Kurz-Biografien von Autoren

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Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Mo 24. Jan 2011, 15:14

Hallo, Ihr Lieben,

ich habe sicher schon erwähnt, dass ich Briefmarken von Schriftstellern sammle und dazu versuche, eine Kurzbiografie zu erstellen.
Dabei handelt es sich aber nicht um aktuelle Autoren, da man es bei uns in Deutschland erst auf eine Marke schafft, wenn man nicht mehr lebt. Ausnahme ist, glaube ich, der Bundespräsident.

Wenn Ihr Interesse habt, würde ich in unregelmäßiger Folge immer mal eine Kurzbio hier reinstellen.

Beginnen möchte ich mit der Dichterin Anna Achmatowa. Leider habe ich von ihr noch nichts gelesen.
Lesende Grüße, Anne

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Anna Andrejewna Achmatowa

Beitragvon Didonia » Mo 24. Jan 2011, 15:17

Anna Andrejewna Achmatowa (eigtl. A.A. Gorenko) wurde am 23. Juni 1889 in Bolschoi Fontan bei Odessa geboren. Ihr Vater war Marineingenieur. In der Gegend von Petersburg verbrachte sie ihre Kindheit.

Sie war eine schlechte Schülerin. Allerdings schrieb sie schon mit 11 Jahren ihre ersten Gedichte. Als sie 16 war, zog die Familie nach Kiew und sie beendete dort das Gymnasium. Es folgte ein Jura-Studium an der Frauenhochschule Kiew, später in Petersburg Geschichte und Literatur.

Ihre Gedichte wurden seit 1907 von einigen Zeitungen veröffentlicht. Drei Jahre später heiratete sie Nikolaj S. Gumiljow (Gumilev), mit dem sie 1912 eine Italienreise unternahm. Die Achmatowa verbrachte 1910 und 1911 jeweils den Frühling in Paris. 1911 hat Modigliani ein Bild von ihr gemalt. Nach dem Zeugnis seiner Zeitgenossen hat ihr Ehemann ihre dichterische Begabung unterschätzt und war eifersüchtig auf ihre Erfolge. Die Ehe wurde unglücklich. Nach der Trennung erfolgte 1918 die offizielle Scheidung. Gumiljow kämpfte in der Weißen Armee. 1921 wurde er erschossen.

Anna Achmatowa zählte vor der Revolution zur Avantgarde der jungen russischen Dichtung. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Assyriologen Schiljeko verheiratet war, wurde ihr dann auch Volksfremdheit und Dekadenz vorgeworfen. Da sie in der Sowjetunion nichts mehr veröffentlichen durfte, erschienen ihre nächsten Werke in Berlin. Sie lehnte sie eine Emigration mit ihrem 1912 geborenen Sohn ab, arbeitete in der Bibliothek eines Agronomischen Instituts und schlug sich als Übersetzerin durch. Ab Mitte der 20er Jahre widmete sie sich dem Studium der Architektur Alt-Petersburgs sowie des Lebens und Schaffens von Puschkin und schrieb darüber. Offenbar auf Fürsprache bedeutender Künstler wurden 1940 auf persönlichen Befehl Stalins ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Zweite Weltkrieg brach aus. Anna Achmatowa erlebte ihn in Leningrad, wurde dann nach Moskau und später nach Taschkent evakuiert. In den Gedichten der ersten Hälfte der 40er Jahre klangen patriotische Gefühle mit. Sie wurden damals gern gedruckt.

Nach Ende des Krieges begann erneut eine Kampagne gegen Achmatowa. Von 1946-50 hatte Schreibverbot. Ihr Sohn, Professor für Orientalistik, wurde verhaftet und erst 1956 entlassen. Nachdem sie weiter für die Schublade schrieb, fanden sich in der Phase des "Tauwetters" immer öfter Zeitschriften zum Abdruck ihrer Verse bereit.

Der amerikanische Journalist Allan Murray Williams führte mit ihr 1961 ein Interview. Seine Kritik, dass 1958 und 1961 Gedichte von ihr in einer Auswahl herausgebracht wurden, die kein wahres Bild von ihrer Begabung vermitteln würden, wirkte sich günstig auf ihr weiteres Schicksal aus.

Anna Achmatowas Geburtstag wurde 1963 in der UdSSR gewürdigt. Sie erhielt den Ätna-Taormina-Preis 1964 und 1965 die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. 1965 erfolgte eine umfassende Edition ihrer Dichtungen.

Nach langer Krankheit starb Anna Achmatowa am 5. März 1966 im Alter von 76 Jahren in Moskau. Die Moskauer Blätter rühmten sie als überragende Künstlerin.

Auf dieser Seite gibt es einige Texte von Anna Achmatowa: http://www.textuebertext.de/bib/autoren/achmatova.html
Lesende Grüße, Anne

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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Petra » Mo 24. Jan 2011, 15:48

Liebe Didonia,

ich finde das eine sehr schöne Idee! Denn es ersetzt ein bisschen unsere früheren :arrow: Autoren-Berichte im Buecher4um. Bitte, wer immer Lust hat, etwas über einen Autor zu verfassen, sehr gern! :-)

Einzige Bitte: Bitte keine Texte irgendwo herauskopieren. Sondern nur selbst verfasste. Damit kein Urheberrecht verletzt wird!

Ich bin gespannt, was sich hier alles sammeln wird, und finde den Beginn schon sehr reizvoll, auch wenn es mir so geht wie Dir, liebe Didonia, von Anna Andrejewna Achmatowa kenne ich auch nichts.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon JMaria » Mo 24. Jan 2011, 16:03

Didonia hat geschrieben: Beginnen möchte ich mit der Dichterin Anna Achmatowa. Leider habe ich von ihr noch nichts gelesen.


