William Somerset Maugham

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon JMaria » Mi 20. Jan 2010, 12:14

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben: Ja, das liegt mir auch wirklich sehr! Und ich stelle auch fest, dass ein Buch wie "Der bunte Schleier" auch gut und gern hätte eine Schmonzette werden können, wenn es mit weniger Distanziertheit erzählt worden wäre. Gerade die Anfangskapitel in denen die Liaison geschildert wird. So aber richtet sich das Hauptaugenmerk auf die einzelnen Figuren. Wie sie sich vor sich selbst rechtfertigen, wie sie ihre Situation sehen, wie sie (besonders Kitty) die anderen (die beiden Männer) sehen.


du hast ein gutes Gefühl für den Roman. Es hätte tatsächlich zu einer banalen Geschichte hinauslaufen können. "Der bunte Schleier" ist keins seiner stärksten Romane. Bei der Fülle an Romanen und Erzählungen die er schrieb, kann schon der eine oder andere schwache Roman daraus hervorkommen. Aber dennoch bietet "Der bunte Schleier" genügend Denkmaterial. Kittys Entwicklung lässt einen nicht kalt. Ich finde, sie ist die einzige Person im Buch die eine Entwicklung durchmacht.

Schade, dass ich das Buch mir damals ausgeliehen hatte. Jetzt hätte ich es gerne hier um darin einige Passagen nachlesen zukönnen.

du machst richtig Lust auf Maugham.

Liebe Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Christoph Hein: Glückskind mit Vater
Sigrid Nunez: Mitz. The Marmoset of Bloomsbury (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16233
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Petra » Mi 20. Jan 2010, 15:57

Hallo Maria,

das freut mich aber sehr zu hören, dass Du findest, dass ich ein gutes Gespür für den Roman habe! :oops: (<--- stolze Petra *g*)

Interessant, dass "Der bunte Schleier" nicht einer seiner stärksten Romane ist. Dann kann er es also NOCH besser. Das freut mich natürlich zu hören. Denn je mehr Seiten ich davon gelesen habe, umso mehr begeistert mich der Autor. Und da ist es mir ganz recht, nicht direkt den Stärksten seiner Romane gegriffen zu haben.

Welche haben Dich besonders beeindruckt, Maria?

Ich habe von ihm noch mehr zu Hause im Regal. "Mrs. Craddock", auf den ich mich schon sehr freue. Und noch ein oder zwei andere. Ich muss mal nachschauen.

JMaria hat geschrieben:Schade, dass ich das Buch mir damals ausgeliehen hatte. Jetzt hätte ich es gerne hier um darin einige Passagen nachlesen zukönnen.


Das ist wirklich schade!

JMaria hat geschrieben:du machst richtig Lust auf Maugham.


Das freut mich aber sehr! :D
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Josie » Mi 20. Jan 2010, 17:34

Hallo zusammen,

Ihr könnt einem echt die Nase lang machen. Als ich gerade in meinen Bücherkisten auf der Suche nach "Blindband" war, bin ich über einen richtig dicken Sammelband in englischer Sprache von Maugham gestolpert. Ich habe das Buch damals auf dem Flohmarkt entdeckt, reingelesen und fand's sprachlich sehr ansprechend. Enthalten sind darin

- Rosie und die Künstler
- Der bunte Schleier
- Liza von Lambeth
- Auf Messers Schneide
- Theater
- Silbermond und Kupfermünze

Aufgrund dieses Threads hier hat das Buch jetzt wieder das Tageslicht erblickt und liegt nun verlockend vor mir. Nachdem ich mein gesuchtes Buch nicht gefunden habe, habe ich auch wieder mal reingelesen und war nun zwischen Maugham und "Der Schatten des Windes" am Schwanken. Da ich aber derzeit viel um die Ohren habe, wurde es letzteres, da ich schon lange nichts mehr in englischer Sprache gelesen habe und jetzt einfach was brauche zum Runterlesen, aber der Maugham-Band lächelt mich verführerisch an.

