Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Fr 16. Feb 2024, 16:34

Ich habe "Allgemeine Panik" beendet. Mir schwirrt noch der Kopf von James Ellroys gezündetem Sprachfeuerwerk, das mich restlos begeistert hat! Und ich muss mich erst mal lösen von Freddy Otash, dem Fiktivem und dem Wahren. Ein Lumpenhund (er bezeichnet sich im Roman selbst so), dem Ellroy nicht schreibend zu einem besseren Charakter verhilft, und mit dem man trotzdem mitfiebert und mitfühlt. So sehr, dass er mich nun erst mal nicht mehr loslässt.

Für mich ist James Ellroy eine (späte) Entdeckung. Da gibt es noch viel für mich zu entdecken. Ein Autor, der nicht nur schreibt um Krimis zu schreiben. Selten habe ich einem Krimi-Autor so stark angemerkt, dass er ein Thema hat, und einen ganz persönlichen Antrieb. Toll! :bravo: Meine abschließenden Eindrücke habe ich eben im hard-boiled-Thread geschrieben.

Jetzt muss ich erst mal wieder zu mir kommen!

JMaria hat geschrieben:Ich habe das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen. Von der Autorin habe ich noch nichts gelesen. Aber es passt insofern, dass es eine Roman über eine Leidenschaft ist, hier geht’s um einen seltenen Käfer, und ich spüre auch eine Leidenschaft für Insekten. Ich fotografiere jeden Käfer, Spinne, Wanze usw. der sich in meinem Garten befindet. Ich bin immer ganz hin und weg wenn ich eine Schmetterlingsraupe sehe und später den Schmetterling. Somit trifft der Roman einen Nerv bei mir. Und wie du bemerkt hast, ist der Roman wohltuend.

Die Autorin hat noch einen 3. Handlungsstrang aufgemacht: Enid Pretty ist auch nicht die Person wie es scheinen mag. Aber es ist immer noch übersichtlich. Miss Benson ist in Australien angekommen und steigt nun mit Enid in ein Flugboot, das sie ans Ziel Neukaledonien bringen wird. Ob der Verfolger auch dabei ist, wird sich noch rausstellen.


Das war ein passendes Geschenk für dich, im Hinblick auf deine Leidenschaft für Insekten, und der Leidenschaft der Hauptfigur zu diesem speziellen Käfer. Schön, dass du die Autorin auf diesem Weg entdeckst. Und ich halte mir dieses Buch auch im Hinterkopf. Denn ich habe zwar keine Leidenschaft für Insekten, aber Leidenschaften an sich sind ja immer interessant. Und vor allem hat mir der Erzählstil sehr gefallen beim Reinlesen. Man fühlt sich gleich mitten drin. Und es ist so herzenswarm. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude beim Lesen, und natürlich auch Spannung. Denn wer der geheimnisvolle Verfolger ist, ist sicher auch noch interessant.

YvonneS2 hat geschrieben:Danke Petra, dass Du mich an das Buch erinnert hast. Ich hatte es mir schon auf meine Merkliste gesetzt, nachdem sich Elke Heidenreich Ende letzten Jahres schon begeistert dazu geäußert hat. Nach deinen Leseeindrücken habe ich es mir jetzt auch sofort geholt und bin schon mittendrin. Ich lese jeden Abend eine Geschichte, quasi als Betthupferl. Und ich bin genauso begeistert wie du von Jane Campbells Erzählweise. Wer könnte besser über die Befindlichkeiten der "Alten" sprechen als eine Autorin, die selbst so alt ist. Damit werden diese Geschichten viel authentischer und "lauter". Von wegen Altersweisheit und Gelassenheit!


Das freut mich aber sehr, dass ich dich an das Buch erinnern konnte, und du es dir nun auch geholt hast, und dass dir die Erzählungen auch so gut gefallen haben, Yvonne! Schön, dass wir die Begeisterung über Jane Campbells Erzählweise teilen. Wirklich sehr fein. Und wirklich sehr besonders, da sie als "Alte" über alte Menschen erzählt, auf diese ganz andere als erwartete Art. Ich empfand sie aufgrund des Alters der Autorin ebenfalls besonders authentisch. Und du hast auch recht, dass sie dadurch auch "lauter" werden.

