von Binchen » Fr 3. Apr 2009, 17:37
Mittlerweile bin ich in Northanger Abbey angekommen.
Die Umstände, die dazu führten sind schon viel spannender, aber wesentlich weniger spektakulär, als ich sie aus dem schlechten Film in Erinnerung hatte*g*
Wie bei den vielen Briefen, die ja schon bei Stolz und Vorurteil so umfangreich diskutiert wurden, ist hier das Thema der Einladungen wieder mal ein großes. Allerdings ist hier die Grenze zwischen - Meinen die das Ernst - und - Das ist so üblich - nicht so deutlich erkennbar, wie in den anderen Romanen. Zum einen, weil ich mir hier nie sicher bin, wer hier was oder wen auf die Schüppe nimmt - und zum anderen, weil hier eben soviel Wert auf Umgangsformen genommen wird.
Es ist schon sehr erstaunlich, wie bittstellend sich die Einladenden hier verhalten und wie klein sie sich teilweise machen, wo sie doch immerhin bereit sind für Tage, wenn nicht gar Wochen, einen Gast kostenlos zu beherbergen. Das grenzt an die japanischen Höflichkeitsfloskeln, die ich aus anderen Darstellungen kenne.
Fritzi Haberland ist sicher für einige gewöhnungsbedürftig, weil sie oftmals betont überkandidelt liest, wie es allerdings jedoch auch gemeint ist. Es ist wohl vielen kaum aufgefallen, wieviel Starrheit und Verlogenheit damals oft in den Einladungen, Gesprächsthemen und Treffen lag, die sich so ergaben. Vielleicht trägt sie dazu bei, dass es nicht immer so klar ist, wo man sich lustig macht, und wo man etwas ernst meint. Meint man hier überhaupt was ernst?
Ich fühle mich gut unterhalten. Außerdem habe ich das Gefühl, dass das Lebensgefühl der Zeit, eben diese Schauerromane, hier gut persifliert werden. Ein paar Gedanken, die ich schon bei Jane Eyre hatte (die Geräusche von oben - und ihre Ursache) . Schön, wie Jane Austen dies ihrer Heldin in den Mund legt.
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)