Tana French: Sterbenskalt

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Martina » Fr 7. Jan 2011, 12:55

Liebes Binchen,

da bist Du ja jetzt doch dadurch gerast. Nicht schlafen können ist doof, aber wenn man dann so wach ist, das man lesen kann, kann man die Zeit ja wenigstens gut nutzen.

Zu Deinem "Petraspoiler": Ja, ich auch. Da kommen dann wieder ganz viele Aspekte hervor, die ich so gar nicht erkenne.

Zum Weihnachtsvorbereitungsfest:
Spoiler
Und diese Stimmung und der Umgang miteinander ist für mich auch ein Grund, weshalb Frank nicht wollte, dass Holly seine Familie kennenlernen sollte.
Ich fand Holly aber durchaus realistisch. Kinder kriegen ja nunmal häufig viel mehr mit, als man denkt. Und überlegen sich dann so ihre Strategien. Ich fand das sehr glaubhaft.
Aber schön auch wie Frank mit Holly dann den Absprung geschafft hat, ohne dass sie noch mehr mitbekam.

Spoilerende

Aber die Auflösung fand ich auch stimmig und realistisch.
Spoiler
Auch ich hatte schon sehr früh den richtigen Täter in Verdacht. Zwischendurch habe ich aber auch an Franks Vater gedacht, so wie Du auch. Aber das Motiv war mir nicht klar. Aber das wurde natürlich wunderbar aufgelöst. Die Erklärungen fand ich mehr als verständlich.
Spoilerende

Und Frank war mir am Ende noch so richtig sympathisch.
Spoiler
Ich fand die Geschichte mit dem Fernseher toll. Das er einen neuen gekauft hat. Aber er tat mir total leid, das er für die Leute aus der Siedlung nun der Buhmann ist, wo er doch nicht anders reagieren konnte.
Spoilerende
Liebe Grüße
Martina
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Fr 7. Jan 2011, 13:17

Hallo zusammen,

habe nur gerade überflogen, dass Du durch bist mit „Sterbenskalt“, liebes Binchen. Mehr habe ich wegen Spoilergefahr nicht gelesen. Ich bin aber gespannt alles nachzulesen, sobald ich soweit bin.

Nun weiter zu meinen Eindrücken:

Kapitel 6:

Hier nochmal zu Tana Frenchs manchmal märchenhaften Stil, wenn es um die Vergangenheit geht: Rocky hätte sich Frankies Herkunft, wie er sagt, also schon so karg, aber nicht so malerisch vorgestellt. Das Wort malerisch passt – beschreibt genau das, was ich in meinem vorherigen Posting geschrieben hatte: Tana French erzählt sehr bildhaft. Und dieses Bildhafte scheint auch zu Faithful Place zu passen, wo es so malerisch ist.

Übrigens fand ich auch die Szene in der Kneipe wieder eben genau so: malerisch. Da baut sich sofort ein Bild vor dem inneren Auge auf, so satt und dicht.

Und wieder ein schön beobachtetes Detail ist mir in der Kneipen-Szene aufgefallen: Frank sinniert darüber, dass Rocky ihn so einschätzt, wie er früher war. Weil man die Menschen, die man schon lange kennt, immer so vor Augen hat, wie sie damals waren. Das fand ich schon für sich sehr schön beobachtet. Aber dann denkt er noch hinzu, dass er im Laufe der Zeit viel geduldiger geworden ist. Denn schließlich: Wer beim Morddezernat arbeitet, jagt gern. Wer undercover arbeitet, der legt sich auf die Lauer und wartet, bis zum passenden Moment. Wieder so ein nettes Detail über die Undercover-Arbeit, was Tana French auszeichnet. Sie geht immer wieder auch mal unter die Oberfläche und verleiht ihren Geschichten und Charakteren damit Tiefe.

Dann kommt ja noch die Rückblende: Frank und Rosie im Pub beim planen ihres gemeinsamen Weggangs. Irgendwas hat Rosie. Frank hat also doch Grund gehabt, zu zweifeln, ob sie nicht kalte Füße bekommt oder sonst irgendwas sie abhält. Z. B. könnte ich mir da Drohungen vorstellen, von jemandem, der doch Wind oder eine Ahnung von den beiden bekommen hat.

Kapitel 7:

Na, hier geht es ja zur Sache! Durch die Seiten bin ich gestern – obwohl sehr müde – doch sehr schnell durchgefegt. Zu spannend (spannungsgeladen), was da zwischen Frank und Shay abgeht. Und dass zwischen Shay und Frank die größten Spannungen herrschen war ja klar. Aber nun kommt man der Sache näher, was dahinter steckt.

Einerseits macht sich Shay darüber Luft, welche Entbehrungen er und Carmel für die anderen auf sich genommen haben. Wenn das so ist, dann ist Frank hier ein bisschen unfair. Wenn es aber von Shay übertrieben so wahrgenommen war, und er somit auch eine schöne Ausrede dafür hat, dass Frank es zu etwas gebracht hat, er aber aus Faithful Place nie rausgekommen ist, dann hat Frank schon ganz richtig reagiert. Auf jeden Fall kann ich auf den ersten Blick auch Shay verstehen. Denn er hat unter seiner Familie sehr gelitten. Und ist sicher voller Wut darüber, dass Frank sie sich allen selbst überlassen hat.

