Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Petra » Do 2. Dez 2010, 16:06

Hallo zusammen,

wenn "Die Korrekturen" mich weiterhin so faszinieren, wird es auch eines meiner Bücher des Jahres, liebe Doris. :-)
Es ist schön zu hören, dass es Dich damals auch so sehr begeistert hat, dass es für Dich eines der Jahres-Highlights war!

Ich fand es auch sehr interessant Deine Einschätzung zu "Freiheit" im Vergleich zu "Die Korrekturen" zu hören, Doris. "Freiheit" lockte mich auch, aber da ich wusste, dass ich "Die Korrekturen" noch vor mir hatte und das das Buch ist, das mich von Franzen am meisten interessierte, konnte ich mich gut beherrschen. Jetzt, wo ich "Die Korrekturen" lese, frage ich mich, ob ich mir das Buch zulege. Oder ob mir das Hörbuch dazu reicht. Binchen, das ist ja klasse, dass Du das Hörbuch zu "Freiheit" gekauft hast. Ob ich wohl reinhören darf? Das könnte mir ja glatt bei meiner Entscheidung helfen.

Durch die zwiespältigen Kritiken zu "Freiheit" bin ich da unsicher. Aber wie gesagt, Deine Einschätzung hilft mir da auch schon weiter, Doris. Denn an der kann ich mich oft orientieren, da wir oft ähnliche Empfindungen Büchern gegenüber haben.

Zu Franzen Korrekturen ist bei Amazon eine interessante Pressestimme der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht: "Jonathan Franzen ist ein Meister des Hinhörens, ein Mann mit einem absoluten Gehör für die zurückgehaltene Aggressivität in Familiengesprächen, für die Zwischentöne des liebevollen Erpressens und des offenbarenden Verbergens. Sein Roman Die Korrekturen ist einer der größten und wichtigsten Romane der jüngsten Zeit. Ein Denkmal des Humanen."

Das trifft vieles aus dem Buch auf den Punkt! Das gelingt Jonathan Franzen wirklich außerordentlich gut!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Petra » Fr 3. Dez 2010, 10:36

Hallo zusammen,

mir ist eben durch ein anderes Posting in einem anderen Thread aufgefallen, dass ich zu "Der Hass der Liebenden" von Ocampo, Silvina und Casares, Adolfo Bioy noch gar keine Rezension geschrieben hatte. Das habe ich jetzt nachgeholt und meine :arrow: Rezension eingestellt. Denn dieser geniale und einzigartige Krimi-Klassiker, der uns wie zum Geschenk dies Jahr (geschrieben wurde das Buch 1946) ins Deutsche übersetzt wurde, darf auf keinen Fall fehlen. An der Stelle möchte ich ihn nochmal empfehlen. Er enthält Elemente, die ich in dem Genre in der Art noch nicht erlebt habe.

Bei "Die Korrekturen" bin ich inzwischen im 3. von 7 Kapiteln angekommen. Gary und seine Frau und Kinder lerne ich gerade kennen. Ihre Konflikte. Und ihre Einstellung zu Enid und Alfred. Wirklich ein herrliches Buch. Es übt einen unerklärlichen Lesesog auf mich aus. Ich glaube mich würde das alles schrecklich langweilen, würde es nicht von Jonathan Franzen erzählt. So viele Nebensächlichkeiten, aus denen aber nun mal unser aller Leben besteht, so interessant zu schildern, ist schon eine Kunst für sich. Und ich habe nicht durchschaut wie er es macht, denn ich kann offenkundig nichts erblicken, was der Grund wäre, dass es eben nicht langweilt, sondern ganz im Gegenteil unheimlich gut und hintergründig unterhält.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Josie » Sa 4. Dez 2010, 19:01

Petra hat geschrieben:So viele Nebensächlichkeiten, aus denen aber nun mal unser aller Leben besteht, so interessant zu schildern, ist schon eine Kunst für sich. Und ich habe nicht durchschaut wie er es macht, denn ich kann offenkundig nichts erblicken, was der Grund wäre, dass es eben nicht langweilt, sondern ganz im Gegenteil unheimlich gut und hintergründig unterhält.


