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Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 11:14
von Rachel
Hallo Ihr Lieben,

Maria hatte die schöne Idee einen Thread über chinesische Literatur zu eröffnen, nachdem China dieses Jahr ja Gastland auf der Frankfurter Buchmesse ist. Dann übernehme ich das doch mal. :)


JMaria hat geschrieben:Rachel, wenn dein SUB ein Buchtitel hergibt, von einem chinesischen Autor, dann bitte informiere uns/mich doch.

Das wäre vielleicht auch ein informativer neuer Thread: Chinesische Literatur. Mir fällt auf Anhieb kein chinesischer Autor ein.

Einige chinesische Autoren fallen mir spontan doch ein, allerdings schreiben die meisten Autoren im Ausland:

Zum einen gbt es eine Krimireihe von einem chinesischen Autor, der allerdings inzwischen in den USA lebt und auch auf Englisch schreibt, Qiu Xiaolong. Band 1 ist "Tod einer roten Heldin / Death of a Read Heroine".

Dann subt noch "Regenbogen überm Jangtse" von Francois Cheng, wobei auch dieser Autor nicht auf chinesisch, sondern auf französisch schreibt.

Und erst seit wenigen Wochen auf meinem SUB liegt "Beijing Coma" von Ma Jian. Die deutsche Ausgabe, "Peking Koma", soll im September erscheinen.

Ansonsten fällt mir an chinesischen Autoren noch Ha Jin ein. Von seinem Roman "Warten" war ich vor Jahren sehr angetan, seitdem möchte ich eigentlich noch etwas von ihm lesen. "Warten" ist ein sehr melancholischer Roman, der einen schönen Einblick in das China kurz nach der Kulturrevolution gibt.

Sehr empfehlen kann ich außerdem "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" von Dai Sijie, ein zauberhaftes kleines Buch. Zwei Studenten werden zur Umerziehung in ein chinesisches Bergdorf geschickt und entdecken dort den Zauber der Literatur. Es gibt auch eine sehr schöne Verfilmung des Romans.

Und dann fällt mir natürlich noch der chinesische Literatur-Nobelpreisträger, Gao Xingjian, ein. Wobei auch er später die französische Staatsbürgerschaft angenommen hat, ich glaube sogar vor der Preisverleihung. Von ihm habe ich allerdings noch nichts gelesen. Vielleicht sollte ich das dieses Jahr einmal nachholen.

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 11:30
von JMaria
Hallo Rachel,

toll, dass du den Thread eröffnet hast und uns gleich soviele Buchtipps mitreichst :-)


Rachel hat geschrieben:
Einige chinesische Autoren fallen mir spontan doch ein, allerdings schreiben die meisten Autoren im Ausland:


stimmt, das ist mir auch aufgefallen, als ich mich heute ein bißchen im Netz umgeschaut habe. Viele schreiben in englischer oder französischer Sprache.


Ansonsten fällt mir an chinesischen Autoren noch Ha Jin ein. Von seinem Roman "Warten" war ich vor Jahren sehr angetan, seitdem möchte ich eigentlich noch etwas von ihm lesen. "Warten" ist ein sehr melancholischer Roman, der einen schönen Einblick in das China kurz nach der Kulturrevolution gibt.


klingt gut und die Kritiken bei Amazon sind auch sehr positiv.

Wenn du Zeit hast, könntest du dann vielleicht die ersten zwei oder drei Sätze von "Warten" niederschreiben? Das wäre nett.

Liebe Grüße
Maria

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 11:43
von Rachel
Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:stimmt, das ist mir auch aufgefallen, als ich mich heute ein bißchen im Netz umgeschaut habe. Viele schreiben in englischer oder französischer Sprache.

Ich denke, die wenigsten könnten in China so frei arbeiten, wie sie das im Ausland können.

JMaria hat geschrieben:Wenn du Zeit hast, könntest du dann vielleicht die ersten zwei oder drei Sätze von "Warten" niederschreiben? Das wäre nett.

Gerne doch:

"Jeden Sommer kehrte Lin Kong nach Gänsedorf zurück, um sich von seiner Frau Shuyu scheiden zu lassen. Viele Male wurden sie zusammen im Gerichtsgebäude der Kreisstadt Wujia vorstellig, doch wenn der Richter Shuyu fragte, ob sie in die Scheidung einwillige, änderte sie regelmäßig im letzten Augenblick ihre Meinung."

