Hallo zusammen,
Donna Tartt baut in
“Die geheime Geschichte“ wirklich eine einzigartige und sehr dichte Atmosphäre auf. Sich darin zu bewegen, macht wirklich Spaß und beschert ein Wohlgefühl. Immer mehr kann ich aber auch die kritischen Stimmen zu dem Buch verstehen. Wer sich auf einen Krimi/Thriller gefreut hat, wird dort lange Zeit nur
langweilige Beschreibungen finden. Langweilig finde ich persönlich die überhaupt nicht – und offenbar auch viele andere hier im Forum nicht. Aber wer wirklich einen gradlinigen Thriller möchte, der liegt hier ganz falsch.
Diese eingeschworene Gemeinschaft, das teilweise mysteriöse Verhalten der Einzelnen, die Tage in dem Haus von Francis’ Tante, Richards Zeit allein im Winter in Vermont (so glaubhaft, dass er zu stolz war, um zu offenbaren, dass er kein Geld hat und einen Job in den Semesterferien braucht). An diesen Szenen sind einige (wie man den Amazon Rezensionen entnehmen kann) gescheitert. Mir aber gefallen sie. Wie Richard aus Stolz zurückbleibt, sich lieber die Zunge abbeißen würde, als offen zu sein. Und wie er sehnsüchtig den Zwillingen hinterher schaut, besonders Camilla. Dann die Winter-Beschreibungen, die ebenso intensiv sind, wie zuvor die Beschreibungen des Herbstes in Vermont und der noch letzten heißen Tage. Da muss kaum was anderes passieren, und man ist trotzdem gefesselt. Dieser Roman lebt von der Atmosphäre. Wer davon mal eine richtig intensive Ladung möchte, der sollte unbedingt zu dem Buch greifen. Für mich liegt darin Donna Tartts große Stärke. Ich freue mich schon aufs weiterlesen.
@Bonny: Ja, mir geht es in meiner „Zwangspause“ gut!
![Überglücklich :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
Ich hatte schon Befürchtungen, dass es scheitert, dieser Versuch mich zu zwingen, mal wieder etwas anderes zu lesen. Aber ich merkte auch, dass mein Kopf von all den Eindrücken der letzten Bücher (Updike, Murakami, St. Aubyn) voll war. Und es wäre schade, wenn ich ihn weiter befüllte, ohne mir Zeit zu geben, das Gelesene sich setzen zu lassen. Und ich spüre langsam, dass genau das geschieht: Die vielen Eindrücke der tollen Bücher der letzten Zeit beruhigen sich.
Ohne diesen besonderen Grund, mir mal was anderes zu greifen, hätte ich es aber nicht gemacht. Da ich wirklich an mir selbst schon oft festgestellt habe, dass das mit dem sich selbst zwingen beim lesen nicht so gut klappt.
Aber wie Du Deine derzeitige Lese-Phase beschreibst, bzw. die vorhergehenden, tut Dir solch eine kleine „Zwangspause“ vielleicht doch auch mal gut. Um Dich wieder für andere Richtungen zu öffnen. Und wie mir scheint, gelingt es Dir auch ganz gut, mit „Frühstück bei Tiffany“. Schön, dass Du Dich so gut eingelesen hast. Die Verfilmung mit Audrey Hepburn finde ich auch toll! Sie ist für mich auch die ideale Besetzung – habe ich auch beim hören des Hörbuchs so empfunden. Es geht mir damit also wie Dir. Truman Capote war ja mit Marilyn Monroe befreundet. Vielleicht wäre seine Auswahl deshalb eher noch auf sie gefallen? Ich finde aber auch, dass Audrey Hepburn besser passt. Auch dieses zerbrechliche verkörpert sie doch einzigartig. Schön, dass Du meine Rezension treffend findest.
@SilkeS.: „Die Asche meiner Mutter“ subt schon ewig bei mir. Aber mein Wunsch dieses Buch zu lesen ist ungebrochen. Ich erwarte mir davon genau die Dinge, die Du beschreibst. Sicher wirklich hart zu lesen, zumal es autobiografisch ist. Man kann sich nicht damit trösten, dass es ja „nur“ ein Buch ist. Ich stelle mir diese – und viele andere Kindheiten – in Irrland (und nicht nur dort) sehr schrecklich vor. Tröstend ist vielleicht aber, dass man weiß, dass Frank McCourt diesem Leben entkommen ist. Dass er sich – aller schlechten Voraussetzungen zum Trotz – aus diesem Leben, dieser Spirale von Armut, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Gewalt befreien konnte. Ich bewundere so etwas sehr!
Durch die ständigen Wiederholungen (Armut, Alkohol, Gewalt) werden die Beschreibungen sicherlich authentischer. Denn genau so war seine Kindheit wohl: Tag für Tag, Stunde um Stunde. Dass das auf Dich beim lesen so stark übergreift, kann ich gut verstehen.
Danke fürs erinnern an dieses Buch. Es rückt wieder ein großes Stück höher in meinem SUB.