Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mo 19. Aug 2019, 16:15

Hallo zusammen,

in den nächsten Tagen möchte ich zu euren Leseerlebnissen, die ich mit Interesse gelesen habe, das ein oder andere loswerden. Doch heute möchte ich erst mal über meinen Lesestoff der letzten Zeit berichten.

Derzeit lese ich “Mardi und eine Reise dorthin“. Dieser Roman von Herman Melville wurde erst vor ein paar Jahren erstmalig ins Deutsche übersetzt. Der Manesse Verlag hat in diesem Jahr eine Neuausgabe des (schon vergriffenen) Romans herausgegeben. Die Ausstattung ist toll. Die Kapitelnummern und -Anfänge, sowie die Seitenzahlen sind in Ozean-Türkis und in Schreibschrift gedruckt. Sorgfältige und zahlreiche Anmerkungen führen den Leser durch die Fachbegriffe der Schifffahrt und durch die unzähligen Anspielungen, die der belesene Herman Melville in seinem Roman eingebracht hat. Über den Roman selbst sagte Herman Melville, dass die Handlung sich ab einem gewissen Punkt selbst fortschrieb. Und bereits von Beginn an ist der Roman ein Kaleidoskop von Geschichten, Anekdoten und Betrachtungen, aus denen Melville diese Südsee-Abenteuergeschichte in feinstem Seemannsgarn spinnt. Jetzt schon (auf Seite 150 von 800) eine Wahnsinns-Geschichte. Wie dicht und wie fantastisch. Ein großer Spaß! Ich werde weiter berichten.

zuvor hatte ich “Snooker in Kairo“ von Waguih Ghali gelesen. Der Roman erschien 1964 in London, wo Waguih Ghali zeitweilig lebte und wo er sich 1969 in der Wohnung einer Freundin das Leben nahm. Diese Freundin hat ein Vorwort verfasst, durch das ich gleich empfindsamer für den nachfolgenden Roman wurde, in dem Waguih Ghali von dem Ägypten der 50er Jahre erzählt, das mir fremd ist. Durch Ram, die Hautpfigur des Romans, gewährt der Autor einen Blick in die obere Gesellschaftsschicht Ägyptens zu dieser Zeit. Er erzählt von den politischen Umbrüchen, von Annehmlichkeiten, die die obere Gesellschaftsschicht trotz der Umbrüche weiter genießt (eine Alternative zeigt sich auch nicht), doch die Ram (der ebenfalls dieser Gesellschaftsschicht angehört) auch gleichzeitig verachtet und gegen die er sich in seiner politischen Gesinnung (wenn auch zunächst leise) auch wendet. Vielmehr noch die jüdische Edna, Rams große Liebe. Der Roman bot mir interessante Einblicke.

Davor hatte ich ein intensives Leservergnügen mit „Fräulein Nettes kurzer Sommer“. Karen Duve erzählt darin von drei Sommern, in denen Annette von Droste Hülshoff zarte Band knüpft. Besonders zu dem unansehnlichen Heinrich Straube, der zudem ein Bürgerlicher ist, und somit nicht in Frage kommt. Doch die beiden verbindet ein geistiges inneres Band, das immer stärker wird. Das, doch vor allem auch Heinrich Straubes immer stärker werdende Bewunderung für Fräulein Nettes literarisches Talent, ist der Familie (die Haxthausens) ein Dorn im Auge. Als dann der schöne August von Arnswaldt auch noch für Nette entbrennt, kommt eine große Intrige in Gang, die Fräulein Nettes zartes Liebesglück jäh zerstört.
In diesem biografischen Roman werden wahre Ereignisse und reale Personen zu einer Romanhandlung und zu Figuren. Und das ist als Kompliment gemeint. Man vergisst bei diesem Roman,, dass es sich so (in etwa) ereignet hat, weil es so lebendig geschrieben ist. Karen Duve findet einen ganz eigenen Ton, der ganz modern daher kommt, und trotzdem nicht ganz die sprachlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit vermissen lässt. Das hätte gründlich schief gehen können, aber es macht den Roman seltsamer Weise nur noch authentischer. Sehr unterhaltsam und intelligent gemacht! Gründliche recherchiert scheint der Roman zudem. Karen Duve hat mich mehrfach veranlasst selbst Recherche im Internet zu betreiben. Ich hatte eine spannende und interessante (und unterhaltsame!) Zeit mit Annette von Droste-Hülshoff, ihrer Familie, Heinrich Straube, August von Arnswaldt, den Gebrüdern Grimm (welch ein Spaß!), Heinrich Heine, Hoffmann von Fallersleben und vielen weiteren Persönlichkeiten. Man könnte fast meinen, Karen Duve hätte die ein oder andere Person in ihren Roman eingeschmuggelt, um ihn noch interessanter zu machen. Doch die Familie von Annette von Droste-Hülshoff pflegte tatsächlich Umgang zu all diesen Größen ihrer Zeit.