Doch dann geht es ja weiter. Hier kommt nun Rosie ins Spiel. Schenkt man Shay Glauben, so hat Rosie mit Shay was gehabt. Und nicht mal bevor sie mit Frank zusammen kam, sondern wenn, dann parallel (Shay fragt ja provozierend, ob Frank ihn nicht an Rosie gerochen hat). Vielleicht will Shay aber auch nur provozieren. Vielleicht wollte er Rosie unbedingt haben und Frank hat ihm – in seinen Augen – auch das genommen. Das gäbe ihm natürlich ein Motiv.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass das zu einfach wäre – für den Leser. Und Kevin wurde so grün im Gesicht, ob der Ereignisse des Tages, an dem Rosie gefunden wurde. Er ist auch ängstlich, was da zu Tage gefördert wird. Wie alt war Kevin noch, als das mit Rosie passierte? War er alt genug um selbst der Täter zu sein? Weil er vielleicht mitbekommen hat, das Frank mit Rosie durchbrennen wollte und er Angst hatte mit der häuslichen Situation allein gelassen zu werden, da Frank für ihn scheinbar die nahestehendste Person war? Oder weiß Kevin wer es war? Shay. Oder Franks Vater. Und er sitzt zwischen den Stühlen. Wer weiß.

Da werde ich wohl noch etwas weiterlesen müssen.

Jedenfalls empfand ich das als ein sehr intensives Kapitel! Tana French hat hier wieder so präsente Bilder im Kopf erzeugt. Das ist schon beachtlich!

Kapitel 8:

Rocky hat scheinbar auch in den letzten Jahren dazugelernt. Da sollte Frank sich an seine eigenen Gedanken erinnern und diese Entwicklung auch an Rocky erkennen. Er lässt sich durch einen Wettkampf nicht mehr so locken wie früher. Er weiß zu unterscheiden, wo er Kampfgeist zeigen sollte und wo es schädlich ist. Da beißt Frank sich gerade die Zähne aus.

Nun, jetzt versucht er es beim Gerichtsmediziner Cooper. Den kann er sicher einfacher beeinflussen, da dieser Rocky nicht mag und Frank ihn darüber zu greifen kriegen kann. ;-)

Ich freue mich schon aufs weiterlesen. Das gestaltet sich langsam ja interessant. Eine Geschichte, die Tana French wieder mal langsam und allmählich aufbaut. Wie wir es von ihr kennen und ja auch an ihr lieben. Ich habe ja erst ein Drittel hinter mir. Da wird ja noch einiges auf mich zukommen. Wer weiß, was ich noch alles erfahren werde über die Menschen am Faithful Place.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Rachel » Fr 7. Jan 2011, 19:33

Hallo Ihr Lieben,

Binchen und Martina, das ist ja schön, dass ihr ebenfalls bis zum Ende so begeistert von "Sterbenskalt" wart. Wie schön. :) Denn das mir das Buch gefallen würde, war mir eigentlich schon vorher klar, war Frank doch schon in "Totengleich" meine Lieblingsfigur. Dazu kam noch eine Geschichte, deren Klappentext schon erahnen ließ, dass sie ganz nach meinem Geschmack sein würde, da konnte also eigentlich nicht viel schief gehen. Aber es freut mich natürlich umso mehr, dass es Euch beiden genauso ging, obwohl ihr Frank ursprünglich nicht so sehr mochtet. :)

Petra, schön, dass Du jetzt ebenfalls zu "Sterbenskalt" gegriffen hast und solche Freude damit hast.

Als märchenhaft habe ich die Rückblenden übrigens nicht empfunden, eher ein bisschen traumähnlich. Aber das passte für mich perfekt, denn so sind Erinnerungen ja oft. Ich fand auch ihr Irlandbild sehr gelungen, sehr schön auch, wie sie immer wieder die schwierige aktuelle Wirtschaftslage eingeflochten hat, oft auch in Nebensätzen. Deshalb habe ich mich auch nicht so sehr an Frank McCourt erinnert gefühlt. Klar, die dysfunktionale Familie, aber ich fand auch sehr gut herüber gebracht, welchen Wirtschaftsboom Irland in den letzten Jahren erlebt hat, wie schnell sich vieles verändert hat. Und auch, dass da eben trotzdem gewisse Menschen durchs Raster gefallen sind.

Sehr gut gefallen haben mir auch Franks Gefühle für seine Familie, das fand ich ausgesprochen authentisch geschildert, überhaupt die ganzen Mechanismen, die Kinder entwickeln, um mit solchen Umständen klar zu kommen.

