Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 3. Aug 2020, 15:45

Wo ihr gerade bei Frauen seid- ich habe sie auch gerade am Wickel gehabt. Wo Frauen ihre Bücher schreiben von Tania Schlie enthält wunderbare Fotos von den Schriftstellerinnen. Und man erfährt nicht nur, wo sie am liebsten arbeiten oder gearbeitet haben, sondern auch so einiges Interessantes über das Wesen ihres Schreibens. Ich bin hellauf begeistert.

George Sand und die Sprache der Liebe von Beate Rygiert habe ich sogar bis in die Nacht gelesen, weil ich es so spannend fand. Ich lese ja schon lange nicht mehr am Abend, weil ich nach der Arbeit einfach zu kaputt bin. Aber dieses Buch ließ mich nicht los.
Ein Kritiker, der sie besuchte, kurz nachdem sie sich den Namen George Sand zugelegt hat, gab ihr den Rat:
"Bleiben Sie dabei. Ich meine bei George Sand. Werden Sie George Sand. Auch wenn Sie Frauenkleider tragen wie jetzt. Gewöhnen Sie sich an diesen Namen. machen Sie ihn zu dem Ihrigen. Und die Welt wird sie nie wieder vergessen."
Wie recht er haben sollte. Sie war eine liebenswerte und interessante Persönlichkeit. Wen sie in ihr Herz geschlossen, der konnte sich auf sie verlassen. Ebenso ihr Verleger, der sie nach Herzenslust ausbeutete. Sie musste regelmäßig eine bestimmte Anzahl von Seiten abliefern. Und selbst, wenn es ihr und den ihren sehr schlecht ging, zeigte er kein Entgegenkommen. Obwohl er sich dumm und dämlich an ihr verdiente. Wie glücklich war sie, als der Vertrag mit diesem Ausbeuter ablief.
Das Buch gehört zu einer Reihe des Aufbau-Verlags: Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe. Es gibt noch eine zweite Reihe: Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe - Leider steht nicht zu jeden Buch dabei, zu welcher Reihe es gehört - ich blicke nicht so recht durch. Aber ich habe schon ein Regalfach voll von den Büchern gekauft.

Dann habe ich noch gelesen von Tania Schlie Frauen am Meer und von Dörthe Binkert Freundinnen. Das sind schöne Bildbände mit nicht allzu viel Text - etwas zum Genießen, gespickt mit wunderschönen Gemälden.


Unter den Arkaden des Odéons waren Reihen von gebundenen, mit Goldschnitt versehenen Büchern ausgelegt,
die bereits aufgeschnitten waren; ich las im Stehen ein oder zwei Stunden lang, ohne daß je ein Verkäufer mich störte ...
Ich sagte mir, daß, so lange es Bücher geben, das Glück mir sicher sei.


Dieses Zitat von Simone de Beauvoir ist nur eines von wundervollen kürzeren und längeren Zitaten über Bücher und das Lesen, die sich in diesem schönen Buch Lesen tummeln.
Isolde Ohlmann, die ich bisher kenne als Fotografin von Schriftsteller*innen und steinernen Engeln, hat sie zusammengetragen und zeigt uns wunderschöne Schwarz-weiß-Fotos von lesenden Menschen.
Wir stoßen auf Sätze von Angela Krauß, Alberto Manguel, Jorge Luis Borges und vielen anderen.
Auch hier gilt: Man kann das Buch in einem Rutsch verschlingen, oder sich täglich etwas Schönes gönnen.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mi 5. Aug 2020, 10:45

Ich habe gestern den ersten Teil eines Fantasy-Romans Das Lied der Krähen von Leigh Bardugo beendet. Ein spannendes Fantasy- Abenteuer in einem steampunkartigen Amsterdam. Dazu eine Bande von Meisterdieben und Abenteurern, von denen jeder einen anderen Grund für einen höchst gefährlichen und eigentlich undurchführbaren Auftrag hat.
Mich hat die Geschichte sehr gefesselt und die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. So wies aussieht, gibts leider nur einen Folgeband, auf den ich mich schon freue !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 7. Aug 2020, 16:15

ich habe über meinen Lesestoff Monate lang nichts berichtet :fernglas:
das hol ich nun nach.

Da wären ...