YvonneS2 hat geschrieben:Genau. :breit_grins: Für mich ist die erste Geschichte gerade mit ihrer Radikalität eine der besten und sie war für mich auch der Auslöser, das Buch zu kaufen, nachdem ich sie im Buchladen gelesen habe. Erschienen ist der Erzählband in dem kleinen unabhängigen Kjona-Verlag, von dem ich bisher noch nichts gehört habe. Mir gefällt aber deren Verlagsprogramm und dass sie Wert auf Nachhaltigkeit bei der Herstellung ihrer Bücher legen, spricht mich an. Da ich gerne kleine unabhängige Verlage unterstütze, kaufe ich diese Bücher dann auch neu, statt sie auszuleihen oder gebraucht zu kaufen.


Interessant. Da sieht man mal wieder, dass manches unterschiedlich wirken kann. Mich hätte die erste Geschichte aufgrund ihrer Radikalität beinahe abgeschreckt. Aber da auch darin der feinsinnige und intelligente Erzählstil so deutlich erkennbar ist, las ich weiter. Die weiteren Geschichten mochte ich insofern zum Teil lieber, da sie subtiler waren. Welche war deine Lieblingsgeschichte? Meine "Katzenbuckel", was ja auch die Geschichte war, die sie eingeschickt hatte. Aber es waren viele starke Geschichten, nicht wahr?!

Im Podcast eat.read.sleep (auf den Steffi mich so oft neugierig gemacht hatte, und den ich jetzt süchtig nachhöre) gab es einmal ein Interview mit dem Verleger des Kjona-Verlags. Interessant, was er über die Gründung und die (nachhaltige) Idee zu dem Verlag sagt. Der Verlag ist wirklich unterstütztenswert. Aber viele andere (besonders auch einige kleine) auch, da stimme ich dir zu. Schön, dass du gezielt von solchen Verlagen Bücher kauft. Ich bin auch gerne bereit Bücher aus solchen Verlagen zu kaufen, und habe beim Kauf ebenfalls das Gefühl, dass ich meinen Beitrag dazu leiste, dass solche Verlage bestehen können. Unvorstellbar, wenn es sie nicht gäbe!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 18. Feb 2024, 20:59

Viel Gutes habe ich über das Buch gehört, das ich jetzt lese. “Morgen, morgen und wieder morgen von Gabrielle Zevin beginnt in den 90er Jahren und spielt in Massachusetts und in Kalifornien. Der Roman erzählt von der Freundschaft zwischen Sam und Sadie, die sich einst als Spielpartner von Super-Mario kennenlernen. Ein paar Jahre später begegnen sie sich wieder, und ihre Freundschaft keimt erneut auf. Und wieder ist es ihre Leidenschaft für Computerspiele, die sie vereint. Sie entwickeln ein gemeinsames Computerspiel, das zum großen Erfolg wird. Doch mit dem Erfolg zwängen sich auch Rivalitäten in ihre Freundschaft, die ihre Verbundenheit bedroht.

Klingt nach einem Buch, das für Spielfreudige lesenswert ist. Doch es ist auch für Leser ebenso lesenswert, die (wie ich) wenig Berührung mit Computerspielen haben. Der Roman ist wunderschön und spannend erzählt, und nimmt den Leser für seine Figuren ein. Ein großes Lesevergnügen, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann. Ein richtiges Buch zum drin versinken und schmökern. Gerade genau das richtige für mich! Ich werde weiter berichten.

