Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Di 25. Jun 2019, 19:21

Mit Interesse verfolge ich eure Leseberichte.

Auch ich habe zu berichten. Einmal möchte ich noch loswerden, dass mich "Alles ist möglich" genauso begeistert hat (und vielleicht noch einen Tick mehr) als "Die Unvollkommenheit der Liebe". Beide Bücher hängen eng zusammen, auch wenn man sie eigenständig für sich lesen kann. Elizabeth Strout ist einfach großartig! Ihre Geschichten sind leise aber intensiv. Und verbreiten eine sehr intime Atmosphäre. Zwei Lese-Highlights!

Im Anschluss habe ich mich für "Mrs Dalloway" entschieden. Mein erstes Buch von Virginia Woolf.
Ich habe das Buch schon lange im Regal stehen, wusste aber, dass es dafür unbedingt den richtigen Zeitpunkt braucht, damit ich mich auf die besondere Erzählform einlassen, und dem Buch gerecht werden kann. Dieser Zeitpunkt war jetzt da, ausgeruht vom Urlaub. Und der Zeitpunkt ist noch aus einem anderen Grund ideal: Der Tag der Handlung in den 1920er Jahren, an dem Mrs Dalloway ihre Abendgesellschaft gibt, ist im Juni. Auch die Rückblenden in dem Roman führen in einen vergangenen Sommer zurück. Also genau der richtige Monat (wenn auch die letzten Tage etwas zu warm dafür, die Gedanken fließen zäh, und die Erzählform fordert Aufmerksamkeit).

Die Erzählform: Bewusstseinsstrom in Vollendung. Und trotz dass die Wahrnehmungen und Gedanken von einer Person zur nächsten springen und/oder fließend übergehen, entsteht hier ein komplexes Gesamtbild, eine umfassende Romanhandlung mit einem weiten Themenspektur, das die Gesellschaft durchleuchtet, Schein und Sein an kleinen Stellen entlarvt, und (auch zwischen den Zeilen) von unerfüllter (auch Gleichgeschlechtlicher) Liebe erzählt.

Auch wenn (oder gerade weil) ich meist andere Erzählformen vorziehe, ringt mir Virginia Woolf größten Respekt ab.
Kunstvoll ohne künstlich zu wirken, und somit ein wahrhaftiges Kunstwerk, für das man sie bewundern muss.

Ein neues ebook habe ich auch begonnen: "Heilige und andere Tote" von Jess Kidd. Ich habe erst wenige Zeilen gelesen, der Erzählstil verspricht intelligentere Unterhaltung als ich zuvor gelesen hatte. Ich habe sehr lange an "Die Totenflüsterin" von Emily Littllejohn gelesen, und mich damit schwer getan. Die Nebenhandlung (die Figuren) hat mich interessiert, und würde mich auch im Folgeband interessieren. Aber der Kriminalfall hat mich nicht so richtig überzeugt. Und erzählt war es auch durchschnittlich und etwas langgezogen empfand ich es auch. Ich war nun froh etwas Neues beginnen zu können.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 27. Jun 2019, 11:48

Hallo Petra,

das freut mich, dass du Mrs Dalloway liest :freudig_die_faeuste_schwing:
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Do 27. Jun 2019, 15:42

JMaria hat geschrieben:Hallo Petra,

das freut mich, dass du Mrs Dalloway liest :freudig_die_faeuste_schwing:


Das dachte ich mir! Ich habe bei der Auswahl des Buchs auch stark an dich gedacht. :nicken_freudig:
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 28. Jun 2019, 12:38

Mrs Dalloway ist auch einfach fabelhaft. Schon die Szene im Blumenladen, so richtig impressionistisch geschildert. Freut ich, dass du es liest, Petra !

Ich bin auf den letzten Seiten von Anathem. Einfach großartig wieder, wie Neal Stephenson philosophische und physikalische Themen einbringt. Und noch einen spannenden Science Fiction Roman mit lebendigen und interessanten Charakteren noch nebenbei liefert. Ich genieße jede Seite !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 30. Jun 2019, 20:22

steffi hat geschrieben:Mrs Dalloway ist auch einfach fabelhaft. Schon die Szene im Blumenladen, so richtig impressionistisch geschildert. Freut ich, dass du es liest, Petra !