Ohne Euch hätte ich ihn wohl wieder mal nicht beachtet. :D

Sind einem von Euch auch diese Bücher ein Begriff und kann jemand eines davon besonders empfehlen?
Liebe Grüße
Claudia


Aktuelle Lektüre:
Clarín (Leopoldo Alas): Die Präsidentin

xxx (eBook)
Josie
 
Beiträge: 1115
Registriert: So 3. Jan 2010, 21:13

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Petra » Mi 20. Jan 2010, 18:28

Hallo zusammen,

Josie, das ist ja toll, dass Du von Maugham auch so einiges hast und wir Dich hier ein wenig verlocken können! :-)

Auch wenn es jetzt erst mal ein anderes Buch geworden ist, so lächelt Maugham Dich immerhin schon verlockend an - das ist doch schon mal was! ;-)

Ich wollte ihn auch ewig schon ausprobieren. Habe mich aber immer wieder von anderen Autoren ablenken lassen. Wie schön, dass ich mit ihm durch "Der bunte Schleier" endlich nähere Bekanntschaft mache - lohnt sich wirklich sehr!

Ich habe jetzt eben, da es mich nicht losgelassen hatte, auch direkt mal in meinem Regal geschaut. Folgende Bücher habe ich sonst noch von Maugham:

Liza von Lambeth
Auf Messers Schneide
Mrs. Craddock

Außerdem:

Zehn Romane und ihre Autoren
Winter-Kreuzfahrt
Gesammelte Erzählungen 1+2: Ost und West / Der Rest der Welt: 2 Bde (hier beachte man auch die :arrow: wunderschöne Ausgabe!)

Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Diskussionen und Tipps hier rund um Maugham - wo ich doch gerade infiziert bin! :-)

Ich verschwinde jetzt erst mal in die Badewanne und lese dort weiter im bunten Schleier.

Edit: So, wieder aufgetaucht aus der Badewanne habe ich mal in Harenbergs "Das Buch der 1000 Bücher" nachgeschlagen, was dort so über Maugham steht. Die wichtigsten Bücher von ihm werden hier wie folgt gelistet: "Liza von Lambeth" (1897), "Der Menschen Hörigkeit" (1915), "Silbermond und Kupfermünze" (1919) und "Auf Messers Schneide" (1944).

Wie mir scheint muss ich mir ganz schnell noch "Der Menschen Hörigkeit" besorgen. Das hört sich nämlich gut an!

Rolf Vollmann schreibt in "Die wunderbaren Falschmünzer" auch so einiges über Maugham. So finden bei ihm Erwähnung: "Liza von Lambeth", "Mrs. Craddock", "Der Magier", "Der Menschen Hörigkeit", Silbermond und Kupfermünze", "Der bunte Schleier", "Ashenden" und "Rosie unter den Künstlern". Nicht alle seine Bücher kommen dort gut weg. Über "Der bunte Schleier" gibt es z. B. nur eine kürzere Erwähnung in der zum Ausdruck kommt was Maria hier schon meinte: Nicht einer seiner stärksten Romane. Aber wenn mir der bisher schon so gefällt... dann habe ich noch vielversprechendes von ihm zu erwarten! :-)
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon steffi » Do 21. Jan 2010, 11:18

Ich kenne einige Erzählungen (wunderbar !!), Mrs Craddock und Der Menschen Hörigkeit. Der Menschen Hörigkeit gefiel mir auch sehr und ebenfalls Mrs. Craddock. Am meisten reizen würde mich momentan noch Liza von Lambeth, aber ich denke auch, Maugham ist einer der Schriftsteller, von denen mir alles gefallen wird.
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5094
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Petra » Do 21. Jan 2010, 11:39

Hallo Steffi,

da sagst Du was! Es gibt sie, diese Autoren von denen man sich vorstellen kann, dass einem ALLES von ihnen gefallen wird. Und W. Somerset Maugham ist so einer - das gilt auch für mich! Was für ein Erzähler!

Schön, dass Du es aussprichst, so weiß ich, dass nicht nur ich es so sehe, bzw. es auch anderen so ergeht.

"Der Menschen Hörigkeit" ist jetzt auch sehr stark in mein Interessenfeld gerutscht. Ich musste leider feststellen, dass es zur Zeit vergriffen ist. Anscheinend wird es aber einen Nachdruck geben. Ich frage bei Gelegenheit mal bei Diogenes nach wann damit wohl ungefähr zu rechnen ist. Was ein Glück, dass mich auch die anderen von Maugham aus meinem SUB sehr reizen - so kann ich bei Bedarf die Wartezeit verkürzen! :-)

Von seinen Erzählungen war wirn (Sandra) damals sehr begeistert! Schade, dass sie die Diskussion hier nicht mitbekommt, ihr würde sicher das Herz höher schlagen, wo Maugham doch ihr Lieblingsautor ist! :-)
Sie mochte alles von Maugham, aber seine Erzählungen hat sie immer besonders herausgestellt. Ich bin froh die Bände zu Hause stehen zu haben (übrigens auch einige dieser Erzählungen als Hörbuch: Regen und andere Meistererzählungen. Aber ich denke ich würde sie lesen wollen. Wobei kann man ja auch variieren - es blieben immer noch genug die nicht auf dem Hörbuche enthalten sind).

