T.C. Boyle

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T.C. Boyle

Beitragvon steffi » Do 17. Feb 2011, 12:22

Für Petra einen neuen tread über TC Boyle.

Ich mag ihn ja sehr gerne und kenne schon einige Bücher von ihm. Er schreibt ja sehr gerne sarkastische, unangenehm direkt und mit skurillem Einschlag. Das muss man mögen, ich kann darüber oft grinsen. Oft kommt bei ihm ein Schuß Gesellschaftskritik vor, so ein bißchen durch die Hintertür meistens. Aber er legt den Finger meistens direkt in die Wunde.

Ich mag am liebsten América von ihm. Es geht um die illegalen mexikanischen Einwanderer in Kalifornien, die Angst vor der Überfremdung der amerikanischen Mittelklasse und den "american dream". Für mich waren da etliche Stellen, die ich in Arizona ebenso empfunden habe, vor allem die Schilderung der amerikanischen Familie, die so verzweifelt an ihren Werte festhält und sich weigern, Veränderungen zu akzeptieren, aber gar nicht merken, wie ihre Situation immer absurder auf Kosten anderer wird.

Auch sehr empfehlenswert ist Willkommen in Wellville - für Fans von Sanatorium-Romanen. Die Personen sind leicht skurill, der Cornflakes-Erfinder Dr. Kellog, die Lightbodys, die sich in der Kurklinik aufhalten und nicht zuletzt Dr. Spitzvogel. Der Schluß setzt dann extra noch etwas drauf ...

Das Lieblingsbuch meines Mannes ist Wassermusik (auch das Hörspiel fand er ganz toll), es handelt vom ehrgeizigen Mungo Park, dem Kongo-Forscher. Als zweiter Handlungsstrang wird Ned Rise eingeführt, ein Verlierer par excellance, dessen Abenteuer doch immer wieder sehr zynisch sind. Ich finde das Buch etwas gewöhnungsbedürftig, da es sehr ironisch und manchmal auch bizarr ist. Andererseits macht das aber auch den Reiz aus. Über Ned Rise heißt es am Anfang des Buches, dass seine "Kindheit derartig verwahrlost war, dass selbst ein Zola bei der Vorstellung erschauert wäre" (Seite 53). :mrgreen:

Grün ist die Hoffnung habe ich ja erst kürzlich gelesen - die Geschichte um die Althippie-Kokainanbauer in den Bergen Kaliforniens ist einfach witzig. Eine leichte Geschichte und sehr unterhaltsam, den "Helden" bei ihrem Sommerlager zuzusehen. (während ich das schreibe, grinse ich vergnügt bei all den Erinnerungen an das Buch)
Hier meine Rezi:
http://www.buecher4um.de/Foren/viewtopic.php?f=8&t=1572

Dr Sex habe ich als Hörbuch gehört - es war kein typischer Boyle, denn Ironie oder den gewissen Witz, den ich an ihm schätze, fehlen, der Erzählstil ist eher konventionell. Trotzdem ist der Bericht über den Sexualforscher Kinsey unterhaltsam. Ich war aber froh, dass ich zum Hörbuch gegriffen habe, denn das war in diesem Fall für mich besser als Lesen.
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon JMaria » Do 17. Feb 2011, 15:42

steffi hat geschrieben:

Auch sehr empfehlenswert ist Willkommen in Wellville - für Fans von Sanatorium-Romanen. Die Personen sind leicht skurill, der Cornflakes-Erfinder Dr. Kellog, die Lightbodys, die sich in der Kurklinik aufhalten und nicht zuletzt Dr. Spitzvogel. Der Schluß setzt dann extra noch etwas drauf ...

Das Lieblingsbuch meines Mannes ist Wassermusik (auch das Hörspiel fand er ganz toll), es handelt vom ehrgeizigen Mungo Park, dem Kongo-Forscher. Als zweiter Handlungsstrang wird Ned Rise eingeführt, ein Verlierer par excellance, dessen Abenteuer doch immer wieder sehr zynisch sind. Ich finde das Buch etwas gewöhnungsbedürftig, da es sehr ironisch und manchmal auch bizarr ist. Andererseits macht das aber auch den Reiz aus. Über Ned Rise heißt es am Anfang des Buches, dass seine "Kindheit derartig verwahrlost war, dass selbst ein Zola bei der Vorstellung erschauert wäre" (Seite 53). :mrgreen:

