Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Fr 15. Nov 2024, 16:34

Ich dachte bisher immer, das Maeve Binchy (28.5.1939 - 30.7.2012) die Autorin von seichten Liebesgeschichten ist. Und auch der Titel "Irische Sehnsucht" klingt ganz danach. Aber so kann frau sich irren, wenn sie nicht genau genug hinschaut. Die Kurzgeschichten in "Irische Sehnsucht" sind alles andere als seichte Liebesgeschichten. Sie sind aus dem Leben gegriffen und fast jedes Ende lässt mich an die Kurzgeschichten von Shirley Jackson (obwohl sie ein anderes Genre bedient) denken, bei der es zum Ende immer einen richtigen Ruck gibt. Und dann fiel mir noch ein, dass ich vor sehr vielen Jahren den Film "Im Kreis der Freunde" gesehen habe, der mir so richtig gut gefiel. Und die Vorlage dazu stammt von Maeve Binchy. Ich denke mal, ich bleibe an dieser Autorin dran.

Maeve Binchy: Irische Sehnsucht - Erzählungen von der grünen Insel
Aus dem Englischen von Gabriela Schönberger

Buchinfo
21 warmherzige Geschichten aus dem Nachlass der beliebten Autorin erzählen von Liebe, Beziehungen, besonderer Freundschaft und etwas, das wohl jeder von uns kennt: Sehnsucht.

Da ist zum Beispiel Maggie, die erst Jahre nach ihrem Collegeabschluss den Mut findet, aus dem Schatten ihrer Konkurrentin von damals herauszutreten.
Rory verliebt sich in Fiona, doch die scheint unerreichbar zu sein - schließlich ist sie Radiosprecherin und er nur ein aufmerksamer Zuhörer.
Und eine alleinerziehende Mutter stellt fest, dass die neue, ungeliebte Freundin ihrer Tochter unter der aufmüpfigen Schale ein sehnsuchtsvolles Herz versteckt.

Buchbeginn
Georgia war schon immer die geborene Anführerin gewesen. Früher in der Schule kopierte jeder ihren Stil. Als Georgia die Idee hatte, ihre Schulbücher mit einem roten Band zusammenzuschnüren, ließen alle ihre Schultaschen und Rucksäcke zu Hause und benutzten ebenfalls Bänder.
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 16. Nov 2024, 20:28

Maarten 't Hart: Das Paradies liegt hinter mir - Meine frühen Jahre

Maarten 't Hart hat schon als Kind klassische Musik geliebt. Ihm erging es mit der Musik wie mir, der das Herz aufgeht, wenn ich mal ein richtig schönes Gespräch über Bücher und das Lesen habe. Zu Hause hat die ganze Familie sie ihm vergällen wollen, wenn es sich nicht um kirchliche Musik handelt. Mir hat man zu Hause das Lesen vergällt. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie ich diese Liebe zu Büchern entwickeln konnte. Entsprechende Vorbilder hatte ich keine. Wunderbar zu lesen, was er alles anstellte, um dennoch in ihren Genuss zu kommen.

Buchinfo
Seine Romane sind bevölkert von Eigenbrötlern, Schelmen und Figuren, die ihm zum Verwechseln ähneln - Maarten 't Harts Leben steckt in seinen Büchern. Seine Autobiografie gewährt erzählerische Einblicke in seine frühen Jahre, die ihm bis heute Geschichten für seine Fabulierkunst liefern.

Buchbeginn
Jedermann

Für die meisten Menschen ist es ganz selbstverständlich, dass sie einzigartig sind. Ihre Eltern haben ihnen möglicherweise einen Namen gegeben, der häufig vorkommt, wie zum Beispiel Jan oder Maria, der aber in Verbindung mit ihrem Nachnamen sofort einmalig klingt. Auf der ganzen Welt gibt es bestimmt keinen anderen Menschen, der wie meine Frau Hanneke van den Muyzenberg heißt. Doch als ich geboren wurde und den Namen Maarten erhielt, gab es allein in meiner Verwandtschaft bereits sechs weitere Personen mit demselben Vor- und Nachnamen. Seit dem sind in der nächsten Generation noch ein Dutzend Maartens dazugekommen; mein Bruder hat einen Sohn, der ebenfalls Maarten 't Hart heißt.