Wie schön, dass auch Du sie so ausdrücklich wunderbar findest!

Vielen Dank für die Nennung der Bücher, die Du von ihm schon kennst und welcher Dich noch besonders reizt.

Edit: Ich werde mir das Hörbuch mit den fünf Erzählungen doch noch mal schleunigst näher ansehen! ;-)
Eine Amazon-Rezension hat mich daran erinnert, dass allein die Aufmachung (das booklet vor allem) größte Beachtung verdient! Hier der Auszug aus der Kunden-Rezension bei Amazon, die wirklich große Lust auf das (wohl meisterlich gesprochene) Hörbuch macht:

"Das Hörbuch ist beim Diogenes Verlag in einer sogenannten Sammler-Edition erschienen. Dieser Terminus ist die Untertreibung des Jahres. Zuerst fällt die sagenhaft edel gestaltete Schmuck-CD-Box ins Auge. Nach dem Aufklappen findet man darin ein großformatiges, 16-seitiges Booklet. Dieses reich bebilderte und glänzend recherchierte Mini-Buch enthält neben den gewohnten Informationen noch Schriftproben, Auszüge aus seinem Werk, Bibliographie und Äußerungen von Schriftstellerkollegen."

Diese booklets haben die über einige ihrer Schriftsteller gemacht. War mir ganz entfallen, dass es über Maugham auch eines gibt. Ich brenne darauf reinzuschauen!
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon JMaria » Do 21. Jan 2010, 12:25

Hallo zusammen,

seine wichtigen Werke wie "Der Menschen Hörigkeit" und "Auf Messers Schneide" kenne ich leider auch noch nicht.

"Mrs Craddock" fand ich großartig.

Ich habe mir gerade aus meinem Bücherregal "Auf Messers Schneide" gezogen. Auf der Rückseite heißt es:

Maughams anspruchsvollster, 'philosophischer' Roman gibt ein farbiges Porträt der 20er Jahre - vom Swing bis zum Börsenkrach.

und der "Spiegel" schreibt über Maugham:
Was Maugham über seine Position in der Literatur zu sagen liebte: Er sei nur ein story-teller, ein Geschichtenerzähler, ein entertainer. Er war es - aber nicht nur.

Einen Erzählband habe ich auch noch im SUB, nämlich Die Macht der Umstände.

ebenso Zehn Romane und ihre Autoren.

Liebe Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Christoph Hein: Glückskind mit Vater
Sigrid Nunez: Mitz. The Marmoset of Bloomsbury (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16233
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon steffi » Fr 22. Jan 2010, 10:37

Ui, noch mehr Verführungen ! Auf Messers Schneide hört sich auch sehr verlockend an !!

@Petra: Regen... , das sind wirklich tolle Erzählungen (und gehört habe ich sie auch schon.) Viel Spaß damit !!
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5094
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Petra » Fr 22. Jan 2010, 12:45

Hallo zusammen,

ja, "Auf Messers Schneide" lockt mich auch sehr. Mag sein, dass es soagr das erste Buch war, das ich mir von ihm gekauft habe. Ich erinnere mich nicht mehr 100%-ig, bin aber doch relativ sicher. Es entsprang aber auf jeden Fall keiner Empfehlung, sondern es stach mir durch seine Inhaltsbeschreibung ins Auge. Hört sich wirklich verlockend an!

steffi hat geschrieben:Regen... , das sind wirklich tolle Erzählungen (und gehört habe ich sie auch schon.) Viel Spaß damit !!


Dankeschön Steffi! Du machst große Lust darauf! :-)

Und Maria auf "Mrs. Craddock", den hatte ich mir sowieso wegen Deines Schwärmens gekauft! Und nun entfachst Du meine Neugierde erneut!

JMaria hat geschrieben:und der "Spiegel" schreibt über Maugham:
Was Maugham über seine Position in der Literatur zu sagen liebte: Er sei nur ein story-teller, ein Geschichtenerzähler, ein entertainer. Er war es - aber nicht nur.