Spoiler:Ein echter Schock war für mich beim Lesen Kevins Tod. Damit hat mich Tana French wirklich kalt erwischt und ich konnte auch Franks Schock, dass sein kleiner Bruder, den er direkt davor noch zurück gewiesen hat, tot ist, beim Lesen direkt spüren. Und noch dazu, wo er ja gerade eben erst wieder Kontakt zu ihm hatte.

Was den Mörder angeht, da ging es mir genau wie Euch, auch ich hatte von Vornherein Shay in Verdacht, zwischenzeitlich dann kurz den Vater, aber letztendlich wollte Tana French hier, denke ich, auch keine große Überraschung aus dem Hut zaubern. Dazu war Shay ja eigentlich von Anfang an viel zu sehr Verdächtiger. Trotzdem fand ich es ausgesprochen spannend, zu lesen, wie Frank mit der Situation umgeht. Und das Motiv kommt ja auch erst nach und nach ans Licht.


Was mir an "Sterbenskalt" noch ganz besonders gut gefallen hat, war, dass es sich sprachlich hervorragend gelesen hat. Ich weiß nicht, wie viel davon in der Übersetzung erhalten geblieben ist, aber Tana French hat ein ganz genaues Gespür für Dialoge, ich konnte die Gespräche direkt hören. Dazu kommt noch, dass sie hier viel irischen Dialekt und umgangssprachliche Wörter verwendet. Man merkt auch an seinem Englisch ganz genau, wann Frank wieder in Faithful Place ist und wann er wieder "richtiges" Englisch spricht. Deswegen bedauere ich auch sehr, dass es kein englisches Hörbuch gibt, das würde ich ungemein gerne gesprochen hören.

Edit: Habt ihr übrigens gesehen, unter Neuerscheinungen hatte ich gepostet, dass das neue Buch von Tana French bereits bei Amazon gelistet ist und im August erscheinen soll. Das heißt, dass mit der deutschen Übersetzung wohl in etwa einem Jahr gerechnet werden kann. :)
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Fr 7. Jan 2011, 21:42

Hallo Rachel,

ich habe mich nicht ganz passend ausgedrückt. traumähnlich trifft es genau. so meine ich es. Märchenhaft hat einen Touch vom Erfundenen. Ich meinte aber bei märchenhaft nur diesen unwirklich scheinenden Hauch. traumhaft trifft es perfekt. Danke für die Formulierung! :-)

Freut mich, dass Du diese traumhafte Art für die Erinnerungs-Szenen auch so passend findest! dann bin ich damit nicht allein.

Was die Dialoge angeht, so geht es mir genau so. Sie wirken so echt, dass sie im Kopf klingen. das kann Tana French wirklich toll! Aber man kann mal wieder sehen, was bei Übersetzungen alles verloren gehen kann. Die sprachliche Veränderung je nach Franks Aufenthaltsort ist hier nicht sichtbar. Das ist natürlich schade. Aber interessant zu wissen, dass es im Original so ist! Danke für die Info!

Ja, dass der 4. Band im Original bereits für August gelistet ist, hattest Du erwähnt. Für mich war es somit leichter direkt zu "Sterbenskalt" zu greifen, da der Nachschub nicht so fern ist! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Mo 10. Jan 2011, 11:58

Hallo zusammen,

ich bin auch ein gutes Stück weiter gekommen.

Kapitel 10: Kevin... oh je! Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Wobei, es spiegelt natürlich wider, was ich letztens schon mutmaßte: Irgendwas scheint er zu wissen. Denn das Thema Rosie (also der Fund ihrer Leiche) ließ ihn ja ganz grün werden im Gesicht. Und er war ja auch so nervös dort in Nr. 16. Ich bin ja mal auf den Täter gespannt!

Ich fand das auch wieder so plastisch geschildert. Wie Kevin da tot im Garten liegt. Das hatte ich so richtig bildlich vor Augen. Und die Gefühle, die das in Frank ausgelöst haben muss. Und die Stimmung in der Familie. Die Panik und Fassungslosigkeit. Sehr gut in Szene gesetzt!

Kapitel 11: Der Grünschnabel - hm. Gut, jetzt hat Frank sich einen Informanten gesucht. Geschickt und manipulativ eingefädelt. Da Stephen noch so jung ist, mag ich es glauben, dass er sich darauf einlässt. Ein erfahrenerer Ermittler hätte sich bestimmt nicht so leicht bereit erklärt, Infos nach außen dringen zu lassen. Aber doch, so kann ich es glauben. Tana French gibt sich ja immer viel Mühe und lässt Frank Überzeugungsarbeit leisten.

Kapitel 12: Die Totenfeier. Da wäre man auch nicht gern dabei. Kein Wunder, dass Frank sich unwohl fühlt. Aber auch seine Dazugehörigkeit lässt Tana French immer wieder in ihm aufblitzen. Das finde ich gut. Und erzeugt ein realistisches Bild. Die Vorstellung des Lesers von Franks Eltern wird hier auch genährt. Und dieser Hass, den Franks Dad da verströmt. Und den Frank auch verständlicher Weise erwidert. Aber auch dass er erkennt, dass sein Dad inzwischen wehrlos ist. All das ist gut beschrieben.

