Ich wollte ja noch berichten, wie mir das Buch letzendlich gefallen hat: Sehr gut !
Ich mag ja seinen realistischen Stil sehr und auch, dass er keinerlei Wertung über die Personen einbringt. Auch am Ende weiß man nicht, wie der Autor zu den Personen wirklich steht. Das bedingt auch der Aufbau, denn es wird abwechselnd aus der Sicht von einer Person aber mit der Haltung eines auktorialen Erzählers erzählt. Man begleitet sie vom Aufstehen und Duschen bis zum Zähneputzen und Schlafengehen. Auch interessant ist die gradlinige Zeitstruktur. Wenn eine Person minutiös beobachtet wird läuft die Zeit weiter und es gibt keine parallele Handlungen. Nach ein paar Minuten oder Stunden setzt die nächste Person ein. Ein paar Personen waren etwas mehr im Vordergrund, aber vielleicht auch, weil ihr Charakter mehr extrovertiert war. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie drängen sich einfach vor.
Es geht um eine Woche in dem Sommerhaus der Familie in Chautauqua, an einem See in der Nähe der Niagara Fälle. Das Sommerhaus wird verkauft, weil der Vater gestorben ist und es gibt Erinnerungen und ein bißchen Wehmut, aber insgesamt geht es mehr um das Leben der Familie. Alltägliche Sorgen und auch die Reflektion, ob das Leben sein Versprechen gehalten hat, ob man Ziele erreicht hat und wie wichtig das Erreichen von Zielen überhaupt ist und ob und wie man mit diesem Leben irgendwie glücklich werden kann. Diese Melancholie gefällt mir immer sehr, weil es auch den Blick schärft, dass man zum einen auch in kleinen Dingen Glück finden kann und dass man an diesem inneren Glück festzuhalten soll und nicht blind irgendwelchen Zielen nachzulaufen. Und doch wird dies immer wieder in dem Buch in Frage gestellt. Eine gewisse Verzweiflung ist auch spürbar.
Für mich ein exzellentes Familienbuch, in dem wirklich das alltägliche Leben ohne Schnörkel und Spielereien erzählt wird, gradlinig, schonungslos und leise aber deutlich.