Über dieses Zitat bin ich auch die letzten Tage oft gestolpert. Es passt sehr!

Vom bunten Schleier bin ich nach wie vor sehr angetan! Inzwischen sinniert Kitty darüber, wie unbedeutend doch ein ehelicher Fehltritt sei gegenüber dieser großen Epidemie. Überhaupt wie klein und unbedeutend die Sorgen der Menschen sind, verglichen mit dem großen Ganzen. Auch ihre Gedanken über die Vergänglichkeit von ALLEM berührt. Das alles vorübergeht, wie der Fluss stetig vorüberfließt. Und dass man sich bald schon nicht mehr der Existenz der Menschen erinnert, die eben noch gelebt haben. Und wie unbedeutend darüber jede kleine Sorge ist.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: William Somerset Maugham

Beitragvon Petra » Fr 22. Jan 2010, 17:08

Hallo zusammen,

jetzt wird’s etwas länger. In der Mittagspause habe ich weitergelesen in „Der bunte Schleier“. Und (wer sich nicht so viel vorwegnehmen lassen möchte, der sollte jetzt nicht weiter lesen, denn ich verrate jetzt einen wichtigen Punkt) soeben wurde Kitty nachts geweckt mit der Nachricht, dass ihr Mann erkrankt ist. An seinem Krankenbett bittet sie ihn abermals um Verzeihung (bisher hat er sich dazu immer ausgeschwiegen, wenn sie angedeutet hat, dass sie seine Verzeihung erbittet oder wissen möchte, ob er ihr noch böse ist) und sein einziger und auch letzter Satz ist mir sehr unter die Haut gegangen. Weil er so vieldeutig ist und so vieles beinhaltet. Sein letzter Satz: "Der Hund war's, der dran starb"

Zunächst ließ mich der Satz bedeutungsschwanger aber ratlos zurück. Ähnlich wie Kitty, die glaubte, dass Walter unzusammenhängende Dinge sagte, im Delirium. Doch dass dem nicht so ist, weiß der Leser. Aber was bedeuten diese letzten Worte. Das ließ mich nicht mehr los.

Meine ursprünglichsten ersten Gedanken dazu waren, dass Walters Liebe zu Kitty mit der eines treuen Hundes zu seinem Herrchen vergleichbar ist. Und dass es ja nur dieses treue Geschöpf ist, das stirbt. Aber mir war damit auch klar, dass ich damit die ganze Wucht der Bedeutung nicht erfasst habe.

So erarbeitete ich mir per Internet und gemeinsam mit Arno am Telefon (der auch im Internet auf die Suche ging) was wohl dahinter steckt. (Edit: Hätte ich ein wenig weiter gelesen wäre mir der Verweis auf den Ursprung dieses Satzes "Elegie auf einen tollen Hund" von Goldsmith dort präsentiert worden. Sowohl Maugham erwähnt den Ursprung in dem Roman, als auch die Übersetzerin in einer kleinen Anmerkung.)

Wir bekamen heraus, dass Maugham sich mit diesem Satz folgender Elegie von Oliver Goldsmith bediente:

An Elegy On The Death Of A Mad Dog

Good people all, of every sort,
Give ear unto my song;
And if you find it wondrous short,
It cannot hold you long.

In Islington there was a man,
Of whom the world might say
That still a godly race he ran,
Whene'er he went to pray.

A kind and gentle heart he had,
To comfort friends and foes;
The naked every day he clad,
When he put on his clothes.

And in that town a dog was found,
As many dogs there be,
Both mongrel, puppy, whelp and hound,
And curs of low degree.

This dog and man at first were friends;
But when a pique began,
The dog, to gain some private ends,
Went mad and bit the man.

Around from all the neighbouring streets
The wondering neighbours ran,
And swore the dog had lost his wits,
To bite so good a man.

The wound it seemed both sore and sad
To every Christian eye;
And while they swore the dog was mad,
They swore the man would die.

But soon a wonder came to light,
That showed the rogues they lied:
The man recovered of the bite,
The dog it was that died.


Mein Englisch ist ja nicht so gut, aber Arno war so nett mir das ins Deutsche zu übersetzen. Hier ist die Rede von einem liebenswerten Hund und einem gewöhnlichen Menschen (einen, von dem es viele gab). Wir wurden uns darüber einig, dass es so gemeint ist, dass der Hund (Walter) seinen Menschen/Herrn (Kitty) gebissen hat (er versuchte sie zu verletzen/töten indem er sie dem drohenden Tod durch die Choleraepidemie aussetzte, als er sie mit in das Cholera-Gebiet mitnahm) und die Leute (hier auch sicher die Leser) denken er sei verrückt geworden (eine Frau mit ins Choleragebiet mitzunehmen). Doch letztendlich war er selbst (der Hund) es, der dran starb (an der Cholera).

