Kurz-Biografien von Autoren

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Emma Smith

Beitragvon Didonia » Mi 21. Aug 2024, 09:07

Die öffentliche literarische Wahrnehmung der britischen Schriftstellerin Emma Smith, die am 21. August 1923 in Newquay, Cornwall, als Elspeth Hallsmith geboren wurde, war ein Auf und Ab. Doch erst etwas über ihr Leben:

Ihre Eltern führten eine unglückliche Ehe; die Mutter und Elspeth Hallsmith und ihre Geschwister hatten unter der Gewalttätigkeit und Missachtung des tyrannischen Vaters zu leiden. Elspeth teilte das künstlerische Interesse des Vaters, von daher kam sie noch einigermaßen gut davon. Es schien kein Alkohol gewesen zu sein, das erklärt ja immer so einiges. Nein, der Vater litt darunter, dass er nach dem Ersten Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft nicht als Künstler tätig sein konnte. Entsprechende Bewerbungen für Ausstellungen wurden abgelehnt. Und so musste er sein Leben als Bankangestellter fristen. Zugang zu Bildung erhielten Elspeth und ihre Schwester erst, als Elspeth zwölf Jahre jung war. "Wunderbar" wurde es dann, als der Vater nach einem Nervenzusammenbruch die Familie verließ.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie erst als Sekretärin im britischen War Office, dann ab 1943 bis zum Ende des Krieges als Kanalschifferin. Sie führte da zwar einerseits ein eingeschränktes Leben, doch andererseits gab ihr die Tätigkeit eine Freiheit der Lebensführung, wie sie eine damalige Frau sonst kaum hatte.

Nach dem Krieg arbeitete sie beim Film, traf den Dichter, Romancier und Drehbuchautor Laurie Lee, auf dessen Idee sie den Künstlernamen Emma Smith annahm und wurde Regieassistentin seines Filmteams, das sie 1946 für neun Monate nach Indien begleitete. Dann ging sie nach Paris und versuchte sich als Schriftstellerin.

Es war immer ihr Traum, einmal Schriftstellerin zu werden. Sie pflegte ihn, indem sie fleißig Tagebuch schrieb. Als Kanalschifferin und auf der Reise nach Indien hatte sie sicherlich viel Erzählenswertes erlebt. Als sie in Paris lebte, veröffentlichte sie dann Kurzgeschichten, doch sie konnte davon nicht leben. Erst ihr Debüt-Roman Maidens' Trip, in dem sie die Erlebnisse als Kanalschifferin verarbeitet, brachte den ersehnten Erfolg. Es wurde ausgezeichnet, zum Bestseller, und finanziell so erfolgreich, dass sie ihren Traum weiterleben konnte. Auch ihr zweiter Roman, The Far Cry (beschäftigt sich mit ihrer Indienfahrt) wurde ein Erfolg und als Der Ruf der Ferne sogar ins Deutsche übersetzt.

Dann wurde es ruhig um Emma Smith. 1951 heiratete sie, war nur Ehefrau und Mutter, die ihre Kinder nach dem frühen Tod des Mannes 1957 alleine großzog. Sie ging mit den Kindern nach Radnorshire in Wales, zog 1980 in den Londoner Stadtteil Putney, wo sie bis zu ihrem Tode am 24. April 2018 lebte.

Sieben Jahre stand ihre Schreibmaschine unbenutzt rum. Sie begann nach dem Tod ihres Mannes wieder zu schreiben, erfolgreiche Kinderbücher, 1978 noch mal einen Roman - jedoch wurde sie von der literarischen Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen.

