.

Petra hat geschrieben:Gesehen habe ich, dass du auch mit dem dritten Cormoran Strike durch bist. Schön, dass die Serie sich immer weiter steigert. So soll es sein!


Ja, der Cormoran. Ich werde die Serie jetzt doch weiterlesen, da die Bücher einfach so einen schönen (und sehr spannenden) Schmökereffekt haben. Die Hörbücher merke ich mir aber zum nochmaligen Genuss, denn Dietmar Wunder liest einfach genial. Ich hatte sogar teilweise seine Stimme noch im Ohr.

Dir jetzt viel Spaß mit Deiner neuen kriminalistischen Lektüre! Klingt auch wieder so gut.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Sa 4. Mär 2023, 21:16

Die letzte Woche habe ich “The Blank Wall” von Elisabeth Sanxay Holding, welches erstmalig 1947 erschien, gelesen und inzwischen auch beendet.

Yvonne hatte mir hinsichtlich englischer Bücher den tollen Persephone Verlag empfohlen, der eben dieses Buch neu aufgelegt hat. Nicht nur hatte mir das Reinlesen gleich gefallen, darüber hinaus hat ein gewisser Raymond Chandler die Autorin immer wieder bei den Verlagen und überhaupt als herausragende Autorin angepriesen. Leider ist die Autorin bislang nicht ins Deutsche übersetzt. Es wäre sehr schön, wenn sich das ändern würde.

Doch worum geht’s eigentlich? Wir befinden uns im dritten Frühjahr, nachdem Amerika in den Zweiten Weltkrieg eingetreten ist. Lucias Mann Tom ist “irgendwo im Pazifik” und sie ist Zuhause vor den Toren New Yorks zusammen mit ihrem Sohn, dem 15-jährigen David, ihrer Tochter, der 17-jährigen Bee und ihrem Vater. Bee lernt einen Mann Mitte 30 kennen, doch Lucia untersagt ihrer Tochter den Umgang mit ihm. Die Beiden wollen sich trotzdem treffen. Per Zufall, stößt Lucia auf die Leiche dieses Mannes in ihrer Nachbarschaft und um ihrer Familie jedwede Schwierigkeiten zu ersparen, lässt sie die Leiche verschwinden. Natürlich zieht dies eine Reihe von Ereignissen nach sich.
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben, aber man ist ganz nah dran an Lucia und ihren Gedanken.

Holding schreibt wunderbar und es entstehen sehr intensive Bilder vor dem geistigen Auge. Das Buch ist pure Spannung, aber dennoch herrscht eine gewisse Ruhe vor und es gibt Szenen, in denen man regelrecht abtauchen kann. Mir hat das Buch bis zum Schluss sehr gut gefallen, allerdings finde ich das Ende etwas konstruiert, was den Inhalt für mich ein klein wenig trübt. Sprachlich ist es bis zum Ende ein Genuss.

Insgesamt war es ein sehr schönes Lesevergnügen, da ich immer wieder gerne zum Buch gegriffen habe und einmal eingetaucht, nur schwer wieder an die Oberfläche kommen wollte. Zudem war es für mich ein toller Wiedereinstieg in englischsprachige Bücher und macht mir Lust, zu Weiteren zu greifen.

Zweimal wurde die Geschichte verfilmt: 1949 unter dem Titel "The Reckless Moment" (Schweigegeld für Liebesbriefe) und 2001 als "The Deep End" (Trügerische Stille).

Inzwischen ging es auch weiter mit den Erzählungen von Haruki Murakami, von denen nun nur noch zwei ungelesen sind. Aber nicht mehr lange.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » So 5. Mär 2023, 11:22

Sonja, The blank wall hört sich ja toll an !

Ich habe den dritten Cormoran Strike Band beendet. Schmöker, wie Sonja oben geschrieben hat, trifft es richtig. Der Fall ging für mich etwas langsam voran und das Ende war wenig spektakulär, trotzdem macht das Lesen einfach Spaß.

Ich habe nun Die Nächte der Pest von Orhan Pamuk angefangen. Eigentlich wollte ich bloß mal reinlesen, aber ich bin dann hängengeblieben. Toll erzählt, eine sehr schöne Sprache finde ich und die Atmosphäre auch sehr schön !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 5. Mär 2023, 12:47

steffi hat geschrieben:
Ich habe nun Die Nächte der Pest von Orhan Pamuk angefangen. Eigentlich wollte ich bloß mal reinlesen, aber ich bin dann hängengeblieben. Toll erzählt, eine sehr schöne Sprache finde ich und die Atmosphäre auch sehr schön !



