Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mi 17. Apr 2019, 17:24

Das hört sich auch sehr reizvoll an, JMaria !

Ich habe mit Der Verräter von Paul Beatty begonnen. Schon der Beginn ist etwas anstrengend zu lesen, es ist eine Art innerer Monolog, jedoch ist es schwierig, sich in die Gedankenwelt eines Afroamerikaner einzufinden, die immer noch unter Rassismus und Diskriminierung leiden. Es schwingt sehr viel Zorn mit und eine bitter-satirische Grundstimmung. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Um eine kleine, leichte Abwechslung zu haben, habe ich noch mit Cécile von Theodor Fontane begonnen, ein leichter Gesellschaftsroman um die geheimnisvolle Gattin eines Oberst, bei der sich schon anbahnt, dass sie an ihrer Vergangenheit zerbricht. Wie immer ist es ein Vergnügen, Fontane zu lesen.
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Do 18. Apr 2019, 09:11

“City on Fire“ habe ich beendet. Ich habe länger gebraucht als gedacht, da die Renovierungsarbeiten mich an vielen Tagen vom Lesen abgehalten haben. Und der Roman war mit seinen 1.070 Seiten ja auch nicht gerade kurz. Interessiert hatte mich, ob er (gerade auch wegen seiner Länge) den Erwartungen gerecht wird oder nicht. Die Erwartungen wurden von der Literaturkritik geschürt, die den Roman bei Erscheinen gefeiert hatten. Gebremst wurden die Erwartungen durch Meinungen von Lesern (z. B. Kundenrezensionen bei Amazon), die den Roman zum Teil als überbewertet, zu lang und inhaltlich zu dünn empfunden haben. Ich kann abschließend sagen, dass mir der Roman viel Spaß gemacht hat, ich habe ihn gerne gelesen, ich habe mich nicht gelangweilt. Aber Bedeutung trägt der Roman doch wenig in sich. Ein Großstadtroman, der aus dem Blickwinkel verschiedener Figuren erzählt wir, deren Wege sich durch gewisse Ereignisse kreuzen. Das war gut gemacht, wenn auch mit Schwächen im Finale (der Stromausfall 1977 in New York), wo sich dann alles zusammenläuft. Doch mehr war es dann auch nicht. Da ich vorgewarnt war, hatte ich mir nicht zu viel erwartet, was sicher eine gute Haltung ist.

Nun lese ich “Hier ist noch alles möglich“ von Gianna Molinari. Der Roman erzählt u. a. von Grenzen. Die meisten von Menschen selbst gesetzt, das gilt sowohl für innere wie auch für äußere Grenzen. Aber auch Grenzen des Verstandes. Oder auch der Grenzenlosigkeit des Verstandes. Hier (in der Fabrik) ist noch alles möglich. Ein Wolf kann auf dem Gelände sein, oder auch nicht.

Mir begegnen beim Lesen dieses stillen und eigenwilligen Romans so viele Gedanken. Gedanken darüber, was wir sehen, und was unser Verstand aus dem Gesehenen macht. Sehr toll fand ich einen Gedanken, indem die Protagonistin ein Bild von Ikarus betrachtet, der (mit ausgebreiteten Flügeln kopfüber) ins Meer fällt, und dass der betrachtete Ikarus eigentlich nicht fällt, sondern auf ewig auf dem Bild mit ausgebreiteten Flügeln in der Luft schwebt. Und das er nur fällt, weil sie die Geschichte von Ikarus kennt, und weil sie die Gesetze der Schwerkraft kennt. Und weil sie an beides glaubt; an die Gesetze der Schwerkraft und an Geschichten. Deshalb sieht sie auf dem Bild den fallenden Ikarus.