Hallo Didonia,

sie schrieb u.a. wunderschöne Liebesgedichte. Ich erinnere mich gerne an das Hörbuch:

Achmatowa, Anna / Zwetajewa, Marina: Mit dem Strohhalm trinkst du meine Seele. Gedichte. 1 CD.

Gelesen von Katharina Thalbach und Ralph Dutli.

kann ich nur empfehlen.

Hier kann man ein paar Gedichte von ihr lesen:
:arrow: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kale ... tt/474027/

Grüße von
Maria
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Mo 24. Jan 2011, 16:05

Die Stimme von Katharina Thalbach habe ich noch gut im Ohr. Mal schaun, ob ich die CD finde. Danke für den Tipp, Maria :)
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Bettina von Arnim

Beitragvon Didonia » Di 25. Jan 2011, 16:20

Oftmals lese ich auch Bettine von Arnim. Ich habe noch nicht herausbekommen, was nun richtig ist.

Bettina Catharina Elisabeth Ludovica Magdalene von Arnim wurde am 4. April 1785 in Frankfurt/Main als Tochter (7. Kind) der Maximiliane La Roche und des Großkaufmanns Peter Anton Brentano geboren. Ihre Großmutter war die Dichterin Sophie La Roche (die Verfasserin des ersten deutschen Frauenromans). In einem Ursulinenkloster in Fritzlar wurde sie bis zum 13. Lebensjahr erzogen. Nach dem Tod der Eltern wechselte ihr Aufenthalt zwischen den Geschwistern und der Großmuter La Roche, in deren Haus sie französische Emigranten, Künstler, Gelehrte und deutsche Jakobiner traf und vielfältige Anregungen erhielt. Bei ihrer Schwester Gunda Savigny in Marburg befreundete sie sich mit Karoline von Günderrode. Zu deren Andenken schrieb sie den Briefroman „Die Günderode“. Mit Goethe stand sie in Briefwechsel, 1807 lernte sie ihn persönlich kennen und lieben. Auf Dauer wurde ihre hemmungslose Zuneigung unerträglich. Als es einen peinlichen Zusammenstoß zwischen Bettina und seiner Frau Christiane Vulpius kam, nutzte er die Gelegenheit, ihr sein Haus zu verbieten.

1811 heiratete sie Achim von Arnim, sie bekamen sieben Kinder. Nachdem sie seit der Hochzeit abwechselnd auf Gut Wiepersdorf in der Mark Brandenburg und in Berlin lebte, hielt sie sich nach Arnims Tod im Jahre 1831 fast ausschließlich in Berlin auf.

Eine rege Tätigkeit als Schriftstellerin begann. Sie hatte Verbindung zu vielen bedeutenden Zeitgenossen, trat offen für die Demokratie und für die Rechte der Frauen ein.

Bettina von Arnims erste literarische Werke sind Briefbücher, deren Grundlagen die Briefwechsel mit der Freundin Günderrode, mit Goethe, dem Bruder Clemens und später, als ältere Frau, mit dem jungen Ph. Nathusius waren. „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ erregte großes Aufsehen, weil man das Werk als echte Wiedergabe einer wirklich geführten Korrespondenz hielt. Es wurde aber später erkannt, dass es sich um ein Fantasieerzeugnis handelt, für das authentische Briefe als Grundlage dienten.

In den Vormärzjahren engagiert sie sich sehr stark sozial und politisch. In einem öffentlichen Aufruf bat sie 1844 um Material für ihr „Armenbuch“, das erst 1969 veröffentlicht wurde. Da sie über die politische Entwicklung in Preußen enttäuscht war und wegen der Bespitzelung durch die Geheimpolizei und weil man ihre Arbeit durch Zensur behinderte, zog sie sich zurück.

Bettina von Arnim starb am 20. Januar 1859 in Berlin.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon JMaria » Mi 26. Jan 2011, 10:28

Hallo Didonia,

ich habe ein Lieblingsgedicht das aus der Feder Bettina von Arnims stammt. Dein Beitrag hat mich daran erinnert:


Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Hinab ins Tal, mit Rasen sanft begleitet,
Vom Weg durchzogen, der hinüber leitet,
Das weiße Haus inmitten aufgestellt,
Was ist's, worin sich hier der Sinn gefällt?

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Erstieg ich auch der Länder steilste Höhen,
Von wo ich könnt die Schiffe fahren sehen
Und Städte fern und nah von Bergen stolz umstellt,
Nichts ist's, was mir den Blick gefesselt hält.

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Und könnt ich Paradiese überschauen,
Ich sehnte mich zurück nach jenen Auen,
Wo Deines Daches Zinne meinem Blick sich stellt,
Denn der allein umgrenzet meine Welt.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Mi 26. Jan 2011, 11:46

Hallo Maria,

Gedichte sind so gar nicht meine Welt. Das muss noch von der Schulzeit her stammen, wo wir Gedichte bis ins Innerste zerpflücken und deuten mussten. Und ich meistens nicht wusste, was der Schreiber uns damit sagen wollte.

Aber diese Zeilen lesen sich sehr schön. Vielen Dank :)
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Barbara » Mi 26. Jan 2011, 20:43

Liebe Didonia,

das ist wirklich eine schöne Idee. Und im Netz wirst Du da sicherlich jede Menge Material finden. Ich bin gespannt, wenn Du alles berücksichtigen wirst.
Darf man Wünsche äußern? ;)
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Mi 26. Jan 2011, 21:34

Oh, nach Wunsch. Ja, warum eigentlich nicht. Ich weiß nur nicht, ob ich den dann erfüllen kann, weil ich als Quelle nur Gedrucktes nutze und nicht das Internet.
Wir können es ja versuchen :)
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