Ging mir auch so. Er hat manche Längen, aber atmosphärisch kommt man voll auf seine Kosten. Es ist immer wieder schön Orhan Pamuk zu lesen. Wie auch bei Haruki Murakami: Der Elefant verschwindet habe ich reingeschoben und in wenigen Tagen beendet. Liest sich weg wie nichts und man hat den gesamten Umfang seines Könnens in kleineren Geschichten kompensiert. Da begegnet man viel bekanntes. „Schlaf“ fand ich besonders stark.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 5. Mär 2023, 18:27

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:arghs, Du hast natürlich recht. “Madame Bovary” – welches ich auch habe – ist von Flaubert. Von Balzac habe ich “Eine Frau von dreißig Jahren”. An Beiden scrollte ich in Calibre – welches ich neuerdings durch den neuen E-Reader benutze – vorbei und hab mich dann prompt verschrieben.


Kein Problem, ich dachte es mir, dass es nur eine gedankliche Verwechslung war. "Eine Frau von dreißig Jahren" habe ich auch, allerdings im Bücherregal, nicht auf dem Reader. Calibre ist bei mir auch in ständiger Benutzung. Ein tollen kleines Programm für den eReader, nicht wahr?! :nicken_freudig:

Sonja hat geschrieben:Das klingt toll und sehr vielversprechend, wie auch Dein abschließender Bericht. Möglicherweise kann ich nicht mehr lange warten. Wieder so ein schöner Verlag, der uns Krimi-Klassiker wieder bringt.


Mir hat "Ein einsamer Ort" wirklich grandios gefallen! Ich hoffe, dass der Atrium Verlag noch weitere Krimis dieser tollen Autorin herausbringt. Wirklich immer solch eine Freude, wenn ein Verlag solche Schätze hebt, nicht wahr?!

Sonja hat geschrieben:Auf “Drive my car” bin ich nun sehr neugierig, denn nach dem Lesen Deiner Zeilen hab ich mir direkt den Trailer angesehen und anschließend notiert. Den möchte ich gerne sehen.

Deine Begeisterung für “Gefährliche Geliebte” ist daran auch nicht ganz unschuldig. Schön, dass es nun auch Übersetzungen direkt aus dem Japanischen gibt.
Die Erzählungen gefallen mir sehr. Ein sehr schöner Wiedereinstieg in Murakamis Welt. Von den bisher vier Gelesenen hat jede etwas für sich.
“Wovon ich rede, wenn ich von laufen rede” ist wirklich toll . Ich überlege es noch – vielleicht auch nur ins Auszügen – zu lesen. Auf jeden Fall ein Buch zum immer wieder durchblättern.

Die Erzählungen gefallen mir bislang gut. Ein schöner Wiedereinstieg in Murakamis Werk. :klavier:


Dass du dir den Film auch notiert hast, freut mich! Ich warte schon länger, dass die DVD im Preis gesenkt wird, aber bisher hatte ich kein Glück. Doch selbst wenn das auch weiterhin nicht geschieht, werde ich nicht mehr so lange widerstehen können. Der Film reizt mich sehr!
Aber auch auf die Erzählungen machst du mir Lust! Ich hatte sie schon häufiger im Auge, und dann doch wieder daraus verloren. So sind sie jetzt wieder in meinem Blickwinkel.

Dass meine Begeisterung für "Gefährliche Geliebte" dich wiederum nicht kalt lässt, freut mich auch. Dieses Buch war wirklich so wunderschön!

Sonja hat geschrieben:Ja, der Cormoran. Ich werde die Serie jetzt doch weiterlesen, da die Bücher einfach so einen schönen (und sehr spannenden) Schmökereffekt haben. Die Hörbücher merke ich mir aber zum nochmaligen Genuss, denn Dietmar Wunder liest einfach genial. Ich hatte sogar teilweise seine Stimme noch im Ohr.


Halte ich für eine gute Idee! Ich finde, wenn man eine Reihe gefunden hat, die so einen richtig tollen Schmöker-Effekt hat, sollte man sich den Genuss nicht nehmen lassen. Ich würde auch weiter lesen! Und dann vielleicht irgendwann noch mal hören.

Und du hattest mir mit meiner neuen Lektüre auch viel Spaß gewünscht. Habe ich auch. "Der Mörder in mir" von Jim Thompson liest sich auch wieder weg wie nichts! Spannend. Ich werde berichten, wenn ich durch bin.

Und du hattest mit "The Blank Wall" auch so ein schönes Leseerlebnis. Weder das Buch noch die Autorin sagten mir etwas, obwohl das ganz nach was für mich klingt. Aber da ihre Krimis nicht ins Deutsche übersetzt wurden, ist sie an mir vorbei gegangen. Bedauerlich, dass es keine Übersetzungen gibt. Umso toller, dass dein Englisch gut genug ist, so dass du es im Original lesen konntest. Und auch überhaupt wieder daran erinnerst wurdest, das ein oder andere im Original zu lesen. Der von Yvonne empfohlene Verlag klingt auch wirklich reizvoll.