In einer anderen Episode geht es um einen dunkelhäutigen Mann, der vom Himmel fällt. Lose, einer der letzten Arbeiter in der bald stillgelegten Fabrik, sieht den Vorgang, doch nimmt es nicht als solches wahr. Weil der Verstand sagt, was man dort wahrscheinlich wahrgenommen hat (einen heruntergekommenes Teil eines Sateliten vielleicht, oder es fiel gar nichts herunter, sondern eine Lichtreflexion hat das vorgetäuscht); und da Menschen nicht vom Himmel fallen, kommt ein vom Himmel gefallener Mensch als Möglichkeit auch nicht in Betracht. Doch genau das war es: ein aus einem Flugzeugfahrwerk gefallener blinder Passagier.

Was mir stark imponiert ist, dass diese Gedanken unaufgeregt und nicht bedeutungsschwer daher kommen. Das passiert, da die Protagonistin in der fast stillstehenden Fabrik kaum etwas erlebt, und dadurch viel Raum für Details bleibt, die sonst unbemerkt an uns vorüber gehen. Im hektischen Treiben sind das unwichtige Gedanken, die nicht zu Ende geführt werden. Doch die Protagonistin hat Zeit und es herrscht sehr viel Ruhe, und richtet ihren Blick auf diese scheinbar unwesentlichen Details, die jedoch gewichtiger sind als so manch angenommene Wichtigkeit, die uns in unserem hektischen und vollen Leben beschäftigen.

Ich folge der Protagonistin (ihren Namen erfahren wir nicht, auch nicht den des Chefs und den des Kochs, wohl aber ihres Kollegen und eines Farbrikarbeiters) mit großem Interesse. Ein sehr eigenwilliger (mit Mut zur Andersartigkeit erzählter) Roman, der durch seine ungewöhnliche Perspektive und zurückgenommener Erzählweise den Blick schärft und auf bemerkenswerte Dinge richtet. Ich kann gut verstehen, dass dieses Buch für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Ich bin gespannt was mir noch in diesem Roman begegnet, hier ist tatsächlich noch alles möglich.
Spannend ist dieser kurze (190 Seiten) Roman auch im direkten Vergleich zu dem prallen Roman (über 1.000 Seiten) „City on Fire“, den ich zuvor las. Wo es Garth Risk Hallbergs nicht unerschöpflichen Worte doch relativ wenig Bedeutung in sich tragen, transportiert Gianna Molinari mit ihrem reduzierten Roman so viele Gedanken. Das soll nicht wertend für oder gegen das eine oder das andere Buch sein, aber in dem direkten Vergleich ist es so auffällig, dass ich es äußern wollte.

@Steffi: Steffi, du liest “Der Verräter“. Ich hatte das Buch zuletzt auch in der engeren Auswahl, und ich habe vor es demnächst zu lesen. Ich werde deinen Eindrücken gespannt folgen. Ich bitte um weiteren Bericht.

@Maria: "Ein Bild von Lydia" klingt ebenfalls sehr lesenswert. Schöne Lektüre, wie mir scheint. Danke für deinen Bericht.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 20. Apr 2019, 09:52

Moin miteinander und sonnige Grüße aus Ostfriesland,

in den letzten Monaten ist mir der Wunsch nach einem Austausch über die Bücher, die ich lese, abhanden gekommen. Dass mir das mal passiert, hätte ich nicht für möglich gehalten. Andererseits merke ich, dass das Lesen dann doch nicht so viel Spaß macht, wenn ich nicht ein bisschen drüber reden kann. Also möchte ich gerne einen Neustart versuchen.

Meine letzten besten Bücher waren: Das Labyrinth der Lichter von Carlos Ruiz Zafón (damit habe ich sie alle gelesen und bin immer noch absolut begeistert), die Country Girls Trilogie (Die Fünfzehnjährigen, Das Mädchen mit den grünen Augen, Die Glückseligen) und Lockendes Gold von Jack London.