Liebe Petra,

das hast du treffend beschrieben. Eigentlich erzählt er nichts Besonderes, und doch kann man sich der Geschichte nicht entziehen. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spaß mit den Korrekturen. :)

Nachdem ich aufgrund fehlender Lesezeit oder bei verfügbarer Zeit übermäßiger Müdigkeit nur seitenweise lesen konnte, was dem Buch nicht gerecht wurde, bin ich nun dennoch seit einigen Tagen mit "Vollmond über Kaschmir" von M. M. Kaye fertig. Ein wirklich tolles Buch, passend zu der Jahreszeit, wie Trixie schon schrieb. Ein ganz klein wenig Punktaebzug gibt es für ein paar merkwürdige Ausdrücke bei Verben und Adjektiven, die die Mimik, Gestik oder Gefühle der Protagonisten ausdrücken sollen und teils unpassend sind - ich nehme an, es sind schlichtweg "Übersetzungsböller". Vielleicht bin ich da auch ein wenig zu empfindlich, aber das hat mich ein klein wenig gestört. Und für mich persönlich kam es nicht ganz an "Palast der Winde" ran, aber nichtsdestotrotz ein absolut empfehlenswertes Buch, was ich irgendwann sicher auch gerne nochmals ein zweites Mal in dieser Jahreszeit zur Hand nehmen werde. Das Buch quillt über von detailreichen Landschaftsbeschreibungen und erzählt anschaulich und charmant von den damaligen Lebensbedingungen in Kaschmir und auch die liebenswerten Charaktere lässt man am Ende nur ungern zurück. Ein Buch zum Wohlfühlen.

Aktuell habe ich mich nun "Drood" gewidmet. Für mich Leseschnecke ist das doch ein recht umfangreiches Buch, aber da ich demnächst, wenn leider nun zwar kürzer als geplant, Urlaub haben werde, komme ich damit sicher doch auch mal stückchen- und nicht nur seitenweise weiter und ich hab's mir ja auch für die Vorweihnachtszeit aufgehoben. Ich bin noch nicht sonderlich weit, aber es liest sich schon mal ganz nett an.

Eigentlich würde ich gerne noch "Hercule Poirots Weihnachten" lesen, aber damit wird es dank "Drood" vermutlich dieses Jahr nichts mehr werden. Aber zumindest werde ich mir, passenderweise, zwischendurch aus Charles Dickens "Weihnachtserzählungen" eine Geschichte raussuchen, so, wie ich es jedes Jahr mache.
Liebe Grüße
Claudia


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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon JMaria » So 5. Dez 2010, 15:10

Hallo zusammen,

@Josie.
viel Vergnügen mit "Drood". Hat mir gut gefallen, besonders die Atmosphäre darin.

Ich habe die ersten 100 Seiten von "Eisflüstern" von Bettina Balàka gelesen:

Kurzbeschreibung
„Wenn Beck bei minus 45 Grad ausatmete, entstand vor seinem Mund eine Wolke aus weißen Kristallen, mit einem eigenartigen, knisternden Geräusch. Eisflüstern wurde das genannt.“ Wien 1922. Nach siebenjähriger Kriegsgefangenschaft in Sibirien kehrt Balthasar Beck entkräftet, aber – wenigstens körperlich – unversehrt ins heimatliche Wien zurück. Er hat Mühe, in sein altes Leben zurückzufinden. Wie soll er sich seiner Frau und seiner Tochter wieder annähern? Und wie findet er in seinen alten Beruf bei der Kriminalpolizei zurück? Er wird mit der Aufklärung einer Mordserie betraut, die immer deutlicher auf Beck selbst zu zielen scheint. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in Wien: ein psychologisch scharfes, detailliert recherchiertes Gesellschaftspanorama und ein spannungsgeladener historischer Kriminalroman.
Amazon

Gefällt mir bisher gut. Langsamer Aufbau. Auf den ersten 100 Seiten ist das Augenmerk auf die Situation der Kriegsrückkehrer, das mich nicht kalt lässt. Da ist viel Stoff drin. Der Krimianteil ist noch wenig beleuchtet, doch die Anfänge sind gemacht.