Dann ist Arno noch darauf gestoßen, dass Oliver Goldsmiths Elegie wiederum auf einem Gedicht von Voltaire beruht. Voltaire und ein gewisser Fréron lagen sich ziemlich heftig in den Haaren. Voltaire machte ein Spottgedicht über seinen Widersacher:

Neulich, auf dem Grund eines Tales,
biss eine Schlange Jean Fréron.
Was meinen Sie, was geschah?
Die Schlange war es, die krepierte.


Voltaire bringt zum Ausdruck, dass die Schlange viel harmloser als ihr Gegner ist (den die Schlange gebissen hat) und an seinem eigenen Biss zugrunde geht. Genau wie bei Walter und Kitty – die Walter mit ins Choleragebiet nimmt und schließlich nicht Kitty sondern er selbst daran stirbt.

Dieses Gedicht drückt aber auch Voltaires Verachtung für Fréron aus, den er für schlechter/gefährlicher einstuft als eine Schlange. Und Walter wiederum schätzt Kitty nach ihrem Ehebruch ja auch als schlechten Menschen ein. Und schließlich geht nicht sie, die Schlechte zugrunde, sondern er selbst.

In einem Blog im Internet (eine gewisse Snowqueen) wir auch begeistert über „Der bunte Schleier“ geschrieben, u. a. wird auch dieser letzte Satz Walters hervorgeholt. Hier wird auch der Hund als Symbol der Treue gesehen. Und Walters Verachtung sich selbst gegenüber, der als treuer Ehemann – einem Hund gleich – nicht imstande war, seinen „Eigentümer“ (Kitty) zu verlassen/verraten (als sie Schwanger ist, will er sie ja auch fortschicken, in Sicherheit – somit will er auch nicht in allerletzter Konsequenz ihren Tod).

Denn er ist ja nicht imstande die Zuneigung und sein Band zu ihr zu druchbrechen (deshalb verachtet er sich ja wohl auch selbst – das sagte er ja auch an einer Stelle als sie ihn mal fragte ob er sie verachte. Nein, er verachte sich selbst. Sie will wissen warum er sich selbst verachtet. Erhält aber keine richtige Antwort.), obwohl er es müsste. Somit sagt er ihr in gewisser (sehr entfernter Weise) mit diesem letzten Satz noch mal, dass er sie hündisch liebt. Verzeihen tut er ihr aber trotzdem nicht, sondern ist wohl nur nicht imstande aufzuhören sie zu lieben.

Verzeihen kann er Kitty somit nicht. Und sich selbst auch nicht. Er ist somit ihrer Bitte um Verzeihung nicht nachgekommen.

Ich wäre sehr neugierig auf andere Meinungen/Stimmen dazu. Egal ob jetzt oder irgendwann wenn andere das Buch mal lesen. Mich hat der Satz sehr mitgenommen. Überhaupt Walters Tod. Und Kitty, die jetzt zurückbleibt mit diesem Satz. Noch hat sich ihr die Bedeutung nicht erschlossen. Ich bin mal gespannt ob Maugham den Satz durch Kittys Gedanken noch mal zu erläutern versucht.

Maugham schrieb im Vorwort ja, dass ihn Dantes „Inferno“ zu diesem Buch inspiriert habe. Ich wäre sehr neugierig darauf, was Kenner von Dantes „Inferno“ dazu zu sagen haben. Maria, Du schriebst schon mal was von einer Umkehrfunktion. Maugham schreibt über Dantes „Inferno“, dass dort der Mann seine Frau in den Tod lockt, richtig? Sie also umbringt. Walter macht hier ja einen Rückzieher als er sie wegschickt, als sie schwanger ist (auch wenn sie freiwillig dann nicht mehr gehen mag) und stirbt selbst. Das ist ja eigentlich schon die Umkehrfunktion. Aber vielleicht hast Du dazu noch mehr Gedanken, die ich ansonsten verpasse, weil mir Dantes „Inferno“ nicht geläufig ist – nur in dem kurzen Abriss aus Maughams Vorwort. Deine Gedanken dazu würden mich interessieren!

