von Petra » Fr 19. Aug 2011, 08:50
Hallo zusammen,
gestern habe ich „Schöne Verhältnisse“ von Edward St. Aubyn beendet. Die Erwachsenen können sich ja jeden Tag aufs Neue für oder gegen diese Hölle, in der sie leben, entscheiden. Obwohl Eleanor (die trunksüchtige Mutter) es am Ende wohl in ihrem Rausch ganz richtig erfasst, als sie sich wundert, dass eine andere Person (ein Gast im Hause Melrose) einfach so bei Nacht und Nebel mit Koffer das Haus verlässt. Aberwitzig, dass es Eleanor komisch vorkommt, dass jemand anderes dieses Gefängnis (scheinbar – auch hierin liegt ein gewisser Witz) mühelos verlassen kann, während sie festsitzt. Die Gitterstäbe sind natürlich einzig und allein Eleanors Verantwortungslosigkeit, die sich sogar auf sie selbst ausweitet. Nicht einmal sich selbst gegenüber übernimmt sie die Verantwortung, geschweige denn für ihr Kind. Denn ein Kind kann diese Hölle nicht verlassen. Es ist gezwungen, darin zu leben, zwischen all diesen Höllenbewohnern. Dass Patrick das nicht unbeschadet überstehen wird, ist klar. Und für mich Grund genug recht bald den nächsten der fünf Bände zu lesen. Ich will wissen, wie es ihm ergeht. Und den anderen, den Ungeheuern.
Es wäre wirklich (zumindest in den meisten Fällen) witzig, was für Bosheiten man hier einander antut. Wenn es nicht so stark autobiografisch wäre, was wir hier zu lesen bekommen. Das macht es aber umso gewichtiger.
Heute habe ich mir dann ein neues Buch mitgenommen. Ein ganz alter SUB-Bewohnern: „Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt. Ich werde den Tag heute nutzen, es ausgiebig anzulesen, um zu entscheiden, ob der richtige Zeitpunkt dafür ist. Denn die Frage, ob mir das Buch gefällt, stellt sich nach den ersten Seiten schon nicht mehr. Eine dichte Atmosphäre, schillernde Figuren, eine geheimnisvolle Gruppe in Hampden College in Vermont, und ein Mord, der im Prolog bereits geschildert wird.
Inspiriert dazu, dieses Buch nach so langen Jahren aus dem SUB hervorzuholen, hat mich Steffi. Sie liest ja gerade „Totengleich“ von Tana French. Und allein schon von den Inhaltsbeschreibungen drängt sich auf, dass sich Tana French möglicher Weise hat von Donna Tartts geheimer Geschichte hat inspirieren lassen. Einige, die den Roman von Donna Tartt längst schon gelesen hatten, erwähnten auch, dass es ein wenig daran erinnert. Allein schon wegen dieser seltsamen Wohngemeinschaft in „Totengleich“, die dem Studenten-Grüppchen in „Die geheime Geschichte“ ein wenig ähnelt. Auch die jeweils tonangebenden Figuren sollen einander etwas ähneln. Ich bin gespannt. Sollte ich mich dazu entschließen, dass für dieses Buch jetzt die richtige Zeit gekommen ist, habe ich jedenfalls ein langes, dichtbedrucktes Lesevergnügen vor mir. Das wird mich einzige Zeit beschäftigen. Vielleicht genau das richtige, nach den letzten 3 eher kurzen Romanen, die ich gelesen habe.