von Petra » So 31. Mai 2020, 20:01
Hallo zusammen,
Margaret Forster und Martha Gellhorn, zwei interessante Autorinnen. Danke für eure Leseeindrücke, Didonia und Steffi.
Ich habe "Welcome Home - Erinnerungen, Bilder und Briefe" von Lucia Berlin im Anschluss an den zweiten (eigentlich nicht richtig, denn ihre Erzählungen sind nicht in eine Chronologie zu bringen) Erzählband "Was wirst du tun, wenn du gehst" gelesen. Wenn man ihre Erzählungen gelesen hat, sind die hier versammelten Erinnerungen, Bilder und Briefe wie jemanden zu besuchen den man schon lange und sehr gut kennt, nur nicht persönlich (z. B. aus einer intensiven jahrelangen Brieffreundschaft). Man sieht alles plötzlich, das man schon kennt, weil es einem schon erzählt worden ist.
Man kann sich darin noch einmal davon überzeugen, dass alles in ihren Erzählungen autobiografisch ist, was auch die variierenden Namen ihrer Figuren nicht verbergen können (was sie auch gar nicht sollen). Aber wer die Erzählungen gelesen hat, weiß das auch so. Das erschließt sich von Erzählung zu Erzählung mehr, lässt am Ende keinen Zweifel zu. Die Erinnerungen und Briefe erzählen die Geschichten nur noch einmal nach, aber ihre Erzählungen können das viel intensiver, facettenreicher und komplexer. Es ist schon sehr interessant ihr auch auf dieser Art durch manche Lebenssituation zu folgen. Und es steigert noch meine Bewunderung für ihr Vermögen ihr Erlebtes so komplex und kunstvoll zu verarbeiten und in Literatur zu verwandeln, wie sie es in ihren Erzählungen tat. Es kann aber auch entzaubernd wirken, zusätzlich zu ihren Erzählungen auch noch die Erinnerungen und Briefe zu lesen, da sie sich nahezu vollständig decken. Ihre Kurzgeschichten erzählen bereits alles. Aber auf eine viel eindringlichere und komplexere Art, als es die aufgezeichneten Erinnerungen und Briefe können. Trotzdem interessant, da man so Gewissheit erlangen kann über den starken (vermutlich sogar absoluten) autobiografischen Gehalt ihrer Geschichten. Eine Bereicherung ist dieses Buch jedoch vor allem durch die vielen Fotos. Die Orte und Menschen zu sehen, von denen sie in ihren Geschichten erzählt, war sehr berührend für mich und hat alles noch näher gebracht. Besonders auch sie selbst zu sehen, diese mich faszinierende Frau. Nun freue ich mich, dass ich den dritten Erzählband ("Abend im Paradies") im Regal stehen habe. Ich hebe ihn mir noch etwas auf.
Heute habe ich mit "Zwei Schwestern" begonnen. Einem Roman aus dem Jahr 1962, der Dank der Wiederveröffentlichung bei dtv erhältlich ist. Ich war von Dorothy Bakers Roman "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft" (aus dem Jahr 1938) vor ein paar Jahren so begeistert. Ich freue mich auf diesen weiteren Roman der Autorin.