@steffi, auf
Klara und die Sonne von Kazuo Ishiguro hast du mich wirklich neugierig gemacht.
In den letzten Tagen und Wochen habe ich folgende Bücher beendet:
Minkmar, Nils: Montaignes KatzeEin toller historischer Roman über die Religionskriege im Frankreich des 16. Jahrh. und Montaigne in einer Phase seines Lebens, seiner politischen, mittendrin. Spannend geschrieben und Montaigne wirkt authentisch.
Lewinsky, Charles: Rauch und Schall Also dem Autor muß am Schreiben seiner Goethe-Geschichte Spaß gehabt haben, und ich als Leser hatte sie über alle Maßen. Eigentlich eine Umkehrgeschichte von künstlicher Intelligenz. Das Genie muss Abstriche machen denn dem Genie Goethe geht die Muse verloren, da kann er schon mal panisch werden. Ausgerechnet Christian August Vulpius, der Bruder seiner Geliebten Christiane, gibt ihm den Rat, mal eine Räuberpistole zu schreiben. Unerhört! Aber es klappt. Dafür schreibt Vulpius für Goethe ein oder zwei Gedichte, die nach Goethe klingen sollen, aber nur fast, da der Herzog das Gedicht für sich ausgeben möchte. Alles sehr witzig, aber nicht überdreht. Spaß machen auch die vielen Lateinischen Zitate. Schade dass es kein Glossar am Ende des Buch gab. Ich habe mir mein eigenes erstellt.
Berest, Anne: Die Postkarte Ich habe schon weiter oben darüber berichtet. Die Autorin geht einem Hinweis ihrer jüdischen Abstammung nach. Es wird erzählt in Rückblicken von der Familie Rabinovitch und die Recherche der Autorin dazu in der Gegenwart. Bewegend und erschütternd. Auf der Postkarte gab es keine Unterschrift nur die vier Namen Ephraïm, Emma, Noémie, Jacques.
Es sind die Vornamen der Großeltern von Berests Mutter sowie von deren Onkel und Tante, die im Konzentrationslager umgekommen sind. Auch mal die französische Sicht zu lesen und die Angst der französischen Gesellschaft vor der Aufarbeitung ist interessant. Es bleibt spannend bis zum Schluss.
Ich habe mir von der Autorin
Ein Leben für die Avantgarde: Die Geschichte von Gabriële Buffet Picabia (ebook) gekauft.
Anne Berests Großvater war ein Sohn des Malers und Schriftstellers Francis Picabia. Diese Familienverbindung kommt in der „Postkarte“ vor. Die Familie Picabia war in der Résistance tätigt.
Auster, Paul: Baumgartner Eine kleine Perle. Ich bin sehr angetan von der Geschichte des alternden Baumgartner, der lernen muß loszulassen, neu zu beginnen, Verluste zu ertragen und am Ende doch alles offen ist, auch wenn er am Ende seines Lebens steht. Melancholisch, mit viel Liebe. (Die Erzählweise ist auch interessant, es sind Geschichten in der Geschichte, manche muten sich kafkaesk an).
Im Moment lese ich
Agatha Christie: Death on the Nile. Man hat ja diverse Verfilmungen im Kopf beim lesen und es ist schon interessant die Unterschiede zu sehen. Mit den Krimis von Agatha Christie kann man nichts falsch machen.
Außerdem habe ich mit
Blutbuch von Kim de L‘Horizon begonnen. Man fließt regelrecht in die Geschichte des Erzählers hinein, eine ganz eigene Atmosphäre. Das letzte Mal spürte ich dies in „Die blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel, das ich überaus gerne las. Der Erzähler identifiziert sich weder als Frau noch als Mann. Als seine Großmutter an Demenz erkrankt, setzt er sich mit Erinnerungsbruchstücken und der Vergangenheit auseinander. Es scheint ein Wechselspiel von Verwurzelt und das Fließende im Leben zu sein.