Kapitel 13: Oh wei, hier gab es ja eine Enthüllung für Frank und die Leser. Liv hat also hinter seinem Rücken Holly ermöglicht, ihre Verwandschaft väterlicherseits kennenzulernen. Das ist natürlich ein derber Schlag ins Gesicht für Frank!

Aber ich vermute, dass Holly vielleicht was von Kevin weiß, was Frank in den Ermittlungen weiterhelfen wird. Ich habe dafür zwar keinen Anhaltspunkt, aber die Vermutung, dass die Autorin sich bei dieser Wendung etwas gedacht hat. Mehr als nur das augenscheinliche, also dass sie damit verdeutlichen will, dass Familie trotzdem wichtig ist, auch wenn die Herkunft nicht so ideal ist. Mal sehen, ob ich damit richtig liege.

Hier legt Tana French Frank ja sogar selbst in den Mund, dass bei seinen Leuten zugeht wie bei "Die Asche meiner Mutter". Ich denke umso mehr, dass Dein Frank McCourt-Feeling begründet ist, liebes Binchen. Zum einen ja, weil ich mir das von ihm geschilderte Irland so vorstelle, wie das von Tana French geschilderte Faithful Place. Zum anderen vergleicht sie es hier sogar selbst. Interessant. Da hattest Du ja ein feines Gespür! :-)

Ich freue mich schon aufs weiterlesen. Ich freue mich sehr, dass die Autorin nie nachlässt. Und ich hoffe, das bleibt auch bei zukünftigen Bänden so. Bisher bleibt sie in ihren Büchern stets komplex (also keine seichten Geschichten) und greift auf ihre Stärken zurück: Atmosphäre, Charakter-Schilderungen und sehr bildhafte Beschreibung von Szenen. Die Autorin ist immer wieder ein Erlebnis! :-)

Und Rocky könnte ich mir für den 4. Band auch gut vorstellen. Der hat Potential! Ich glaube auch in ihm steckt mehr, als man jetzt erfährt.

Schön, dass wir den Thread hier haben und unsere Eindrücke festhalten können. Und spätere Leser hier auch posten und gezielt (nach Kapiteln) nachlesen können. Danke nochmal fürs einrichten, Binchen! :D
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Binchen » Mo 10. Jan 2011, 22:02

... Petra schrieb:

Schön, dass wir den Thread hier haben und unsere Eindrücke festhalten können. Und spätere Leser hier auch posten und gezielt (nach Kapiteln) nachlesen können.


Wobei ich mich gleich dabei gefragt hab, ob sowas nicht doch besser in einer Leserunde aufgehoben wäre, auch wenn wir zeitversetzt lesen ???

Für's nächste Mal - wohin gehören wir mit solcher Eindrucksammlung?


Kapitel 12


Die Totenfeier - ich fand sie einfach genial geschildert. Die Stimmungen, Missstimmungen und Erinnerungen, das ausufern usw. war so gut eingefangen, es spiegelt einfach Leben wieder - und so wie es in der Familie brodelt, wie es im Viertel brodelt, kocht alles richtig - greifbar, vorstellbar, authentisch - ich suche noch immer einen Begriff, der ihre Darstellung auch zu negativen Gefühlen, die zwar übersteigert, aber doch glaubhaft rüberkommen, treffend ausdrückt -

verklärt, märchenhaft, traumhaft ... - einiges richtig aber so ganz richtig klingt das vor allem dann nicht, wenn es negativ ist.

Kapitel 13
Tja - da sind wir wieder bei den Lügen --- Ich finde Franks Begründungen so nachvollziehbar und so prägnant ausgedrückt. Aber es wird auch schön deutlich, dass er sich ein anderes Bild macht, von dem, wie seine Familie so wirkt. Es ist lt. Liv ja ein großer Teil Fremschämen, das gar nicht nötig wäre - oder?
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Di 11. Jan 2011, 13:02

Hallo zusammen,

ja Binchen, man hätte das auch genauso gut als Leserunde im Lit-Chatten führen können. Allerdings weiß man oft ja beim eröffnen nicht, ob noch jemand anders zeitnah liest, so dass es schon in etwa ein Austausch und nicht eine Sammlung von Eindrücken ist. Ist zwiespältig. Ich weiß da auch keine Antwort. Vielleicht beim nächsten Mal fragen, ob das Buch bald noch jemand liest – Voraussetzung fände ich dafür aber, dass man selbst sich dann auch noch mit den Eindrücken des später Lesenden auseinander setzen möchte. Denn sonst bleibt es ja eine Sammlung von Eindrücken. Ähnlich hätte man es sicher auch mit dem 2. Band von Jussi Adler-Olsen machen können, wo Ihr – Martina, Du und Britti es relativ gleichzeitig gelesen habt. Letztendlich könnte man den Thread auch in den Lit-Chatten verschieben. Wie seht Ihr das? Könnte ich machen. Müsste gehen.