Braithwaite, Oyinkan: Meine Schwester, die Serienmörderin
Man bekommt einen Einblick in Nigerias Gesellschaft, besonders wie schnell Mädchen einem Stammesfürsten verheiratet werden, aber solche Infos fließen nebenbei ein, fast unmerklich. In erster Linie ist man einfach nur gespannt, wie weit die Schwesterliebe geht. Feiner Humor, eine Komödie Noir. Knapper Stil. Sehr empfehlenswert.

Owens, Delia: Der Gesang der Flußkrebse
Noch ein Debüt (wie schon der obige Roman) das beeindruckt. Und auch darin geht es nicht nur um einen Mord (und Gerichtsfall), sondern um die Abgehängten, die im System durchfallen. Aber dieses Mädchen ist so naturverbunden, dass sie ihren Weg findet und man fiebert und fragt sich was wirklich geschah. Naturalistischer Stil. Sehr empfehlenswert.

Tokarczuk, Olga: Gesang der Fledermäuse (ebook)
Auch hier spielt die Natur eine große Rolle und wieder ist es mehr als ein Kriminalfall. Morde passieren und man könnte meinen Tiere rächen sich. Was steckt dahinter? Raffinierte Entwicklung und eine eigenwillige Erzählerin.

Ulitzkaja, Ljudmila: Ein fröhliches Begräbnis (ebook)
Der russische Künstler Alik liegt im Sterben und seine Freunden, ebenfalls russische Emigranten in New York, finden sich Tag für Tag ein um mit ihm zu plaudern und Tee zu trinken. Sie leben alle schon Jahrzehnte in NY. Doch nun erleben sie am Fernseher wie ihr altes sowjetisches System untergeht und wie auch Alik immer mehr zerfällt. Heiter und melancholisch, hervorragend erzählt.

Grau, Esther: Annette von Droste-Hülshoff. Grimms Albtraum.(Romanbiographie)
Ich fand die Romanbiographie gut recherchiert und unterhaltsam. Sehr schön herausgearbeitet wurden die verschiedenen Lebensstationen an verschiedenen Orten die Annette bereiste und öfters Monate blieb.

Andrews, Ilona: Dina. Hüterin der Tore (ebook)
leichte Fantasy. Sympathische Charaktere. Witzig und spannend. Teil 1.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 9. Aug 2020, 14:55

Heute habe ich Der von den Löwen träumte von Hanns-Josef Ortheil beendet. Ein Roman über einen Abschnitt aus Hemingsways Leben, ausgelaugt durch die Kriegserlebnisse aus dem 2. WK, als er mit seiner Frau Mary 1949 nach Venedig kam um endlich wieder Stoff für einen neuen Roman zu finden. Er findet nicht nur Stoff für einen Roman (der einen Skandal in Venedig auslöst), sondern noch für einen zweite Geschichte, die dazu beitrug den Literaturnobelpreis zu bekommen.

So sieht der Rahmen dieses Romans aus und Hanns-Josef Ortheil haucht ihm Leben ein, man „sieht“ die Akteure. Ein Roman der je weiter man liest immer mehr Fahrt aufnimmt und bietet einen fulminanten Schluss. Chapeau!

Meine Lieblingsfiguren darin sind Mary Hemingway und Marta und deren Mutter.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 16. Aug 2020, 16:57

“Middlemarch“ habe ich beendet. Ein großer Genuss, diesen Klassiker zu lesen. Meisterhaft komponiert und mit einer großen Dichte erzählt. Jeden der Handlungsstränge habe ich genossen, und die weit über tausend Seiten mit Freude gelesen.

Nun lese ich “Rot ist mein Name“.

Was für ein vielschichtiges Buch!
Was für ein Bildereigen!

Hochinteressant, was Orhan Pamuk hier über Kunst erzählt, über die osmanische und die westliche Malerei. Über die Unterschiede, und dadurch auch über kulturelle Unterschiede. Orhan Pamuk eröffnet dem Leser ganze Welten. Und offenbart uns über diesen historischen Roman auch Vieles, was uns hilft die Gegenwart (auch gegenwärtige Konflikte) zu verstehen.

Auch in seinem Erzählstil verbindet Orhan Pamuk aufs Erstaunlichste Orient und Okzident.

