Erzählungen

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Re: Erzählungen

Beitragvon Doris » Di 6. Jan 2009, 18:05

[quote="Petra"]
Dann las ich Rachels Beitrag und kippte um! Ich holte meinen 5 Euro-Thalia-Gutschein, den ich ja auch noch bis 31.03.2009 einlösen MUSS (*g*). Und da ich diese Woche noch zu Hause bin, kann ich ankommende Pakete entgegennehmen und muss sie nicht bei der Post abholen. Und überhaupt... kurz und gut, ich kriegte mich schnell überredet! ;-)

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Wenn das keine überzeugende Argumente sind, dann weiß ich auch nicht....
Ach ja, ich lese Kurzgeschichten immer mal so zwischendurch. Das einzige Buch mit Erzählungen das ich am Stück gelesen habe, war Judith Herrmann, Sommerhaus später

herzlichst, Doris

aktuell:
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Zuletzt geändert von Doris am Di 6. Jan 2009, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erzählungen

Beitragvon Rachel » Di 6. Jan 2009, 18:10

Hallo Petra, hallo Wolf,

freut mich, dass Maria und ich Euch beide auf Lydia Davis neugierig machen konnten und Du, liebe Petra, das Buch gleich gekauft hast. :) Hoffentlich hast Du genauso viel Freude damit, wie ich. Lydia Davis ist wirklich eine Autorin, die völlig zu unrecht so unbekannt ist, umso schöner, wenn sie so vielleicht ein paar Leser mehr bekommt. Mir wäre diese Autorin ohne Maria sicherlich ebenfalls entgangen.

Wolf, tatsächlich fand ich gerade auch diese ganz, ganz kurzen, teilweise nicht einmal eine halbe Seite langen Kurzgeschichten besonders interessant, weil mir das so in dieser Form bisher noch nie begegnet war. Ich fand es ausgesprochen faszinierend, wie Lydia Davis es schafft, mit so wenigen Worten so viel in mir als Leser auszulösen.

Petra, zu deiner Frage, wie ich Bände mit Erzählungen am liebsten lese: Bei mir wechselt das. "Weit draußen" von Annie Proulx habe ich z.B. etappenweise gelesen, einfach, weil ich die einzelnen Erzählungen so deprimierend fand, dass ich das nicht am Stück lesen konnte.
"Almost No Memory" habe ich dafür praktisch am Stück gelesen, wenn auch nicht ganz wie einen Roman, sondern immer wieder mit kleinen Pausen nach den einzelnen Geschichten, um das Gelesene erst einmal sacken zu lassen. Ich hätte das Buch wirklich nur ungern länger auf die Seite gelegt und zwischendrin einen Roman gelesen, auch wenn Marias Vorgehen den einzelnen Kurzgeschichten vermutlich eher gerecht wird. Aber mir persönlich liegt so ein etappenweises Lesen einfach nicht besonders und ich war auch so mit dem Buch sehr glücklich. Ich werde es aber sicher immer mal wieder herausholen, um einzelne Geschichten nachzulesen.

@Maria:
"Die dreizehnte Frau" hat mich auch sehr nachdenklich zurückgelassen, letztendlich bin ich dann aber bei der gleichen Erklärung gelandet wie Du, dass die Erzählung wohl stellvertretend für die Menschen ist, die zwar eigentlich in einer Gemeinschaft, aber doch ganz für sich, ohne Kontakte zu ihren Mitmenschen, sondern gewissermaßen an ihrer Umwelt vorbei leben.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Erzählungen

Beitragvon Doris » Di 6. Jan 2009, 18:14

Hallo alle miteinander,

Lydia Davies ist jetzt endgültig auf meinem Wunschzettel gelandet.
DANKE für den Tipp

herzlichst, Doris
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Re: Erzählungen

Beitragvon Petra » Di 6. Jan 2009, 20:50

Ihr Lieben,

ich sehe schon: Mit dem Tipp zu Lydia Davis habt Ihr hier viele angesprochen! Schön ist das! :-)
Denn allein schon der Auszug verspricht wirklich was wunderbares.

Was die Art Kurzgeschichten zu lesen angeht werde ich einfach mal schauen, wie sich das bei mir verhalten wird. Denn ich kann mir auch vorstellen, dass es mir manche Autoren schwer machen das Buch erst mal wieder ganz weg zu legen. Bei anderen muss ich vielleicht länger verdauen und da eignet sich dann ein zwischendurch immer mal wieder eine Geschichte lesen. Ich bin selbst gespannt drauf! Und sage Euch Danke für Eure Vorgehensweisen beim Lesen von Kurzgeschichten. Solche Einblicke ins Leseverhalten anderer liebe ich! :-)

Judith Hermann, stimmt, die war vor einigen Jahren mal schwer im Gespräch mit "Sommerhaus später". Wenn Du es ausnahmsweise mal in einem Rutsch gelesen hast, liebe Doris, dann hat es Dir anscheinend sehr gefallen. Muss ich mir nun das Buch nach all den Jahren doch mal näher anschauen! :-)

Übrigens Doris. Kurz was technisches, weil ich sehe, dass es Dir Probleme bereitet. Wenn Du eine Textstelle von jemandem kopieren möchtest, muss der Text genau zwischen der eckigen Klammer mit dem Namen darin (das steht bei Dir auch immer in den Beiträgen) und [/quote] stehen. Letzteres fehlt bei Dir immer (ich kann das nachschauen als Administrator). Versuche es beim nächsten am Ende des Zitats mit [/quote].