Jedenfalls, gerade da ich das Buch nicht lesen kann, danke ich dir umso mehr für die interessanten Einblicke, die du durch deinen ausführlichen Bericht gegeben hast.
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 21. Mär 2023, 10:49

Ich lese immer noch an "Zensiert, verschwiegen, vergessen" von Ines Geipel. Kann das Buch nur noch in Häppchen vertragen. Besonders bewegt hat mich das Schicksal der Dichterin Edeltraud Eckert. Sie starb mit 25 Jahren (als 20-Jährige wurde sie verhaftet) an der Folge eines Arbeitsunfalles im berüchtigten Gefängnis Hoheneck. Sie arbeitete an einer Maschine, in der sich ihre Haare verfingen. Diese und ein Teil ihrer Kopfhaut wurden abgerissen. Das Hautstück hätte sofort desinfiziert werden müssen, was nicht geschah, weil die Aufseherin, die den Schlüssel für den Schrank hatte, nicht anwesend war. Ansonsten traute sich niemand, diesen Schrank zu öffnen.
Sie erhielt keine Beerdigung. Die Behörden äscherten ihren Leichnam ein und setzten sie in einem geheim gehaltenen Massengrab bei. Alles, was die Familie von ihr bekam, waren das Schreibheft mit ihren Gedichten und ein paar persönlichen Besitztümer.
Ines Geipel hat zusammen mit Joachim Walther das Archiv der unterdrückten Literatur der DDR aufgebaut und die Buchreihe "Die Verschwiegene Bibliothek" herausgebracht. Darunter ist auch ein Gedichtband von Edeltraud Eckert, den ich mir sofort bestellt habe: "Jahr ohne Frühling. Gedichte und Briefe".

Geschrieben wurde noch über die ostdeutschen Speziallager. Sie wurden direkt nach Kriegsende errichtet. In den elf Speziallagern, die "nicht selten auf dem Gelände ehemaliger Konzentrationslager" errichtet wurden, saßen bis Ende 1948 gut 150.000 Häftlinge ein. Verbrecher, NSDAP-Funktionäre, Zivilisten. Aber auch sehr viele Opfer von Denunziationen. Erst hieß es, diese Einrichtungen dienten der Entnazifizierung. Doch schnell wurden sie zum Instrument der neuen Diktatur. Klassenfeinde sollten isoliert werden, Widerstand - ob tatsächlicher oder erdachter - sollte gebrochen werden, bürgerliche Eliten sollten ausgeschalten werden. Durch Hunger, widerwärtige hygienische Bedingungen und Epidemien war die Todesrate sehr hoch. 42.889 Häftlinge starben. 25.000 deportierte man in sowjetische Gulags. "Insgesamt ein Drittel - oft ,nominelle' Nazis - entließ man im Laufe der Zeit. Die kritischen Stimmen der SBZ-Politik blieb in Gewahrsam. Im Herbst 1948 wurden die 28.000 verbliebenen NKWD-Häftlinge auf die großen Internierungslager Bautzen, Sachsenhausen und Buchenwald konzentriert. Als im Februar 1950 auch diese geschlossen wurden, kam die Hälfte der Insassen frei. Die restlichen 14.000 Häftlinge wurden auf die Gefängnisse der DDR verteilt."
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mi 22. Mär 2023, 17:49

Ich bin mal wieder mit Tad Williams in Osten Ard : Das Reich der Grasländer, Band 1 und 2. Spannende High Fantasy.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 24. Mär 2023, 14:28

Ich komme gerade viel zu wenig zum lesen, aber ich bin nun im 3. Teil von Murakamis „ Aufziehvogels“. Bereits ein Top 2023 für mich, was für ein Sog dieser Roman entwickelt.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 28. Mär 2023, 20:14

JMaria hat geschrieben:Ich komme gerade viel zu wenig zum lesen, aber ich bin nun im 3. Teil von Murakamis „ Aufziehvogels“. Bereits ein Top 2023 für mich, was für ein Sog dieser Roman entwickelt.

Das ist schön !

Ich habe mit Bin im Garten von Meike Winnemuth begonnen. Macht sofort Lust auf Gartenarbeit, Garten
planung und Pflanzen kaufen ! :breit_grins:

Außerdem habe ich mit Ein liebender Mann von Martin Walser begonnen. Ich bin gespannt auf den Vergleich zu Thomas Manns Lotte in Weimar, obwohl es ja eine andere Perspektive ist.
Gruss von Steffi

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