Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 12. Okt 2024, 21:18

Moin miteinander,

ich lese seit ein paar Tagen "Das Geheimnis der Glasmacherin" von Tracy Chevalier, einer meiner Lieblingsautorinnen. Sie ist die Einzige, die mich historische Romane lesen lässt (bis auf seltene Ausnahmen, wenn ich da zum Beispiel an die Margaret-von-Ashbury-Trilogie von Judith Merkle Riley denke).
Für mich ist schon der Titel außergewöhnlich, kenne ich doch nur den Beruf des Glasbläsers. Aber egal, wie, ob machen oder blasen, die Autorin schreibt sehr interessant über den Beruf und das Drumherum. Dass Familien zum Beispiel unter sich bleiben, damit die eigene Kunst nicht weitergegeben oder gar gestohlen wird. Und wenn es doch ein Fremder, gar noch jemand aus einer anderen Stadt schafft, und er die Familie dann verlässt, wird er quasi zum Freiwild.
Als die Pest kommt und das Geschäft fast gänzlich zum Erliegen kommt, bekommt Orsola, die Hauptfigur, von einer Frau den Rat, Glasperlen herzustellen. Sie schafft sogar so gute herzustellen, dass sie ein bisschen Geld damit kann.

Ich bin fast bei der Hälfte angelangt; die Geschichte scheint sich zeitmäßig durch mehrere Generationen zu ziehen. Das gefiel mir damals bei "London" von Rutherfurd ausnehmend gut. Tracy Chevalier hat sich hier etwas, zumindest für mich, Neues einfallen lassen. Die Zeit vergeht, wir bleiben aber immer bei denselben Figuren. Das war anfänglich etwas ungewöhnlich. Inzwischen gefällt mir das aber richtig gut, weil ich mich nicht an immer neue Namen gewöhnen muss.

Und was für ein Schmuckstück ist dieses Buch, die reinste Augenweide.

Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende.
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 13. Okt 2024, 12:03

Hallo Didonia,

ich lese Tracy Chevalier auch sehr gerne.
Wir hatten uns mal darüber „unterhalten“:
viewtopic.php?f=2&t=891&p=53404&hilit=Chevalier#p53404

Klingt gut was du oben über ihren neuen Roman schreibst.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » So 13. Okt 2024, 12:17

Ahhh ja, danke, Maria. Danke für die Erinnerung. Und Du hast recht, so himmelhoch jauchzende Happy Ends gibt es bei ihr nicht. Vielleicht auch ein Grund, warum ich sie so gerne lesen.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » So 13. Okt 2024, 20:03

Ich lese gerade von Michael Sommer Dark Rome Das geheime Leben der Römer. Ist schon sehr spannend, was alles damals passiert ist. So hätte ich mir damals den Geschichtsunterricht gewünscht!
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 19. Okt 2024, 10:33

Ich hatte mich so auf "Aufs Meer hinaus" von Cecilie Enger gefreut. Geht es hier doch um zwei Frauen in Norwegen. Norwegen zieht mich seit einiger Zeit magisch an, stammt doch meine Oma väterlicherseits von dort.

Leider war es etwas enttäuschend. Ja, es liest sich ratz fatz weg, aber: Es soll um die ersten Reederinnen gehen. Ja, die beiden Frauen gab es wirklich. Über Hanna Brummenæs gibt es sogar einen englischen Wikipediaeintrag. Über Bertha Torgersen habe ich nichts gefunden.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht von Bertha erzählt. Hanna erscheint eigentlich nur, wenn sie mit Bertha interagiert oder wenn Bertha über Hanna nachdenkt. Wir erfahren zwar den Unterschied zwischen beiden Frauen, aber von Hannas Gedankenwelt hätte ich gerne mehr erfahren. Sie scheint mir die interessantere der beiden Frauen zu sein.