An meinem Leseplatz liegt momentan ein kleiner Stapel von "Büchern über Bücher":
Alberto Manguel: Tagebuch eines Lesers
Rainer Moritz: Leseparadiese
Elisabetta Lugli: Der Buchladen der verlorenen Herzen
Penelope Fitzgerald: Die Buchhandlung
Philippe Claudel: Der Junge, der in den Büchern verschwand
Pearl Abraham: Die Romanleserin
Cristina Caboni: Der Zauber zwischen den Seiten

Mit Alberto Manguel habe ich begonnen. Sein Lebensmotto stammt von Flaubert und es kann direkt meines sein: "Lies um zu leben." In meinen zig Lebens/Lesejahren habe ich noch nie eine Leseflaute gehabt. Gut, manchmal wird es etwas weniger, weil anderes wichtiger ist (wie derzeit eine Ernährungsumstellung), aber dass ich keine Lust zum Lesen hatte, daran kann ich mich nicht erinnern.
Manguel hat ja an vielen verschiedenen Orten gelebt und bei jedem Umzug musste er Bücherkisten zurücklassen und konnte nur die Erinnerungen mitnehmen. Diese wiederum hat er wieder in einer Bibliothek vereinigt. Und während er sie aus den Kisten befreit und Platz für sie sucht, liest er Monat für Monat eines seiner Lieblingsbücher. Und während draußen die Welt verrückt spielt, zeigt Alberto Manguel uns lesend, "wie man als wacher Beobachter auch in solchen Zeiten den Überblick nicht verliert".
Ansonsten kann ich nicht viel über das Buch schreiben - Manguel springt in diesem Tagebuch von Begebenheit zu Begebenheit, erwähnt viele Autoren, von denen mir nur wenige bekannt sind - ich werde das Buch also einfach genießen.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 23. Apr 2019, 10:36

Hallo Didonia,

Schön, dass du wieder mehr Lust aufs Lesen und dem Austausch hast, Didonia.
Wie gefiel dir die Trilogie von Edna O‘Brien?
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Cecile Wajsbrot: Nevermore
Barbi Marković: Minihorror (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


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Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 23. Apr 2019, 10:53

Hallo Maria, die Trilogie war nicht schlecht. "Die Fünfzehnjährigen" - der erste Teil - war das Debüt der Schriftstellerin Edna O'Brien und spielt im Irland der fünfziger Jahre. Caithleens Mutter stirbt und ihr Vater trinkt immer mehr. So kommt sie mit ihrer Freundin Baba (die die Bezeichnung Freundin eigentlich nicht verdient, so gemein, wie sie sich Caithleen gegenüber oft verhält) in ein katholisches Internat. Laut dem Klappentext suchen die Mädchen den Eklat, um von dort wegzukommen, doch eigentlich ist Baba die treibende Kraft.
So kommen die beiden jungen Frauen nach Dublin, wo sie ihr Glück versuchen wollen. Caithleen findet Arbeit und schwärmt für einen verheirateten Mann. Baba findet zwar ihr Glück, aber ob das von Dauer ist?
Caithleen ist hier die Icherzählerin. Sie erzählt zwar, wie sie sich den herrschenden Zwängen widersetzen, aber ihre Sprache ist sehr unbefangen, sodass man von der harten Realität, in der sie lebt, kaum etwas mitbekommt. Irgendwie hätte die Geschichte gut und gerne auch heute passieren können. Ganz anders wie bei "Die Asche meiner Mutter" von Frank MacCourt, der ja wirklich von Not und Elend schrieb. Sorry, bei irischen Geschichten denke ich immer an ihn und versuche zu vergleichen.

Dieses Buch - es kam schon in den 60er Jahren raus - hat in Irland einen derartigen Skandal heraufbeschworen, dass die Reihe sogar verbrannt wurde. Zumindest im 1. Teil habe ich nichts Dramatisches herausgelesen. Etwas heftiger wurde es dann in den Folgebänden, wo es dann auch um wilde Ehe und Abtreibung geht. Der dritte Teil ist übrigens aus Sicht von Baba erzählt, was deutlich zu merken ist.