Somit wäre auch eigentlich eine Antwort gefunden. Wir könnten für Bücher, die Potential haben, dass sie noch von anderen gelesen und mitdiskutiert werden, einen Extra-Thread einrichten. So, wie Du es hier für „Sterbenskalt“ auch getan hast. Und entwickelt es sich dann eigentlich als Leserunde, kann ich das ins Lit-Chatten-Forum verschieben. Mir würde dafür schon reichen, wenn zwei recht zeitnah lesen und sich darüber ausstauchen und nicht nur ihre Eindrücke niederschreiben, ohne dass darüber ein Austausch stattfindet. Ok? (Falls ich das mal verpasse, reicht auch, wenn mich jemand aufmerksam macht, dass da ein Thread besser in den Lit-Chatten verschoben gehört.)

Vielleicht könnten wir Leserunden somit auch wieder besser ankurbeln. Denn das Problem bei unserer Gemeinschaft ist ja oft, dass man sich nicht im Vorfeld festlegen will (was auch gut und verständlich ist), demnächst dieses oder jenes Buch zu lesen. Lass uns den Gedanken mal weiter ausführen. Vielleicht im Forum mal zur Diskussion stellen. Vielleicht am Donnerstag mal in gemütlicher Runde drüber fachsimpeln?

[quote=]verklärt, märchenhaft, traumhaft ... - einiges richtig aber so ganz richtig klingt das vor allem dann nicht, wenn es negativ ist.[/quote]

Ich verstehe was Du meinst. Wenn ich es auch etwas anders betrachten würde. Bzw. mein Definition von traumhaft ist nicht nur im positiv gemeint, so à la das ist ja traumhaft schön[/]. Auch die schlechten Erinnerungen haben für mich etwas traumhaftes. Oder – manchmal ist der ganz exakte Begriff wichtig, um etwas zu beschreiben; auch spannend, stelle ich hier an dieser Stelle fest (durch Rachel zuerst und dann durch Dich jetzt) – nennen wir es einfach traumähnlich.

Und eine andere Beschreibung der Szenen, in denen Tana French Kindheitsgefühle heraufbeschwört oder ihre Figuren Erinnerungen nachhängen, fällt mir noch ein. Mir wirken sie gleichzeitig entrückt und glasklar – unwirklich (wie im Traum) und doch so präsent und somit real wirkend (auch das haben intensive Träume ja manchmal). Als würde sie, weil sie diese Dinge nicht mehr so recht sehen kann (weil sie vergangen sind), eine Art Lupe benutzen. Sie schaut dadurch und alles kommt so nah ran. Und doch ist es hinter Glas. Das ist eine ganz eigene Art, in der sie das macht. Und das gefällt mir an ihr sehr.

Kannst Du damit was anfangen?

Auch interessant, was Du über die Szene auf der Totenfeier (Du beziehst Dich da auf eine Szene, die zwar im Jetzt stattfindet, aber natürlich auch viel Vergangenheit in sich trägt, weil Frank auf sein früheres Leben trifft durch die Menschen, die dort versammelt sind) schreibst: [i]„Ich suche noch immer einen Begriff, der ihre Darstellung auch zu negativen Gefühlen, die zwar übersteigert, aber doch glaubhaft rüberkommen, treffend ausdrückt „


Ich empfinde es auch so, dass Tana French manchmal übersteigert Gefühle beschreibt. Beinahe überschwänglich (auch wieder im positiven wie im negativen Sinne). Dass diese Gefühle trotz dieser leichten Übersteigerung authentisch wirken, könnte daran liegen, dass solche hochkommenden Gefühle, die ihre Wurzeln in der Kindheit haben, uns so plötzlich überraschen und somit mit solcher Wucht ereilen, dass sie einfach auch so intensiv sind. Geht es Dir nicht auch manchmal so? Du wirst durch einen kleinen Impuls an früher erinnert. An Ängste und negative Gefühle aus Deiner Kindheit. Und dieser kleine Impuls lässt alles wieder vor Deinem geistigen Auge lebendig werden, für einen Moment. Das ist ein sehr intensiver Moment. Stimmt’s? Mir geht es oft so. Manchmal wenn ich Zigarettenrauch rieche, besonders im Auto, dann kommen nicht nur Bilder, sondern vor allem auch Gefühle hoch. Ängste, Ziele, zu denen wir gefahren sind. Beklemmung wegen des Rauchs und des Geruchs. Es sind so kleine Auslöser mit so großer Wirkung. Kennst Du die auch? Ich glaube, dass Tana French sie kennt. Und uns sehr treffend beschreiben kann. Einfach durch die Art, wie sie eine Szene beschreibt. Also ohne weitere Erklärung. Was ja kunstvoll ist. Denn so was erst erklären, macht die Stimmung dann kaputt. Ihr gelingt das auf eine scheinbar mühelose Art. Und das ist es, was so gefällt, so fasziniert, weil es die Atmosphäre so dicht macht. Was meinst Du?