Grün ist die Hoffnung habe ich ja erst kürzlich gelesen - die Geschichte um die Althippie-Kokainanbauer in den Bergen Kaliforniens ist einfach witzig. Eine leichte Geschichte und sehr unterhaltsam, den "Helden" bei ihrem Sommerlager zuzusehen. (während ich das schreibe, grinse ich vergnügt bei all den Erinnerungen an das Buch)
Hier meine Rezi:
http://www.buecher4um.de/Foren/viewtopic.php?f=8&t=1572



Hallo zusammen,

ein schöner Thread, der sich mit der Zeit bestimmt füllen wird.
Ich kenne (durch Steffi, natürlich :lol: ) "Willkommen in Wellville", das mir in seiner Skurrilität und Bissigkeit sehr gut gefallen hat. Ein Autor der mir sehr interessant erscheint und das nächste Buch "Grün ist die Hoffnung" über die Althippies wartet bereits auf Lesezeit. Danke für die Rezi, Steffi. Sehr verheißungsvoll. Manch sympathischer Verlierer in seinen Romanen erinnern doch etwas an Steinbecks Figuren.

Deinen Lieblingsroman "America" habe ich mir schon mal notiert und "Wassermusik" habe ich als Hörspiel.

Neuigkeiten über den Autor findet sich übrigens auf der deutschen Webseite:

http://www.tcboyle.de/


Viele Grüße
Maria
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Petra » Do 17. Feb 2011, 17:15

Hallo zusammen,

das ist eine schöne Idee, Steffi! Danke fürs eröffnen des T.C. Boyle Threads!

Und ich schließe mich Maria an: Bestimmt füllt sich der Thread im Laufe der Zeit.

Sehr hilfreich für mich sind Deine Ausführungen zu den Titeln, die Du hier erwähnst. Ich habe letztens schon mal in diverse Bücher (online) reingelesen. Und sowohl vom Inhalt, als auch vom Anfang her, hat es mir "América" am meisten angetan. Dieses Migranten-Thema interessiert mich einfach sehr, weil so viele Menschen einen Migrationshintergrund haben. Und natürlich auch, weil mein Freund einen hat. Da wird man schon auch sensibler für das Thema. Somit freut es mich, dass dieser Roman Dein Favorit von dem Autor ist. (Ich habe gesehen, dass dieses Buch auch mal beim Literarischen Quartett besprochen wurde - lese ich bei Gelegenheit mal auf meiner CD-Rom nach.)

"Wassermusik" spricht mich jetzt zunächst am zweitmeisten an. Ich mag in Romanen gern ja auch mal einen Verlierer-Typen. Gut zu wissen, dass man hier in einem Nebenstrang einen antrifft. Ebenfalls sehr schön für mich zu wissen, dass dieser Roman wiederum der Favorit Deines Mannes ist. Und dass es dazu solch ein gut gelungenes Hörspiel gibt.

"Willkommen in Wellville" klingt mir für den Augenblick etwas zu abgedreht.

Ebenfalls fand ich interessant, dass "Dr. Sex" ein eher untypischer T.C. Boyle ist. Der scheidet für mich dann somit erst mal aus. Denn ich würde eigentlich gern den typischen T.C. Boyle zunächst einmal kennenlernen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Turni » Do 17. Feb 2011, 20:34

America hat mir auch sehr gut gefallen.

Talk talk war nicht ganz so gut, so dass Women immer noch subt. :(
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Doris » Fr 18. Feb 2011, 08:44

Guten Morgen alle zusammen,
liebe Steffi

danke für das Eröffnen dieses threads und wie ich gleich feststellen musste, habe ich wohl mit dem falschen Boyle angefangen.
Es war nämlich Dr. Sex, den du ja als untypisch bezeichnest. Den habe ich dann auch abgebrochen.
Mein Bruder, der mich damals auch mit Irving vertraut machte, legt mir immer wieder Wassermusik ans Herz.
Aber ich liebäugle mit "Der Samurai von Savannah" - das erscheint im April als TB in einer Neuauflage und hat ein wunderschönes Cover :) - man läßt sich ja auch ganz gerne mal von einem netten Cover verführen, nicht wahr?

Liebe Grüße
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon steffi » Fr 18. Feb 2011, 10:53

Den Samurai von Savannah habe ich auf Englisch gelesen, wobei ich damals ziemliche Schwierigkeiten hatte, der Geschichte überhaupt zu folgen. Deshalb lasse ich das Buch auch aus meiner Bewertung außen vor. Ich bin gespannt, wie es dir gefällt, Doris !