Mal sehen wie es weitergeht.

Gruß,
Maria
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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Doris » Mo 6. Dez 2010, 10:33

Hallo alle zusammen,

Josie, das ist eine prima Idee mit Charles Dickens, das werde ich auch machen. Nur ein, zwei Geschichten ;)
Mein aktueller Lesestoff ist so interessant, dass ich das Buch (ich bin jetzt im letzten Kapitel) beinahe an zwei Tagen ausgelesen hatte:

Just kids - Patti Smith

sie erzählt darin ihre lebenslange Freundschaft zu dem sehr umstrittenen Künstler Robert Mapplethorpe. Und so gut geschrieben, dass ich mich traue von Literatur zu sprechen, nicht einfach nur ein Sachbuch. Damit würde man dem Buch nicht gerecht werden.
Ganz großes Kino!

Liebe Grüße
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Petra » Mo 6. Dez 2010, 16:14

Hallo zusammen,

ich komme mit den Korrekturen sehr gut vorwärts, obwohl mir an manchen Tagen ein wenig Lesezeit gekappt wurde (Bekannte treffen in der S-Bahn, keine normale Mittagspause, da Besuch von anderer Geschäftsstelle etc.). Das liegt einzig und allein an Jonathan Franzen, der einfach wunderbar erzählen kann. Er zieht mich in einen solchen Sog, dass ich nur schwer wieder auftauchen kann, aus dem Buch. Ganz toll!

Und somit direkt zu einer Frage zu Franzen. Wie sind seine anderen Romane? "Freiheit" wird ganz sicher das nächste Buch sein, das ich von ihm lese. Denn es interessiert mich vom Thema her sehr. Und soll zwar nicht an die Korrekturen herankommen, aber schon ja ein sehr gutes Buch sein. Da mir "Die Korrekturen" so sehr gefallen, habe ich mich auch fürs lesen anstatt fürs hören entschieden. Obwohl ich am Wochenende in das Hörbuch reinhören durfte (Danke dafür, liebes Binchen!). Klingt gut - aber zu gut! So will ich es lieber lesen! Hören dann vielleicht aber mal zum nachbereiten. Denn Ulrich Matthes spricht - der passt da sehr gut!

Aber wie ist es mit Franzens anderen Büchern? "Schweres Beben" und "Die 27ste Stadt"? Kennt die Romane jemand? Er hat sie ja vor "Die Korrekturen" geschrieben, auch wenn sie in Deutschland erst später rauskamen. Unter den Amazon-Rezensionen kann man sich schon was ungefähres vorstellen. Gute, gewohnt Franzen-Qualität. Aber nicht an die Korrekturen heranreichend. Hingegen eine Rezension von Christine damals hier bei uns ( :arrow: Rezension) zu "Schweres Beben" macht mich schon neugierig. Gern würde ich von Euch hier wissen, ob Ihr die anderen Romane von Franzen kennt und wie sie Euch gefallen haben.

Ich war mal auf einer Lesung von Jonathan Franzen. Er las aus "Die Unruhezone". Das gefiel mir auch. Ich habe es als Hörbuch. Und da es bei vielen nicht so gut abgeschnitten hatte, würde ich es hier wohl auch beim Hören belassen. Aber vielleicht kann mich hier auch dazu jemand umstimmen? Kennt es jemand? Oder sollte man es sich lieber ganz sparen?

