Leseerlebnisse 2010 - Ich lese gerade

[SilkeS.]

Hallo Petra!

Ich hatte ein paar in die engere Auswahl genommen, aber das Rennen hat letztendlich "Winter in Maine" von Gerard Donovan gemacht.

Ich habe von dem Buch schon viel gutes gehört: Krimi-couc.de hat es als Trefffer gehabt und in einem von mir hochgeschätzten Podcast wurde das Buch auch bereits postiiv besprochen.
Ich sehr sehr neugierig auf Deine Meinung!

Gruß SilkeS.

[Petra]

Hallo Silke,

es gefällt mir bisher sehr, sehr gut! Allerdings würde ich es (vielleicht ändert sich das ja noch - glaube ich aber nicht) keinesfalls als Krimi sehen. Außer, dass dort Menschen absichtlich getötet werden, hat das mit einem Krimi nichts zu tun. Fände ich schade, wenn es noch in das Genre abdriften würde.

Es ist bisher eine Geschichte über Verlust und Einsamkeit und über das Töten (besonders vielleicht das Töten im Krieg - obwohl die Geschichte nicht in Kriegszeiten spielt). Und über Rache wohl auch. Ich bin mal gespannt, welche Gefühle am Ende stehen.

Sprachlich ist es ein Glanzstück. Manche Sätze fahren direkt ins Herz und fügen Schmerzen zu. Aber nicht unnötiger Weise. Sondern da, wo ein Gefühl (auch wenn es ein schmerzendes ist) ausgelöst werden sollte. So z. B. als Julius (die Hauptfigur) Verlust seines Hundes verhöhnt wird. So knapp und doch so intensiv. Ich bewundere den Autor jetzt schon dafür, mit wie wenigen Worten er ganz intensive Gefühle heraufbeschwören kann, ohne ihr Entstehen groß zu erklären.

Es gibt Bücher, da möchte man Sätze abschreiben, damit sie einem nicht verloren gehen. Dieses Buch ist solch ein Buch.

Und sehr gern werde ich weiter (und zum Schluss hin auch abschließend) berichten!

[Dana]

Hallo ihr Lieben,
nachdem ich die ganze letzte Woche damit verbracht habe, liegengebliebene Zeitschriften "aufzuarbeiten", habe ich am Samstg zu folgendem Buch gegriffen: "Wenn die Mondblumen blühen" von Jetta Carleton.
"Der "Spiegel"-Bestseller Nr. 1 aus dem Jahr 1964 - wiederentdeckt! Ein Sommer in den 50er-Jahren: Wie in jedem Jahr kehren die längst erwachsenen Töchter von Matthew und Callie Soames für zwei Wochen zurück auf die Farm ihrer Eltern in Missouri - eine schmerzhaft schöne Reise zurück in die Kindheit."
Das Buch ist in Abschnitte unterteilt, der erste Abschnitt handelt von der Gegenwart, und es wird der Besuch der 3 Töchter bei den Eltern geschildert. In den folgenden Abschnitten kommt jedes Famlienmitglied zu Wort, und es wird eine Episode aus deren Vergangenheit geschildert.
Das Buch gefällt mir sehr gut. Besonders angetan bin ich von der Jetta Carletons Beschreibung des warmen Sommer und der blühenden Natur.
Ein wenig erinnert mich das Buch an "River" von Donna Millner

[Petra]

Hallo Dana,

auf dieses Buch hatte mich Doris mal aufmerksam und somit auch neugierig gemacht. Ich hatte es noch nicht gekauft, als Doris es dann schließlich las. Sie hat es abgebrochen. So habe ich den Wunsch es zu kaufen und zu lesen erst mal wieder verworfen. Ich bin aber umso gespannter was Du davon berichten wirst. Die Amazon Kunden-Rezensionen sind alle recht verheißungsvoll.

Berichte bitte abschließend wenn Du es gelesen hast, ja? Bislang gefällt es Dir ja sehr gut, besonders wegen der schönen Beschreibungen des Sommers und der Natur. Mir gefallen diese beiden Aspekte in meinem aktuellen Buch übrigens auch sehr! Gerard Donovan beschreibt die rauhe Landschaft Maines und die Wälder, die wechselnde Jahreszeit (von Herbst auf Winter) auch so eingehend. Gefällt mir ebenfalls sehr!

[Doris]

Guten Morgen,

ich lese im Moment den Kurzgeschichtenband

Kaffee trinken anderswo - ZZ Packer
Open - Andre Agassi

Das sind zwei so gegensätzliche Bücher dass man sie getrost nebeneinander lesen kann.

Euch noch viel Freude mit eurer aktuellen Lektüre.