@Petra: Wassermusik ist noch abgedrehter als Willkommen in Wellville - es ist nur versteckter gemacht.

JMaria hat geschrieben: Manch sympathischer Verlierer in seinen Romanen erinnern doch etwas an Steinbecks Figuren.


Ich habe ja den heimlichen Verdacht, dass er sich in manchen seiner Bücher an bekannte Schriftsteller atmosphärisch anlehnt: Willkommen in Wellville an den Zauberberg, Wassermusik an Herz der Finsternis oder eben Grün ist die Hoffnung an Steinbeck's Tortilla Flat.

Mein nächster Boyle nach Talk Talk wird wahrscheinlich World's End:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 8/$%7B0%7D

... und was lese ich da bei amazon: in Anspielung an James Fenimore Coopers Lederstrumpfepos :mrgreen:
Gruss von Steffi

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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Britti » Sa 19. Feb 2011, 18:36

Hallo zusammen,

liebe Steffi, klasse das du dem Autor einen Thread eröffnet hast denn er scheint ja hier einige zu interessieren.

Mich interessiert er auch schon seit einiger Zeit. Ich hatte ihn mal in einem Interview gesehen und mich über ihn amüsiert. Ein ziemlich cooler Typ der gern provoziert wie mir schien.

Damals wurde das Buch Die Frauen vorgestellt. Kennt das hier schon jemand?
Jedenfalls klingen sie alle recht gut die du da erwähnt hast. Ich werde ihn mal wieder näher unter die Lupe nehmen ;)

Übrigens auf der Seite http://www.tcboyle.de gibt es einen Trailor zum neusten Buch und regelmässig richtet er sich wohl an seine Leser und das wird auf dieser Seite immer für die deutschen Leser übersetzt.
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon JMaria » So 20. Feb 2011, 10:47

steffi hat geschrieben:
JMaria hat geschrieben: Manch sympathischer Verlierer in seinen Romanen erinnern doch etwas an Steinbecks Figuren.


Ich habe ja den heimlichen Verdacht, dass er sich in manchen seiner Bücher an bekannte Schriftsteller atmosphärisch anlehnt: Willkommen in Wellville an den Zauberberg, Wassermusik an Herz der Finsternis oder eben Grün ist die Hoffnung an Steinbeck's Tortilla Flat.

Mein nächster Boyle nach Talk Talk wird wahrscheinlich World's End:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 8/$%7B0%7D

... und was lese ich da bei amazon: in Anspielung an James Fenimore Coopers Lederstrumpfepos :mrgreen:



dann liegst du mit deinem Verdacht schon richtig :D
Das macht den Autor für mich noch interessanter.

schönen Sonntag wünscht dir
Maria
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Beitragvon Shaftoe » Mi 7. Mär 2012, 13:46

Petra hat geschrieben:
Mich drängt es immer stärker, endlich Boyle für mich zu entdecken. :-)



darum beneide ich dich - ok, ich gebs ja zu, ich bin Boyle Fan (also nicht fanatisch, nur so: ein Autor bei dem ich noch keinen Fehlgriff gemacht habe).

Immer wenn sein Name hier auftaucht ruckt der Kopf in Richtung Bücherregal in dem 'Wassermusik' steht, bisher traute ich mich nicht das Teil ein zweites mal zu lesen, hat damit doch meine Boyle-Manie begonnen (und dieser Roman ist auch nicht typisch für Boyles Werk), aber es war nach den ersten Seiten klar: hier ist ein Erzerzähler am Werke, einer der die Zeit überleben könnte.

Lang dauerts nicht mehr dann ist Wassermusik wieder in den 'zur Zeit lesenden Büchern'...

Hat es schon wer gelesen ?

Grüße

S.
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Beitragvon Petra » Mi 7. Mär 2012, 15:21

Hallo Shaftoe,

was Du über Boyle schreibst, erfreut mich sehr, da ich ja kurz davor bin, ihn für mich zu entdecken. Dass es Dich nicht wundern würde, wenn er einer der Autoren ist, der die Zeit überdauern, feuert mich noch mehr an.

Wie ich sehe, scheint "Wassermusik" eine besondere Stellung bei Dir unter den Romanen Boyles einzunehmen. Was macht den Roman für Dich so besonders? Was macht ihn aus? Ich möchte mir gern noch mehr Lust auf Boyle machen lassen, und speziell auch auf dieses Buch. Seit Maria es vor einigen Monaten kaufte, fällt mein Interesse auch immer mal wieder darauf.
Liebe Grüße,
Petra


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