Bezaubernd die Liebesgeschichte zwischen Kara und Şeküre. Und darüber hinausweisend auch die Liebesgeschichte von Hüsrev und Şirin erzählt zu bekommen, und somit ein Stück klassischer orientalischer Dichtung, ist wundervoll.

Durch die verschiedenen Erzählstimmen, die die Geschichte (Geschichten – denn es sind viele Geschichten, die hier erzählt werden) erzählen, ergibt sich ein vielschichtiges Bild aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Auch das wirkt ausgesprochen kunstvoll. Orhan Pamuk begeistert mich auf allen Ebenen!

Nicht zuletzt bin ich auch auf die Auflösung der Kriminalgeschichte gespannt, in die alles eingebunden ist. Auch diese empfinde ich als ausgesprochen kunstreich erzählt.

Historische Romane wirken oft konstruiert. Auch in diesem Punkt ist dieses Buch für mich eine Ausnahmeerscheinung. Die Handlung ist derartig dicht und die Figuren absolut authentisch, so dass es mir schwer fällt aus dem Roman wieder aufzutauchen, wenn ich ihn zur Seite lege. Was für ein Genuss!
Liebe Grüße,
Petra


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Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 17. Aug 2020, 13:17

Hallo Petra,

ich finde, Rot ist sein Name ist sein bestes Buch. Viel Vergnügen :daumen_hoch:
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 18. Aug 2020, 10:50

Ohja, ich habe auch tolle Erinnerungen an Rot ist mein Name ! Ich wünsche dir weiterhin ein magisches Leseerlebnis, Petra !

JMaria, du hattest ja auch wundervolle Lektüre ! Besonders hat mich Meine Schwester, die Serienmörderin angesprochen - das kommt auf meine Merkliste !

Ich bin mittendrin in 4321 von Paul Auster. Sehr fesselnd empfinde ich die verschiedenen Leben von Archie Ferguson, wie bestimmte Details oder Begebenheiten unserem Leben oft nur einen kleinen Ruck geben können, stellt Auster wunderbar dar. Dazu noch die Atmosphäre der 50er und 60er Jahre in Amerika, es macht Spaß, das zu lesen.
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 18. Aug 2020, 12:40

steffi hat geschrieben:
Ich bin mittendrin in 4321 von Paul Auster. Sehr fesselnd empfinde ich die verschiedenen Leben von Archie Ferguson, wie bestimmte Details oder Begebenheiten unserem Leben oft nur einen kleinen Ruck geben können, stellt Auster wunderbar dar. Dazu noch die Atmosphäre der 50er und 60er Jahre in Amerika, es macht Spaß, das zu lesen.



Wenn es nur nicht so ein dicker Wälzer wäre! 4321 interessiert mich auch schon länger, vielleicht klappt es ja mal bei mir. Du schürst meine Neugierde jedenfalls noch an.

Ich habe den 3. Fall aus der Gamache-Serie von Louise Penny beendet Das verlassene Haus. Mich begeistert die Serie so sehr, dass ich die nachfolgende Bände kaum erwarten kann :naegel_kau:
Die Autorin verbreitet in jedem Band eine dichte Atmosphäre, dass man sich nur noch einkuscheln möchte und wünscht man kann noch sehr lange an der Serie lesen. Zum Glück ist die Reihe ergiebig. Der Nebenfall (der Fall Arnot) der die Bände bisher begleitete birgt weitere Überraschungen. Und bei dem aktuellen Fall, der bei einer Séance zu Tode erschreckten Frau, hat man natürlich nachgeholfen. Three Pines, das fiktive kanadische Dorf nahe Québec, und das schreckliche Hadley-House bekommen wieder einen spektakulären Auftritt. Super spannend.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » Di 18. Aug 2020, 15:49

Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben: Ich habe den 3. Fall aus der Gamache-Serie von Louise Penny beendet Das verlassene Haus. Mich begeistert die Serie so sehr, dass ich die nachfolgende Bände kaum erwarten kann :naegel_kau:
Die Autorin verbreitet in jedem Band eine dichte Atmosphäre, dass man sich nur noch einkuscheln möchte und wünscht man kann noch sehr lange an der Serie lesen. Zum Glück ist die Reihe ergiebig. Der Nebenfall (der Fall Arnot) der die Bände bisher begleitete birgt weitere Überraschungen. Und bei dem aktuellen Fall, der bei einer Séance zu Tode erschreckten Frau, hat man natürlich nachgeholfen. Three Pines, das fiktive kanadische Dorf nahe Québec, und das schreckliche Hadley-House bekommen wieder einen spektakulären Auftritt. Super spannend.