„Morgen, morgen und wieder morgen“ wurde vielfach als das Buch des Jahres 2022 gekürzt, u. a. im Time Magazine, bei Goodreads etc.. Eine Hollywood-Verfilmung ist bereits in Planung.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 20. Feb 2024, 12:08

Spannende Lektüren habt ihr alle !
Dass dich, Petra, James Ellroy beeindruckt hat, freut mich. Ich dachte mir schon immer, dass sein Stil dir bestimmt gefallen würde. Und dass du Yvonne mit einem Buch angesteckt hast, dessen Verleger schon im eat.read.sleep podcast vorkam, finde ich bemerkenswert ! Auch dass sich JMaria gerade auf einer Käfersuche nach Neukaledonien begibt, finde ich super !

Ich komme mit meinem historischen Roman Labyrinth von Kate Mosse leider etwas langsam voran. Ich weiß auch nicht genau, woran es liegt. Eigentlich finde ich die Geschichte um den Kreuzzug gegen die Katharer im 13. Jahrhundert interessant. In Carcassone war ich schon, sodass ich die Gegend ganz gut vor Augen habe. Und dass es einen Erzählstrang gibt, der in der heutigen Zeit spielt, gefällt mir auch. Vielleicht lieg es aber doch daran, dass der plot um drei geheimnisvolle Büchlein zu sehr von den historischen Ereignissen ablenkt und auch etwas zu offensichtlich daherkommt.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mi 21. Feb 2024, 15:54

Man möchte wirklich manchmal in eure Bücher reinschnuppern, so interessante Sachen lest ihr :nicken_freudig:


Mit Miss Benson Reise von Rachel Joyce bin ich gerne bis ans Ende der Geschichte gegangen. Eine warmherzige Story, die aber auch ihre Kanten hatte, was ich gut fand.


Nun lese ich Geliebte Orlando von Katja Kulin. Es ist eine Romanbiographie über Virginia Woolf und Vita Sackville- West. Was mir bereits gut gefällt ist das zarte Erzählen über diese beiden Persönlichkeiten und ihr Annähern zueinander.

Was ich noch nicht erwähnt habe ist, dass ich seit Januar „Briefe an Felice Bauer“ von Franz Kafka lese. Ich hab’s als Fischer Klassik ebook. Als ich zu lesen begann, hat sich an meiner Prozentangabe im Kindle fast nichts bewegt. Ich dachte schon mein Kindle hat was. Dann hab ich nachgeschaut und bemerkt dass das Buch (Briefe 1912-1917) über 1200 Seiten hat :breit_grins:

Ich bin nun im Januar 1913 (stolze 20% gelesen) . Kafka ist 30 Jahre und schreibt sich in eine Leidenschaft hinein, die manisch wirkt. Ich finds aufschlussreich.
Schöne Grüße, Maria
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Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Do 22. Feb 2024, 12:44

Viel Spaß mit Kafka, JMaria ! 1200 Seiten sind schon eine Hausnummer, aber da eines deiner Jahresprojekte Kafka ist, sehr passend ! Toll, dass du dich auf diese Weise Kafka näherst.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon YvonneS2 » Do 7. Mär 2024, 11:19

Petra hat geschrieben:Das freut mich aber sehr, dass ich dich an das Buch erinnern konnte, und du es dir nun auch geholt hast, und dass dir die Erzählungen auch so gut gefallen haben, Yvonne! Schön, dass wir die Begeisterung über Jane Campbells Erzählweise teilen. Wirklich sehr fein. Und wirklich sehr besonders, da sie als "Alte" über alte Menschen erzählt, auf diese ganz andere als erwartete Art. Ich empfand sie aufgrund des Alters der Autorin ebenfalls besonders authentisch. Und du hast auch recht, dass sie dadurch auch "lauter" werden.

Interessant. Da sieht man mal wieder, dass manches unterschiedlich wirken kann. Mich hätte die erste Geschichte aufgrund ihrer Radikalität beinahe abgeschreckt. Aber da auch darin der feinsinnige und intelligente Erzählstil so deutlich erkennbar ist, las ich weiter. Die weiteren Geschichten mochte ich insofern zum Teil lieber, da sie subtiler waren. Welche war deine Lieblingsgeschichte? Meine "Katzenbuckel", was ja auch die Geschichte war, die sie eingeschickt hatte. Aber es waren viele starke Geschichten, nicht wahr?!