Was "Die Korrekturen" angeht - ja, liebe Josie, man kann sich ihm nicht entziehen, obwohl er nichts besonderes (außergewöhnliches, spektakuläres, spannendes) erzählt. Da zeigt sich die Kunst, meine ich.

Josie, mit "Drood" hast Du mir dann was voraus! Das lockt mich seit letztem Jahr sehr. Aber ich kann mich nicht entscheiden ob Hörbuch (gibt es ungekürzt bei Audible) oder Buch. Denn einerseits - wie Du schon sagst - ist es sehr dick. Andererseits liest es sich auch so gut an! Berichte bitte über Deine Eindrücke und ob es Dich für den ganzen Umfang gefangen nimmt oder ob Du Dich streckenweise schwer tust am Ball zu bleiben, bzw. es für Dich zu viel wird. Würde mich interessieren und vielleicht kann mir das bei einer Entscheidung helfen. Denn ich stagniere da zur Zeit, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann. ;-)

Die Atmosphäre stelle ich mir darin auch einfach toll vor, zumal mich die auf den ersten Seiten beim reinlesen schon ansprang. Danke Dir Maria, für das kleine Statement. Bzw. die Auffrischung, dass Dir "Drood" so gut gefallen hatte.

Oh, Maria, Du liest "Eisflüstern" von Bettina Balàka! Bitte berichte auch weiterhin, denn das liegt ja auch noch in meinem SUB und mein Interesse daran ist ungebrochen. Ich bin sehr an Deinen Eindrücken interessiert! Dass die Kriegsheimkehrer und ihre Situation im Fordergrund steht und die Krimigeschichte sich nebenbei ein wenig beginnt abzuzeichnen, wird mir glaube ich liegen. So wünsche ich mir die Proportionen bei diesem Buch.

Liebe Doris, "Just kids" würde mich jetzt erst mal nicht so interessieren, aber mit Deiner Begeisterung machst Du neugierig auf das, was Patti Smith zu erzählen hat. Vor allem, da es so gut gelungen scheint!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon SilkeS. » Di 7. Dez 2010, 09:09

Hallo Petra!

Ich habe die 27the Stadt gelesen. Es ist schon länger her und ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Ich weiß nur daß es nicht so tiefsinnig und ergreifende war, wie die Korrketuren.
"Freiheiten" will ich auch unbedingt lesen.

Gruß SilkeS.
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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon JMaria » Di 7. Dez 2010, 11:12

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben: Da mir "Die Korrekturen" so sehr gefallen, habe ich mich auch fürs lesen anstatt fürs hören entschieden. Obwohl ich am Wochenende in das Hörbuch reinhören durfte (Danke dafür, liebes Binchen!). Klingt gut - aber zu gut! So will ich es lieber lesen! Hören dann vielleicht aber mal zum nachbereiten. Denn Ulrich Matthes spricht - der passt da sehr gut!



uih, Ulrich Matthes liest "Freiheit"? Ist ja genial. Ihn höre ich sehr gern, seit Kafkas "Das Schloss". So eine kongeniale Lesung !

Binchen,
bitte berichte., wenn du weiter hörst.


Oh, Maria, Du liest "Eisflüstern" von Bettina Balàka! Bitte berichte auch weiterhin, denn das liegt ja auch noch in meinem SUB und mein Interesse daran ist ungebrochen. Ich bin sehr an Deinen Eindrücken interessiert! Dass die Kriegsheimkehrer und ihre Situation im Fordergrund steht und die Krimigeschichte sich nebenbei ein wenig beginnt abzuzeichnen, wird mir glaube ich liegen. So wünsche ich mir die Proportionen bei diesem Buch.



Ich bin nun mitten im Kriminalfall (S. 261); zuerst eine Grabschändung eines Kriegerhelden, dann eine Leiche mit einem zerfetzten Rücken, unkenntlichen Gesicht und fehlenden Fingern bis auf Einen.