Du kannst aber auch online in das Buch hineinlesen, falls es Dich interessiert:

http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/13210.pdf

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 12:00
von JMaria
Rachel hat geschrieben:
"Jeden Sommer kehrte Lin Kong nach Gänsedorf zurück, um sich von seiner Frau Shuyu scheiden zu lassen. Viele Male wurden sie zusammen im Gerichtsgebäude der Kreisstadt Wujia vorstellig, doch wenn der Richter Shuyu fragte, ob sie in die Scheidung einwillige, änderte sie regelmäßig im letzten Augenblick ihre Meinung."

Du kannst aber auch online in das Buch hineinlesen, falls es Dich interessiert:

http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/13210.pdf


Hallo Rachel,

danke schön :)
und noch dazu so ein praktischer Link. Ich habe mir die 20 Seiten gerade durchgelesen und schwups - ist das Buch in meinem Warenkorb gelandet.

Danke dir :-)

Liebe Grüße
Maria

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 12:02
von Rachel
Hallo Maria,

gerne. :)

Freut mich, dass ich Dich auf das Buch neugierig machen konnte. Ich hoffe, es gefällt Dir genauso gut wie mir.

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Mi 17. Jun 2009, 12:07
von Hermy
Hallo miteinander,

Aller Anfang ist leicht und ich darf dann gleich einmal Konfuzius als den grossen chinesischen Klassiker nennen mit dem alles begann. Seine Gespräche und Gedanken sind auch heute noch lesenswert.

Dann die taoistischen Philosophen wie Tschuang-Tse mit ihren Dichtungen und Weisheiten.

Ein absoluter Klassiker der chinesischen Literatur ist mein Lieblingsautor Jin Ping Mei und Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen. Es sind wunderbare Geschichten aus dem Alltag der Ming-Dynastie. In manchen Ländern wird dieses Kleinod je nach Verkrampfung seiner Bildungsbürger als Klassiker der erotischen oder pornografischen Literatur gehandelt. Bitte nicht von den tausend und mehr Seiten des Werkes zurückschrecken, jeder Paragraf ist des Lesens wert. (Es muss nicht in Reihenfolge gelesen werden. Ich nehme meine Bände gerne mal in die Hand, öffne sie irgendwo und lese und ergötze mich dabei an den Illustrationen.)

Einen fantastischen Reiseschmöker haben die alten Chinesen auch in ihrer Weltliteratur. Wu Cheng-En heisst der Autor, und seine Reise nach Westen handelt von einem buddhistischen Mönch Tripitaka und dessen Pilgerreise durch Indien. Ich frage mich, ob Cervantes dieses Werk kannte als er seinen Sancho Panza schuf. Die Weggefährten von Tripitaka sind jedenfalls weit zügelloser als er.

Dann verliesen sie mich, sprich mehr Klassiker kommen mir spontan nicht in den Sinn. Ich habe halt immer wieder so viel Spass beim Lesen von Jin Ping Mei oder Wu Cheng-En.

Über moderne chinesische Autorennamen muss ich etwas nachdenken … und insb. ihre deutsche Schreibweise überprüfen :?

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Do 18. Jun 2009, 10:23
von Petra
Hallo zusammen,

auch von mir einen lieben Dank an Maria für die Idee und Rachel für die Umsetzung einen Thread über chinesische Literatur zu eröffnen. Ich fände es schön, wenn es jedes Jahr einen Thread zum Gastland der Frankfurter Buchmesse gibt. Ich fand letztes Jahr den Thread über türkische Literatur schon so überaus interessant. Und dieser hier verspricht es auch zu werden. Schauen wir mal, ob sich jedes Jahr ein solcher Thread ergibt.

Auf "Warten" hast Du mich auch jetzt total neugierig gemacht, Rachel! Mit Deiner Begeisterung darüber und mit den ersten Sätzen! Ich werde genauer reinlesen (auch hier Danke für den Link) und vielleicht habe ich somit bald schon einen chinesischen Autor in meinem Bücherregal der auf Lesezeit wartet.

