Sofja Tolstaja

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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon steffi » Fr 31. Okt 2008, 11:21

Hallo Maria,

ich habe im Proust-Lexikon nachgeschaut, aber leider nichts gefunden. Allerdings gibt es so viele Personen, die es sein könnten ...
Gruss von Steffi

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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon JMaria » Fr 31. Okt 2008, 12:20

steffi hat geschrieben:Hallo Maria,

ich habe im Proust-Lexikon nachgeschaut, aber leider nichts gefunden. Allerdings gibt es so viele Personen, die es sein könnten ...


Hallo Steffi,

mich ließ es auch keine Ruhe. Ist schon seltsam, wielange man über eine Sache nachgrübelt :)

Ich habe mir "Sodom und Gomorrha" nochmals durchblättert. Ich wußte noch so ungefähr, wo die gesuchte Frau auftauchte und fand es tatsächlich.

Es ist die Mutter von Monsieur de Cambremer; Madame de Cambremer, die mit ihrer Schwiegertochter nie so recht einverstanden war. Marcel bekam von ihr einen Brief und er berichtet daraufhin:

Es war der Moment, da Menschen mit einer sorgfältigen Erziehung der Regel gehorchten, sich liebenswürdig zu zeigen, sowie einer anderen, der sogenannten Drei-Adjektive-Regel. Madame de Cambrember hatte sich beide in Kombination zu eigen gemacht. Quelle: Sodom und Gomorrha S. 507, Suhrkamp st 3544

es müsste davor noch eine Begebenheit geben, doch nach der habe ich dann nicht mehr gesucht.

Erwähnenswert ist noch der Hinweis im Nachwort (Sodom und Gomorrha), dort wird gesagt, dass Proust hier mit der Regel der drei Adjektive ein rhetorisches Verfahren parodiert.

ob Sofja Tolstaja ihre recht blumige Sprache (und den vielen Adjektiven) bewußt benutzte um den Gegensatz zu der "Kreutzersonate" hervorzuheben? Vielleicht sogar neben der Empörung Spott auszudrücken, weil die Sprache ihres Mannes harsch und empörend für sie war?

ein Ansatz auf den ich beim Lesen achten werde.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon Petra » Fr 31. Okt 2008, 17:05

Hallo Maria und Steffi,

JMaria hat geschrieben:ob Sofja Tolstaja ihre recht blumige Sprache (und den vielen Adjektiven) bewußt benutzte um den Gegensatz zu der "Kreutzersonate" hervorzuheben? Vielleicht sogar neben der Empörung Spott auszudrücken, weil die Sprache ihres Mannes harsch und empörend für sie war?


Maria, genau das ist mir durch den Kopf gegangen, als Du hier aus dem Buch die ersten Sätze zitiert hattest! Ich werde definitiv beim lesen auch darauf achten!

Danke dass Du den Gedanken hier ansprichst. So festigt er sich für mich.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon JMaria » Do 13. Nov 2008, 12:27

Hallo zusammen

im Dezember 08 kommt eine Biographie heraus:

Ein Leben an der Seite Tolstojs

Gruß
Maria
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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon Petra » Do 13. Nov 2008, 14:32

Hallo Maria,

puh - das ist ja interessant! Es ist mal direkt auf meine Wunschliste gewandert. Denn was mit diesem Menschen (Tolstoi) - zumindest in seinen letzten Lebensjahren - los war, beschäftigt mich auch.

Vielen lieben Dank für den tollen Tipp! Wäre mal wieder glatt an mir vorbei gegangen!

Sagte ich (diese Woche *g*) schon mal, dass Du mit Deinen Informationen rund um die Welt der Bücher eine absolut unverzichtbare Bereicherung bist? :D
( :oops: <--- *mariadirektschonmaldasrotvondenwangenwisch*)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon JMaria » Mi 19. Nov 2008, 14:16

Petra hat geschrieben: Sagte ich (diese Woche *g*) schon mal, dass Du mit Deinen Informationen rund um die Welt der Bücher eine absolut unverzichtbare Bereicherung bist? :D
( :oops: <--- *mariadirektschonmaldasrotvondenwangenwisch*)


Hallo Petra,

du machst ja Sachen mit mir :D , so geb ich mich ganz cool 8-)