Kapitel 14

Hier geht es ja noch etwas weiter mit Holly. Franks Gespräch mit ihr, ist auch für den Leser interessant. Die Unterschiede in den sozialen Schichten. Das, was normal ist, oder (wie bei Holly, die in guten Verhältnissen aufgewachsen ist) für normal gehalten wird. Hollys Standart ist ein ganz anderer, als der von Franks Familie. Kein Auto, kein Computer, etc.. Und die Frage, ob es nicht vielleicht auch gut ist, wenn Holly mal was anderes sieht, damit sie nicht wird wie eine Chloe. Interessant.

Dann die Anrufbeantworter-Szene. Hm. Wenn mich mein Bruder telefonisch terrorisiert hätte und er gestorben wäre, wäre es mit das erste die Mailbox abzuhören. Dass Frank das nicht gleich gemacht hat?

Der Besuch bei Imelda war interessant. Die Reaktionen (weil Frank Polizist ist). Und die Gespräche. Auch hier wieder gesellschaftskritisch. Werden wir doch alle wie unsere Eltern? Obwohl wir es doch verhindern wollten? Auf viele trifft es jedenfalls sicher zu. Und Tana French hat das sehr melancholisch und plastisch geschrieben. Sehr schön.

Kapitel 15

Hier erhält Frank ja die ersten Infos von seinem Informanten. Viel mehr gibt es dazu ja nicht zu sagen. Außer die Beschreibung der Szene, die wieder mal sehr gut geschildert ist.

Kapitel 16

Während Frank darauf wartet, Nora abfangen zu können, denkt er an die Vergangenheit. Als Rosie und er in der Kneipe (abermals sehr plastisch) saßen und sie das erste mal davon sprach, mit Frank gemeinsam abzuhauen. Und jetzt hat er Nora gesehen, und signalisiert ihr runter zu kommen. Macht sie auch. Frank bietet ihr eine Zigarette an, obwohl sie nicht raucht. Hm. Das ist nicht gut! ;-)

Mal sehen, wie sich diese Szene weiter entwickelt und was er aus Nora herausbekommt…

Ja, so ist er, der Frank. Bietet ihr einfach ganz unkorrekt eine Zigarette an. Diese nicht so astreinen Taten machen ihn zu dem was er ist. Gut, dass Tana French an diesen nicht perfekten Menschen festhält. Der nicht über-gut ist. Sondern einen guten Kern hat, sich aber gegen seine Wurzeln durchsetzen muss. Eine Wut auf seine Herkunft hat. Sich ihrer schämt.

Ja Binchen, Fremdschämen, das ist ist wohl ein gutes Wort. Ich finde es glaubhaft (wenn auch unnötig – da bietet ja auch Olivia einen Kontra-Punkt), dass sich jemand für seine Herkunft schämt. Solche Eltern stellt man auch niemandem gern vor. Dass er es auf die ganzen Geschwister ausweitet, zeigt mir, dass er ein richtiges Trauma aufgrund seiner Herkunft hat. Will damit so gar nichts mehr zu tun haben. Will sie am liebsten leugnen, auch wenn das nicht geht, da man es ihm natürlich anmerkt (Sprache z. B.). Über das Thema denke ich noch mal in Ruhe nach. Denn das ist interessant. Und Tana French greift es facettenreich auf.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Binchen » Do 13. Jan 2011, 08:28

Kapitel 16

NORA - Das Gespräch fand ich wieder mal wunderbar eingefangen, ja - die Stimmung, die Erinnerungen - und dann das Aha für Frank, warum hat er an die Möglichkeit nur vorher nicht gedacht ....

Ich hätte gern gelauscht -

und zum anderen Part des Postingsl kann ich erst später antworten ....

Leserunde:

Mir ging es darum, hier nicht zu stören, nicht so sehr darum wo genau wir es nun platzieren, denn so ein nacheinander lesen ist irgendwie was anderes - durch unsere Kapitel ist es aber wie eine ... - Aber so groß aufhängen will man es ja dann auch nicht ...
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Do 13. Jan 2011, 09:33

Hallo Binchen,

auch erst mal nur zu Deinem Posting. Später zu meinen neusten Eindrücken mehr! :-)

Kapitel 16: Was meinst Du mit:

Binchen hat geschrieben:... und dann das Aha für Frank, warum hat er an die Möglichkeit nur vorher nicht gedacht ....


Sag mir bitte welches Aha-Erlebnis Du meinst? An welche Möglichkeit hat er nicht vorher gedacht? Hilf mir auf die Sprünge, was Du meinst.