Zudem lief mir die ganze Geschichte zu glatt. Es war noch die Zeit, wo sich Frauen alles erkämpfen mussten. Wo das Wort homosexuell erstmals auftaucht. Doch bei den beiden läuft alles glatt. Bis auf zwei, drei Ausnahmen wurden sie nie angefeindet. Sie hatten immer Glück. Bis auf das Unglück zum Schluss.
Und für meine Begriffe wurde der Teil, wo es dann um die Reederei geht, fix auf den letzten 100 Seiten abgearbeitet.

Apropos erste Reederinnen: In Bremen gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Werftbetreiberin und Reederin Anna Lange, die schon aus einer Schiffbauerfamilie stammt. Im Gegensatz zu Bertha und Hanna hat Anna auch noch zwölf Kinder zur Welt gebracht.
Mehr zu Anna Lange: https://www.bremenzwei.de/themen/fra...lange-100.html
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 24. Okt 2024, 12:10

Vita Sackville-West / Harold Nicolson: In der Ferne so nah - Briefwechsel einer ungewöhnlichen Liebe

Ihr Werk umfasst zwölf Romane, fünf Biografien und mehrere Bände mit Erzählungen, Gedichten, Gartenratgebern und Reisebeschreibungen.
Noch fast berühmter ist sie allerdings als Landschaftsgärtnerin. Zusammen mit ihrem Mann Harold legt sie auf dem Landsitz Sissinghurst einen idealen Garten an. Noch heute zieht Sissinghurst jährlich Tausende Besucher aus aller Welt an. Es gilt als Meisterwerk englischer Gartenkunst.

Buchinfo
Vita Sackville-West war eine schillernde Figur ihrer Zeit, die auch durch ihre Affäre mit Virginia Woolf berühmt wurde.
In dem Diplomaten Harold Nicolson fand die britische Schriftstellerin und leidenschaftliche Landschaftsgärtnerin einen Partner, mit dem sie eine Ehe jenseits aller Konventionen leben konnte. Räumlich häufig getrennt, schrieben sich die beiden unzählige Briefe, die eindrucksvoll von ihrer einzigartigen Liebe erzählen.

Buchbeginn
Zum ersten Mal begegnet sind sich die beiden im Juni 1910 auf einer Dinnerparty. Vita ist gerade achtzehn Jahre alt, Harold vierundzwanzig. Vier Tage später lädt Vita ihn zu einer Theateraufführung in den Park von Knole, dem Stammschloss der Sackville-Wests, ein.

Zitate
Long Barn, Februar 1917
Liebling, komm rauf und wirf einen Blick in mein Zimmer, und wenn ich schlafe, küsse mich und schleiche davon wie ein Mäuschen; und wenn ich nicht schlafe, küsse mich dennoch, und bleib dann bei mir. - Vita

1. Oktober 1918
Weißt Du, ich denke nicht, dass es eine Liebe wie die unsere oft gibt. Es gibt Leidenschaft und es gibt Gewohnheit. Aber das Wissen, dass man verbunden, zusammengeschmiedet und zusammengelötet ist durch eine Mischung aus Leidenschaft ,und' Gewohnheit ,und' Zärtlichkeit ,und' Freundschaft ,und' Lebensumstände ,und' Erinnerungen ,und' - vor allem - durch das, was man Liebe nennt, was im Wesentlichen einnem Gefühl von Zusammengehörigkeit, von Ausgewählthaben entspricht, von: "Er gehört MIR" - ich glaube nicht, dass das oft passiert. - Vita
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 24. Okt 2024, 12:13

"Hoffnung auf Papier" von Stephanie Butland habe ich vergangene Nacht beendet. Und mein Herz war so übervoll von der Geschichte, dass mir auch gleich ein paar Sätze dazu gelungen sind.

Am liebsten würde ich dieses Buch gleich noch einmal lesen. Was für eine wunderbare Geschichte. In der Regel lese ich 50 Seiten am Tag. Dieses Buch mit seinen knapp 400 Seiten hat mich nur drei Tage beschäftigt. Beschäftigt im wahrsten Sinne des Wortes. Denn immer, wenn ich es aus der Hand legen musste, ging es mir nicht aus dem Kopf. Ob ich nun beim Geschirr abtrocknen war, beim Bügeln oder saubermachen. Immer habe ich drüber nachgedacht. Und die letzten 50 Seiten habe ich im Schneckentempo gelesen, weil ich die Geschichte einfach nicht verlassen wollte.

