Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

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Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Christine » Mo 22. Sep 2008, 16:48

Huhu in die Runde,

was macht ein Buch zu einem guten Buch? Das ist eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist und vermutliche hat ohnehin jeder eine eigene Antwort auf diese Frage. Angeregt durch die Diskussion im "Masseninfektions-Thread" will ich mal versuchen, meine ganz persönliche Antwort dazu zu geben.

Die einfache Antwort ist:
Das Buch muss mich gut unterhalten. Das heißt, dass ich mich beim Lesen nicht langweile, die Geschichte muss eine innere Spannung haben, die mich zum Weiterlesen treibt. Außerdem müssen die Geschichte schlüssig und die Figuren glaubwürdig sein. Wenn das nicht so ist, siehe meine Meinung zum Buch "Englischer Harem", gibt es "Abzüge", dann ist es eben kein "gutes Buch" mehr oder nur teilweise.
Zum Bereich "unterhaltsame Bücher"“ gehören für mich zum Beispiel Minck&Minck, die Mitchell & Markby Reihe (Ann Granger) oder auch Pilcher. Ich vertreibe mir mit diesen Büchern die Zeit und das auf unterhaltsame Art und Weise und das wars. Nett, aber eigentlich zu wenig, denn aus diesen Büchern nehme ich nichts mit.

Ein wirklich gutes Buch bietet mehr:
Es stößt einen Prozess in mir an, es verändert irgendetwas. Zum Beispiel habe ich etwas gelernt oder eine Erkenntnis gewonnen. Aus dem "Schwarm" habe ich eine ganze Menge über ozeanische Ökosysteme gelernt, was für mich die Stärke dieses Buchs ist, ein Großteil der Action fand ich eher verzichtbar. Da bin ich übrigens genau anderer Auffassung als lucy, die beim "Schwarm" die Action mochte und die wissenschaftlichen Abhandlungen nicht. Ich habe jedenfalls durch das Buch einen "anderen Blick" auf das Meer gewonnen und das war für mich das Entscheidende oder das Gute an diesem Buch. Noch besser als ein bloßer Erkenntnisgewinn ist für mich jedoch, wenn ein Buch mich dazu bewegt, Einstellung oder Verhalten zu ändern. Da fallen mir spontan "Die Wohlgesinnten" (Jonathan Littell) oder "1984" (George Orwell) ein. Solche Bücher beschäftigen mich während des Lesens und auch danach noch lange. Ich denke darüber nach, welche Dinge wichtig sind. Ein solches Buch ist oft auch gar nicht unterhaltsam oder nur teilweise und das Lesen ist durchaus anstrengend. Aber insgesamt lohnt es sich mehr als die "nur unterhaltsamen" Bücher.

Ich lese natürlich auch recht viel rein zur Unterhaltung, aber das ist beinahe wie Filme gucken, nichts was wirklich bewegt oder hängen bleibt. Manchmal denke ich sogar, es ist Zeitverschwendung, weil es mich nicht vorwärts bringt. Andererseits mag ich mich aber auch nicht immer mit bedeutenden Dingen befassen. Und in diesem Zwiespalt wechsele ich meine Lektüre recht oft, von der Unterhaltung zu den Sachen, die mir wichtig sind.

Liebe Grüße
Christine
Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts. (Arthur Schopenhauer)
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Binchen » Di 23. Sep 2008, 07:41

Huhu liebe Christine,

Gute Bücher sind nachhaltig, beschäftigen einen länger - bis ein Leben lang - und und und - .... - hast Du schön beschrieben, auch wenn wir mal wieder anderer Ansicht sind, was z.B. Herrn Littell angeht, sein Buch fand ich gar nicht gut, denn ein gutes Buch muss für mich auch ein Stückchen Schönheit beinhalten und das ist da gar nicht der Fall.

Kennst Du ein perfektes Buch? Eines, an dem Du gar nichts zu bekritteln hättest?
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Christine » Di 23. Sep 2008, 14:54

Huhu Binchen,

nein, ein perfektes Buch kenne ich nicht und da bin ich auch froh drum. Denn würde ich es kennen, hätte ich keine Chance mehr es zu entdecken ;) .

Sehr gut fand ich aber die "Souveräne Leserin", das war zumindest in der letzten Zeit das beste Buch, was ich gelesen habe.

