Erste Sätze

[JMaria]

Mein neuer Kauf zieren diese schönen ersten Sätze:

Im Fruehling 1926 kündigte ich meine Stellung auf.

Die ersten Tage nach einer solchen Entscheidung ähneln denen der Entlassung aus dem Hospital nach langer Krankheit. Man lernt langsam wieder gehen, hebt langsam und verwundert den Kopf.

Ich erfreute mich der besten Gesundheit, nur innerlich war ich erschöpft.

.....


Thornton Wilder: Theophilus North - oder ein Heiliger wider Willen

[Petra]

Hallo Maria,

damit kann ich viel anfangen! So fühlt es sich wohl an, wenn man eine Stelle kündigt. Das hat Thornton Wilder sehr schön in Worte gefasst. Vielen Dank fürs teilen.

[JMaria]

Dieser Satz, so finde ich, mach Lust aufs Weiterlesen:

In Coldhaven, einem kleinen Fischernest an der Ostküste Schottlands, wachten die Menschen vor langer Zeit an einem düsteren Morgen Mitte Dezember auf und sahen nicht nur, dass ihre Häuser tief und traumverloren unter einer so dicken Decke Schnee begraben lagen, wie sie nur ein- oder zweimal in jeder Generation ausgebreitet wird, sondern dass darüber hinaus, während sie geschlafen hatten, etwas Seltsames geschehen war, etwas, was sie sich nur mit Geschichten und Gerüchten zu erklären wussten, die sie allerdings, da sie ein braves und gottesfürchtiges Volk waren, höchst ungern weitererzählten, Geschichten, in den der Teufel vorkam oder ein Gespenst, Geschichten, die widerstrebend eine verborgene Macht in der Welt anerkannten, deren Vorhandensein sie die meiste Zeit lieber ignorierten...(....)


John Burnside: Die Spur des Teufels

[Petra]

Hallo zusammen,

"Mein Vater hat mich für 365.- Franken von der Stadt gekauft."

Der erste Satz aus "Grünschnabel" von Monica Cantieni, der es wert ist, zitiert zu werden. Finde nicht nur ich, sondern auch der Verlag (Schöffling & Co.), der diesen Satz anstelle eines Klappentextes auf dem Rücken des Hardcovers gedruckt hat.

@Maria: Der von Dir zitierte erste Satz von John Burnsides "Die Spur des Teufels" macht wirklich Lust auf mehr. Ich habe von dem Autor ja das Buch "Lügen über meinen Vater" auf dem SUB, und auch da besticht er direkt mit seiner bildhaften Sprache. Spricht mich sehr an, der Autor.

[JMaria]

Einer der schönsten Sätze, die mir in diesem Jahr untergekommen ist:

Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam.


Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen

[Didonia]

Aber irgendwie auch traurig.

[JMaria]

Einer der schönsten Sätze, die mir in diesem Jahr untergekommen ist:

Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam.


Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen

Aber irgendwie auch traurig.

Schon.
Doch was für ein genialer Satz. Um diesen Satz kann man Geschichten füllen und ich hoffe dass der Autor auf diesen 600 Seiten hält was der erste Satz verspricht. Auf jeden Fall spricht daraus schon ein gewisses Selbstbewußtssein, denn von 'groben Zügen' kann man nicht mehr sprechen, bei dem Buchumfang. Das gefällt mir vorweg.

[Didonia]

Dann bin ich mal gespannt, Maria, was Du berichten wirst und ob sich Deine Hoffnung erfüllt.

[Momo111]

Ich schließe mich Didonia an, liebe Maria, auch ich bin neugierig auf deine Leseerfahrung. Interessant zu beobachten, wie unterschiedlich man gewisse Zitate wahrnimmt.

Die Liebe in groben Zügen

Mich hätte dieses Zitat gar nicht berührt. Umso neugieriger werde ich, was die Lektüre dir noch alles sagen wird.

Von Bodo Kirchhof habe ich zwar schon vieles gehört, aber selbst noch nichts gelesen.

Ich wünsche dir viel Spaß!

[Petra]

Hallo Maria,

mit solchen Sätzen kriegt man mich auch immer direkt! Welch ein Versprechen des Autors. Ich bin überaus gespannt auf Deine Eindruecke und ich bin nun selbst neugierig auf das Buch geworden.

Du hast recht: mit solch einem Satz kann man Geschichten füllen! Und auch mir gefällt der Titel aus den gleichen Gründen wie Dir. Denn von groben Zügen kann man einerseits bei solch einem Satz, und vor einem liegenden 600 Seiten nicht sprechen. Aber besonders durch den Umfang des Buches verdeutlicht der Titel auch direkt, dass die Liebe so komplex ist, so unendlich viele Seiten und vor allem Geschichten hat, dass man sie nie alle würde erzählen können. Was sich auch darin zeigt, dass die Liebe nach so vielen Jahrhunderten immer noch so viel Stoff für Romane gibt.