Helga hatte Probleme, ein Engagement zu finden. Die "Distel", die mit der Leipziger Pfeffermühle konkurrierte, ließ sie abblitzen. Sie wurde freischaffende Schausielerin, war tätig beim Deutschen Fernsehfunk und gehörte ab 1969 fest dessem Ensemble an und arbeitete z. B. für das Fernsehtheater Moritzburg.
Helgas Top(p)-Musike war ab Ende der 70er Jahre ihre Sendung im Berliner Rundfunk - drei Fernsehshows gab es davon. Die meisten Schlager, mit denen sie Erfolge feierte, wurden von Angela Gentzmer als Texterin und Arndt Bause als Komponist geschrieben.
Die dritte Fernsehshow (1985) hat es sogar mit einer guten Kritik in die Westberliner Presse geschafft. Der Tagesspiegel vom 7. Juli 1985 schrieb:
"Sie hat ein Mundwerk, das die fast immer ziemlich witzlosen, betulichen Moderatoren der Schlager-, Spiel-, Rate- und sonstigen Unterhaltungssendungen vergessen lässt. (...) Eineinhalb Stunden brachte sie das Publikum im Palast der Republik zum Jubeln; sie nicht allein, denn in ihrem Programm mit Gästen aus sieben Ländern traten Leute auf, die ich noch nie gesehen habe und gerne wiedersehen würde. (...) Der Abend gehörte der Parodie. Der Cantus-Chor zog Schlagerstars durch den Kakao (...), und Helga Hahnemann hat den seltenen Mut, sich selber auf die Schippe zu nehmen. In ihrer frechen, lustigen Art ist sie ohne Konkurrenz."Wie schon erwähnt, war mir Helga Hahnemann vor allem aus dem Kessel Buntes bekannt. Dort erlebte ich sie singend und tanzend und in vielen Sketchen mit Dagmar Gelbke, Herbert Köfer, Alfred Müller oder Ingeborg Naß. Auch in der TV-Lustspielreihe "Maxe Baumann" war sie mit Rolf Herricht, Gerd E. Schäfer, Margot Ebert, Traute Sense und Heinz Behrens zu sehen. Sie leitete zusammen mit Ingeborg Naß ein Berliner Arbeiterkabarett und ja, wer schon immer dachte, die Stimme von Yvonne Jensen aus einigen Olsenbanden-Filmen komme ihr oder ihm bekannt vor - das war die Helga, zumindest in drei von den 14 Filmen.
Helga trat zu gerne auch mit anderen Künstlern auf. Als regelrechter Ohrwurm ist mir da besonders "Cry To Me" mit Precious Wilson in Erinnerung:
https://www.youtube.com/watch?v=GDYrQpeOE3ESiebenmal wurde Helga Hahnemann vom Publikum zum Fernsehliebling im Bereich Unterhaltung gewählt. Noch mehr schafften nur Sportreporter Heinz-Florian Oertel, Schlagersänger Frank Schöbel und Entertainerin Petra Kusch-Lück. Eine wahre Leistung, zumal Helgas Popularität erst gut zehn Jahre später einsetzte, als die der beiden Herren.
Wie so viele DDR-Künstler, hatte auch Helga Hahnemann nach der Wende Probleme, den Anschluss nicht zu verlieren. Auch die Gesundheit machte Probleme, doch der zu späte Arztbesuch konnte nicht mehr helfen. Gut zwei Wochen vor ihrem Tod wurde Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Die schon geplante Silvestershow 1991 konnte nicht mehr realisiert werden.
Helga Hahnemann starb am 20. November 1991 in Berlin-Buch mit nur 54 Jahren. Sie ruht in einem Familiengrab auf dem Friedhof Pankow VII in Berlin-Wilhelmsruh - im November 2010 wurde es "Ehrengrab des Landes Berlin".
Zuletzt möchte ich noch Dieter ("Maschine") Birr, den Sänger der Puhdys, zu Wort kommen lassen:
"Helga konnte das Publikum und auch andere Künstler begeistern. Dieses Talent ist ein Geschenk Gottes. Das kann man nicht lernen oder sich antrainieren, das ist angeboren. Jedes Wort hat man ihr abgekauft."Ich ziehe meinen Hut und verneige mich tief.