Wegen der Leserunde:

Ich glaube nicht, dass wir hier jemanden stören. Wäre was anderes, wenn wir das innerhalb des Ich lese gerade-Threads machen würden. Aber durch den Extra-Thread braucht der, den das Buch nicht interessiert ja einfach nur nicht reinzuschauen. Deshalb war ich auch sehr froh, dass Du diesen Extra-Thread eingerichtet hattest, denn dass es da zeitversetzt oft einen Austausch geben würde, war ja anzunehmen. :-) (Das gilt z. B. auch für den aktuellen Tolstoi-Thread zu "Auferstehung". So können sich einige rege austauschen, ohne ständig im Ich lese gerade-Thread damit aufzutauchen. So kann der nachlesen, der möchte. Und die anderen sind nicht "gezwungen".)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Do 13. Jan 2011, 10:12

Hallo zusammen,

ergänzend zu meinem Posting von eben nun noch ein ausführliches.

So langsam geht es ans Täter raten. Aber bevor ich darauf eingehe, möchte ich meine Eindrücke zu den zuletzt gelesenen Kapiteln niederschrieben:

Kapitel 17: Das Gespräch mit der Mutter war gut. Nicht zu herzlich, aber man spürte – gerade am Ende – dass da von Mutters Seite aus doch irgendwelche Gefühle für Frank da sind. Zwar in ihre üblichen Schimpf-Tiraden verpackt, aber wenn man genau hinhört, klingt es raus. Auch wieder schön eingefangen!

Aber nicht nur das, sondern wir bekommen auch eine wertvolle Information. So, so, Franks Vater hatte also was mit Rosies Mutter. Und Mrs. Daly wird ja auch sonst als sehr verführbar und untreu ihrem Mann gegenüber beschrieben. Wenn das so ist, wäre ja nicht ausgeschlossen, dass Rosie Jimmy Mackeys Tochter war. Und das wäre natürlich ein Mord-Motiv, wenn jemand nicht wollte, dass sich zwei Halbgeschwister zusammen tun.

Kapitel 18: Das Gespräch mit Rocky fand ich witzig, weil sie sich gegenseitig so schlagfertig mit Sprüchen bedenken, die aber auch Inhalt haben. Das hat was!

Dann kam die Szene mit Imelda. Da ist Frank wieder der unkorrekte Grobian, der für seine Interessen (die man ja auch gut verstehen kann – wer wäre da nicht ein emotionales Pulverfass und geneigt, dass einem alles egal ist) auch mal massiv wird. Und nun gibt es einen deutlichen Fingerzeig auf Shay als wahrscheinlichen Täter.

Und wie Tana French so schön schreibt: So eine kleine, gewöhnliche, dreckige Geschichte. Und solch ein Ausmaß! Auch wieder wunderbar in Worte gefasst!

Kapitel 19: Hier bekommen wir wieder eine kleine Rückblende, aus der wir erfahren, dass Matt Daly von Franks und Rosies Liebesbeziehung wusste.

Besonders faszinierend fand ich dann aber die Szene mit Stephen. Für mich hätte der auch Potential zu einer Hauptfigur. Wer weiß, wenn wir nächstes Mal wieder auf Rocky stoßen, taucht Stephen vielleicht auch wieder auf. Ich würde es mir wünschen. Nicht nur Frank kann sich für ihn begeistern! :-)

Wie Frank ihn abserviert – so krass! Und für den Leser natürlich atemlose Lese-Minuten, weil man einfach sprachlos ist, was Frank dem da so vor den Latz knallt! ;-)

Ganz toll dann aber seine aufrichtige und eindringliche Zusicherung, welch gute Arbeit Stephen geleistet hat und dass er für ihn was tun wird, wenn sich die Gelegenheit bietet. Stephen muss auch gemerkt haben, dass Frank durchaus Respekt vor ihm hat und Gründe haben wird, die Verbindung abzubrechen. Auch wenn er zu Recht auch wütend darüber ist. Tolle Szene!

Und Kapitel 19 hat noch etwas schönes für mich bereit gehalten. Ich habe die Szene zu Hause bei Olivia sehr genossen. Franks Wunsch, einfach dort zu bleiben, war für mich schon fühlbar, bevor er es bei sich dachte. Und ich habe mir sehr gewünscht, dass sie am Ende vielleicht wieder zusammen finden. Rosie ist tot. Und Liv hat recht, auch wenn Frank noch etwas braucht, wie er sich selbst schon leise eingesteht, um zu begreifen, dass es genau so war. Dass er sich und Olivia nie eine echte Chance gegeben hat. Vielleicht denkt er ja noch um. Und vielleicht will Olivia ihn ja immer noch haben. Holly hätte jedenfalls nichts dageben! ;-)

Ja, so träumt man, wie ein möglicher Ausgang sein könnte. Aber ich traue Tana French nicht. Sie meinte es bisher mit ihren Hauptfiguren nicht so gut. Nicht immer ist alles gut ausgegangen. Es reizte mich sehr, vorzublättern. Aber ich habe es mir nicht erlaubt. Es wäre zu schade, die Spannung herauszunehmen.