Ich bin auf den letzten Seiten von Anathem. Einfach großartig wieder, wie Neal Stephenson philosophische und physikalische Themen einbringt. Und noch einen spannenden Science Fiction Roman mit lebendigen und interessanten Charakteren noch nebenbei liefert. Ich genieße jede Seite !


Ja, die Szene im Blumenladen ist wirklich fabelhaft!

Ich habe "Mrs Dalloway" inzwischen beendet. Beeindruckend fand ich auch, dass ihre Art zu erzählen oft so flüchtig ist wie die Gedanken der Menschen. Und durch die erzählt sie ihren Roman ja auch: durch die Gedanken ihrer Figuren.

Science Fiction ist ja leider nicht so mein Genre, aber "Anathem" scheint enorm gut. Ich halte mir das mal im Hinterkopf. Bei Audible gibt es ein Hörbuch. Vielleicht ja doch mal wieder einen Versuch mit dem Genre wert. Hast du dich schon für etwas Neues entschieden?

Ich habe heute morgen auf dem Balkon "Fräulein Nettes kurzer Sommer" von Karen Duve begonnen. Ich freue mich seit Erscheinen aufs Lesen. Die ersten Kapitel gefallen mir schon ausnehmend gut! Ich werde berichten.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mo 1. Jul 2019, 11:12

Liebe Petra, viel Spaß bei Fräulein Nette. Ich möchte das Buch auch gerne lesen !

Anathem könnte wirklich was für dich sein. Es ist kein technischer Science Fiction sondern hat viele Fantasy Elemente. Und was mit besonders gefiel ist, dass man mit dem Wissen am Ende viele Handlungen nochmals durchdenken kann.

Ich habe nun mit dem ebook Goulds Buch der Fische von Richard Flanagan begonnen. Die Leseprobe hat mich gleich angesprochen und ich mag Flanagan ja seit Der schmale Pfad durchs Hinterland sehr gerne. Es geht um den Maler William Buelow Gould, der Anfang des 19.Jahrhunderts im Straflager in Tasmanien ein Buch mit Fischaquarellen zeichnete. Dieses Buch fällt dem Antiquitätenfälscher und Ich-Erzähler Hammet in die Hände.

Den Maler gab es wirklich. Sein Buch der Fische wurde sogar in die australische Liste des Unesco Weltdokumentenerbes aufgenommen. Man kann es online betrachten. Es gibt/gab wohl auch eine Ausgabe von Flanagans Roman, die die Aquarelle enthält.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Do 4. Jul 2019, 10:53

steffi, du wirst mir unheimlich - nach Anathem gleich Goulds Fische hinterhergeschoben - beides waren für mich Jahreshighlights - schön wenns dir auch gefallen.

ich hab mir bestellt: Richard Flanagan - Der Erzähler (könnte wieder auf meiner Wellenlänge liegen)

momentan bin ich auf den letzten Seiten von James Donovan - Apollo 11:

viele Gänsehautmomente und der Stil hätte mehr Drama vertragen, aber bin zufrieden


Grüße
Ich identifiziere mich ab heute als Proton: Ich bleibe positiv
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mo 8. Jul 2019, 11:32

Shaftoe hat geschrieben:steffi, du wirst mir unheimlich - nach Anathem gleich Goulds Fische hinterhergeschoben - beides waren für mich Jahreshighlights - schön wenns dir auch gefallen.


Was für ein toller Zufall ! Anathem ist auf jeden Fall auch ein diesjähriges Highlight - fein, dass ich noch ein paar Stephensons vor mir habe :nicken_freudig:

Goulds Buch der Fische gefällt mir auch sehr gut. Wahrscheinlich war es sowieso shaftoes Tipp, durch den es auf meine Merkliste gelandet ist. Vorallem die Atmosphäre in Tasmanien hat mich sofort gepackt. Die Themen Gewalt, Hilflosigkeit aber auch den verschmitzten Humor kenn ich ja schon aus Der Pfad ....
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Fr 12. Jul 2019, 10:24

Nach den Reportagen von Jon Krakauer und Gabriel García Márquez habe ich mir einige mare-Zeitschriften besorgt. Die Nr. 89 habe ich mir jetzt rausgegriffen und gleich einen Glücksgriff getan. Befindet sich doch in diesem Heft ein Beitrag über ein Bücherschiff in Kristiansund. Ansonsten verschlägt es mich noch nach Curacao, Delaware, Prora, Skegness, Biarritz, Alcudia, Venedig, Mogadischu, Sansibar, Bangkok, Papeete und in die Nordwestpassage.
Zu Beginn gibt es aber erst mal eine Seite "Leser fragen mare". Eine schöne Idee, finde ich. Gefragt wird hier:

Haben Seeleute eigentlich eine Präferenz für Seebestattungen?
Wie groß sind die förderbaren Rohstoffreserven in der Antarktis?
Warum gibt es auf der ägäischen Insel Naxos fast keine Muscheln?
Gibt es Weiße Haie im Mittelmeer? (Kurz und knapp: Ja, schon mehr als fünf Millionen Jahre)
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Leseerlebnisse 2019... ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » Mi 17. Jul 2019, 16:36

Ich lese zur Zeit Ovidia Yu: The Frangipani Tree Mystery. Dieser Krimi ist der erste aus der Crown Colony Reihe um die junge Chinesin Chen Su Lin und hat als Kulisse die Kronkolonie Singapur in den 1930er Jahren.

Su Lin hat ihre Eltern bei einer Typhus-Epidemie verloren und lebt seitdem bei ihrer Großmutter und ihrem Onkel, der Chen-Familie, die sich in Singapur einen Namen als erfolgreiche Geschäftsleute gemacht hat. Zwei Faktoren begründen, daß Su Lin nicht den damals üblichen Werdegang für Frauen für sich im Sinn hat: Zum einen hat sie durch ihr Hinken -eine bleibende Nachwirkung der Kinderlähmung- ohnehin nur schlechte Aussichten auf eine gute Partie, zum anderen hat ihr der Besuch der Missionsschule, den ihre Großmutter Su Lin angeordnet hat, ganz andere Möglichkeiten eröffnet: Sie möchte Journalistin werden. Um für ihre Ausbildung das nötige Geld zu verdienen, muß sie zunächst aber eine Arbeitsstelle annehmen. In Vanessa Palin, der Schwester des Gouverneurs von Singapur, hat sie eine kämpferische Förderin, die sie zunächst im Haushalt von Chefinspektor Le Froy unterzubringen versucht. Doch alles kommt anders, als just da ein Todesfall auf dem Anwesen des Gouverneurs passiert: Die junge Charity Byrne, die sich um die zurückgebliebene junge Tochter des Gouverneurs kümmerte, stürzt zu Tode. Als Le Froy Su Lin mit an den Tatort und zur Befragung der Bewohner von Government House nimmt, kann er sich von ihrer Beobachtungsgabe und klugen Art überzeugen und bittet sie, als Ersatz für die Verstorbene bei den Palins zu bleiben und unauffällig zu beobachten...

Bislang gefällt mir das Buch recht gut. Ich denke, die Autorin hat die Kronkolonie, die Bevölkerung und die Lebensart der Zeit und Region gut eingefangen. Diese Beschreibungen und Eindrücke machen soweit auch einen großen Teil der Erzählung aus, der Kriminalfall entwickelt sich darin gemächlich, was mich nicht sonderlich stört, denn die Atmosphäre in einem Buch ist mir genauso wichtig, und die kann ich hier recht gut genießen. Das einzige, was mich etwas wundert, ist, wie die erst sechzehnjährige Su Lin porträtiert wird, nämlich sehr erwachsen für ihr Alter und mit einer sehr vernunftgeleiteten Art, die ich von Jugendlichen gleichen Alters heutzutage eher nicht gewohnt bin. Die Frage ist: Überzieht die Autorin hier die Charakterisierung oder ist sie bei dem zeitlichen und dem kulturellen Hintergrund gerechtfertigt und angemessen?

Und wie ich bereits im Tee-Buch-Thread erwähnte, lese ich parallel dazu Laura Childs: The English Breakfast Murder, Band 4 aus der Reihe um Teeladenbesitzerin Theodosia Browning in Charleston. Letztes Jahr habe ich die Lektüre abgebrochen und mußte so lange pausieren, daß es sich erst einmal nicht anbot, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Jetzt ist mein Appetit auf diesen Krimi wieder geweckt und ich hoffe, daß ich es diesmal auszulesen schaffe.
Ich lese gerade:
Jill Marie Landis: Hawaii Five Uh-Oh!

Viel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.

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