Mit Erstaunen habe ich entdeckt, dass es weitere Romane aus dem Jahr 2015 gibt, die sich mit dieser Thematik befassen, die hier Karen Duve aufgreift Ich habe mir diese Bücher vermerkt. Vielleicht werde ich das noch durch den ein oder anderen biografischen Roman vertiefen:

Esther Grau: Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff
Elke Weigel: Der Traum der Dichterin: Die Sehnsucht der Annette von Droste-Hülshoff

Auch die Biografie „Blamieren mag ich mich nicht: Das Leben der Annette von Droste-Hülshoff“ von Barbara Beuys interessiert mich
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 22. Aug 2019, 18:38

Hallo Petra,

schöne Romane hast du dir ausgesucht und gelesen!
„Mardi..“ interessiert mich auch. Ich mag ja sehr gerne maritime Romane und Melville sowieso, seit ich „Moby Dick“ las. (Toll dass du einen neuen Thread dazu eröffnet hast).

Fräulein Nettes kurzer Sommer“ habe ich noch nicht gelesen. Ich habe es aber bereits im Regal stehen. Karen Duve schreibt echt gut, sie hat einen scharfen Blick und manchmal fast schon einen schwarzen Humor. Ich kenne von ihr „Macht“.

Elke Weigel: Der Traum der Dichterin: Die Sehnsucht der Annette von Droste-Hülshoff“ las ich letztes Jahr. Sie beschreibt Annette von Droste-Hülshoff von einer Seite, die mir bis dato unbekannt war. Ich fand es interessant,

Danke für den anderen Link. Das Buch von Esther Grau: Grimms Albtraum: Annette von Droste-Hülshoff„ ist sogleich auf meine Wunschliste gewandert, allein schon der Titel ist köstlich. :kichern:
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Fr 23. Aug 2019, 14:47

Hallo Maria,

dass du auch gern maritime Romane liest, freut mich, ebenso dass dir mein zu dem Thema eröffneter Thread gefällt. Dass du von Melville besonders "Moby Dick" magst, ist gut zu wissen. Der Roman steht weit oben auf meiner Liste der maritimen Romane, die ich lesen möchte. Ich verspreche mir da auch viel von. Ich werde mir die Neuübersetzung gönnen, die im Hanser Verlag erschienen ist; die steht schon lange auf meiner Wunschliste.
Wenn du "Mardi" irgendwann liest, freue ich mich auf deine Eindrücke. Dass du den ersten Satz auch toll findest, hat mich gefreut. Ich finde ihn auch toll. So kurz und so passend wie mitreißend.

Ja, "Grimms Albtraum" ist ein köstlicher Titel! Allein dadurch weckt er schon Interesse und verspricht Vergnügen, nicht wahr?! :kichern:
Schön, dass er gleich auf deine Wunschliste gewandert ist. Und dass du "Der Traum der Dichterin: Die Sehnsucht der Annette von Droste-Hülshoff" letztes Jahr gelesen hast, und es dir einen neuen Blick verschafft hat, stößt auch auf mein Interesse. So rückt das Buch noch stärker in meinen Fokus.
An den Stellen wo Annette von Droste-Hülshoff in "Fräulein Nettes kurzer Sommer" auf die Grimms trifft, wirst du auch großes Vergnügen haben. Karen Duve hat Freude daran, dies zu erzählen, das kann man merken. Ihr von dir so treffend beschriebener scharfer Blick und ihr bissiger Humor kommen dort bestens zur Geltung. :breit_grins:
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » So 25. Aug 2019, 13:46

Fräulein Nettes kurzer Sommer interessiert mich auch ! Ich hatte ja von JMaria Der Traum der Dichterin geliehen bekommen und ich fand den Blickwinkel auch super !

Auf Mardi machst du mich neugierig ! Ich mochte Moby Dick sehr, wir haben das in einer Leserunde gelesen und ich kann mich noch gut an viele Bilder erinnern - die Filme geben das nicht annähernd wieder. Und in deinen neuen maritimen thread schaue ich gerne, ich bin gespannt, was du alles auftreibst !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 31. Aug 2019, 09:36

Moin miteinander,

ich bin kürzlich über einen in meinen Augen richtigen Schatz gestolpert: Lexikon deutscher Frauen der Feder von Sophie Pataky. Das Buch und die Autorin habe ich in einer Rezi vorgestellt: viewtopic.php?f=8&t=6037

Beendet habe ich gerade Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren - ein wirklich tolles Kinder- und Jugendbuch.