Alles in allem - eine lesenswerte Geschichte.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Do 25. Apr 2019, 08:41

Ich habe nun ca zwei Drittel von Der Verräter von Paul Beatty gelesen. Ich brauchte ein bißchen, um mich einzulesen, der Stil ist sehr schnell und pointiert, da merkt man den Poetryslammer. Die Idee, Rassismus wieder einzuführen, weil dann die Identitäten eindeutiger geklärt sind als es jetzt, bei gesetzlicher Gleichberechtigung, der Fall ist, ist eine erschreckende Vorstellung. Beatty argumentiert aus einer soziologischen Sicht heraus, was durchaus auch die Verzweiflung widerspiegelt. Es gibt lustige, absurde und verwirrende Passagen, auch nachdenkliche und traurige. Das wechselt sehr schnell und ein entsprechender Sog entsteht, aber es gubt natürlich auch viel zum Nachdenken. Auch wenn ich glaube, dass es aus europäischer Sicht nochmal anders wirkt, macht es sehr viel Spaß zu lesen.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 27. Apr 2019, 15:23

Moin miteinander,

gestern Morgen habe ich mit Der Sänger von Lukas Hartmann begonnen. Es erschien am 24. April dieses Jahres beim Diogenes-Verlag und hat nur 288 Seiten. Ein bisschen wenig, habe ich erst gedacht, aber es scheint wohl hauptsächlich um die letzten traurigen Monate seines Lebens zu gehen.

Ich wusste über Joseph Schmidt bis vor Kurzem, dass er ein begnadeter Tenor war. "Ein Lied geht um die Welt" beschert mir immer wieder eine Gänsehaut. Den Film und die Platte habe ich noch zu DDR-Zeiten gesehen und gehört. Dann war er für Jahrzehnte aus meinem Blickfeld verschwunden.
Erst sehr viel später habe ich über sein trauriges Ende erfahren. Und nun dieses Buch. Er scheint ein Mann zu sein, der nur für seine Musik lebt. Der ohne ihr nicht lebensfähig scheint. Einerseits ist das ja bewunderungswürdig. Andererseits: Ist so ein Mensch fähig, echte Verbindungen mit anderen Menschen einzugehen? Wenn ich da an Lotte und seinen Sohn Otto denke, scheint es mir nicht so. Er ist noch nicht mal fähig, die Verantwortung für sein Kind zu übernehmen. Das kratzt ein wenig an dem positiven Bild, das ich von Joseph Schmidt hatte.
Doch dann erinnerte ich mich an eine Dokumentation, in der es um richtige Weltstars geht. Dass das zum großen Teil Menschen sind, die sich der Öffentlichkeit präsentieren müssen. Sie können gar nicht anders. Viele von ihnen sind auch nicht in der Lage, ein normales Leben zu führen. Und wenn ihr Stern am Sinken ist, dann fallen sie in ein tiefes Loch und wissen nicht wie weiter. Unter diesem Gesichtspunkt kann ich Joseph Schmidt dann verstehen. Er war ja ein Mensch, ein Künstler, der nur für seine Musik gelebt hat. Die Frauen lagen ihm zu Füßen und er genoss es.
Und nun? Es ist das Jahr 1942 - in Deutschland hat er als Jude keine Zukunft mehr. Er floh nach Frankreich und als es auch dort nicht mehr sicher war, fuhr er mit dem Zug in Richtung Schweiz. Doch an der Grenze erkannte man ihn kaum und mit seinem ungültigen Pass kam er auf legalem Weg nicht rüber...
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » So 28. Apr 2019, 14:48

Aber auf illegalem Weg schaffte er es - und kam in ein Internierungslager - total geschwächt, heiser und mit Herzschmerzen. Vernünftiges Essen gab es nicht, als Schlafstatt standen nur Strohlager und eine Decke zur Verfügung und es wurde nicht geheizt. Die jüdischen Flüchtlinge mussten arbeiten, doch Joseph Schmidt wurde immer schwächer, bis er endlich von einem Arzt untersucht wurde, dessen Frau eine Verehrerin von Schmidt war. So kam er in ein Spital.

