Ich lese. Eigentlich reicht der Satz schon, denn allein die Tatsache macht mich schon glücklich, dass ich endlich mal wieder etwas lese!

Und seltsam ist, dass mich abermals
Michiko Aoyama aus meinem Lesetief holt. Vor zwei Jahren hatte ich krankheitsbedingt eine längere Leseflaute, und nichts konnte mich begeistern und fesseln. Bis ich zufällig auf "Frau Komachi empfiehlt ein Buch" stieß. So gar nicht mein Genre. Aber genau das Richtige damals. Unaufgeregt, wohlwollend, und für Menschen, die sich gerade verloren haben oder überfordert fühlen, wie gemacht. Für mich war das Buch damals Balsam für die Seele.
Und jetzt lese ich von ihr
"Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen". Hier sind es Kurzgeschichten, deren Figuren alle miteinander lose verwoben sind. Und wieder sind es Menschen, die mit sich hadern, und durch kleine Begegnungen oder scheinbar alltägliche Ereignisse wieder Zuversicht gewinnen oder ihren Weg (wieder)finden. Aber im Kleinen... einfach den nächsten Schritt tun. Denn genau das reicht eigentlich immer schon. Der Rest des Weges geht sich dann fast von alleine. So ist es doch oft. Und ich hoffe, mir geht es auch so mit diesem Buch. Ein erster Schritt zurück zum Lesen... und ich hoffe, dass es mir geht, wie mit ihrem anderen Buch, dass ich danach mühelos wieder weiter, und weiter gehen kann.
Übrigens: Auch wenn es nicht mein Genre war, hat Michiko Aoyama mir eine Tür für Bücher dieser Art geöffnet. Auf dem Buchmarkt ist gerade eine große Nachfrage noch dieser Art Wohlfühl-Literatur aus dem asiatischen Raum. Und mir scheint, diese Geschichten treffen einen Nerv unserer Zeit: alles ist so unglaublich laut, schrill und viel, dass die überforderte Seele nach Ruhe und nach klein, leise und wenig ruft. Mir geht es zumindest die letzte Zeit öfters mal so. Und so freue ich mich, dass ich noch einige Bücher dieses Genres für mich entdeckt habe, und für den "Notfall" hier liegen habe.
@Steffi, das freut mich aber, dass "James" für dich ein Jahreshighlight ist! War es für mich ja letztes Jahr. Es hat mich so sehr beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit Percival Everett dieses schwere Thema angeht, und Mark Twains Klassiker so wunderbar neu erzählt, dass man einerseits einen Abenteuerroman liest, und andererseits den Rassismus der damaligen Zeit, so verdeutlicht. Und mir ging es wie dir: Selbst Mark Twain mit seinen guten Absichten, sieht man danach anders. Natürlich absolut im Kontext zur damaligen Zeit. Aber mir ging es wie dir: Durch James Sicht habe ich erst so bemerkt, was auch ich in Twains Klassiker als selbstverständlich hingenommen habe. Tolles, tolles Buch!
Und mit deiner Beschreibung von „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ hast du mich auf diesen Roman von Murakami neugierig gemacht. Das Thema könnte mir derzeit gut liegen, da ich in meinem Umfeld leider Ausgrenzungen beobachte, und Auswirkungen davon.
Dann bin ich mal gespannt, zu was du als nächstes greifst, Steffi!
@Maria, Günter Grass' Erzählung scheint auch eine lohnenswerte Lektüre. Schön, dass auch die Zeichnungen von Grass enthalten sind.
Bücher können doch heilen!