Zitat

Wenn ich im Sommer an einem ganz normalen Ferientag morgens um sechs aufstand, hatte ich um neun bereits mein erstes Buch aus, um zwölf das zweite, um drei das dritte und noch vor dem Abendessen das vierte. Für nach der Mahlzeit hatte ich mir dann ein ordentlich dickes Buch mit rund vierhundert Seiten aufbewahrt, und das reichte so gerade bis zur Schlafenszeit. Aber fünf Bücher am Tag, davon wird man mit der Zeit doch ziemlich rammdösig. Außerdem verträgt mein Körper es nicht, wenn ich mich wenig bewege. Während des Lesens schlafen der Reihe nach all meine Gliedmaßen ein.
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » So 17. Nov 2024, 15:19

Hallo alle,

ich bin mal wieder bei einem Krimi-Klassiker gelandet und lese

John Dickson Carr: The Lost Gallows (in Deutsch als "DIe Straße des Schreckens" in den 1950ern veröffentlicht), eine Geschichte um den französischen Untersuchungsrichter Bencolin aus dem Jahr 1931.

Nicht beabsichtigt -mir war einfach nur wieder nach einem Carr-, aber sehr passend spielt die Handlung ebenfalls im November, im nebligen London:

Im "Brimstone", einem Club, der nicht immer einen einwandfreien Ruf hatte, sitzen Bencolin, sein Freund Jeff Marle und Sir John Landevorne von Scotland Yard in der Lounge des Clubs, als sie ein Miniaturmodell eines Galgens entdecken, das offenbar einem anderen Mitglied des Clubs zugeschickt wurde. Der Galgen ruft eine weitere kuriose Geschichte in Erinnerung, die kürzlich dem jungen Dallings passiert ist. Der schwört nämlich Stein und Bein, dass er, als er sich neulich Nacht im Londoner Nebel in eine fremde Straße verirrte, dort einen Galgen sah - und wie jemand die Stufen dorthin hinaufstieg. Schnell wird klar, dass die Ereignisse im Club und Dallings' Erlebnis keine Zufälle sind. Der Empfänger des Galgens, ein mysteriöser Ägypter, verschwindet, sein Bediensteter wird ermordet und Bencolin, Marle und Sir John liefern sich nur Stunden nach dem Fund des Galgens eine rasante Verfolgungsjagd mit einer Leiche...

Was für ein Beginn! Wie gewohnt ist die Geschichte fast von der ersten Seite an skurril, geheimnisvoll, sehr atmosphärisch und kurzweilig. Zwar bin ich erst in Kapitel 4 (ich bin in den letzten Monaten abends einfach zu müde, um viel mehr als ein paar Seiten zu lesen), aber ich bin sicher, dass ich dieses Buch ziemlich flott beenden werde.

Gruß
Trixie
Ich lese gerade:
Charlotte Macleod: Der Spiegel aus Bilbao

Viel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 19. Nov 2024, 12:53

Hallo Trixie

Das klingt spannend. Ich wünsch dir einen tollen Lese-Flow. Sieht ja ganz danach aus :nicken_freudig:
Passt ja gut zu unserem Dickson Carr-Thread
viewtopic.php?f=2&t=6222&p=72384#p72384
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 22. Nov 2024, 17:22

Viel Spaß, Trixie, mit deinem Krimiklassiker. Klingt auf jeden Fall sehr schön !