Ich bin Jahrgang 1964, in der Schule wurden der 1. und 2. Weltkrieg thematisiert, wir haben "Anne Frank" gelesen und heute, wo "Gegen das Vergessen" ein Herzensthema von mir ist - muss ich Parallelen ziehen zwischen damals und heute.
Dieses Buch thematisiert die Flüchtlingsfrage - wie sie sich damals besonders den neutralen Ländern Schweden und der Schweiz stellte. Gestern wie heute sind es dieselben Meinungen und ängstlichen Fragen. Und gestern wie heute gibt es - bisher zum Glück nur eine Minderheit -, die diese Ängste schüren.
Ich hoffe und wünsche mir sehnlichst, dass Deutschland, Europa eine Lösung finden, wie sie verantwortlich damit umgehen. Fremdenhass, Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen bei uns keinen Platz haben.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 1. Mai 2019, 18:10

Ich bin derzeit so richtig im Lesefieber: Cristina Caboni: Der Zauber zwischen den Seiten

Dies sind die Geschichten von Sofia und Clarice. Sofia, die in Rom verheiratet ist und in dieser Ehe nicht mehr glücklich ist. Bisher hat ihr der Mut gefehlt, einen Schlussstrich zu ziehen.
Clarice lebte Mitte des 19. Jahrhunderts in Österreich. Für sie ist es ungleich schwieriger, aus ihrer unglücklichen Ehe auszubrechen. Und doch wagt sie den Schritt.
Und noch etwas haben beide junge Frauen gemeinsam: Die Liebe zu Büchern. Sofia war vor ihrer Ehe Bibliothekarin und hat Kurse für die Buchbinderei absolviert. Für ihren Mann hat sie ihren Job aufgegeben, und wurde so immer unglücklicher.
Clarice fand schon als Zehnjährige durch Zufall den Weg in eine Buchbinderei. Frederik, der so etwas wie ihr Ersatzvater wurde, lehrte sie diesen Beruf und wurde ihr ein guter Freund, der ihr auch in schwierigsten Zeiten beistand.

Als Sofia beginnt, sich wieder auf sich zu besinnen, findet sie in einem Antiquariat ein altes in Leder gebundenes Buch. Sie wird auf ein Geheimversteck aufmerksam und entdeckt darin ein Schriftstück. So wird sie auf Clarice aufmerksam und entnimmt dem Schreiben die Information, dass es sich bei dem Buch um eine Trilogie handelt, in deren folgenden Bänden sich weitere Schriftstücke befinden sollen. Weiterhin gibt es im Buch Anmerkungen - von zwei verschiedenen Handschriften.

Um dem Geheimnis von Clarice und des Buches auf die Spur zu kommen, sucht Sofia einen Kalligrafen auf. Und tatsächlich finden sie in München einen zweiten Band, in dem sich wieder ein beschriebenes Blatt Papier befindet.
Wunderbar beschrieben, diese Szene.

Das Ende der Geschichte ist vorhersehbar, trotzdem hat sie mir richtig gut gefallen (bis auf eine Szene, in der Clarice körperlich zu spüren bekam, was es heißt, das Eigentum eines Mannes zu sein). Das ist aber wohl mehr dem geschuldet, dass es durchweg um Bücher und das Lesen geht.

Habt noch einen schönen 1. Mai.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Do 2. Mai 2019, 17:13

Lesefieber ist doch wunderbar, liebe Didonia !

Nach Beendigung von Der Verräter - Beatty hat seinen Stil durchgehalten und am Ende ergibt sich die Feststellung, dass es sehr traurig ist, dass so ein Buch heute noch notwendig ist - habe ich mit Scharnow angefangen. Als alter Fan der besten Bänd der Welt freue ich mich schon sehr auf das Buch, das sich meine Tochter (ebenfalls seit Kindheit Fan) auf der Leipziger Buchmesse beim Autoreninterview gekauft hat, leider waren die vorsignierten Exemplare schneller weg, als sie sich durch die Menge kämpfen konnte :troestend_taetscheln:
Gruss von Steffi

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