Junot Díaz: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
Junot Díaz ist Amerikaner, dominikanischer Herkunft, aufgewachsen in den heruntergekommenen Vororten New Jerseys und lehrt heute Literatur am MIT. 2008 hat er mit 40 Jahren für seinen Roman „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ (OT The Brief Wondrous Life of Oscar Wao) den Pulitzer Preis erhalten. Eigentlich sein Erstling, wenn man von einem Band mit Erzählungen absieht.
Ein vielseitiger Roman, dieses Leben des Oscar Wao, mal Komödie dann Drama, mal realistisch dann wiederum übernatürlich, mal in die Tiefe gehend bevor die Sprache das derbe Register anschlägt, und klassische Erzählkunst wechselt sich mit barocker Überschwänglichkeit ab.
Das wunderbarste für den Leser ist die Direktheit des Spanglisch (i.e. die Profusion von spanischen Worten im Englischen, wie es allerorts immer mehr in USA zu hören ist). Doch die Sprache gibt noch viel mehr her. Unmöglich alle sprachlichen Erfindungen in diesem Buch aufzuzählen. Soviel sei aber verraten, ich kenne kein Werk, das derzeit besser das gesprochene Wort in einem Roman rüberbringt.
Die Geschichte des Romans ist die der Familie Cabral, die aus der Dominikanischen Republik und vor der Diktatur Trujillo in die Vereinigten Staaten floh. Die Protagonisten sind Oscar Cabral de Leon, dann Lola, seine Ausreißerin an Schwester, die alleinerziehende Mutter Belicia mit bunt gefärbter Persönlichkeit, der Clan der Cabral vor allem der Großvater, aber auch Lolas Freund und die eingebildeten Geliebten von Oscar kommen zu Wort. Über allen schwebt die diktatorische Hand von Trujillo, Herrscher über die Dominikanische Republik von 1930 bis 1961, auch genannt El Jefe, der Verhinderte Viehdieb, Das Große Auge oder - unverfroren - Fickfresse.
Als kleiner Junge war Oscar ein Casanova in kurzen Hosen, der Student ist nur noch eine fette Kugel, die sich vor Sport in Acht nimmt, amerikanische Serien im Fernsehen konsumiert, von Frauen und Abenteuern träumt, sich genauso schnell verliebt wie es auch schon vorbei ist. Pathetisch! Darüber hinaus will er Schriftsteller werden, aber - man ahnt es - auch hierin kommt er zu nichts. Woran liegt das? Fukú, der magische Grund im Volksglauben der Dominikaner für wenn etwas schief geht. Junot Díaz erklärt ganz wunderbar und an Hand von unzähligen Beispielen diesen Fukú. Es ist eine Unabwendbarkeit aus der Zeit des beginnenden Kolonialismus, die all jene einholt, die versuchen die Not der Dominikanischen Republik zu vergessen.
Habe ich Euch genügend Lust auf wunderbare Lesestunden gemacht? Dieser Roman ist jede Minute Lesezeit wert. Exotischer Aberglaube, archaischer Geisterglaube, ein Psychodrama mit familiärem Hintergrund vor der Kulisse der Antillen, die dominikanische Geschichte des 20. Jahrhunderts im Hip-Hop Rhythmus, Diktatur, Immigration, Erinnerung an den Sklavenhandel, Identitätsproblem, die Diaspora in USA … das Ganze gewürzt mit etwas Tragikomik über den Männlichkeitswahn, dem Wunsch der Einwanderer in der amerikanischen Gesellschaft zu bestehen ohne ihre Herkunft zu verleugnen, Ironie, Spott, Hohn, usw. Das alles und noch vieles mehr macht „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ aus. Es ist eine abenteuerliche, urkomische und ungewöhnliche Geschichte von Loosern.
Ein vielseitiger Roman, dieses Leben des Oscar Wao, mal Komödie dann Drama, mal realistisch dann wiederum übernatürlich, mal in die Tiefe gehend bevor die Sprache das derbe Register anschlägt, und klassische Erzählkunst wechselt sich mit barocker Überschwänglichkeit ab.
Das wunderbarste für den Leser ist die Direktheit des Spanglisch (i.e. die Profusion von spanischen Worten im Englischen, wie es allerorts immer mehr in USA zu hören ist). Doch die Sprache gibt noch viel mehr her. Unmöglich alle sprachlichen Erfindungen in diesem Buch aufzuzählen. Soviel sei aber verraten, ich kenne kein Werk, das derzeit besser das gesprochene Wort in einem Roman rüberbringt.
Die Geschichte des Romans ist die der Familie Cabral, die aus der Dominikanischen Republik und vor der Diktatur Trujillo in die Vereinigten Staaten floh. Die Protagonisten sind Oscar Cabral de Leon, dann Lola, seine Ausreißerin an Schwester, die alleinerziehende Mutter Belicia mit bunt gefärbter Persönlichkeit, der Clan der Cabral vor allem der Großvater, aber auch Lolas Freund und die eingebildeten Geliebten von Oscar kommen zu Wort. Über allen schwebt die diktatorische Hand von Trujillo, Herrscher über die Dominikanische Republik von 1930 bis 1961, auch genannt El Jefe, der Verhinderte Viehdieb, Das Große Auge oder - unverfroren - Fickfresse.
Als kleiner Junge war Oscar ein Casanova in kurzen Hosen, der Student ist nur noch eine fette Kugel, die sich vor Sport in Acht nimmt, amerikanische Serien im Fernsehen konsumiert, von Frauen und Abenteuern träumt, sich genauso schnell verliebt wie es auch schon vorbei ist. Pathetisch! Darüber hinaus will er Schriftsteller werden, aber - man ahnt es - auch hierin kommt er zu nichts. Woran liegt das? Fukú, der magische Grund im Volksglauben der Dominikaner für wenn etwas schief geht. Junot Díaz erklärt ganz wunderbar und an Hand von unzähligen Beispielen diesen Fukú. Es ist eine Unabwendbarkeit aus der Zeit des beginnenden Kolonialismus, die all jene einholt, die versuchen die Not der Dominikanischen Republik zu vergessen.
Habe ich Euch genügend Lust auf wunderbare Lesestunden gemacht? Dieser Roman ist jede Minute Lesezeit wert. Exotischer Aberglaube, archaischer Geisterglaube, ein Psychodrama mit familiärem Hintergrund vor der Kulisse der Antillen, die dominikanische Geschichte des 20. Jahrhunderts im Hip-Hop Rhythmus, Diktatur, Immigration, Erinnerung an den Sklavenhandel, Identitätsproblem, die Diaspora in USA … das Ganze gewürzt mit etwas Tragikomik über den Männlichkeitswahn, dem Wunsch der Einwanderer in der amerikanischen Gesellschaft zu bestehen ohne ihre Herkunft zu verleugnen, Ironie, Spott, Hohn, usw. Das alles und noch vieles mehr macht „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ aus. Es ist eine abenteuerliche, urkomische und ungewöhnliche Geschichte von Loosern.