Für den Herbst habe ich mir ein paar Romane rausgesucht:

Hans Fallada: Altes Herz geht auf die Reise
Professor Kittguß ist am Ziel seiner Träume: Nach 25 langen Jahren als Lehrer kann er sich endlich dem Bibel-Studium widmen. Doch plötzlich steht ein Junge in seinem Zimmer mit einer verstörenden Botschaft: Rosemarie, das längst vergessene Patenkind, braucht Hilfe. Der Professor macht sich auf eine beschwerliche Reise, die ihn in ungeahnte Verwicklungen führt.

Tracy Chevalier: Die englische Freundin
Die junge Engländerin Honor verlässt Mitte des 19. Jahrhunderts wegen einer unglücklichen Liebe ihre Heimat. Im fernen Amerika will sie einen Neuanfang wagen. Doch das Leben dort ist hart. Zu Honors einziger Vertrauten wird die temperamentvolle Hutmacherin Belle. Als sich deren Bruder, der skrupellose Sklavenjäger Donovan, für Honor interessiert, gerät sie in eine schwierige Lage.

Tim Winton: Der singende Baum
Einer der erfolgreichsten Autoren Australiens erzählt von der Liebe zwischen zwei Menschen, die im Leben gestrandet und ohne Hoffnung sind und sich aneinander aufrichten. Und er erzählt von seinem grandiosen Land - der windgepeitschten Westküste, der kargen, roten Wüste, dem spektakulären Bergland und der unbarmherzigen Wildnis der Tropen im hohen Norden. Eine Reise durch innere wie äußere Landschaften, grausam und schön.

Kristin Steinsdóttir: Im Schatten des Vogels
In ihrem Roman erzählt die isländische Autorin eine auch autobiographisch geprägte und bewegende, poetisch geschriebene Geschichte vom Leid und Glück einer besonderen Frau.

Hugo Hamilton: Der irische Freund
Beeindruckend und fesselnd erzählt Hugo Hamilton von dem Serben Vid, der sich in Dublin ein neues Leben aufbauen will, und von seiner wechselhaften Freundschaft zu dem temperamentvollen Iren Kevin.

Thomas Hardy: Am grünen Rand der Welt
Bathsheba ist jung und schön, stolz und unabhängig. Drei Männer begehren sie. Wird sie die richtige Entscheidung treffen?

Jo Baker: Im Hause Longbourn
"Wenn Elizabeth Bennet ihre Pettycoats selbst waschen müsste", dachte Sarah, "würde sie bestimmt sorgfältiger mit ihnen umgehen." Es ist Waschtag auf Longbourn, und das Hausmädchen Sarah müht sich über Wäschebottichen und träumt dabei von einem anderen, aufregenderen Leben. Als der junge James auf dem Hof auftaucht, scheint er wie die Antwort auf ihre Stoßgebete - doch James hütet ein Geheimnis von großer Sprengkraft, das das Leben auf Longbourn für immer verändern könnte.

Sarah Perry: Die Schlange von Essex
London im Jahr 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist gemeinsam mit ihrem Sohn Francis in den Küstenort Aldwinter. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins gerät sie dort mit dem Pfarrer William Ransome aneinander. Beide sind in rein gar nichts einer Meinung, beide fühlen sich unaufhaltsam zum anderen hingezogen.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Sa 31. Aug 2019, 10:15

Hallo zusammen,

Nach „Mein Wildgarten“ von Meir Shalev lese ich nun „Pinnegars Garten“ von Reginald Arkell (1882-1959). Darin erzählt ein 80 jährige Mann von seinem Leben als Obergärtner eines alten englischen Herrensitzes. Der Roman ist zauberhaft und hat neben den schönen Naturbeschreibungen auch eine wunderschöne Sprache.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 31. Aug 2019, 10:27

Was für ein Zufall, liebe Maria, ich habe mir gerade eben "Die Damen mit dem grünen Daumen - Berühmte Gärtnerinnen" von Claudia Lanfranconi und Sabine Frank aus dem Regal geholt.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Sa 31. Aug 2019, 12:10

Didonia hat geschrieben:Was für ein Zufall, liebe Maria, ich habe mir gerade eben "Die Damen mit dem grünen Daumen - Berühmte Gärtnerinnen" von Claudia Lanfranconi und Sabine Frank aus dem Regal geholt.