Rolf Vollmann schreibt in „Die wunderbaren Falschmünzer“, dass „Der bunte Schleier“ einer seiner schwächeren Romane ist. Das möchte ich noch mal für mich selbst hinterfragen (also ob ich es auch so sehe), wenn ich mehr von Maugham gelesen habe. Ich habe ja noch keinen Vergleich. Was er mir in diesem Roman alles vermittelt hat ist jedoch schon so viel und auf so eine intensive Weise, dass ich die Stellung dieses Romans innerhalb seines Gesamtwerks für mich persönlich dann doch noch mal durchdenken möchte, wenn ich mehr von ihm kenne. (Nicht dass ich das vollkommen in Abrede stelle, aber mich erstaunt einfach so sehr, dass er mich so erwischt hat und das eines seiner schwächeren Werke sein soll.)

Auf den Film mit Edward Norton und Naomi Watts bin ich jetzt umso mehr gespannt. Ich hatte mir vorab schon ausgemalt, dass der Film vielleicht anders verläuft als das Buch und im Internet stand irgendwo auch, dass es Änderungen gibt, wohl auch in Bezug darauf ob die beiden zueinander finden. Ist ja oft so bei Verfilmungen. Hier kann ich es mir gut vorstellen und ich würde es mir vielleicht auch wünschen Kitty und Walter einem anderen, besseren Ende zugeführt zu sehen. Einerseits weil ich denke, dass ein Film sowieso damit überfordert sein muss die komplett Tragweite von Maughams Roman abzubilden, zumal so viel in den Figuren selbst vorgeht (was ja visuell immer schlechter und ungenauer darzustellen ist als im Buch). Andererseits weil ich mir für Walter (und dann auch für Kitty) gewünscht habe, dass Kitty zu Walter eine Liebe aufbaut, nachdem sie erkennt, wie sehr sie verkannt hat, welch wertvollen Menschen sie da an ihrer Seite hat. (Aber das dann bitte nur, wenn er auch nicht stirbt! Sonst fände ich solch eine Änderung vollkommen deplaziert! Wenn schon, denn schon!)

Natürlich entspricht das absolut nicht dem was Maugham erzählen möchte. Eben dass weder Kitty eine Liebe zu Walter aufbauen kann, noch Walter Kittys Entwicklung anerkennen und ihr verzeihen kann. Aber in dem Fall würde es mir vielleicht genügen, die wahre Geschichte im Buch kennenzulernen. Einfach weil ich es mir sehr für Walter und auch für Kitty gewünscht hätte. Mal sehen, ich werde berichten wie der Film dann ist und auf mich wirkt. (Edit: Nun weiß ich wie er ausgeht. Wollte es wissen und habe mich bei den Amazon-Rezensionen durchgelesen. Mal sehen wie zufrieden ich micht dem Ende sein werde. Ich fürchte nicht so ganz. Na ja, einfach mal schauen. Der Film soll schon toll sein - allein Edward Norton ist sicher eine ganz tolle Besetzung! Aber ich bin nun umso mehr froh, dass ich zuerst das Buch gelesen habe!)

Das Buch macht jedenfalls großen Eindruck auf mich. Die Szene als Walter stirbt und Kitty merkt, dass sie nichts mehr tun kann, um ihr Unrecht an ihm wieder gut zu machen, hat mich sehr mitgenommen! Wenn Figuren so berühren können und ein Autor so viel Leben, so viel Mensch abbilden kann, dann ist das schon was ganz großartiges!

Mir bleiben noch 60 Seiten, die ich wohl am Wochenende schaffen werde.

Edit: Auch wird noch auf einen möglichen Selbstversuch Walters hingewiesen, der Ursache für die Ansteckung gewesen sein könnte. Das steht ein wenig in dem Zusammenhang, in dem Kitty auch Walters letzten Satz (der Vers von Goldsmith) hinterfragt. Ob auch hier eine Deutung des Verses in Bezug auf den Selbstversuch möglich ist, ist mir noch nicht ganz klar. Wollte es hier aber wenigstens der Vollständigkeit einfließen lassen. Es scheint aber auch auf die Umkehrung von Dantes "Inferno" zu deuten. Denn so hat er sich selbst den Tod gebracht, anstatt wie bei Dante der Frau. Diesen Gedanken wollte ich hier gerade noch festhalten.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

VorherigeNächste

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 276 Gäste