Die Autorin packt manchmal etwas zuviel rein, bekommt dann doch wieder die Kurve, kurz bevor es langatmig wird (z.B. ein Gespräch über die Reinheit des Blutes, da zeichnet sich schon das nächste Problem ein paar Jahrzehnte später an... ). Doch Balaka beherrscht ihr Handwerk soweit, dass sie wieder zurück kommt, zu ihrem Fall, zu ihren Protagonisten, und zu der Atmosphäre in Wien des Jahres 1922. Sie hält die Spannung aufrecht; wie es denn wohl weitergeht mit Balthazar Beck, seiner Familie, seinem Beruf, dem Kriminalfall.

Gruß,
Maria
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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon Petra » Mi 8. Dez 2010, 11:26

Hallo zusammen,

"Eisflüstern" hört sich gut an, Maria. Ich danke Dir für Deinen Bericht - er interessiert mich sehr!

Gut, dass die Autorin sich immer wieder fängt. Sowas ist immer schade, wenn jemand zu viel in eine Geschichte hineinpacken will. Auf Dein abschließendes Urteil hierüber bin ich auch gespannt.

Nicht wahr? Ulrich Matthes ist ein irrsinnig guter Sprecher! Diese kongeniale Lesung, die er in Kafkas "Das Schloss" anscheinend abliefert, habe ich mit ihm auch in Camus' "Der Fremde" erlebt. Seither bin ich von diesem Sprecher fasziniert. Und Franzens "Freiheit" ist beim reinhören schon toll. Auch durch seine Stimme. Ich bin auch sehr gespannt was Binchen dann drüber über dieses Hörbuch erzählen wird, wenn sie es hört.

Silke, Danke für Deine Aussage zu "Die 27ste Stadt". Ich denke, dann belasse ich es zunächst mal bei "Freiheit" nach "Die Korrekturen". Das interessiert mich thematisch sowieso am meisten, neben den Korrekturen. Und danach würde ich eher mit "Schweres Beben" liebäugeln.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

Beitragvon JMaria » Mi 8. Dez 2010, 11:51

Petra hat geschrieben: "Eisflüstern" hört sich gut an, Maria. Ich danke Dir für Deinen Bericht - er interessiert mich sehr!

Gut, dass die Autorin sich immer wieder fängt. Sowas ist immer schade, wenn jemand zu viel in eine Geschichte hineinpacken will. Auf Dein abschließendes Urteil hierüber bin ich auch gespannt.


Hallo Petra,

Balaka fängt die Atmosphäre jedenfalls toll ein. Die Kriegsrückblenden sind passend eingebaut, z.B. wenn Balthasars Frau ihm eine Frage stellt, dann wandern wieder die Gedanken zurück in die Kriegs- und Gefangenenjahre. Einfühlsam gemacht, aber auch aufwühlend zu lesen. Ein Beispiel aus dem Kapitel "Liebesgaben" auf der S. 262:

...Er mußte viele töten, es wurden keine Gefangenen gemacht. Es machte ihm auch nichts aus, solange es mit Gefechtslärm und Gebrüll und in einer gemeinschaftlichen Tobsucht geschah. In einer gemeinschaftlichen Tobsucht mit dem Gegner, der genauso brüllte und schoss und aus dem Hinterhalt hervorbrach, kurz, es war das Töten "im Felde", wie man es nannte, das ihm nichts ausmachte, da er gelernt hatte, dass dieses ehrenvoll sei..... Das Ehrgefühl konnte allerdings zu wanken beginnen, wenn man am nächsten Morgen entdeckte, dass das, was man da im Dunkeln niedergemacht hatte, nebst Soldaten ein Haufen von Greisen und Kindern war...

man kann sich vorstellen, dass solche Kriegsrückkehrer nicht viel sprechen und die Eingliederung sehr schwer vollziehbar ist. Das bringt das Buch u.a. zum Ausdruck.

Liebe Grüße
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