Hallo Ihr Lieben,
jetzt war der Thread schon so weit noch unten gerutscht, dass ich fast vergessen hätte, dass ich hier ja auch schon ewig antworten wollte.
Auf Rosalind bzw. Damien als Mörder wäre ich auch nicht gekommen. Ich hatte ebenfalls, natürlich, Jonathan Devlin im Verdacht und zwischenzeitlich ging es mir übrigens genau wie Petra und ich habe sogar Rob selbst verdächtigt. Was aber wahrscheinlich auch daran lag, dass ich ebenfalls schon gespoilert war und wusste, dass er im nächsten Band nicht mehr dabei sein würde.
Mir hat die Auflösung sehr gefallen, weil sie gleichzeitig, zumindest für mich, sehr überraschend war und trotzdem war das kein Mörder, der ein paar Seiten vor Schluss aus dem Hut gezaubert wurde, sondern die Hinweise waren da, wir haben sie nur alle übersehen. Z.B. die Geschichte mit dem verdächtigen Mann, die sowohl Damien, als auch Jessica erzählen, der aber so gar nicht passen will. Oder auch Damiens Nervosität, als er die Leiche findet. Überhaupt Rosalinds Verhalten im Nachhinein, nur fällt das beim Lesen nicht so auf, weil wir sie nur aus Robs Sicht sehen. Oder eben die Hinweise auf das Münchhausen-Syndrom, Casies Psychopathen-Beschreibung.
Was meint ihr, hätte sie Rob trotzdem vorwarnen sollen oder hätte er ihr sowieso nicht geglaubt, wenn sie Rosalind eine Psychopathin genannt hätte und sie hat richtig gehandelt?
Aber es gab noch andere Sachen, die mir an der Auflösung gefallen haben. Zum einen, dass Rosalind davon kommt, obwohl sie definitiv schuldig ist und es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis sie ihr nächstes Opfer findet. Das fand ich realistisch, denn ich kann mir vorstellen, dass es öfter vorkommt, dass die Polizei genau weiß, wer der Mörder ist, das vor Gericht aber nichts zählt. Auch dass der Vater geahnt hat, wie Rosalind wirklich ist, die Mutter das aber überhaupt nicht wahr haben möchte, hat mir gefallen. Irgendwie auch verständlich, denn wer möchte schon wahr haben, dass sein Kind ein Psychopath ist?
Und das war ja eigentlich auch der nächste Hinweis auf Rosalind als Täterin, als Rob wusste, dass Jonathan etwas weiß, es aber nicht sagen möchte. Da konnte es ja eigentlich nur jemand aus der Familie sein.
Dass das Verschwinden von Peter und Jamie nicht aufgeklärt wird, hat mir ebenfalls gefallen, ich finde, das hat zur gesamten Geschichte gepasst. Mich hätte es auch gestört, hätte die Autorin da am Ende noch eine Auflösung hervor gezaubert.
Dieses Metallding am Ende, ich habe dazu auch keinen näheren Hinweis entdeckt. Ich weiß auch gar nicht ob die Autorin das wollte. In meinen Augen war das einfach ein Gegenstand, vielleicht hatte es etwas mit Peter und Jamies Verschwinden zu tun, vielleicht hat er ihnen gehört, vielleicht auch nicht. Rob kann sich auf jeden Fall nicht erinnern und nach dem Unheil, das aus seinem Versuch entstanden ist, das Rätsel zu lösen, möchte er das wahrscheinlich auch gar nicht. Vielleicht auch, weil er weiß, dass er es nicht könnte.
Und die Tatsache, dass er sich dem Bauarbeiter als Adam Ryan, dessen Freunde damals verschwunden sind, vorstellt, hat für mich durchaus auch etwas Hoffnungsvolles, heißt es doch, dass er vielleicht endlich seinen Frieden mit den damaligen Ereignissen gemacht hat und sich nicht mehr versteckt.
Ob das Rätsel um das Verschwinden der beiden im Laufe der Serie noch aufgeklärt wird, keine Ahnung. Ich müsste das nicht haben, weil ich es eben auch einmal erfrischend realistisch finde, dass man als Leser mit der gleichen Ungewissheit leben muss, mit der ja auch viele Angehörige etc. leben müssen. Nicht zuletzt auch Rob.
Und apropos Realismus, wie habt ihr denn die gemächlichen Ermittlungsarbeiten empfunden? Zu langatmig oder genau richtig? Für mich war das ein ganz großer Reiz dieses Buches, dass da richtig ermittelt wurde, auch in jede Menge falsche Richtungen, und nicht einfach über Hinweise gestolpert.
Die Beziehung von Cassie und Rob hat mir auch sehr gefallen und ich fand es richtig tragisch zu lesen, wie diese Beziehung am Ende des Buches in die Brüche geht. Wenigstens Cassie und Sam scheinen ihr Glück gefunden zu haben.
Auch überzeugend fand ich, wie man als Leser Robs Absturz miterlebt.
Diese Erinnerung im Wald fand ich auch durchaus überzeugend, denn, soweit ich weiß, gibt es nach traumatischen Erlebnissen durchaus solche Flashbacks, die durch bestimmte Dinge, die man mit dem Trauma in Erinnerung bringt, ausgelöst werden. Dass können bestimmte Dinge, Situationen oder auch nur ein Geruch sein, in Robs Fall ist das eben der Wald.
Übrigens finde ich den englischen Titel "In the Woods" sehr viel gelungener als "Grabesgrün". Den finde ich irgendwie nichts sagend. Und auch das englische Cover mit dem Wald darauf gefällt mir besser.
Wegen dem BMX, im englischen Orinial heißt der erste Satz "Picture a summer stolen from some coming-of-age film set in a small town 1950s." Da finde ich, wird durch das "stolen" schon ein bisschen deutlicher als in der Übersetzung, dass wir uns nicht in den 50er-Jahren befinden.
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den zweiten Band, den ich mir ja neulich bestellt habe. Auch wenn mich da die Ausgangssituation, die ich irgendwo gelesen habe, nicht so wirklich überzeugen konnte. Aber ich hoffe mal, dass Tana French mich da eines besseren belehren kann. Ich kann ja, wenn es Euch interessiert, dann hier berichten, wie mir Band 2 gefallen hat, dauert aber sicher noch ein bisschen. Die Übersetzung wird da ja sicherlich auch nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Und jetzt ist dann erst einmal das Hörbuch dran. Ich bin schon gespannt, wie man die Geschichte empfindet, wenn man den Täter bereits kennt.
