Hallo Ihr Lieben,
so, dann will ich mich hier auch mal wieder zu Wort melden, viel Zeit zum Lesen habe ich ja im Moment zwangsweise.

Nachdem ich noch einige andere Bücher, vorwiegend Krimis, dazwischen geschoben habe, lese ich jetzt endlich wie angekündigt den letzten Band des "Brothers of Gwynedd"-Quartetts. Und ich kann meine Begeisterung nur wiederholen, ein absolut großartiger historischer Roman, auf einer Stufe mit Dorothy Dunnett.
Maria, Du hattest vor einer Weile zu "We Have Always Lived in the Castle" geschrieben:
JMaria hat geschrieben:auf dieses Buch bin ich auch schon mal gestossen, doch habe ich mich nicht daran getraut. Ist es eher angenehmer Schauer oder doch mehr Horrorelemente?
Shirley Jackson schein ja eine ausgeprägte Fantasie gehabt zu haben und sehr viel in der Richtung Gothic geschrieben haben.
(Kann man der Ich-Erzählerin trauen? Ich weiß, das ist jetzt eine Spoilerfrage, doch ich habe echt ein Problem damit, wenn ich in Schauergeschichten einen Ich-Erzähler habe, der sich dann selbst als Bösewicht herausstellt. Du darfst gerne spoilern oder in Spoilerschrift antworten).
Als Horror würde ich das Buch definitiv nicht bezeichnen. Ich bin ja auch ein kleiner Angsthase und mag solche Elemente in meinen Büchern überhaupt nicht, aber in "We Have Always..." passiert wirklich gar nichts Übernatürliches. Zwar lief mir beim Lesen definitiv der ein oder andere Schauer über den Rücken, aber der "Horror" ist wirklich rein psychologischer Natur. Ich würde das Buch als eine Mischung aus Psychothriller, Gothic Novel und ein bisschen Märchen beschreiben. Definitiv habe ich bisher noch nichts Vergleichbares gelesen, allein daher lohnt das Buch schon.

Merricat ist eine ungemein interessante Ich-Erzählerin, schnell merkt man als Leser, das mit ihr etwas nicht stimmt und das ist wirklich ungemein gut und überzeugend eingefangen. Als Leser verfolgt man ihre Gedanken gespannt, bis zum unvermeidbaren Höhepunkt der Handlung und dem irgendwie märchenhaften Ende. Was deine Frage betrifft Maria, Merricat ist sicher nicht der klasssische unzuverlässige Erzähler, aber es ist eben von Anfang an klar, das mit ihr irgendetwas nicht stimmt. Ihr in ihre eigene Welt zu folgen und ihrer sehr eigenen, zugegebenermaßen häufig auch recht verstörenden Erzählstimme zu lauschen, ist für mich eine der großen Stärken des Buches. Ob das Buch daher etwas für Dich wäre, kann ich nicht sagen. Ab hier spoilere ich:
Als Leser steckt man ja mittendrin in Merricats Kopf, sie belügt den Leser nicht und so ist schon ab den ersten Seiten klar, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Wie weit das geht, erfährt man als Leser erst nach und nach und so ist die Auflösung, wer damals tatsächlich die ganze Familie vergiftet hat keine große Überraschung, erfolgt nur in wenigen Sätzen und ist zu diesem Zeitpunkt der Geschcihte eigentlich nur noch Nebensache. Hier ist eine sehr gelungene Rezi zu dem Buch, die mich dazu bewogen hat es endlich zu lesen:
http://bookssnob.wordpress.com/2010/11/ ... /#commentsAuf jeden Fall ist "We Have Always Lived in the Castle" eine echte Entdeckung, wirklich schade, dass die deutsche Übersetzung nicht mehr erhältlich ist. Ich wünsche dem Buch ganz viele Leser.
Und vielen Dank für deinen Link, liebe Maria, den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen.
Schön, dass Dir "Eisflüstern" bisher gefällt, das Buch habe ich ja auch noch hier.

@Petra:
Schön, dass Du so viel Vergnügen mit "Die Korrekturen" hast, ich hatte das Buch ja kurz nach Erscheinen gelesen und war damals auch absolut begeistert. Schade, dass das Hörbuch nicht mehr erhältlich ist, nach deiner ansteckenden Begeisterung hätte ich richtig Lust, "Die Korrekturen" noch einmal zu erleben, viel zu vieles habe ich nach all den Jahren schon vergessen. Da wäre ein Hörbuch genau richtig.
Was deine Frage zu anderen Büchern von Jonathan Franzen angeht, ich kenne nur noch "Die 27ste Stadt" und da kann ich mich Silke anschließen: Nichts Besonderes und kommt definitiv nicht an die "Korrekturen" heran. "Freiheit" möchte ich demnächst lesen, darauf freue ich mich schon sehr.