So liebe Petra, nachdem ich das Buch "Kleine Kratzer" von Jane Campbell jetzt beendet habe, kann ich dir deine Frage nach meiner Lieblingsgeschichte beantworten - oder besser gesagt nicht beantworten. Wenn ich es genau betrachte, kann ich für mich keine Lieblingsgeschichte ausmachen. Wie du selbst schon angemerkt hast, sind alle Erzählungen auf ihre Art und Weise sehr subtil und sehr fein erzählt. So fein, dass ich sie nur häppchenweise gelesen habe und die eine oder andere Geschichte auch zweimal lesen musste, um sie vollständig zu erfassen. Denn Campbell spielt viel mit Andeutungen und versteckt so manches zwischen den Zeilen. Deshalb hat sich für mich die wahre "Schönheit" der einen oder anderen Geschichte erst nach dem zweiten Lesen herauskristallisiert. Was mir bei den Erzählungen sehr gut gefallen hat ist die Tatsache, dass Campbell hier zwar wirklich schwerwiegende Probleme des Alterns und Altseins bei Frauen anspricht, sie macht dies aber mit leichter Hand und schwingt weder die Dramakeule noch hält sie den moralisierenden Zeigefinger hoch. Und trotzdem trifft sie den Nagel bei jeder Geschichte auf den Kopf und legt mit ihrer feinen Erzählweise den Finger umso deutlicher in die Wunde. Gerade durch ihre feinsinnige und leise Erzählweise wurden diese Geschichten für mich viel aussagekräftiger und lauter als jeder moralindurchsäuerte Roman. Ich würde mich freuen, wenn die Autorin weitere Geschichten schreiben würde.
Zuletzt geändert von YvonneS2 am Do 7. Mär 2024, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von Yvonne
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Do 7. Mär 2024, 15:11

Mit “Morgen, morgen und wieder morgen“ hatte ich eine wunderbare Lesezeit!

Gabrielle Zevin nimmt nicht nur in ihrem Titel Bezug zu Shakespeare, sondern auch an einer Stelle durch eine ihrer Figuren. Nicht wichtig für die Handlung, aber eines von vielen schönen Details, die zeigen, wie viele Gedanken sie sich um ihre Figuren gemacht hat. Wie sehr sie ihre Figuren liebt, spürt man auf jeder Seite, und diese Liebe ist ansteckend und übertrug sich mühelos auch auf mich als Leserin.

Man liest es überall, dass man für dieses Buch keine Videospiele kennen oder lieben muss. Dem stimme ich zu, kann das aber noch erweitern. Die Videospiele sind in dem Roman selbst auch ein Hauptakteur. Man muss diesen Hauptakteur vorher genauso wenig kennen wie die anderen, und doch kommt er einem beim Lesen ganz nah. Die Geschichte von Sadie und Sam und Marx wäre auch ohne diesen weiteren Hauptakteur sehr lesenswert. Aber durch ihn wird die Geschichte noch Besonderer. Eine Welt für sich, in die der Leser mühelos mitgenommen wird, und in die er sich ein Stückweit mit verlieren kann. Und ein bisschen was von der Videospieleentwicklung hat ein Mensch in meinem Alter ja schon mitbekommen. Und so löste es in mir auch nostalgische Gefühle aus.

Der Roman wurde in den USA vielfach als der beste Roman 2022 ausgezeichnet. Ich kann das gut verstehen! Schon lange habe ich mich nicht mehr so in einer Handlung und ihren Figuren verloren. Ich bin durch die Kapitel geflogen, wie die Gamer durch die Level von Sadies und Sams Videospielen. Allerbeste Unterhaltung mit unvergesslichen Charakteren. Es fiel mir schwer, diese Menschen hinter mir zu lassen.