Die Antiquariatsbuchhandlung "Lost For Words" hat während der Corona-Pandemie einen Brief von Rosemary, einer älteren verheirateten Frau bekommen. Sie bittet darum, dass sie ihnen jede Woche ein Buch zuschickt.
Daraus erwächst in der Inhaberin Loveday die Idee einer Bücherapotheke. Eine Anzeige wird in die Zeitung gesetzt und der Laden kommt in Schwung. Die Leute schreiben per Post oder Mail. Mal mehr und mal weniger Privates. Daraufhin wird ihnen ein Bücherpaket fertig gemacht. Das kann per Post verschickt, an der Tür abgeholt werden oder innerhalb der Stadt bringt die Inhaberin es per Fahrrad nach Hause. Alles mit gebührendem Abstand.

Die Leute, die sich von der Buchhandlung ein "Rezept" zusammenstellen lassen, werden auch vorgestellt. Wie es ihnen während Corona geht, Vergangenheit, Gegenwart. Das, was Corona so mit sich gebracht hat, wird angesprochen: Einsamkeit, Gewalt in der Familie, Liebe/Trennung, Rassismus, die Situation der Pflegekräfte. Aber auf so unterhaltsame und herzenswarme Weise. Gar nicht schwülstig oder übertrieben brutal.
Und obwohl so viel passiert, Gutes wie Schlechtes und Trauriges, ist es doch ein leises Buch.

Die "Rezept"-Bücher werden in der Geschichte mit ein, zwei Sätzen vorgestellt. Im Anhang gibt es dann noch einmal eine Auflistung aller im Buch erwähnten Bücher. Da erhält dann auch jedes Rezept einen Namen.

Wer gerne der Reihe nach liest, dem empfehle ich "Ich treffe dich zwischen den Zeilen". Das ist das Vorgängerbuch.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 25. Okt 2024, 11:31


Vita Sackville-West / Harold Nicolson: In der Ferne so nah - Briefwechsel einer ungewöhnlichen Liebe



Wirklich eine ungewöhnliche Liebe und ein turbulentes Leben.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 7. Nov 2024, 14:34

Ich habe ja schon viele wunderbare Bücher - Biografien, Romane - gelesen, aber sprachlich ist noch niemand an Gisela Steineckert rangekommen. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.
Trotzdem: Falls jemand eine DDR-Schriftstellerin entdecken möchte (ich selbst habe jetzt ihr erstes Buch gelesen), ich empfehle ihr Gesichter in meinem Spiegel. Es kann gut sein, dass nicht jedes Porträt gefällt, aber sprachlich ist es ein Genuss.

Klappentext
Neugier auf den anderen und zugleich verständnisvolle Sympathie für den Freund, für den näher oder ferner stehenden Bekannten kennzeichnen die Porträts von Gisela Steineckert. Sie stellt Begegnungen dar, die sie berührt haben, sie ist nicht unbeteiligt, nicht neutraler Aufzeichner fremder Lebensläufe. Diese persönliche Nähe macht es ihr möglich, lebendig und reizvoll zu erzählen, sei es über die Kurzbekanntschaft mit dem Sänger Adamo oder die tiefere menschliche Beziehung zu dem Schriftsteller Peter Edel. So ist ein Band entstanden, der Menschen unterschiedlichster sozialer und geographischer Herkunft zeigt aus der Sicht einer Frau, deren eigenes Lebenskonzept sich in den Porträtierten spiegelt.