So genug mit Technik. Jetzt räume ich noch ein paar Bücherregale leer. Was sich da alles findet... unglaublich! :D
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erzählungen

Beitragvon steffi » Mi 7. Jan 2009, 12:29

Soso, schon wieder ein so verführerischer Tipp, tststs ...
Lydia Davis ist gleich in meinem Einkaufswagen gelandet und bei der nächsten Bestellung ist sie mit dabei. Ich dachte, ich bestelle die englische Ausgabe und evtl. werde ich dann das Buch weiterverschenken.

Kurzgeschichten lese ich oft am Stück, also mehrere hintereinander. Manchmal mache ich so in etwa bei der Hälfte eine kleine Pause, aber ich mag "angelesene" Bücher nicht so lange herumliegen haben. Es könnte natürlich sein, dass bei diesen Ultrakurzgeschichten der Nachdenkfaktor dazukommt, dann kann ich auch nicht einfach so weiterlesen. Da bin ich gespannt !
Gruss von Steffi

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Re: Erzählungen

Beitragvon Rachel » Mi 7. Jan 2009, 12:32

Liebe Steffi, liebe Doris,

noch zwei, die wir auf Lydia Davis neugierig machen konnten, wie schön. :)

Steffi, viel Spaß mit dem Buch. Ich bin schon gespannt, wie es Dir dann gefallen wird.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Erzählungen

Beitragvon Petra » So 11. Jan 2009, 19:58

Hallo Ihr Lieben,

ja, ich finde es auch interessant und schön zu beobachten, welche Wellen der Geheimtipp mit Lydia Davis hier schlägt! Und ich freue mich darüber! Denn inzwischen ist das Buch bei mir eingetroffen und ich finde es wunderschön und sehr vielversprechend. Es hat mir sehr gefallen, sowohl vom ersten reinlesen als auch rein optisch. Das Cover gefällt mir sehr gut und dass es eine Stimme für die Autorin von Jonathan Franzen gibt, finde ich interessant. Und das Druckbild sagt mir auch sehr zu! Ich freue mich sehr auf diesen Erzählband - ich werde ihn vielleicht Alice Munro noch vorziehen, da ich auf Lydia Davis fast NOCH neugieriger bin als auf Alice Munro. Obwohl sie mir schon schwer "in der Nase steckt"! ;-)

Steffi: Das ist auch eine Sache die mich hemmt nur wenige Kurzgeschichten zu lesen und das Buch erst dann mal wieder wegzulegen. Ich habe eigentlich nicht gern angebrochene Bücher herumliegen oder stehen. Möchte sie gern auch abschließen. Ich werde bestimmt nach "Das Museum der Unschuld" solche Erzählbände als zu Hause Buch verwenden. Das könnte gut in mein derzeitiges Leseverhalten passen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erzählungen

Beitragvon Wolf » Sa 17. Jan 2009, 23:43

Hallo zusammen,

ich lese gerade "Fast keine Erinnerung" von Lydia Davis. Nach dem vielen Lob, das dieses Buch hier erhalten hat, war man ja praktisch gezwungen, es sich zu kaufen. ;-)

JMaria hat geschrieben:"Die dreizehnte Frau"
vielleicht 5 oder 6 Sätze lang. Danach konnte ich erstmal nicht weiterlesen, weil ich erstmal darüber nachdenken mußte, was meint die Autorin damit. Zu einem definitiven Ergebnis bin ich bis heute nicht gekommen. Ich stell es mir so vor, dass es wohl in jeder Gemeinde oder Stadt eine Frau oder Frauen gibt, die für die Mehrheit von Leuten unbedeutend sind. Aber ist es tatsächlich so?

