Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

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Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Binchen » Mi 15. Okt 2008, 13:03

Hallo in die Runde,

zu dem oben genannten Buch eine Rezi zu schreiben war nicht so ganz leicht für mich. Deshalb ist diesmal auch wieder 'Meine Meinung' eher mit Meine Eindrücke - gleichzusetzen, aber ich denke, das ist zur eigenen Einschätzung hilfreicher.

Für mich war das Buch furios gestartet. Durch den Einstieg mit dem Drehbuch wusste man sofort, dass am Ende jemand stirbt, die Atmosphäre der 1920ger wird geschürt - Dienstboten, gr0ßes Haus - Alles stimmig eingeleitet -
Die Kontaktaufnahme mit Grace bringt den Touch - 'Titanic'-Feeling rüber, denn auch in dem Film mit Kate Winslet sind es ja die Erinnerungen einer alten Dame, die wir miterleben.
Die Nebel am Fluss - alles gleicht dem Gruselroman, den uns der Klappentext verspricht.

Grace tritt in den Dienst ein, sie lernt die Kinder kennen, die im Haus spielen und lernt 'DAS GEHEIME SPIEL' kennen. Diese Szenen haben soviel Bronte-Gefühl vermittelt, dass ich von da an auf eine Auflösung wartete, auf mehr Details, was denn wirklich gespielt wurde. Die ganzen restlichen 500 Seiten wurde mir zwar vieles aus der Zeit - eben wie in der Rezi geschildert lassen Haus am Eaton Place und 'Was vom Tage übrig blieb' grüßen - aber der Sog, den das Geheimnis um das Spiel am Anfang ausstrahlte, diese Verzeißung, die wurde mir nicht erfüllt. Das macht es mir schwer das Buch jemandem zu empfehlen, der sich durch 650 Seiten lesen muss um nur ein wenig aus der Zeit und über die Kriegsschäden, die die Menschen durch den 1.Weltkrieg erlitten haben , zu erfahren. Auch das Gefühl im Haus, wie die Stimmungen der Herrschaft usw. beschrieben wurde erinnerte mich an eine nicht genannte Quelle - es erinnerte mich an Abbitte - (spielt ab den 1930ern)

Das war alles nicht schlecht, aber ich hatte vorher von den Quellen zu der Erzählung gelesen und war deshalb enttäuscht, dass nicht mehr daraus geworden ist, vor allem, wo alles so gut angelegt war.

Diverse Kritiken gehen darauf ein, dass Frau Morton zuviel abgeschrieben hat bei Atwood, Bronte, beim 'Haus am Eaton-Place' - Wenn die Serie auf denselben zeitgenössischen Quellen beruht, klar dann ist das möglich. Aber da wären wir wieder bei der Frage - Wann ist es Abschreiben - wann nicht.

Ich kann es in diesem Punkt nicht beurteilen, weil ich die genannten Quellen nicht kenne, aber wenn man sich wie ich, um den Krimi-Faktor betrogen fühlt, und das Erkennen von Abschreiben noch hinzu kommt, kann ich mir vorstellen, dass man gar nicht begeistert ist.

Ich werde Frau Morton wohl im Auge behalten, was den 1.Weltkrieg und die Zeit angeht, werde ich erstmal bei Anne Perry bleibenm, wenn es um England geht - oder in Deutschland Leo Berlin folgen.

Das Buch war also etwas verheißungsvoller als gedacht. Nun schau ich mal, was es Neues gibt.
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Re: Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Petra » Mi 15. Okt 2008, 13:48

Liebes Binchen,

Danke für Deine Eindrücke hier im Posting und in Deiner Rezi. Das lässt mich dem Buch gegenüber erst mal vorsichtig und zurückhaltend gegenüberstehen. Ich schaue erst mal in Ruhe rein.

Ich weiß nicht ob ich die Krimihandlung vermissen würde, wenn der Rest stimmt. Aber mich macht vorsichtig, dass Du - und vor Dir anscheinend andere - sich die Frage des Abschreibens gestellt hast. Bei so etwas kommt meist nicht ganz was Gutes bei heraus. Nichts originelles, nichts eigenes und somit nichts rundes.

Ich denke da wird für mich der Berliner Krimi (Leo) auch vorher interessant sein (Binchen, wie heißt der noch mal genau? Ich habe ihn zu Hause liegen und kann mich jetzt spontan nicht an die Autorin und den Buchtitel erinnern). Den möchte ich schon lange lesen. Hatte ja mal kurz reingelesen, als er der erste Band gerade erschienen war und fand das sehr ansprechend. Die Zeit und die Atmosphäre wurde für mich so richtig schön heraufbeschworen.

