Hallo zusammen,
„Eine Klasse für sich“ habe ich jetzt zur Hälfte ausgelesen. Kein Zweifel,
Julian Fellows kennt sich in den Kreisen der britischen Aristokratie bestens aus. Ein Blick auf den Eintrag über diesen vielseitigen Mann bei
Wikipedia bestätigte mir das auch direkt. Umso interessanter wird der Inhalt des Romans, den ich gerade von ihm lese. Der Erzähler darin ist, wie Fellowes selbst, Schriftsteller und gehört zu den aristokratischen Kreisen. Wieviele Szenen und Figuren hier eine Anlehnung an wahre Begebenheiten und Personen darstellen, möchte man doch zu gern wissen. Fest steht beim lesen, er weiß wovon er schreibt. Und zwar ganz genau. Und er hat messerscharf die Gesellschaft, in der er sich bewegt, beobachtet.
Neben den interessanten Einblicken ins gesellschaftliche Leben der Adligen, zeichnet er ein genaues Bild der Veränderungen, die die Aristokratie seit Ende der 60er Jahre hinnehmen musste. Wie die Familien mit dem Schmälerung und Verlust von Stellung und Vermögen umgehen, ist ebenso interessant zu beobachten, wie ihre Gepflogenheiten zu den Zeiten, als das Ende der Aristokratie noch nicht so klar vor Augen stand. Zu recht sagt man über das Buch, es sei ein Abgesang des britischen Adels.
Auch mit der Geschichte, um die herum Julian Fellowes die Beobachtungen der gehobenen Kreise spinnt, überzeugt er. Sie ist die perfekte Bühne, um den Niedergang des britischen Adels aufzuzeigen, und zudem sehr elegant und galant-humorvoll erzählt. Immer tiefer verstrickt er den Leser in die Geschehnisse von damals, die die Freunschaft von ihm - dem Erzähler – und Damian Baxter entzweite, und anscheinend einen Skandal in der adligen Gesellschaft auslöste, in der sich beide bewegten.
Wer sich fast 500 Seiten lang mal ausgiebig in britischen Adelskreisen umsehen möchte, unterfüttert mit einer interessanten Geschichte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Die Einblicke in die Adelskreise sind allerdings sehr genau, das sollte man zuvor wissen, sonst könnte es einem auch zu viel werden. Denn es nimmt mehr Raum ein, als eine bloße Kulisse. Die Gewichtung ist eher schon andersherum.
@Steffi: Vielen Dank für Deine schöne Rezension! Du schriebst, dass Du von John Cheever gern noch Kurzgeschichten lesen möchtest. Wie sieht es mit dem zweiten Wapshot-Roman („Der Wapshot-Skandal“) aus? Möchtest Du den auch lesen? Oder reicht es Dir mit den Wapshots?
Ich stimme Dir zu, was Clint Eastwood anbelangt. Je älter er wird, umso bessere Filme macht er – vor und hinter der Kamera. Die früheren waren auch gut, auf ihre Art. Aber die neueren haben oft eine ungeheure Tiefe. Das gefällt mir sehr!
@Didonia: In „Titanic“ konnte er seine Leistung gar nicht vollends zeigen. Das gibt das Format nicht her. Aber Du hast recht: Er wurde da schon verkannt! Und hat sich noch gesteigert. In „Shutter Island“, der Verfilmung des gleichnamigen Dennis Lehane-Romans, glänzt er auch wieder. Das wird einem erst am Ende so recht bewusst, wenn man den Film vollends verstanden hat.