Übrigens finde ich, dass das was du als "Schönheit" bezeichnest eher hinderlich ist für gute Bücher. Ich denke da mal an die "Buddenbrooks", das wäre doch eine ganz langweilige Geschichte, wenn es der Familie immer gut ginge. Gerade der Niedergang macht es doch interessant. Ich will damit sagen, dass "heile-Welt-Geschichten" mit Happy-End-Grarantie wegen der Vorhersehbarkeit langweilig sind. So wie Pilcher *schnarch*. Was mich natürlich nicht daran hindert, mir hin und wieder mal was davon "reinzuziehen".

Liebe Grüße
Christine
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Petra » Di 23. Sep 2008, 15:17

Hallo Ihr Lieben,

rein sachlich hat es Christine *liebwink* sehr gut rübergebracht. Diese beiden Arten von Büchern unterscheide ich auch. Gern nehme ich eine Aussage, Anregung, einen neuen Blickwinkel, neue Wissenserkenntnisse etc. für mich mit. Dann lohnt ein Buch für mich doppelt.

Andere Bücher lohnen für mich, weil sie mich ablenken, mir helfen beim abschalten und entspannen. Dafür nehme ich mir zur Zeit ganz gern einen Thriller zur Hand. Da in meine unruhige Lebensphase leider kein Buch mit mehr Inhalt passt.

Aber ein Buch ist für mich auch immer eine Empfindungssache, eine Stimmungssache und somit was emotionales und folglich auch was ganz persönliches. Ich kann das mit Menschen vergleichen: Mit einigen werde ich warm, mit anderen nicht. Und einige besondere wachsen mir sehr ans Herz. Ihre kleinen Fehler verzeihe ich diesen "Freunden" gern! Denn Fehler haben sie sicher alle. Und manche Bücher liebe ich gerade wegen dieser kleinen Schwächen. Denn sie machen so manch ein Buch zu etwas ganz persönlichem. Mich stören Schwächen somit nicht so sehr. Wenn mir nur das Gesamtpaket behagt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Daniela » Di 23. Sep 2008, 15:37

Hallo Christine,
das sind auch in etwa meine Kriterien. Wobei ich bei einem Buch, das mich emotional außergewöhnlich anspricht, sicher schneller bereit bin, kleine Mängel zu ignorieren. Wobei es von diesen wirklich guten Büchern in meinen Augen ausgesprochen wenig gibt; von den etwa 150 Büchern im Jahr, die ich lese, würde ich vielleicht 10, maximal 15 dazu zählen.

"Kamtschatka" war zuletzt so ein Buch. Oder "Was ich liebte" (auch wenn ich mir danach sicher war, nie nie nie ein Kind zu wollen, wenn die Möglichkeit besteht, dass es trotz liebevoller Erziehung so werden könnte.... tja, am Donnerstag wird er ein halbes Jahr).

LG, Daniela
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Rachel » Di 23. Sep 2008, 16:39

Hallo Ihr Lieben,

generell ist ein gutes Buch eines, das ich gerne gelesen habe, wo mir das Lesen Spaß gemacht hat. Das kann auch einfach ein spannender Krimi sein.

Dann gibt es aber die für mich besonderen Bücher, das sind die, die irgendetwas in mir auslösen, über die ich noch lange nach dem Lesen nachdenke. Die, die mich danach noch lange begleiten und mir präsent sind und die natürlich auch emotional etwas bei mir ausgelöst haben. Solche Bücher sind selten (Danielas knappe 10% dürften auch bei mir hinkommen), aber dafür umso schöner. Ob ein Buch für mich ein Besonderes ist, ist reine Gefühlssache, das weiß ich beim Lesen eben einfach. Das schließt nicht aus, dass mich da auch Kleinigkeiten stören, aber das ist mir in dem Fall dann ziemlich egal.

"Was ich liebte" war für mich zum Beispiel auch ein solches Buch, oder "The Road" vom Cormac McCarthy, das dürften hier ja auch einige kennen. Und natürlich Dunnett. :)

Und weil "Grabesgrün" ja der Auslöser für diese Diskussion war: Das war für mich ein sehr guter Krimi, aber keines von diesen besonderen Büchern. Mir würde jetzt spontan auch überhaupt kein Krimi einfallen, den ich dazu zählen würde, obwohl ich sehr gerne Krimis lese. Das gleiche gilt übrigens auch für "Die souveräne Leserin". Aber, wie oben schon geschrieben, besondere Bücher sind eben selten. :)
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Daniela » Di 23. Sep 2008, 16:44

Hallo Rachel,
ja, "The Road" ging mir auch ganz schön unter die Haut, gehört bei mir ebenfalls zu den 10 %. (Dabei wollte ich es eigentlich gar nicht lesen, weil ich mit McCarthys "Abendröte im Westen" so gar nichts anzufangen wusste, aber manchmal ist der Zwang durch eine Lesegruppe gar nicht schlecht...)