Jetzt lese ich “Am Meer“ von Elizabeth Strout. Ich werde berichten.

Und jetzt ein paar Zeilen zu euren spannenden Lektüren:

steffi hat geschrieben:Spannende Lektüren habt ihr alle !
Dass dich, Petra, James Ellroy beeindruckt hat, freut mich. Ich dachte mir schon immer, dass sein Stil dir bestimmt gefallen würde. Und dass du Yvonne mit einem Buch angesteckt hast, dessen Verleger schon im eat.read.sleep podcast vorkam, finde ich bemerkenswert ! Auch dass sich JMaria gerade auf einer Käfersuche nach Neukaledonien begibt, finde ich super !

Ich komme mit meinem historischen Roman Labyrinth von Kate Mosse leider etwas langsam voran. Ich weiß auch nicht genau, woran es liegt. Eigentlich finde ich die Geschichte um den Kreuzzug gegen die Katharer im 13. Jahrhundert interessant. In Carcassone war ich schon, sodass ich die Gegend ganz gut vor Augen habe. Und dass es einen Erzählstrang gibt, der in der heutigen Zeit spielt, gefällt mir auch. Vielleicht lieg es aber doch daran, dass der plot um drei geheimnisvolle Büchlein zu sehr von den historischen Ereignissen ablenkt und auch etwas zu offensichtlich daherkommt.


Schade, dass "Labyrinth" nicht ganz so ganz greift. Deine Überlegungen, woran es liegen könnte, finde ich nachvollziehbar. Ich hoffe du kommst trotzdem noch gut durch das doch recht dicke Buch.

Dass du schon öfter gedacht hast, dass mir der Stil von James Ellroy zusagen müsste, ist schön. Und du lagst damit absolut richtig.

JMaria hat geschrieben:Mit Miss Benson Reise von Rachel Joyce bin ich gerne bis ans Ende der Geschichte gegangen. Eine warmherzige Story, die aber auch ihre Kanten hatte, was ich gut fand.


Nun lese ich Geliebte Orlando von Katja Kulin. Es ist eine Romanbiographie über Virginia Woolf und Vita Sackville- West. Was mir bereits gut gefällt ist das zarte Erzählen über diese beiden Persönlichkeiten und ihr Annähern zueinander.


Dass du magst, wenn eine Geschichte auch ihre Ecken und Kanten hat, kann ich gut nachvollziehen. Geht mir auch oft so.

Schön, daass du gerade "Geliebte Orlando" liest; ich hatte mich schon gefragt, wann du es lesen wirst. Es ist ja wie für dich gemacht.

YvonneS2 hat geschrieben:So liebe Petra, nachdem ich das Buch "Kleine Kratzer" von Jane Campbell jetzt beendet habe, kann ich dir deine Frage nach meiner Lieblingsgeschichte beantworten - oder besser gesagt nicht beantworten. Wenn ich es genau betrachte, kann ich für mich keine Lieblingsgeschichte ausmachen. Wie du selbst schon angemerkt hast, sind alle Erzählungen auf ihre Art und Weise sehr subtil und sehr fein erzählt. So fein, dass ich sie nur häppchenweise gelesen habe und die eine oder andere Geschichte auch zweimal lesen musste, um sie vollständig zu erfassen. Denn Campbell spielt viel mit Andeutungen und versteckt so manches zwischen den Zeilen. Deshalb hat sich für mich die wahre "Schönheit" der einen oder anderen Geschichte erst nach dem zweiten Lesen herauskristallisiert. Was mir bei den Erzählungen sehr gut gefallen hat ist die Tatsache, dass Campbell hier zwar wirklich schwerwiegende Probleme des Alterns und Altseins bei Frauen anspricht, sie macht dies aber mit leichter Hand und schwingt weder die Dramakeule noch hält sie den moralisierenden Zeigefinger hoch. Und trotzdem trifft sie den Nagel bei jeder Geschichte auf den Kopf und legt trotz der leichten Erzählweise den Finger in die Wunde. Gerade durch ihre feinsinnige und leise Erzählweise wurden diese Geschichten für mich viel aussagekräftiger und lauter als jeder moralindurchsäuerte Roman. Ich würde mich freuen, wenn die Autorin weitere Geschichten schreiben würde.