Doch dann fand die britische Schriftstellerin Susan Hill auf einem Flohmarkt The Far Cry und schrieb eine begeisterte Rezension, was dazu führte, dass es 50 Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe noch einmal veröffentlicht wurde. Und es führte dazu, dass sich Emma Smith noch einmal an die Schreibmaschine setzte und ihre Memoirenwerke The Great Western Beach (2008, über die Kindheit in Newquay) und As Green as Grass (2013, über die Jugend bis zur Hochzeit), schrieb. Diese wurden in England als Entdeckung gefeiert, und Emma Smith gelangte noch einmal zu literarischem Ruhm. Vielleicht schaffen es ihre Kinderbücher ja auch, noch einmal entdeckt zu werden.
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon JMaria » Mi 21. Aug 2024, 09:33

Hallo Didonia


Emma Smith

Doch dann fand die britische Schriftstellerin Susan Hill auf einem Flohmarkt The Far Cry und schrieb eine begeisterte Rezension, was dazu führte, dass es 50 Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe noch einmal veröffentlicht wurde. Und es führte dazu, dass sich Emma Smith noch einmal an die Schreibmaschine setzte und ihre Memoirenwerke The Great Western Beach (2008, über die Kindheit in Newquay) und As Green as Grass (2013, über die Jugend bis zur Hochzeit), schrieb. Diese wurden in England als Entdeckung gefeiert, und Emma Smith gelangte noch einmal zu literarischem Ruhm. Vielleicht schaffen es ihre Kinderbücher ja auch, noch einmal entdeckt zu werden.


Ein schönes Happy End und sicher verdient.
Schöne Grüße, Maria
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Kate Chopin

Beitragvon Didonia » Do 22. Aug 2024, 09:59

Kate Chopin (8. Februar 1850 - 22. August 1904) ist vor allem durch ihren Roman "Das Erwachen" (1899) bekannt, der heute zum Kanon der englischsprachigen Literatur zählt.

Geboren wurde sie als Katherina O'Flaherty in St. Louis. Der Vater und ihre Schwester starben während ihrer Kindheit. Mit ihrem Mann, dem Plantagenerben Oscar Chopin lebte sie in New Orleans, wo sie sechs Kinder bekam. Als ihr Mann 1882 - Kate Chopin erfüllte in dieser Zeit ihre Rolle als Hausfrau - kehrte sie auf Drängen der Mutter nach St. Louis zurück. Diese starb im folgenden Jahr, was Kate Chopin in eine tiefe Krise stürzte, die sie überwand, als ein befreundeter Arzt ihr riet, mit dem Schreiben zu beginnen. In ihren Gedichten und Prosawerken steht immer wieder die Beziehung zwischen Mann und Frau im Mittelpunkt.

Ein erster Roman wurde 1890 veröffentlicht, viele Kurzgeschichten zuerst in großen Zeitschriften, die dann in zwei Sammelbänden veröffentlicht wurden. Doch je mehr sie sich entwickelte und begann, geltende gesellschaftliche Moralvorstellungen infrage zu stellen, wurde sie von ihrem Verleger stärker zensiert.

Mit ihrem Roman "Das Erwachen" löste sie 1899 einen Skandal aus, da sich die Protagonistin von Mann und Kindern trennt und sie versucht, sich selbst zu verwirklichen, was ihr in dieser Gesellschaft leider nicht gelingt. Kate Chopin erhielt für dieses Werk durchweg vernichtende Urteile, ihre Freundinnen kehrten ihr den Rücken zu und die Buchhandlungen nahmen es aus den Regalen.

Kritisiert wurde vor allem die detaillierten Schilderungen der Liebesaffären der Protagonistin, während es Kate Chopin darauf ankam, den Bewusstwerdungsprozess einer Frau zu zeigen, die es wagte, ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter gegen individuelle Freiheit und Selbstbestimmung einzutauschen.

Eine weitere Kurzgeschichtensammlung konnte sie nicht veröffentlichen; so zog sie sich zurück und starb im August 1904 an einer Gehirnblutung.

