10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

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10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon JMaria » Mo 10. Mai 2010, 14:30

Hallo zusammen,

53 P.E.N. Autoren lesen am heutigen Gedenktag der Bücherverbrennung:

http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ru ... hland.html

hier gehts zu einer Liste der indizierten Autoren:
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... en_Autoren

und nicht nur deutschsprachige Autoren standen auf der Liste, sondern auch die Namen der französischen Autoren André Gide, Romain Rolland, Henri Barbusse, der amerikanischen Autoren Ernest Hemingway, Upton Sinclair, Jack London, John Dos Passos und vieler sowjetischer Autoren, darunter Maxim Gorki, Isaak Babel, Vladimir Iljic Lenin, Leo Trotzki, Wladimir Majakowski, Ilja Ehrenburg. [Wikipedia, siehe oben]

und wieviele Autoren ins Exil flüchteten! Eine Zeit des Wahnsinns.

Gruß,
Maria
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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon JMaria » Mo 9. Mai 2011, 14:37

Hallo zusammen,

es jährt sich der Tag der Bücherverbrennung von 10. Mai 1933.
Ein Mahnmal befindet sich auf dem Bebelplatz Unter den Linden, auch die versunkene Bibliothek kann man dort einsehen, durch eine Scheibe:

http://www.berlin.city-map.de/02017000/ ... erbrennung

sehr eindrucksvoll dargestellt!

hier nochmals in größerer Darstellung:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0514001717


Auf der Mahnplatte ist zu lesen:

In der Mitte dieses Platzes
verbrannten am 10. Mai 1933
Nationalsozialistische Studenten
die Werke Hunderter freier Schriftsteller,
Publizisten, Philosophen und Wissenschaftler.


Nachdem wir hier in einer Leserunde Falladas "Jeder stirbt für sich allein" gelesen haben, wiegt dieser Tag auf mich sehr viel schwerer, als ich es sonst empfand.

:arrow: Jeder stirbt für sich allein


Viele Grüße
Maria
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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon Petra » Mo 9. Mai 2011, 15:39

Hallo Maria und alle zusammen,

Nachdem wir hier in einer Leserunde Falladas "Jeder stirbt für sich allein" gelesen haben, wiegt dieser Tag auf mich sehr viel schwerer, als ich es sonst empfand.


Das geht mir genauso.

Danke für die Links. Die Fotos haben mir - durch Fallada gerade sehr sensibilisiert - eine Gänsehaut meinen Nacken entlangfahren lassen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon steffi » Di 10. Mai 2011, 09:43

Petra hat geschrieben:Danke für die Links. Die Fotos haben mir - durch Fallada gerade sehr sensibilisiert - eine Gänsehaut meinen Nacken entlangfahren lassen.

Ging mir genauso !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon Didonia » Mi 11. Mai 2011, 00:11

Guten Morgen, ihr Lieben,

der 10. Mai ist vorbei, aber hoffentlich nie vergessen.

2007 habe ich das Glück gehabt, an diesem Tag pünktlich Feierabend machen zu können und konnte dadurch an einer Veranstaltung zu dem Thema in unserem Historischen Museum teilnehmen.

Es wurde aus einigen Büchern gelesen, die damals dem Feuer zu Opfer fielen.
Ernst Barlach, von dem ich gar nicht wusste, dass er ein großer Dramatiker war. Aber er soll schwer zu lesen sein. Er schrieb wohl hauptsächlich expressionistisch.
Mascha Kaléko, Erich Kästner, Oskar Maria Graf, der wütend war, dass die Nazis seine Literatur nicht für verbrennungswürdig hielten. Es gibt da einen Text "Verbrennt mich...".
Anna Seghers, Irmgard Keun, Kurt Tucholsky (der Selbstmord beging), Marie-Luise Fleisser und Friedrich Torberg.

Zwischen den einzelnen kurzen Lesungen hat ein Chor gesungen, der sich mit jiddischer Musik beschäftigt.

Bei diesem Lied, ich habe den Text im Internet gefunden (http://www.secarts.org/journal/index.ph ... cle&id=280), habe ich eine richtige Gänsehaut bekommen.

ES BRENT

Es brent Brider es brent
Oj unser orem Schtetl nebech brent
Bejse Windn mit Irgosen
Rajssn brechen un zeblosn
Schtarker noch di wilde Flamn
Alz arum schon brent

Un ir schtejt an kukt asoj sich
- mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
- unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Oj unser orem Schtetl nebech brent
S hobn schojn di Fajerzungn
Dos ganze Schtetl ajngeschlungn
Un di bejse Windn huschn
S ganze Schtetl brent

Un ir schtejt an kukt asoj sich
- mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
- unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Oj es kon cholile kumn der Moment
Unser Schtot mit uns zusamn
Sol ojf Asch awek in Flamn
Blajbn sol - wi noch a Schlacht
Nor pusste schwarze Went

Un ir schtejt an kukt asoj sich
- mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
- unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Di Hilf is nor in ajch alejn gewent
Ojb dos Schtetl is ajch tajer
Nemt di Keilim lescht dos Fajer
Lescht mit ajer ejgn Blut
Bawajst as ir dos kent

Schtejt nit Brider ot asoj sich
- mit farlegte Hent
Schtejt nit Brider lescht dos fajer
- unser Schtetl brent