Ich danke dir für deine Antwort, liebe Yvonne, auch wenn sich für dich keine Lieblingsgeschichte herausgebildet hat. Was mich sehr freut ist, dass du die Geschichten auch so intensiv gelesen und empfunden hast. Ging mir ganz genauso. Es findet sich so viel in diesen feinsinnigen Geschichten, und man kann ihnen lange nachspüren. Jane Campbell hat eine ganz eigene Stimme, und ermöglicht einen Blick aufs älter werden und alt sein, der ehrlicher ist als vieles was ich bisher darüber gelesen habe. Über weitere Geschichten würde ich mich auch sehr freuen!

Schön, dass dich die Geschichten auch so beschäftigt haben, auf Positivste Weise.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon YvonneS2 » Do 7. Mär 2024, 15:56

Petra hat geschrieben:Mit “Morgen, morgen und wieder morgen“ hatte ich eine wunderbare Lesezeit!


Zu diesem Roman habe ich schon auf dein Urteil gewartet, denn ich habe bisher ziemlich kontroverse Meinungen zu dem Buch gehört oder gelesen. Die Gamer-Szene gehört nicht unbedingt zu meinem Beuteschema, zumal ich mich auf diesem Gebiet auch gar nicht auskenne. Deshalb habe ich bisher auch "Echtzeitalter" von Tonio Schachinger nicht in die nähere Auswahl gezogen, obwohl ich ihn im vergangenen Jahr auf einer Lesung in Wien erlebt habe und das, was er zu seinen Buch erzählt hatte, eigentlich sehr interessant fand.

Petra hat geschrieben:Jetzt lese ich “Am Meer“ von Elizabeth Strout. Ich werde berichten.


Das Buch steht auch ganz oben auf meiner Liste und ich bin schon gespannt, was du sagst. Dabei fällt mir ein, dass ich "Oh William" noch ungelesen herumstehen habe. Ich glaube, den sollte ich schnellstens mal lesen, denn in den Osterferien möchte ich einen Ausflug in meinen Lieblingsbuchladen machen, nachdem ich mich in diesem Jahr brav zurückgehalten habe und dann soll auch der neue Strout bei mir einziehen. :freudig_die_faeuste_schwing:
Liebe Grüße von Yvonne
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 7. Mär 2024, 18:08

Hallo Petra,
Hallo zusammen,

Du machst mich ganz nervös mit der Beschreibung von „Morgen, morgen und wieder morgen“.. klingt schon sehr verlockend! Besonders dein Satz hat es mir angetan : Gabrielle Zevin nimmt nicht nur in ihrem Titel Bezug zu Shakespeare, sondern auch an einer Stelle durch eine ihrer Figuren. . Manchmal sind es solche Aussagen, die den Ausschlag geben und Interesse wecken.


Petra hat geschrieben:
Jetzt lese ich “Am Meer“ von Elizabeth Strout. Ich werde berichten.


Dabei wünsche ich dir viel Freude. Ich weiß ja, wie gerne du die Autorin liest.


Schön, daass du gerade "Geliebte Orlando" liest; ich hatte mich schon gefragt, wann du es lesen wirst. Es ist ja wie für dich gemacht.


Ich hab’s verschlungen !
Eine so schön geschriebene Romanbiographie. Die Autorin hat Virginia und Vita zum Leben erweckt. Und sehr gut recherchiert. Hut ab.