Mir fällt zu den Stichpunkten Anfang 20. Jahrhundert, Dienstboten/Haushälterin und 1. Weltkrieg ein Buch ein, das ich damals sehr gern las. Auch diesem Buch wird vielfach vorgeworfen, ja gar kein richtiger Krimi zu sein. Mich störte das damals jedoch gar nicht, da die Atmosphäre und die geschilderten Umstände (Kriegsgeschädigt und Lebensart) mich völlig in ihren Bann zogen. Es handelt sich um das Buch Ein kleiner Tod von Larua Wilson (Link führt zur Rezension). Nur sollte man das Buch wirklich nicht in Erwartung eines Krimis lesen.
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Re: Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Rachel » Mi 15. Okt 2008, 14:11

Hallo Binchen,

vielen Dank für deine Rezension. Irgendwie reizt mich das Buch ja nach wie vor, mal schauen. Zumindest gut, dass ich jetzt schon einmal weiß, dass ich eben keine Krimihandlung zu erwarten habe, dann gehe ich wenigstens nicht mit ganz falschen Erwartungen an das Buch.

Ich bin übrigens zum ersten Mal über das Buch gestolpert, weil es in England in "The Richard and Judy Book Club" empfohlen wurde und Bücher, die die beiden in ihrer Fernsehsendung vorstellen, verkaufen sich normalerweise richtig gut. Das hier war scheinbar danach auch nicht unerfolgreich.

Übrigens, weil Du in deiner Rezension "Der blinde Mörder" von Margaret Atwood erwähnst, das Buch kann ich unbedingt empfehlen. Ich habe es vor Jahren gelesen (als es neu erschienen war) und damals hat mich das Buch wirklich begeistert.
Ich habe es mir in der Zwischenzeit auch noch einmal gekauft (damals war das eine Büchereiausgabe) und würde das Buch wirklich gerne noch einmal lesen. Ich fand es sehr schön, wie die Autorin eben diese Zeit heraufbeschwört und mit Fiktion und Realität spielt.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Binchen » Do 16. Okt 2008, 12:23

Hallo Rachel,

kann ich gut verstehen, dass Du das selbst lesen willst, fände ich auch Klasse, weil ich dann jemanden mit mehr 'Hintergrundlektüre' zum Reden hab.

Die Krimielemente sind nicht völlig weg - sie sind eher psychisch-Gruseliger Art, so wie es eben naheliegt, wenn man DuMaurier und Schauerromane als Quellen benennt. Und klassische Ermittlungen finden nicht statt.

Spannend wäre sicher auch eine Diskussion, welche Elemente kommen wohl woher und wieviel ist Eigendichtung. Ich habe nichts gegen gute Kombinationen von Quellen - ich warne ja nur vor der etwas wenig straffen Form. Vielleser können 200 Seiten zuviel ja schon mal verkraften.
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Re: Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Binchen » Mo 24. Nov 2008, 14:07

Aufgrund der Verbindungen, die zwischen dem blinden Mörder von M. Atwood und diesem Buch angedeutet werden, musste ich nun endlich mal Bekanntschaft mit Atwood machen. Sie wird auch als Quellenlektüre genannt.

Schon der Anfang machte mir jedoch klar, dass ich, hätte ich den blinden Mörder vorher gekannt, das geheime Spiel so sehr verrissen hätte, wie ich es mit einem der Rebecca Michele Romane getan habe. Die Inspiration ist eines - aber der Aufbau des Plots so sehr kopiert? Da muss jetzt der Blinde Mörder arg in eine andere Richtung weisen, dass ich rückwirkend das geheim Spiel nochmal überhaupt in Erwägung ziehen würde.
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Re: Kate Morton: Das geheime Spiel - Abschreiben oder Original?

Beitragvon Petra » Di 25. Nov 2008, 16:16

Huhu Binchen,

das ist dann aber bestimmt jetzt richtig ärgerlich, wenn Du all das Abgeschreibsel und Abgegucke ganz genau entdecken wirst! Aber ich denke mir, dass Du mit "Der blinde Mörder" ein ganz tolles Buch erwischst! Ich habe am Wochenende ja kurz reingelesen und hätte mich bald für das Buch entschieden. Das hört und liest sich verdammt gut an! Und ich bin gewarnt und streiche gedanklich "Das geheime Spiel" wohl schon mal lieber von meiner Liste und wende mich lieber dem blinden Mörder zu. Auf Deine Eindrücke und Vergleiche bin ich dann aber doch sehr gespannt!
Liebe Grüße,
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