Hallo zusammen,
"Durch dunkle Wälder" ist ein schönes Buch. Beinhaltet ein bisschen was zum nachdenken und ist eine interessante Geschichte, die merkwürdig unspektakulär ist. Will, der alternde Indianer, erzählt in seinen Rückblenden oft ähnliche Dinge. In der Wildnis geht es halt - wie Wills Vater ihm schon beibrachte - um: Essensbeschaffung, Schlafplatzsicherung und Feuer für die Wärme. Das Großstadtleben der Nichte(n) gestaltet sich aber beim näheren Hiinsehen auch nicht abwechslungsreicher. Auch hier wiederholt sich die Tagesgestaltung. Beide Leben sind dennoch ausgesprochen interessant zu verfolgen. Wie sich die eine Nichte in der Großstadt verliert, und deren Schwester zuvor offensichtlich auch. Ich begleite beide - Onkel Will und Nichte Annie - sehr gern auf ihren Wegen. Schaue in ihr Leben. In ihre Geschichte.
Ich bin gespannt, wie es für Will ausgeht, bzw. so weit gekommen ist. Und ich bin gespannt, ob und wo (bei wem) sich Annie wiederfindet. Und wohin sie die Spur ihrer Schwester führen wird.
Hier mal ein paar Auszüge, die ich mir notiert habe, weil sie mich so ansprangen und ins nachdenken gebracht haben:
Ich nahm an, dass er damals im Krieg schlechte Erfahrungen mit Flugzeugen gemacht hatte, aber als ich ihn einmal danach fragte, sagte er nur, er hätte einen Freund gehabt, der fliegen wollte, aber als er es versucht hätte, der Freund, da sei er auf die Erde gefallen.
Alte Männer sprechen in Rätseln, Nichten, aber wenn ihr genau hinhört, haben sie euch vielleicht etwas Wichtiges zu sagen.
Er sieht an meinem Blick, dass ich Betteln nicht leiden kann. „Sieh es als billige Pacht für unser Land, Großtochter.“
„Den Spruch habe ich schon gehört.“
„Weil er so wahr ist.“
Im Laufe der Jahre kommt man so in eine Spur. Man legt sich eine Routine zu, die einem durch den Tag hilft. Man schaut nur noch von einem Tag zum nächsten und vergisst die große Welt außerhalb des eigenen Kopfes. Ehe man sich’s versieht, sind ein, zwei, fünf, zehn Jahre vergangen. Die ganze Zeit wartet man auf irgendwas, un dann wacht man eines Morgens auf und begreift: Man wartet nur auf das Ende.
Alle sagen, wie gefährlich es ist, sich mit einem wilden Tier anzufreunden. Sorgen sie sich dabei um die Tiere oder um uns Menschen? Die Leute sagen – vor allem Leute, die weit weg von wilden Tieren leben -, dass wir uns von den Lebewesen unterscheiden, die sonst noch auf dieser Erde wandeln. Dass wir von ganz anderer Art sind. Das wir über ihnen stehen.@Britti: Dass Dir "Hingabe" auch - abschließend - so gut gefallen hat, freut mich sehr! Auch dass ich mit meiner Einschätzung, dass es für Dich gerade genau das richtige sein müsste, richtig lag, freut mich! So bist Du endlich mal wieder in einen schönen Lesesog geraten!

Und mit "Erbarmen" hältst Du Dich dann ja nun genau am richtigen Ort auf, wo Du ja ganz bald dorthin fährst!
@Doris: Dass Du zwei enttäuschende Leseerlebnisse hattest, tut mir leid!
Aber wie schön, dass Du mit "Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim" so zufrieden bist! Der hatte mich auf Deinem Büchertisch auch sehr gereizt und befindet sich seither auf meiner Wunschliste! Da aber der erste Roman von Jonathan Coe ("Der Regen, bevor er fällt") aber nicht so gut wegkam, war ich ein wenig vorsichtig. Du machst mir aber nun Mut! Bitte berichte auch abschließend, wie er Dir gefällt, ja?
Bei Amazon gibt es zu diesem Roman übrigens inzwischen auch - vorwiegend sehr positive - Stimmen.
@Silke @Maria: Nancy Mitford sagte mir gar nichts. Schön, dass Ihr hier erwähnt, dass sie in "Die souveräne Leserin" Erwähnung findet und hier "Englische Liebschaften" erwähnt. Das klingt sehr vielversprechend und ich bin durch Euch darauf aufmerksam geworden. Danke dafür! Leider ist es vergriffen. Doch mal sehen, ob nicht irgendwo eine neuwertige gebrauchte Ausgabe zu bekommen ist.