Ich bin mittendrin in Betrug von Zadie Smith. Es geht um den Tichborne-Fall, der 1873 in London für Aufsehen sorgte. Ein Mann aus Australien behauptete, der auf See verschollene Lord Tichborne zu sein. Dessen Gerichtsverhandlung verfolgt Eliza Touchet, Kusine des Schriftstellers William Ainsworth. Und ja, mit Betrug haben irgendwie alle Personen mehr oder weniger zu tun. Gefällt mir bisher gut, obwohl es etwas anstrengend zu lesen ist. Sehr kurze Kapitel und ein ungewohnt moderner Stil für einen historischen Roman, in den auch moderne Ansichten mit hineinspielen.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 24. Nov 2024, 22:33

steffi hat geschrieben:Viel Spaß, Trixie, mit deinem Krimiklassiker. Klingt auf jeden Fall sehr schön !

Ich bin mittendrin in Betrug von Zadie Smith. Es geht um den Tichborne-Fall, der 1873 in London für Aufsehen sorgte. Ein Mann aus Australien behauptete, der auf See verschollene Lord Tichborne zu sein. Dessen Gerichtsverhandlung verfolgt Eliza Touchet, Kusine des Schriftstellers William Ainsworth. Und ja, mit Betrug haben irgendwie alle Personen mehr oder weniger zu tun. Gefällt mir bisher gut, obwohl es etwas anstrengend zu lesen ist. Sehr kurze Kapitel und ein ungewohnt moderner Stil für einen historischen Roman, in den auch moderne Ansichten mit hineinspielen.



Hallo Steffi,

Ich hab’s gern gelesen. Die kurzen Kapitel und die Multiplot-Erzählform haben mir sehr gut gefallen. Ich fand das gab dem Roman Tempo, zumindest kam es mir so vor. Und wie die Massen bei den Gerichtsverhandlungen reagieren, das lässt einen echt an die heutigen Fakenews erinnern, nichts kann den Glauben an eine Person die verehrt wird erschüttern. Keine Fakten.


Es war das erste Mal dass ich von diesem Tichborne Fall hörte. Fand ich hochinteressant.

Kurioserweise bin ich danach gleich nochmals auf den Tichborne Fall gestoßen. In einem Krimi von John Dickson Carr, den ich kurz danach las: Die Tür im Schott (Dr. Gideon Fell 9). Darin wird der Fall erwähnt, weil es auch darin um Identitätsklau geht.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 26. Nov 2024, 13:52

Ich kannte den Tichborne-Fall bisher auch nicht. Schon sehr kurios :breit_grins: und ich finds auch lustig, dass dir der Fall gleich nochmal über den Weg lief.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 3. Dez 2024, 11:06

Ich habe Nino Haratischwili: Das achte Leben (Für Brilka) beendet und es war ein großartiger Lesestoff. Man ist ganz nah an den Figuren. Eine Familiengeschichte die ca 100 Jahre umfasst und in Georgien spielt. Mit knapp 1280 Seiten das längste Buch das ich in diesem Jahr las. Ein Jahres-Top.

Und letztendlich war es ein seltsames Gefühl das Buch zu lesen und gleichzeitig in den Medien die Wahlen und die Aufstände in Georgien zu sehen.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 3. Dez 2024, 18:48

Freut mich, dass es dir auch so gut gefallen hat wie mir !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 6. Dez 2024, 11:40

Ich lese nun von Tan Twan Eng: Der Garten der Abendnebel.

Bereits die ersten 50 Seiten berühren mich sehr. Eine Richterin die vorzeitig in den Ruhestand geht, weil sie ihr Gedächtnis durch Krankheit so nach und nach verlieren wird. Sie geht zurück an einen Ort, an dem sie in jungen Jahren nach dem Krieg gelebt hat und ein japanischer Gärtner angelegt hat: Yugiri - Der Garten des Abendnebels.

Der Roman spielt in den Cameron Highland in Malaya.

Und führt uns auch in den die Geschichte der Japanische Invasion der Malaiischen Halbinsel.

1. Satz
Auf einem Berg über den Wolken lebte einmal ein Mann, der dem Kaiser von Japan als Gärtner gedient hatte.
Schöne Grüße, Maria
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