Sie geriet in Vergessenheit. Erst 1969 erhielt ihr literarisches Schaffen mit einem Gesamtwerk die Anerkennung, die es verdient. Auch in den 1970er und 80er Jahren wurden in zahlreichen Publikationen erneut die Aufmerksamkeit auf ihr Leben und Werk gerichtet. "Das Erwachen" zählt heute als früher Roman der Frauenbewegung.
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A. S. Byatt

Beitragvon Didonia » Sa 24. Aug 2024, 08:34

A.S. (Antonia Susan) Byatt wurde als ältestes von vier Kindern am 24. August 1936 in Sheffield geboren. Ihr Vater war der Richter und Schriftsteller John Frederick Drabble. Mit 13 Jahren macht sie ihre ersten Schreibversuche. 1957/58 war sie ein Jahr in den USA, danach widmete sie sich an der Oxford University ihrem Promotionsvorhaben über die englische Literatur des 17. Jh., was sie wegen Heirat und der Geburt ihrer ersten beiden Kinder abgebrochen hat.

1964 feierte sie mit ihrer Erzählung "Shadow of a Sun" ihren ersten literarischen Erfolg. Diese und auch der folgende Roman „The Game“ sind autobiografisch – Thema sind eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung und geschwisterliches Konkurrenzdenken. Erst zehn Jahre später (1978) – zwischenzeitlich ließ sie sich scheiden und ihr Sohn starb mit neun Jahren – begann sie mit "Die Jungfrau im Garten" - eine vierbändige Chronik von Englands "zweitem elisabethanischen Zeitalter" seit 1953.

Ihren Durchbruch hatte sie allerdings erst im Jahr 1990 mit ihrem Roman "Besessen" . Nachdem sie vorher eher negativ beurteilt wurde, wurde sie nun von der britischen Literaturkritik frenetisch gefeiert und erhielt Literaturpreise. Die meisten ihrer Werke kamen auch auf den deutschen Markt.

Seit 1986 ist A. S. Byatt Mitglied im PEN-Club. Sie ist in zweiter Ehe mit Peter J. Duffy verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hat. Aus erster Ehe lebt noch eine Tochter.
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon JMaria » Sa 24. Aug 2024, 16:28

Hallo Didonia

Von Kate Chopin habe ich „Das Erwachen" in guter Erinnerung.
Und „Besessen“ von AS Byatt fand ich spannend.

Schön, dass man durch die Kurz-Biographien hier daran erinnert wird.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Sa 24. Aug 2024, 16:46

Hallo Maria,
freut mich, wenn ihr Dir lesetechnische Erinnerungen beschere. Ich glaube, "Besessen" habe ich vor Jahren aussortiert. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich sogar hier im Forum darüber gelesen und dann gemerkt, dass es nichts für mich ist.
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Mo 11. Nov 2024, 14:02

Vor ein paar Jahren las in meinem Umfeld auf einmal jeder "Ein Baum wächst in Brooklyn" von Betty Smith. Bis dahin zählte sie wohl zu den "vergessenen Autorinnen". Wikipedia gibt nicht viele Infos zu ihrer Person. Doch reichlich habe ich da auf der englischen Seite gefunden:

Die US-amerikanische Schriftstellerin wurde als Elisabeth Lillian Wehner am 15. Dezember 1896 in Brooklyn, New York, geboren. Ihr bei uns bekanntestes Buch und zugleich ihr Debüt ist "Ein Baum wächst in Brooklyn". Es war für den Pulitzer-Preis nominiert und wurde 1945 von Elia Kazan verfilmt.
Ihre anderen drei Werke "Tomorrow will be better" (1947), "Maggie-Now" (1949) (dt. "Verwehte Träume" und "Joy in the Morning" (1963) (dt. "Glück am Morgen") waren in Amerika Bestseller, erreichten die Top-Ten-Listen und sind in Deutschland eher unbekannt.
Die Eltern waren Deutsch-Amerikaner der ersten Generation. Die Familie - Betty hatte eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder - zog mehrmals in verschiedene Mietshäuser an der Montrose Avenue und der Hopkins Street. So richtig niedergelassen haben sie sich dann in einem Mietshaus im obersten Stockwerk der 702 Grand Street. Dieses Haus in der Grand Street galt als Kulisse für "Ein Baum wächst in Brooklyn".
In einem Interview mit der The New York Times (18. Januar 1972) soll sie gesagt haben, dass sie schon mit acht Jahren wusste, „dass ich eines Tages ein Buch schreiben würde". Sie war eine eifrige Bibliotheksgängerin und veröffentlichte mit elf Jahren zwei Gedichte.
Die Mutter zwang sie nach der 8. Klasse, die Schule zu verlassen und die Familie mitzuernähren. Mit 18 besuchte sie die Girls' High School in Brooklyn und hatte gleichzeitig einen Nachtjob in Manhattan. Mit 20 hatte sie einen gut bezahlten Job beim Postdienst der Vereinigten Staaten, bei dem sie volltags arbeiten musste. So musste sie die Weiterbildung aufgeben.
1917 lernte sie ihren späteren Ehemann George Smith kennen, zwei Jahre später ging sie mit ihm nach Ann Arbor, Michigan, wo er an der Universität Jura studierte. Sie heirateten am 18. Oktober 1919 und bekamen zwei Mädchen. Erst als beide zur Schule gingen, nahm Betty Smith ihre Weiterbildung wieder auf. Sie schrieb sich an der Ann Arbor High School ein, was der Schulleiter ungewöhnlich fand, aber er fand kein Gesetz dagegen, dass eine verheiratete Frau die Highscool besuchen durfte. Doch wieder konnte sie keinen Abschluss machen, weil ihr Mann auswärts Arbeit fand und wieder ein Umzug anstand.
Die Karriere von George Smith verlief zwar erfolgreich, aber der Beruf des Anwalts war für ihn unbefriedigend. So ging die Familie wieder nach Ann Arbor zurück. Trotz der nicht abgeschlossenen Highscool durfte Betty Smith an der Universität Kurse als Sonderschülerin besuchen, ohne sich immatrikulieren zu müssen.
Während dieser Zeit begann sie nun auch ernsthaft zu schreiben. Sie reichte Artikel bei Zeitungen ein und schrieb Theaterstücke. Sie liebte das Theater:
"In all den Jahren meines Heranwachsens habe ich mindestens ein Theaterstück pro Woche gesehen. Ich erledigte Besorgungen, opferte kindisch Penny-Bonbons, kümmerte mich um Babys und brachte Pfandflaschen mit. Ich hatte ein Ziel: Einen Cent pro Woche zusammenzubringen, um die Samstagsmatinee bei einer der drei Brooklyner Aktiengesellschaften in unserer Nachbarschaft zu sehen."
Die Familie hatte finanzielle Sorgen, doch diesmal nahm sie keine Teilzeitjobs an, sondern setzte ihre schriftstellerischen Bemühungen fort.
Seit Ender der 1930er Jahre begann sie, sich an einem Roman versuchen. Sie wollte über etwas schreiben, das ihr vertraut war. Und so richtete sich ihr Blick auf die Mietskasernen und Straßen von Brooklyn. Drei ihrer vier geschriebenen Bücher hatten Brooklyn zum Schauplatz.
Vor allem aufgrund der Untreue ihres Mannes trennten sich Betty und George und ließen sich 1938 scheiden. Betty Smith heiratete noch zweimal, doch mit beiden Männern hatte sie kein Glück. Mit dem einen hatte sie absolut nichts gemeinsam. Der andere, der ein langjähriger Freund und Weggefährte war, hatte Alkohol- und Herz-Kreislauf-Probleme und starb 1959.
Am 17. Januar 1972 starb Betty Smith im Alter von 75 Jahren in Shelton, Connecticut, an einer Lungenentzündung.
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