Kapitel 20: Hier verstehe ich Frank nicht, bzw. finde ich Tana Frenchs Handlungsverlauf nicht so ganz glaubwürdig. Frank, wie ich ihn kennengelernt habe, würde Holly nicht mit zu seiner Familie nehmen, wo er gerade so davon überzeugt ist, dass Shay Rosie und nun auch Kevin auf dem Gewissen hat. Er würde, wo er doch offensichtlich Pläne hat, Shay zu signalisieren, dass er bescheid weiß, seinem Bruder nicht seine Tochter vor der Nase herumlaufen lassen. Und ja… meine Gedanken dazu haben sich nun auch bewahrheitet: Holly und Shay sind verschwunden. Wenn’s Frank wundert, mich wundert’s nicht. Ich empfinde das eine kleine Schwachstelle in der Glaubwürdigkeit Franks Charakters. Nicht weiter schlimm, es nimmt mir nicht den Lesespaß. Dafür ist das hier alles viel zu gut! Aber aufgefallen ist es mir schon.

Zuvor noch das Gespräch mit seinem Dad, der ihm empfiehlt sich mit zu überlegen, womit er sich besser abfinden sollte, anstatt sein und das Leben anderer zu ruinieren. Deutbar in verschiedene Richtungen, aber eigentlich deutet das auch eher darauf hin, dass er weiß, dass Shay der Täter war.

Der Täter – wer könnte es sein?

So langsam kann man davon ausgehen, dass niemand Verdächtiges mehr hinzu kommt. Keiner aus der Nachbarschaft (hatte ich anfangs noch abwarten wollen) oder aus einem sonstigen Umfeld. Die Freundinnen Mandy und Imelda schließe ich aus. Könnte zwar auch sein, aber ich glaube es nicht. Im engeren Kreis befinden sich somit – nicht unbedingt in der Reihenfolge, wie ich es einschätze: Shay, Jimmy Mackey, Kevin, Mr. Daly.

Shay ist verdächtig. Das steht außer Frage. Er ist ja sogar der Hauptverdächtige. Entweder belässt es Tana French dabei und der Rest des Romans hat zum Ziel ihn zu überführen. Oder aber, insgeheim ist es jemand anders und Shay führt hier nur einen Machtkampf mit Frank aus. Kevin ist raus. Zum einen weil der tot ist. Aber es bliebe immer noch die Möglichkeit, dass er Rosie ermordet hatte, da er nicht wollte, dass sie ihm Frank wegnahm. Aber die abgewischten Fingerabdrücke auf der Briefhälfte sprechen dagegen. Oder aber er wollte mit seinem Tod den Verdacht auf jemand anderen lenken. Glaube ich aber auch nicht. Bleiben noch, für mich die wahrscheinlichsten Täter: Jimmy Mackey oder Matt Daly. Jimmy Mackey ist glaube ich zu krank und gebrechlich. Ob er wirklich Kevin aufgelauert hat um ihn aus dem Fenster zu schubsen? Nein, glaube ich nicht. Auch wenn das Motiv damals für den Mord an Rosie wirklich sein könnte, dass sie eigentlich seine Tochter ist und er nicht will, dass sie mit seinem Sohn eine moralisch schlechte Beziehung unter Halbgeschwistern eingeht. Aber falls Rosie seine Tochter war und er das wusste, hätte er sie sicher auch geliebt. Wo sie doch alles gewesen wäre, was ihm von seinem Traum (Mrs. Daly) übrig geblieben war. Für Jimmy Mackey als Täter hingegen spricht, dass Rosie mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen wurde. Wie es damals Jimmy Mackey mit Shay gemacht hatte (entfernt könnte das auch wieder auf Shay deuten, da er das von seinem Vater so vorgelebt bekommen hat und das nun weitergibt). Nein, am wahrscheinlichsten für mich ist Mr. Daly. Er wusste von dem Verhältnis zwischen Rosie und Frank und wollte dass sie es beenden. Sie täuschen das vor. Aber er hat vielleicht Wind davon bekommen, dass die beiden durchbrennen wollen. Imelda könnte ihm das gesteckt haben. Oder aber Shay hat es weitergetragen, nachdem Imelda ihm das gesagt hat. Und wenn Rosie Jimmy Mackeys Tochter ist, dann war sie Mr. Daly sicher schon immer ein Dorn im Auge. Aber nun auch noch solch eine unmögliche Verbindung zu ihrem Halbbruder, das musste er vielleicht unterbinden.

Aber am Ende schüttel ich vielleicht den Kopf über meine Theorien!

Doch das ist gut so! Es zeigt mir, wie sehr es Tana French gelingt, keine leicht durchschaubare Geschichte zu erzählen. Sie legt aber auch nicht plump irgendwelche falschen Fährten. Nein, es ist eine komplexe Geschichte in der jeder seine Gründe hat etwas zu tun oder zu unterlassen. Und daraus ergeben sich die Verdächtigungen. Das ist schon genial gemacht! :-)

Ich bin so gespannt auf die Auflösung! Heute komme ich nicht viel zum lesen. Aber morgen werde ich mich dem Ende nähern. Und Samstag dann wohl genüsslich die letzten Seiten lesen.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

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