Gestern, wegen langer Wartezeit beim Arzt, habe ich die ersten fünf Kapitel gelesen. 35jähriger Mann begehrt 17jähriges Mädchen! Sehr offen und zugleich fein versteckt beschreibt die Autorin das Begehren des 35jährigen Mannes. Beispiel:

Das Blut schoß dem Fürsten in den Kopf. Er kniff die Augen zu, um sich Anna deutlicher ins Gedächtnis zu rufen; die Kutsche rollte schaukelnd den Feldweg entlang, ihr Dahinfahren wiegte ihn ein und verstärkte sein Wonnegefühl und sein Begehren in dieser wundervollen Sommernacht.

und obwohl er weiß, dass er ihre Naivität ausnutzt, macht er ihr einen Antrag. Sie nimmt den Antrag an (während sie von Chopin die Preludés spielt), da er ihrem hohen Ideal von der Liebe entspricht. Doch im Grunde durchlebt sie gerade eine neue Phase ihres Mädchendaseins. Der Antrag erfolgt zu einem Zeitpunkt, wo sie noch nicht zu sich gefunden hat.

Mir gefällt neben der schönen Sprache auch der psychologische Aspekt, denn nun beginnt bereits vor der Hochzeit Kleinigkeiten ihr Glück zu trüben, doch sie kann ihre Gefühle verständlicherweise nicht einordnen.

Bisher gefällt mir das Buch sehr gut.

Am Anfang erinnert das Buch an "Effi Briest" (der 38jährige Ingstetten heiratet die 17jährige Effi). Doch Fontane beschreibt ohne zu urteilen oder anzuklagen, somit meidet er jede Beschreibung des inneren Menschen. Fontane deckt das Unvermögen der Gesellschaft auf und gerade deswegen gehört Effi Briest zu meinen Lieblingsromanen.

Sofja Tolstaja zeigt den inneren Menschen und durch was er getrieben wird. Also ein anderer Weg, doch zerbricht auch in ihrem Roman eine Frau.

Viele Grüße
Maria
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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon Petra » Do 20. Nov 2008, 10:25

Hallo Maria,

vielen Dank für Deinen schönen Lesebericht und Deine bisher gewonnenen Eindrücke! Das Buch eignet sich hervorragend für unterwegs, weil es so kleinformatig und leicht ist. Ist mir auch schon aufgefallen! ;-) (Überdies finde ich es richtig schön gemacht. Manesse halt.)

Die psychologischen Aspekte klingen sehr interessant - ich denke, das wird mir an dem Roman auch sehr gefallen. Was Du parallel zu Fontanes "Effie Briest" schreibst klingt ebenfalls hochinteressant. Ich denke, daran sollte ich mich dann auch mal wagen. Wenigstens als Hörbuch. Um einen Vergleich zu bekommen, wie das eigentlich selbe Thema unterschiedlich angegangen wird. Sehr interessant!

JMaria hat geschrieben:du machst ja Sachen mit mir :D , so geb ich mich ganz cool 8-)


So 8-) (<---) gefällst Du mir! :mrgreen:
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon JMaria » Do 4. Dez 2008, 12:25

Hallo zusammen,
hallo Petra,

gestern habe ich "Eine Frage der Schuld" beendet. Es hat mich sehr berührt! Die Reinheit der Liebe, wurde von der Autorin, als Ideal überspitzt dargestellt, doch als Stilmittel um den Gegensatz zu der "Kreutzersonate", hat sie mMn schon sehr beeindruckend eingesetzt.

ein wunderbares Buch.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon Petra » Do 4. Dez 2008, 12:34

Danke Maria,

da habe ich ja noch was schönes vor mir! Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es als direkter Konstrast zur Kreutzersonate sehr passend ist, dass sie ihre Sicht auf die Liebe ebenfalls sehr extrem/überspitzt darstellt.

Danke fürs berichten!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Beitragvon JMaria » Fr 5. Dez 2008, 11:06

Hallo zusammen,

in der Morgenpost fand ich diesen Artikel:

http://www.morgenpost.de/printarchiv/ku ... e_Ehe.html

Was alles aus der Schuld heraus entstehen kann!

noch was anderes:
Im Nachwort des Buch werden drei Schriftstellerinnen erwähnt, über die ich nur sehr wenig im Netz gefunden habe:

Anna Bunina
Sinaida Wolkonskaja
Karolina Pawlowa

Weiß jemand von euch (@Wolf?) ob es mal etwas in deutscher Übersetzung von ihnen gab?

Liebe Grüße
Maria
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