Das Buch habe ich auch schon ins Auge gefasst.. Sicher ein Genuss es zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Viel Freude :vor_freude_tanz:
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » Mo 2. Sep 2019, 17:39

Seit dem Frühjahr war ich dieses Jahr eine völlige Leseschnecke: Ich hatte im Schnitt kaum ein Buch pro Monat beendet, was teils an terminlich rappelvollen Monaten, teils an den Hitzewellen lag, die mich fürs Lesen zu schlapp machten. Abends im Bett legte ich meine Lektüre meist nach nur ein oder zwei Seiten weg.
Aus diesem Tief riss mich erst meine letzte Lektüre: Matthew Reillys The Three Secret Cities, der neueste Abenteuerroman aus der Reihe um Jack West. Dieses Buch habe ich in weniger als einer Woche beendet. Ich ziehe mal wieder den Hut vor der Vorstellungskraft dieses Autors, der mit seinen Ideen, Einfällen und absolut "phantastischen" Handlungen wieder einmal für eine rasante und gewohnt kurzweilige Unterhaltung gesorgt hat. Und wieder bin ich gespannt auf die Fortsetzung und kann den nächsten Band nicht erwarten.

Nach so einem Erlebnis war es dann ein wenig schwierig, den nächsten Lesestoff herauszusuchen - nicht aus Mangel an Auswahl, sondern eher wegen der Qual der Wahl bei meinem mehrere hundert Titel umfassenden SUB. Fast schon aus Verlegenheit griff ich daher zu einem Miss-Silver-Krimi von Patricia Wentworth: Danger Point. Er spielt in den 1940er Jahren und beginnt mit einer Zugfahrt - schon mal gut!

Parallel dazu grub ich einen weiteren Krimi aus, der sich schon peinlich viele Jahre in meinem SUB befunden hat: Elizabeth Daly: Das Buch des Toten, aus einer Reihe, deren Ermittler Henry Gamadge ursprünglich mit antiquarischen Büchern handelt. Eine bibliophile Reihe, die zwischen 1940 und 1951 entstand, und auch in diesem Band spielt ein Buch - wie der Titel bereits andeutet- eine wesentliche Rolle: Es handelt sich um einen Shakespeare-Band aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Verstorbene offenbar eine Nachricht hinterlassen hat.
Das Buch las sich ebenfalls so gut an, dass ich auf Anhieb fünfzig Seiten durchgemacht habe. Und schon jetzt ahne ich, wie schade es ist, dass sich im Deutschen nur der Fischer-Verlag dieser Autorin angenommen hat und da auch nur diesen einen Titel (noch dazu der 8. aus der 16teiligen Reihe, also mitten hineingegriffen) veröffentlicht hat. Ich denke aber, dieser Amateurdetektiv ist definitiv etwas für mich, daher werde ich mir die weiteren Krimis im Original vormerken.

Ergänzung: Ich habe nach zwei Kapiteln gemerkt, dass ich den Wentworth bereits auf Deutsch (Das alte Haus am Meer) vor einigen Jahren gelesen habe. Daher habe ich ihn gegen Spotlight von derselben Autorin ausgetauscht.
Zuletzt geändert von Trixie am Di 10. Sep 2019, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
Ich lese gerade:
Jill Marie Landis: Hawaii Five Uh-Oh!

Viel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 6. Sep 2019, 12:12

Wiesenstein von Hans Pleschinski habe ich beendet. Gerhart Hauptmann, prominenter Dichter und Nobelpreisträger, reist aus dem zerbombten Dresden nach Schlesien, in seine Villa Wiesenstein um dort seine letzten Lebensmonate zu verbringen. Der Roman nähert sich Hauptmann über die Zeitgeschichte, das Ende des Krieges, die Zerstörung der Städte, ja der Gesellschaft, die Neugründung Polens, die Vertreibung der Deutschen. Und inmitten diesem Chaos befindet sich Hauptmann, sterbenskrank, zuweilen senil, der Unpolitische, der Opportunist, der Großbürgerliche, der absurderweise durch seine sozialkritischen, naturalistischen Stücke zu Ruhm und Ehre gelangte. Gerade diese Nebeneinanderstellung macht den Roman so interessant, zugleich spiegelt sich darin auch die Ambivalenz Hauptmanns. Vorallem in den zeitgeschichtlichen Schilderungen ist Pleschinski sehr eindrücklich und genau, was natürlich auch wieder zu Hauptmanns Stil passt, während gegen Ende dann etliche Zitate aus Hauptmanns Werken und langatmige Unterhaltungen den Lesefluss etwas bremsen. Ein toll konstruierter Roman, der einem indirekt Hauptmann näher bringt, ohne eine "echte" Romanbiografie zu sein.
Gruss von Steffi

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