Offenbar verfügt er hier noch über keinen eigenen Thread, das sei hiermit nachgeholt.

Ursprünglich aus einer Familie von Ingenieuren und Leuchtturmbauern stammend, gestattete ihm der Vater (nach Abschluß einer Berufsausbildung, Stevenson wählte die juristische Laufbahn), sich einer schriftstellerischen Laufbahn zu widmen. Stevenson wurde Literat, Lebemann und Weltenbummler, erreichte jedoch aufgrund seiner schwachen Gesundheit kein sonderlich hohes Alter; seinen Lebensabend verbrachte er immerhin in der Südsee.
Dennoch hinterließ er ein umfangreiches Gesamtwerk mit einigen geradezu klassischen Titeln, die nahezu jeder schon einmal gehört hat: "Die Schatzinsel", "Dr. Jekyll & Mr. Hyde", "Entführt". Doch auch weniger bekannte Titel wie "Der Junker von Ballantrae", "Catriona", diverse Kurzgeschichten aus dem Südsee- und Gruselbereich und die drei Roman-Co-Produktionen mit seinem Stiefsohn Lloyd Osborne - "Die falsche Kiste" (herrlich absurder Quatsch, dabei stilistisch ein ebenso großes Vergnügen), der Kriminalroman "Der Strandräuber" und der Abenteuer-/Aussteigerroman "Die Ebbe" - verdienen etwas Aufmerksamkeit.
"Die Schatzinsel" wird vermutlich jeder in irgendeiner Erscheinungsform kennen, sei es in einer der gefühlt tausend "Jugendbuchbearbeitungen", als Hörspiel oder Hörbuch oder durch diverse Verfilmungen (meist die Disney-Version von 1950, den ZDF-Advents-Mehrteiler aus den 60ern oder die Euro-Trash-Version aus den frühen 70ern mit Orson Welles); den "richtigen" Roman dürften dagegen weniger Leute kennen, aber immerhin ist es inzwischen möglich, an mehr oder weniger werkgetreue Übersetzungen zu kommen. Die Version von Andreas Nohl gilt es jedoch zu meiden, da sie eine unglückliche Verbindung aus Modernismen, Verschlimmbesserungen und Anbiederungen an "moderne Lesegewohnheiten" darstellt. Wenn der Übersetzer dann im Nachwort auch noch schulmeistert, daß ein Papagei das Wort "Piaster" (im Original: "Pieces of Eight") gar nicht sagen könne und er es daher durch "Dukaten" ersetzt hat, kann von "größtmöglicher Nähe zum Original" daher wohl keine Rede mehr sein. Auch, daß sich die Charaktere Siezen (statt der im damaligen Sprachgebrauch gebräuchlicheren Anreden "Ihr" und "Euch"), deutet nicht gerade auf ausgeprägtes Sprachgefühl hin.
Zu empfehlen ist dagegen die alte Übersetzung von Karl Lerbs, oder, wenn es durchaus eine neuere sein soll, die Übertragung von Friedhelm Rathjen aus den 1990ern für den Haffmans Verlag.
Zum Buch selbst muß wohl nicht mehr viel gesagt werden, es ist eben DER Klassiker unter den Piratengeschichten und auch heute noch ein großes Lesevergnügen, wenn einen das Genre anspricht. Im Herbst erscheint auch er als Schmuckausgabe beim Coppenrath-Verlag, allerdings ist mir noch nicht bekannt, welche Übersetzung Verwendung finden wird.
To be continued...