Buchbeginn
Ich stehe vor dem Bild und liebe es. Vielleicht ist es eines der besten Porträts, die in den letzten zehn Jahren gemalt worden sind.
Ich habe so viele Passagen rausgeschrieben, hier zeige ich mal nur drei zum neugierig machen

Zitate
"Daß ich alt war, habe ich immer erst gemerkt, wenn ich wieder jünger geworden bin. Ich ertappe mich bei diesem Satz und weiß, daß er falsch ist. Ich bin nicht jünger geworden, sondern aus einer besonders schlechten Form wieder zu einer besseren Form gelangt. Ich gebe zu, daß ich mir wieder eingefallen bin, wenn ich gefallen wollte. Dann habe ich mich auf einmal gesehen, wie ich gerade war, und wußte, wie ich sein könnte. Weil es für jemanden war und nicht nur für mich, habe ich die Mühe aufgebracht und sie nicht als Mühe empfunden. Immer dann habe ich mich äußerlich verändert, aber die eigentliche Veränderung kam von innen. Die Kosmetik konnte nicht das Vergnügen ersetzen, das die Mundwinkel hob und die Augen putzte. Ich hatte wieder Lust, mir etwas zu schenken, und ich behandelte mich selber so, wie ich gern behandelt werden wollte."
"In diesem Wald hatte er die Axt gehoben, hatte mit dem Körper den Anprall aufgefangen und die Fallrichtung des Baumes bestimmt. Keiner der Bäume, die er in den Jahrzehnten fällte, hat ihn erschlagen, aber der Wald hat sich den Mann dennoch allmählich geholt und sich selber ähnlich gemacht: knorrig, wurzlig, wunderlich."
"Die Sommersonne hatte ihre heiße Hand auf den Marktplatz gelegt."
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 14. Nov 2024, 14:32

Obwohl einige ihrer Werke in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, auch auf Deutsch, habe ich die Befürchtung, dass Elizabeth Jolley (4.6.1923 - 13.2.2007) vergessen wird. Ihr letztes Buch erschien 2001 und die Bücher ab 1990 wurden nicht mehr übersetzt.

Elizabeth Jolley: Der Mann im Brunnen

Buchinfo
Die alte Jungfer Hester Harper und die lebenslustige junge Katherine leben völlig zurückgezogen auf einer kleinen Farm im australischen Outback. Eines Tages nimmt ihr einsames und eintöniges Leben eine tragische Wendung: Katherine fährt auf dem Heimweg von einer Feier einen Mann an, den Hester in einem alten Brunnen in der Nähe verschwinden läßt.
Doch vieles bleibt im dunklen: Ist es wirklich der Körper eines Menschen? Lebt er gar noch? Oder ist er tatsächlich tot? Immer wieder hört Katherine die Stimme eines Mannes im Brunnen. Oder leidet sie durch die Abgeschiedenheit von der Welt gar an Halluzinationen? Jahrelang aufgestaute Konflikte, Phantasien und Bedürfnisse drängen plötzlich mit aller Macht an die Oberfläche.
Mit Hester Harper ist Elizabeth Jolley eine Figur gelungen, die eine Mischung aus Leidenschaft und Frigidität ist und die die Verlorenheit eines einsamen Frauenlebens zwischen Realität und Traum meisterhaft zum Ausdruck bringt.

Buchbeginn
"Was hast du mir gebracht, Hester? Was hast du mir aus dem Laden mitgebracht?"
"Ich hab' Katherine gebracht, Vater", antwortete Miss Harper. "Ich hab' Katherine gebracht, aber sie ist für mich."

Zitat
"Was Hester an Katherine so besonders schätzte, war die Art, wie sie mit beiden Händen nach dem Leben griff. Sie wollte das Leben genau so, wie sie es in Filmen sah, sie wollte das Abenteuer, und Hester wurde in diesen Sog mit hineingezogen. Diese Lebensgier nahm verschiedene Formen an, darunter auch die, alles haben zu wollen, was für Geld zu haben war. Überall in Magazinen, vor allem aber im Kino, erfuhr Katherine aus der Werbung, daß sie nur dies oder jenes brauchte, um vollkommen glücklich zu sein. Auch Hester ließ der gesunde Menschenverstand dann oft im Stich, und sie ließ sich einfach mitreißen."

Absolut lesenswert.
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

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