Hallgrímur Helgasons historischen Roman
„60 Kilo Sonnenschein“ habe ich begeistert beendet. Unerhört, skurril, dadurch eigenartiger Weise umso authentischer. Mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit vermittelt er schwere und harte Kost. Erzählt von der Geschichte Islands und seiner Bewohner, dem harten Leben in dieser unwirtlichen (aber atemberaubenden) Natur mit dieser Leichtigkeit, dass einem Hören und Sehen aufgeht (nicht vergeht!).
Im Anschluss las ich
„Beinahe Alaska“ von
Arezu Weitholz. Alleinstehende Fotografin geht für eine journalistische Arbeit auf Expeditionskreuzfahrt. Bereits zu Anfang vertraut sie dem Leser an, dass das gute an ihrem Beruf ist, dass er es ihr immer erlaubt nach vorne zu schauen. Doch an Bord des Schiffes ist auch Zeit innezuhalten und in sich zu schauen, und sich nicht zu Ende gedachten Gedanken zu stellen. Auch anderen Passagieren kann man nicht immer ausweichen, sondern ist gezwungen sie (und ihre Arten und Unarten) zu beobachten. Letztlich muss das Schiff vom geplanten Kurs (Nordwestpassage) abweichen, und so ist es nur beinahe Alaska. Aber auch darin liegt ein besonderer Reiz. Das Unerwartete, das neue Perspektiven eröffnet. Mir hat dieses kleine feine Buch sehr gut gefallen. Illustriert ist es von der Autorin selbst, minimalistisch, was mich sehr anspricht. Illustrationen, wie sie auf dieser Reise entstanden sind. Was mir ebenfalls sehr gefallen hat ist, dass in dem Buch keine Werbung für weitere Bücher des Verlags gemacht wird. Dieses kleine Buch gehört einzig und allein Arezu Weitholz, ihrer Geschichte und ihren Illustrationen. Auch dafür schätze ich den mare Verlag.
Über
„Florida“ von
Lauren Groff habe ich im Thread zu meinem Lebesprojekt „Erzählungen“ berichtet. Ich
verlinke.
Derzeit lese ich den Roman
„Die Schöne des Herrn“ von
Albert Cohen aus dem Jahr 1968. Der Klett-Cotta Verlag hat 2017 eine überarbeitete Fassung der Übersetzung von Helmut Kossodo herausgebracht, dadurch hat der Roman meine Aufmerksamkeit erregt. Eigentlich Teil einer Tetralogie, der Solal-Trilogie, jedoch der erfolgreichste der vier Romane, den man gut auch unabhängig von den Übrigen lesen kann. „Die Schöne des Herrn“ erzählt von einer Liebesaffäre im Genf der 1930er Jahre, zwischen Solal, jüdischer Untergeneralsekretär des Völkerbunds in Genf, und Ariane, Tochter einer protestantischen Genfer Patrizierfamilie. Der Roman erzählt somit auch vom jüdischen Leben in den 1930er Jahren, sowie vom Aufkeimen der totalitären Regime in Europa.
Da ich weiß, dass viele ihn hier schätzen, zitiere ich Stefan Zweifel, der 2012 im Literaturclub über diesen Roman sagte "Ich habe selten so ein grandioses Buch gelesen ... Wunderbar erzählt, brillant."
Und tatsächlich ist dieser Roman wunderbar erzählt. Albert Cohen nimmt sich fürs Erzählen alle Zeit, und bietet ein großartiges Vergnügen. Allein schon die ersten Kapitel, in denen er über Arianes Ehemann Adrien Deume erzählt, sind herrlich. Einblicke in die Seele eines Beamten zugespitzt bis aufs Äußerste. Köstlich!
@Steffi und Maria: Steffi, ich lese gerade mit Freude, dass du „Cider mit Rosie“ schon gelesen hast. Ja Maria, ich glaube auch, dass das auch was für dich sein könnte!
Toll, "Das kleine Buch der botanischen Wunder"! Und dass du „Wanderlust“ als magisch empfindest, ist schön, Maria. "Laufen. Essen. Schlafen" klingt auch sehr interessant, und ganz nach was für dich!
Schade, dass die deutsche Übersetzung von „Black Narcissus“ von Rumer Godden vergriffen ist. Das Buch klingt sehr verlockend.
Beim Nachschauen bin ich auf die Info gestoßen, dass am 18.03.2021 „Unser Sommer im Mirabellengarten“ (Originaltitel The Greengage Summer, 1958) von Rumer Godden erscheint.
@Trixie: "Mord am Münster" habe ich mir gleich mal vermerkt. Danke, ein schöner Tipp!