Mordechai Gebirtig ES BRENNT

Es brennt Brüder es brennt
Unser armes Städtchen brennt
Böse Winde wehen
reißen und blasen
Die Flammen werden stärker
Alles herum brennt

Und Ihr steht und schaut herum
- mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
- unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Unser armes Städtchen brennt
Es haben schon die Feuerzungen
Das ganze Städtchen umschlungen
Und böse Winde fegen
Das ganze Städtchen brennt

Und Ihr steht und schaut herum
- mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
- unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Es könnte der Moment kommen
Daß unsere Stadt - und wir mit ihr
Zu Asche wird durch die Flammen
Wie nach einer Schlacht werden nur
Schwarze Wände übrig bleiben

Und Ihr steht und schaut herum
- mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
- unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Nur Ihr könnt euch selbst helfen
Wenn Euch das Städtchen lieb ist
nehmt Eimer und löscht das Feuer
Löscht es mit dem eignen Blut
Beweist, daß Ihr das könnt

Steht und schaut nicht herum Brüder
- mit verschränkten Armen
Schaut nicht Brüder, löscht das Feuer
- unser Städtchen brennt

deutsche Übersetzung
Lesende Grüße, Anne

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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon JMaria » Mi 11. Mai 2011, 09:38

Danke für den Text, Didonia, der mich sehr berührt hat.

Liebe Grüße
Maria
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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon Petra » Mi 11. Mai 2011, 11:12

Hallo zusammen,

@Didonia: Und schon wieder Gänsehaut! Danke Didonia. Sehr berührend.

@Steffi: Nicht wahr, die Fotos ließen einen schaudern, noch unter dem Einfluss Falladas stehend.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon JMaria » Di 7. Mai 2013, 20:06

In diesem Jahr 2013 jährt sich dieses traurige Kapitel in der deutschen Geschichte zum 80. mal und erschüttert noch heute.

Die Bücherverbrennung war der Beginn der Verfolgung von Schriftstellern und Künstler.
Kürzlich bin ich über dieses Buch hier gestolpert, kennt es bereits jemand von euch?

Mit dem letzten Schiff: Der gefährliche Auftrag von Varian Fry [Gebundene Ausgabe]
Eveline Hasler (Autor)

http://www.amazon.de/Mit-dem-letzten-Sc ... ine+hasler

Frankreich, August 1940: Der junge amerikanische Journalist Varian Fry erhält vom Emergency Rescue Committee in Marseille den Auftrag, 200 verfolgten Künstlern die Ausreise in die USA zu ermöglichen. Die Arbeit Frys ist illegal und brandgefährlich, denn das Vichy-Regime hat sich verpflichtet, Gegner des Nationalsozialismus an die deutsche Regierung auszuliefern. Unter Einsatz seines Lebens verhilft er im Verlauf eines Jahres fast 2000 Menschen, vor allem Künstlern und Intellektuellen, aber auch vielen Unbekannten, zur Flucht vor den Nazis. Eveline Hasler erzählt die Geschichte dieses „amerikanischen Schindlers“ und seiner Helfer mit großer Eindringlichkeit – ein mitreißendes Geschichtsdrama.

Und hier noch ein Bericht in der Zeit

"Für Feuchtwanger, Werfel und Heinrich Mann war ich zuständig."
Ein Portrait von Varian Fry...
http://www.zeit.de/1993/10/der-engel-vo ... le/seite-2

Zitat:
Dem „Professor Whitaker“, wie sie ihn in ihrem Roman „Transit“ nannte, hatte auch Anna Seghers ihre Flucht auf einem der wenigen auslaufenden Schiffe zu verdanken; sie hat ihm im 9. Kapitel ihres „Transit“-Romans ein Portrait gewidmet.


Ein interessante und mutige Persönlichkeit dieser Varian Fry!

Es gibt auch von ihm ein Buch:
Auslieferung auf Verlangen: Die Rettung deutscher Emigranten in Marseille 1940/41 [Taschenbuch]
Varian Fry (Autor)


http://www.amazon.de/gp/product/3596183 ... KAKR8XB7XF
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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon Didonia » Di 7. Mai 2013, 20:27

Vielen Dank, Maria, das ist sehr interessant. Jetzt kommt mir erst der Gedanke: Man weiß ja von vielen Künstlern, die geflohen sind. Aber ich muss ehrlich gestehen: Über die Hintermänner, die die Pässe usw. organisiert haben, an die habe ich bisher noch nicht gedacht.
Lesende Grüße, Anne

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Re: 10. Mai 1933: Jahrestag der Bücherverbrennung

Beitragvon JMaria » Mi 8. Mai 2013, 09:21

Hallo zusammen,

ja, Didonia. Ich finde diesen Aspekt auch interessant, mehr über diese Hilfsorganisationen zu erfahren.

Heute las ich einen Artikel auf Br2 über Erich Kästner, der am 10. Mai 1933 bei der Bücherverbrennung zu schaute u.a. miterlebte wie sein "Fabian" brannte.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendunge ... g-100.html

In Originalton-Reden und Essays erinnert der Schriftsteller daran, wie "rasch der Geist seinen Geist aufgibt". Texte von und mit Erich Kästner sowie Shenja Lacher...

http://www.br-online.de/podcast/mp3-dow ... exte.shtml
Schöne Grüße, Maria
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