Und bei Krimis liegt meine Latte trotzdem nochmal... tiefer. Ich kann von einem Krimi als Krimi begeistert sein, aber es wäre trotzdem kein "gutes Buch" nach den obigen Kriterien - also kein "besonderes" Buch. Sondern eben ein supertoller Krimi ;-)

LG,
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Rachel » Di 23. Sep 2008, 17:01

Hallo Daniela,

Daniela hat geschrieben:ja, "The Road" ging mir auch ganz schön unter die Haut, gehört bei mir ebenfalls zu den 10 %. (Dabei wollte ich es eigentlich gar nicht lesen, weil ich mit McCarthys "Abendröte im Westen" so gar nichts anzufangen wusste, aber manchmal ist der Zwang durch eine Lesegruppe gar nicht schlecht...)

Genau, "The Road" ist wirklich ein Buch, das unter die Haut geht. Ich hatte auch erst gezögert, ob ich das Buch lesen sollte, weil ich Angst hatte, dass es mir vielleicht zu deprimierend sein könnte, habe mich dann aber doch dran getraut und es definitiv nicht bereut.

Und ich sehe schon, ich darf "Kamtschatka" auf keinen Fall zu lange auf meinem SUB liegen lassen. :)

Und bei Krimis liegt meine Latte trotzdem nochmal... tiefer. Ich kann von einem Krimi als Krimi begeistert sein, aber es wäre trotzdem kein "gutes Buch" nach den obigen Kriterien - also kein "besonderes" Buch. Sondern eben ein supertoller Krimi ;-)

Genau, so hatte ich das oben auch gemeint. Das geht mir ganz genauso. Ich lese zum Beispiel irrsinnig gerne Ian Rankin, zu den "besonderen" Büchern zähle ich die trotzdem nicht. Aber dafür zu den supertollen Krimis. :)
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Daniela » Di 23. Sep 2008, 17:13

Rachel hat geschrieben:Und ich sehe schon, ich darf "Kamtschatka" auf keinen Fall zu lange auf meinem SUB liegen lassen. :)


Tjaaaaa... MEINER Meinung nach nicht :-) Aber auch dieses Buch wurde danach von einer meiner Lesegruppen gelesen, und da sprang der Funke eigentlich nur bei einem weiteren Leser über. Gut, wenn jemand sich mit naiv-dümmlichem Augenaufschlag dann hinsetzt und sagt "ich hab das Buch nicht verstanden" und sich noch darüber beschwert, dass nicht alle Fäden am Ende verknüpft werden... aber das war ja nur bei unserer Spezial-Leserin.
Ansonsten passierte den meisten zu wenig. Allerdings gehörte es zu den Büchern, die im Laufe der Diskussion immer mehr Zustimmung erhielten, also nachher positiver bewertet wurden als am Anfang.

LG,
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Re: Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Beitragvon Rachel » Di 23. Sep 2008, 22:45

Hallo Daniela,

Tjaaaaa... MEINER Meinung nach nicht :-) Aber auch dieses Buch wurde danach von einer meiner Lesegruppen gelesen, und da sprang der Funke eigentlich nur bei einem weiteren Leser über. Gut, wenn jemand sich mit naiv-dümmlichem Augenaufschlag dann hinsetzt und sagt "ich hab das Buch nicht verstanden" und sich noch darüber beschwert, dass nicht alle Fäden am Ende verknüpft werden... aber das war ja nur bei unserer Spezial-Leserin.
Ansonsten passierte den meisten zu wenig. Allerdings gehörte es zu den Büchern, die im Laufe der Diskussion immer mehr Zustimmung erhielten, also nachher positiver bewertet wurden als am Anfang.

Naja, Geschmäcker sind halt verschieden. :mrgreen:

Ich werde mich überraschen lassen, dass wir nicht zwingend immer so schön einer Meinung sind, wie bei "Was ich liebte" und "The Road", ist mir klar. :)
Thematisch zumindest reizt mich das Buch schon sehr und Bücher, die aus der Perspektive eines Kindes geschrieben sind, lese ich, sofern das gut gemacht ist, auch sehr gerne. Also mal schauen...
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