Ich lese gerade mit Steffi gemeinsam Zum Leuchtturm von Virginia Woolf . Du siehst, ich bin immer noch bei Virginia.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Fr 8. Mär 2024, 15:40

Hallo zusammen,

gestern habe ich mein ebook "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin beendet. Ich bedauere sehr, dass es nicht besser war. Die Idee fand ich so reizvoll. Die Covergestaltung (ich habe ja das ebook gelesen, aber in der Buchhandlung habe ich in die Druckausgabe reingesehen, und fand die Gestaltung sehr anziehend) auch so ansprechend. Aber die Umsetzung der an sich so reizvollen Idee fand ich grottig. Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Rückblenden in Form von Notizbucheinträgen. Die Notizbucheinträge fand ich unauthentisch, so erzählerisch schreibt doch niemand Tagebuch oder Notizbucheinträge. Und die Gegenwartsgeschichte blieb form und farblos. Die Figuren waren lediglich grob skizziert, und blieben ohne wirklichen Charakter. Die Krimihandlung ein wenig abstrus. Und schlecht geschrieben. Der Autorin fehlt meines Erachtens das erzählerische Talent. Und mich wundert, dass dieses holprige Buch verlegt wurde. Zudem auch sehr teuer. Schade um die schöne Idee, aber auch um Zeit und Geld. Da war viel Luft nach oben.

Mal sehen, welches ebook ich nun als nächstes beginne. Ich werde selbstverständlich berichten. :nicken_freudig:

Und nun zu euren interessanten Beiträgen von gestern, Yvonne und Maria:

YvonneS2 hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Mit “Morgen, morgen und wieder morgen“ hatte ich eine wunderbare Lesezeit!


Zu diesem Roman habe ich schon auf dein Urteil gewartet, denn ich habe bisher ziemlich kontroverse Meinungen zu dem Buch gehört oder gelesen. Die Gamer-Szene gehört nicht unbedingt zu meinem Beuteschema, zumal ich mich auf diesem Gebiet auch gar nicht auskenne. Deshalb habe ich bisher auch "Echtzeitalter" von Tonio Schachinger nicht in die nähere Auswahl gezogen, obwohl ich ihn im vergangenen Jahr auf einer Lesung in Wien erlebt habe und das, was er zu seinen Buch erzählt hatte, eigentlich sehr interessant fand.


Das freut mich, dass du auf mein Urteil zu dem Roman gewartet hast. Die Gamer-Szene ist auch nicht mein Bereich. Jedoch habe ich erstmalig in "Geister" von Nathan Hill vor einigen Jahren einige Sequenzen gelesen, in der eine Figur leidenschaftlich ein Videospiel spielt. Das war so toll geschrieben, dass ich richtig begeistert war gerade von diesen Sequenzen, trotz mangelnde Vorkenntnis zur Gamer-Szene. Das ist mir immer noch stark in Erinnerung. Und so fiel mir der Griff zu "Morgen, morgen und wieder morgen" leicht. Die Hürde wäre sonst vermutlich höher gewesen. Und wieder haben mir diese Stellen ganz besonders gefallen! Dennoch muss ich sagen, dass es ein Roman über die Arbeit ist. Sadie, Sam und Marx könnten auch einen ganz anderen Beruf ausüben, und der Roman würde genauso funktionieren. Und man liest ja auch Romane, in denen etwas über den Beruf steht, auch wenn man diesen selbst nicht ausübt. Und viel mehr noch als das, ist "Morgen, morgen und wieder morgen" ein Roman über Freundschaft, Liebe, Verlust und das Leben. Zudem so warmherzig erzählt. Das ging mir wirklich ins Herz und tat der Seele gut!

Um "Echtzeitalter" bin ich schon lange drum herum geschlichen, ebenfalls in Erinnerung an meine positiven Erlebnisse mit den Kapiteln übers Videospiel spielen in "Geister" von Nathan Hill. Jetzt, nachdem ich auch "Morgen, morgen und wieder morgen" so begeistert gelesen habe, konnte ich dem Roman nicht mehr länger widerstehen. Da er in meiner Ortsbuchhandlung zufälliger Weise (es ist eine wirklich kleine Buchhandlung, und der Roman ja schon vom letzten Jahr) auslag, habe ich ihn mir diese Woche gekauft. Ich freue mich schon aufs Lesen! Zumal die Buchhändlerin sagte, dass er wirklich sehr toll sein soll. Sie selbst hat ihn zwar nicht gelesen, aber jemand, auf dessen Urteil sie Wert legt, und dieser fand ebenfalls sowohl "Echtzeitalter" als auch "Morgen, morgen und wieder morgen" großartig. Da fiel mir die Entscheidung dann noch leichter.