Herzlichst, Doris

[lucy]

Ich lese gerade

Donna Milner: River

*Wie eine Fata Morgana erschien er in der flirrenden Hitze der Straße, die hinab zu unserer Farm führte. Er kam zu Fuß, und ich beobachtete ihn aus dem Schatten unserer Veranda, seine Augen waren tief wie ein blaugrüner Ozean. Dad und meine Brüder waren nicht da, aber Mom hängte im gleißend hellen Sonnenlicht gerade unsere Betttücher auf. Irgendetwas war anders an ihr an diesem Julinachmittag. Ihr Haar war hochgesteckt, und ich glaube, sie hatte sogar einen Hauch Rouge aufgelegt. Sie erwartete ihn. Doch was sie nicht erwartet hatte, war all das Leid, das wie ein kalter Wind folgen sollte. In Natalie Wards Erinnerung ist dies der letzte Tag, an dem ihre Familie noch heil und glücklich war. Als sie 34 Jahre später einen Anruf ihres Bruders erhält, muss sie sich entscheiden, ob sie nach Hause zurückkehrt und sich den Erlebnissen dieser Zeit noch einmal stellt.*


Bisher geht es überwiegend um die Kindheitserlebnisse, aber die Bedrohung schwingt schon durch die Zeilen.

[Dana]

Hallo Petra,
nachdem du geschrieben hast, dass Doris "Wenn die Mondblumen blühen" abgebrochen hat, bin ich neugierig geworden und habe mal gestöbert, was sie bewogen hat, nicht weiterzulesen. Sie schrieb damals, dass ihr alles zu glatt und zu rund wäre. Mhm, ich weiß nicht so recht, was sie meint.
Huhuu, liebe Doris, kannst du dich noch daran erinnern????
Meintest du, das Buch/die Geschichte an sich ist zu rund oder das Leben der Protagonisten?????
Ich stimme dir insofern zu, dass auf den ersten Blick alles glatt, rund und schön scheint.
Dann habe ich noch mit Interesse gelesen, dass du "Der Regen, bevor er fällt" abgebrochen hast. Ich habe es vor kurzem gelesen und durchgehalten - einfach, weil ich neugierig war, was für ein Unheil da passierte!
Liebe Lucy,
ich habe "River" letztes Jahr gelesen, und es hat mir sehr gut gefallen. Ich bin auf deine abschließende Meinung gespannt!

[Josie]

Liebe Maria,

in dem Thread "Literarisch bereiste Länder 2010" habe ich gerade gesehen, dass du "Menschen im Hotel" von Vicki Baum gelesen hast. Es würde mich interessieren, ob dir das Buch gefallen hat.

Ich hatte vor Jahren "Rendezvous in Paris" von ihr gelesen, ein für mich damals vom Empfinden zwar etwas depressives, aber eindringliches Buch, was mich selbst auch stimmungsmäßig mit reingezogen hat. Nur zum Schluss hin ist sie dahingerast, als ob sie das Buch im Schnellverfahren zu Ende bringen wollte, was so gar nicht zu dem restlichen Buch und der ansonsten gelungenen, dichten Atmosphäre passte.

Seitdem war ich stets hin- und hergerissen, ob ich nochmals was von ihr lesen soll oder nicht, da sie mich mit diesem völlligst unpassenden Schnelldurchgang am Ende mit einem doch etwas enttäuschten Beigeschmack zurückgelassen hat.

[JMaria]

Liebe Maria,

in dem Thread "Literarisch bereiste Länder 2010" habe ich gerade gesehen, dass du "Menschen im Hotel" von Vicki Baum gelesen hast. Es würde mich interessieren, ob dir das Buch gefallen hat.

Ich hatte vor Jahren "Rendezvous in Paris" von ihr gelesen, ein für mich damals vom Empfinden zwar etwas depressives, aber eindringliches Buch, was mich selbst auch stimmungsmäßig mit reingezogen hat. Nur zum Schluss hin ist sie dahingerast, als ob sie das Buch im Schnellverfahren zu Ende bringen wollte, was so gar nicht zu dem restlichen Buch und der ansonsten gelungenen, dichten Atmosphäre passte.

Seitdem war ich stets hin- und hergerissen, ob ich nochmals was von ihr lesen soll oder nicht, da sie mich mit diesem völlligst unpassenden Schnelldurchgang am Ende mit einem doch etwas enttäuschten Beigeschmack zurückgelassen hat.

Hallo Josie,

"Menschen im Hotel" hat bei mir durchweg einen positiven Eindruck hinterlassen. Ein typischer Hotel-Roman, bei dem sich Menschen für kurze Zeit begegnen, ihre Lebensfäden verbinden sich kurz miteinander und dann trennen sich ihre Wege wieder. Die Autorin meidet Klischees, es gibt überraschende Wendungen und ihr Stil wirkte auf mich leicht und elegant.

Ich habe das Buch im Rahmen meines Hotel-Projektes 2009 gelesen (bin aber erst im Januar 10 damit durch gewesen).

viewtopic.php?f=2&t=601&p=12891#p12891

es war übrigens mein erstes Buch von Vicki Baum und möchte irgendwann wieder etwas von ihr lesen.

Ihre Biographie "Die Karrieren der Vicki Baum: Eine Biographie von Nicole Nottelmann " würde mich auch sehr interessieren.

Liebe Grüße
Maria

[Josie]

Liebe Maria,

danke schön für deinen Eindruck. Dann werde ich es mit Sicherheit nochmals mit ihr versuchen. Wie gesagt, "Rendezvous in Paris" war bis auf den Schluss ein gelungenes Buch, in dem sie es ebenfalls geschafft hat, die Fäden der Protagonisten auf faszinierende Art miteinander zu verbinden.

Die Biographie ist auch interessant. Sie scheint ja eine sehr vielseitige, interessante Persönlichkeit gewesen zu sein. Toller Hinweis, danke schön...