Hallo zusammen,
ich habe mit "Krieg und Frieden. Die Urfassung" (Fischer Verlag) begonnen. Bei Tolstoi denke ich oft an "Sperrigkeit" und immer wieder überrascht er mich mit seiner Erzählkunst, so langsam müßte ich es wissen.
Nach 30 Seiten malt uns Tolstoi ein wunderbares Salonbild; die kleine Fürstin, die schöne Helene, der dandyhafte Ippolit, der erzählerische Vicomte, die alles überblickende Prinzessin, die Hauptfigur des Salons. Sehr fein beschrieben.
Beispiel:
die Beschreibung von Fürst Ippolit:
Er trug einen dunkelgrünen Frack, seine Hose hatte eine Farbe wie der Schenkel einer erschrockenen Nymphe, wie er selbst sagte, dazu trug er lange Strümpfe und Schnallenschuhe. Er saß dem Erzähler gegenüber tief in seinen Sessel zurückgelehnt und legte seine Hand mit dem Ring und Wappensiegel so weit ausgestreckt vor sich auf den Tisch, daß es ihn große Mühe kosten mußte, sie in dieser Lage zu belassen, dennoch behielt er diese Haltung während der ganzen Erzählung bei. In der anderen hand hielt er das Lorgnon, und mit eben dieser Hand strich er seine Haare nach oben, was seinem langgezogenen Gesicht einen noch merkwürdigeren Ausdruck verlieh; ...ich kann mir das sehr gut vorstellen
zu der Ausgabe die ich lese:
es ist die Urfassung von Krieg und Frieden, d.h. eine kürzere Version als die spätere Ausgabe. Allerdings wird von Kritikern empfohlen, die Urfassung als ein eigenständiges Werk zu betrachten.
Hier nochmals einige Angaben, die bereits in diesem Thread erwähnt wurden:
die Urfassung ist kürzer und der Epilog fällt weg. Näheres kann man bei Perlentaucher nachlesen:
http://www.perlentaucher.de/buch/15907.htmlAuszug aus dem Klappentext (Eichborn Verlag):
Die nun von Dorothea Trottenberg hervorragend übersetzte, rekonstruierte Urfassung ist nur ungefähr halb so lang wie die uns bekannte Endfassung, mehr Familien- als Kriegsgeschichte, entbehrt die langen Exkurse zur Geschichtsphilosophie und wartet mit vielen anderen Entwicklungen und einem gänzlich anderen Ende auf. Damit ist auch ein neuer Tolstoi zu entdecken.
Das Taschenbuch ist beim Fischer Verlag erschienen.
Krieg und FriedenGruß,
Maria