YvonneS2 hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Jetzt lese ich “Am Meer“ von Elizabeth Strout. Ich werde berichten.


Das Buch steht auch ganz oben auf meiner Liste und ich bin schon gespannt, was du sagst. Dabei fällt mir ein, dass ich "Oh William" noch ungelesen herumstehen habe. Ich glaube, den sollte ich schnellstens mal lesen, denn in den Osterferien möchte ich einen Ausflug in meinen Lieblingsbuchladen machen, nachdem ich mich in diesem Jahr brav zurückgehalten habe und dann soll auch der neue Strout bei mir einziehen. :freudig_die_faeuste_schwing:


Oh ja, dann solltest du wirklich bald "Oh William" lesen, wenn du vor hast in den Osterferien einen Ausflug zu deinem Lieblingsbuchladen zu machen. :nicken_freudig: Ich werde auf jeden Fall in den kommenden Tagen von "Am Meer" berichten. Es freut mich, dass dir Elizabeth Strout auch so gefällt. Ich mag ihre Art zu erzählen ungemein gerne. Und bin auch gleich schon wieder mitten drin. Ihre Stimme ist unverwechselbar.

Und berichte bitte wenn du in den Osterferien in deiner Lieblingsbuchhandlung warst. Ich schaue dann virtuell neugierig in deine Einkaufstasche. :breit_grins:
Gerade nach langer Zurückhaltung kann man sich auch mal wieder neu eindecken, nicht wahr?!

JMaria hat geschrieben:Hallo Petra,
Hallo zusammen,

Du machst mich ganz nervös mit der Beschreibung von „Morgen, morgen und wieder morgen“.. klingt schon sehr verlockend! Besonders dein Satz hat es mir angetan : Gabrielle Zevin nimmt nicht nur in ihrem Titel Bezug zu Shakespeare, sondern auch an einer Stelle durch eine ihrer Figuren. . Manchmal sind es solche Aussagen, die den Ausschlag geben und Interesse wecken.


Das freut mich, dass ich dich nervös machen konnte mit meiner Beschreibung zu dem Roman. :breit_grins: Ja, manchmal sind es so kleine Details, die den Ausschlag geben und Interesse wecken. Dass es bei dir die Anspielungen auf Shakespeare sind, ist schön.

JMaria hat geschrieben:
Schön, daass du gerade "Geliebte Orlando" liest; ich hatte mich schon gefragt, wann du es lesen wirst. Es ist ja wie für dich gemacht.


Ich hab’s verschlungen !
Eine so schön geschriebene Romanbiographie. Die Autorin hat Virginia und Vita zum Leben erweckt. Und sehr gut recherchiert. Hut ab.

Ich lese gerade mit Steffi gemeinsam Zum Leuchtturm von Virginia Woolf . Du siehst, ich bin immer noch bei Virginia.


Toll, dass es der Autorin so toll gelungen ist, Virginia und Vita zum Leben zu erwecken. Ich hörte letztens in eat.read.sleep über das Buch, und mir schien auch, dass es ein authentisches Buch sein müsse, da sich die Autorin offenbar sehr am Briefwechsel der beiden orientiert hat. Und es passt natürlich sehr schön, dass ihr derzeit eure Leserunde zu "Zum Leuchtturm" habt. Und mit deinem Neuzugang ("Feuervogel") kannst du noch weiter im Dunstkreis der Bloomsbury Group bleiben. Sehr schön!
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
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Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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