was du über die Atmosphäre in diesem Buch berichtest, klingt ein wenig nach dem Titel, den ich zuletzt ausgelesen habe, John Dickson Carrs (unter dem Pseudonym Carter Dickson geschriebene) The Plague Court Murders, der offiziell erste Fall von Sir Henry Merrivale, der 1934 veröffentlicht wurde.
Schauplatz ist ein vermeintliches Spukhaus in London, in einer regnerischen, unfreundlichen Septembernacht. Wie sehr oft bei Carr webt er in die eigentliche moderne Krimihandlung eine historische Komponente ein, die zusätzlich für dieses schöne, etwas unheimliche Ambiente klassischer britischer Krimis aus den 1930ern sorgt. Hier geht es um das Haus eines Londoner Händlers im 17. Jahrhundert, zu Zeiten der großen Pest-Epidemie, außerdem um den Gehilfen des Londoner Henkers und seinen eigentümlichen Dolch, der Jahrhunderte später aus den Ausstellungsräumen des London Museum entwendet wird, sowie um eine Art Seance in diesem Spukhaus, bei dem -wie sollte es anders sein- jemand unter völlig unglaublichen Umständen ums Leben kommt. Natürlich glauben weder der Erzähler Blake noch Detective Inspector Masters von Scotland Yard an die Tat eines rächenden Geistes, der das Haus heimsucht, daher rufen sie den seit den Kriegsjahren viel zu unterbeschäftigten und gelangweilten Sir Henry Merrivale zu Hilfe. Ein herrlicher Locked-Room-Krimi, den ich sehr genossen habe.

Wie du schriebst, sind das genau die rechten Bücher, um sich einzukuscheln und sich spannend unterhalten zu lassen, eigentlich etwas für später im Jahr, wenn nicht selbst die Abende und Nächte noch zu warm zum Einkuscheln sind. Zum Glück sind Sir Henrys weitere Fälle ähnlich gestrickt, wenn man von den Titeln ausgehen kann (The White Priory Murders, The Ten Teacups, The Magic Lantern Murders usw.) und die Reihe unglaublich lang, da merke ich mir ein paar davon für den Herbst vor, wenn ich meine Lektüre mit einer Tasse Tee oder Kakao genießen kann.

Aktuell habe ich mit Lyn Hamilton: The Magyar Venus begonnen, einem Archäologie-/Kunst-Krimi, der mich nach Ungarn führen wird. Ich habe diese leider so früh verstorbene Autorin in den letzten paar Jahren etwas aus den Augen verloren, daher warten noch eine Handvoll Titel aus ihrer Lara-McClintoch-Reihe auf mich, die gelesen werden wollen. Schade, daß auch in ihrem Fall nur einige wenige Titel ins Deutsche übersetzt worden sind, zuletzt hatte sich Weltbild der Reihe angenommen und als Taschenbücher veröffentlicht, das ist aber auch schon über zehn Jahre her...

Gruß,
Trixie
Ich lese gerade:
Phoebe Atwood Taylor: Diplomatic Corpse

Viel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 20. Aug 2020, 12:22

Hallo Trixie,

Ich mag die Lara-McClintoch-Reihe auch sehr gern. Ungarn ist ja genau dein Thema! Viel Spaß.
Was du über John Dickson Carrs Serie mit Sir Henry Merrivale schreibst macht neugierig. Der Autor ist mir ja nicht unbekannt, nur las ich bisher hauptsächlich die Gideon Fell- Reihe. Diese zeichnet sich ja auch aus, dass sie an verschiedenen mystischen Orte spielen und man sehr gut miträtseln kann.

Ich seh gerade, dass in meinem Regal mit DuMont-KrimiKlassiker noch die „Fünf tödlichen Schachteln“ stehen. Ich weiß nicht wann oder ob ich es las. Ich hab’s mir rausgelegt. Mal sehen, vielleicht frische ich mein Gedächtnis auf :pfeifen: :buch:
Schöne Grüße, Maria
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