Beim Lesen dachte ich erst, daß es vielleicht um eine längst schon gestorbene Frau ginge, weil es an einer Stelle heißt, daß ihr nie ein Morgen dämmerte und auch die Jahre für sie nicht vergingen. Aber am Schluß heißt es ja ganz deutlich, daß sie trotz allen Ungemachs weiter in der Stadt lebt, anscheinend auch ganz unbekümmert angesichts der Nichtbeachtung, der sie ausgesetzt ist. Für diese unscheinbare Person interessiert sich offenbar niemand, nicht einmal die unbelebten Dinge (Sonne, Regen). Nur die Erzählerin interessiert sich für diese "dreizehnte Frau" und sie bringt auch den Leser dazu, sich für diese Frau zu interessieren und sich womöglich auch in sie einzufühlen, obwohl sich diese Frau ja eigentlich durch nichts auszeichnet, nur durch Abwesenheit: die Frau wird durch aneinandergereihte Negationen beschrieben. Sie kann der Stadt nicht einmal übelnehmen, was diese ihr antut: durch das Übelnehmen würde sie eine Reaktion zeigen, sie würde handelnd in Erscheinung treten, was aber nicht ihrem Wesen entspräche, sie kann nur "nicht übelnehmen". Aber immerhin wird zu Beginn über die dreizehnte Frau gesagt, daß es sie in der Stadt gibt, und am Ende wird gesagt, daß sie in der Stadt lebt. Ihre Existenz ist das einzige, was nicht in Form einer Negation geschildert wird. An diesem Widerspruch zwischen Existenz und Abwesenheit bleibt man als Leser hängen. Alles könnte so einfach sein, wenn es nur die zwölf Frauen in der Stadt gäbe, die dreizehnte Frau stört die Ordnung, obwohl sie gar nichts tut. ;-)

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Erzählungen

Beitragvon JMaria » So 18. Jan 2009, 18:44

Hallo Wolf,

Wolf hat geschrieben:"Die dreizehnte Frau"

Beim Lesen dachte ich erst, daß es vielleicht um eine längst schon gestorbene Frau ginge, weil es an einer Stelle heißt, daß ihr nie ein Morgen dämmerte und auch die Jahre für sie nicht vergingen. Aber am Schluß heißt es ja ganz deutlich, daß sie trotz allen Ungemachs weiter in der Stadt lebt, anscheinend auch ganz unbekümmert angesichts der Nichtbeachtung, der sie ausgesetzt ist. Für diese unscheinbare Person interessiert sich offenbar niemand, nicht einmal die unbelebten Dinge (Sonne, Regen). Nur die Erzählerin interessiert sich für diese "dreizehnte Frau" und sie bringt auch den Leser dazu, sich für diese Frau zu interessieren und sich womöglich auch in sie einzufühlen, obwohl sich diese Frau ja eigentlich durch nichts auszeichnet, nur durch Abwesenheit: die Frau wird durch aneinandergereihte Negationen beschrieben. Sie kann der Stadt nicht einmal übelnehmen, was diese ihr antut: durch das Übelnehmen würde sie eine Reaktion zeigen, sie würde handelnd in Erscheinung treten, was aber nicht ihrem Wesen entspräche, sie kann nur "nicht übelnehmen". Aber immerhin wird zu Beginn über die dreizehnte Frau gesagt, daß es sie in der Stadt gibt, und am Ende wird gesagt, daß sie in der Stadt lebt. Ihre Existenz ist das einzige, was nicht in Form einer Negation geschildert wird. An diesem Widerspruch zwischen Existenz und Abwesenheit bleibt man als Leser hängen. Alles könnte so einfach sein, wenn es nur die zwölf Frauen in der Stadt gäbe, die dreizehnte Frau stört die Ordnung, obwohl sie gar nichts tut. ;-)

Schöne Grüße,
Wolf


ich muß sagen, dass ich deine Erläuterung absolut schlüssig finde. Auf einmal ist mir die Geschichte völlig klar. Danke dir.

Da du das Stichwort "Ordnung" gibst, fällt mir auf, dass in so einigen Kurzgeschichten von ihr es um Ordnung geht, die in Unordnung geraten ist bzw. dass "etwas" die Ordnung stört.

Danke, dass du uns an deine Gedanken teilnehmen hast lassen.

Schöne Grüße,
Maria
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Re: Erzählungen

Beitragvon steffi » Mo 19. Jan 2009, 11:41

Ich habe ja auch schon mein Lydia Davis -Buch erhalten und nach euren postings direkt "Die dreizehnte Frau" gelesen.

Wolfs Gedanken über die Ordnung/Unordnungen waren sehr hilfreich, trotzdem würde ich es etwas anders interpretieren und bin gespannt, was ihr davon haltet.

Ich sehe nämlich die dreizehnte Frau bzw. alle Frauen als jeweils einen Aspekt einer einzigen Frau. Die dreizehn könnte sich auf die in Märchen vorkommende "böse" Zahl handeln, so z.B. bei Dornröschen ist die dreizehnte Fee die böse Fee. Nun sind also 12 Aspekte der (oder allen oder nur die Autorin ?) Frau gut, vielleicht besser zu beschreiben als angepasst, ordentlich, dazugehörig. Der 13.Teil ist aber böse, unangepasst, schlecht. Somit könnte alles
... so einfach sein, wenn es nur die zwölf Frauen in der Stadt gäbe, die dreizehnte Frau stört die Ordnung, obwohl sie gar nichts tut.


Da die dreizehnte Frau nichts isst, nicht nass wird und auch nicht Tag und Nacht empfindet, glaube ich nicht, dass es sich um eine existierende Person handelt.
Gruss von Steffi

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