Auch die anderen Tipps hier scheinen mir interessant. Die chinesische Literatur ist mir noch zu fremd, so kann ich mich nur langsam herantasten. Aber ich habe jetzt erste Anhaltspunkte dafür. Auch durch Hermys Hinweise. Allen voran Wu Cheng-En mit seiner "Reise nach Westen". Da macht mich der Vergleich mit Cervantes Sancho Panza neugierig! :-)

Mir selbst fallen keine chinesischen Autoren ein. Denke ich kenne auch noch keine. Aber mir fällt eine Autorin ein, die über China geschrieben hat. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck, die 40 Jahre ihres Lebens in China lebte, da ihr Vater dort als Missionar tätig war. Ich könnte mir vorstellen, mir von ihr mal etwas vorzunehmen. Z. B. "Ostwind – Westwind". Hiervon kommt im Juli 2009 eine Neuauflage bei dtv heraus. Ich habe sie schon vom Verlag zugeschickt bekommen. Sie hat ein wunderschönes Cover wie ich finde:

Bild

Hier kurz zum Inhalt:

In farbenprächtigen Bildern schildert Buck das Aufeinanderprallen von östlicher Tradition und westlichem Denken - eine wunderbare Liebesgeschichte vor der exotischen Kulisse Chinas in den 1930er Jahren.

Oder aber Robert van Gulik habe ich ja schon ins Auge gefasst. Ich denke, er sollte in diesem Thread auch eine Erwähnung finden, wo er sich so sehr mit China befasst hat und eine so ausgesprochen interessante Krimireihe herausgebracht hat, die im alten China spielt und auf Aufzeichnungen beruhrt. Deshalb hier mal der Link zu dem Thread über die Richter Di-Reihe von Robert van Gulik.

Ich hoffe hier noch auf vieles neugierig gemacht zu werden! Und ich hoffe auch, dass ich im Laufe der Zeit auch noch was beisteuern kann. Vielen Dank auf jeden Fall für diesen Thread an Rachel und Maria!

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Fr 19. Jun 2009, 10:49
von JMaria
Hallo Hermy,

Hermy hat geschrieben: .


Einen fantastischen Reiseschmöker haben die alten Chinesen auch in ihrer Weltliteratur. Wu Cheng-En heisst der Autor, und seine Reise nach Westen handelt von einem buddhistischen Mönch Tripitaka und dessen Pilgerreise durch Indien. Ich frage mich, ob Cervantes dieses Werk kannte als er seinen Sancho Panza schuf. Die Weggefährten von Tripitaka sind jedenfalls weit zügelloser als er.




das obige Buch gibt es derzeit nur als 3-teilige Bilderbuchserie, wie ich festgestellt habe. Schade, das hätte mich jetzt am meisten interessiert. Ich habs nun auf meine Merkliste gesetzt und werde ab und zu auf die Suche gehen.

ich bin noch auf folgende Klassiker gestossen:
Die Räuber vom Liang Schan Moor (eine Art chinesische Robin Hood Geschichte)

und

Der Traum der roten Kammer

Das Buch gilt als Meisterwerk der klassischen chinesischen Romanliteratur und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Kritiker sind geteilter Meinung darüber, worin das Hauptthema des Romans besteht: Manche sehen in ihm einen Liebesroman, andere einen Bildungsroman oder einen Bericht über daoistisch-buddhistische Entzauberung und Erleuchtung, andere wieder einen Sittenroman, der den Verfall einer aristokratischen Familie im 18. Jahrhundert beschreibt. G. F.
aus Harenbergs "Buch der 1000 Bücher".

Hermy, danke für die weiteren Buchtipp. Ich habe sie alle notiert :-)

Schöne Grüße
Maria

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Fr 26. Jun 2009, 09:18
von Rachel
Hallo Ihr Lieben,

Hermy, sehr interessant, was Du über chnesische Klassiker schriebst. Ich muss zugeben, damit habe ich mich bisher gar nicht beschäftigt. Dein Beitrag macht auf jeden Fall große Lust, das bald zu ändern. :)

Maria, genau über die beiden Bücher bin ich auch gestolpert, als ich mir Hermys Tipps bei Amazon angesehen habe. Klingen auch beide interessant, finde ich.

Petra, genau, Pearl S.Buch passt definitiv auch hier herein, auch wenn sie selbst ja keine Chinesin ist.

Gestern hatte ich in der Münchner Innenstadt etwas Wartezeit und was macht man da? Genau, man geht in eine Buchhandlung. *g* Dabei bin ich auf einen weiteren interessant klingenden chinesischen Autor gestoßen, Mo Yan. Ein kurzes Hineinlesen in seinen neuesten Roman, "Der Überdruss", hat mir schon sehr gefallen. Kennt zufällig jemand hier schon eines seiner Bücher?

Übrigens nennt der Autor als seine literarischen Vorbilder neben Faulkner und Marquez auch Siegfried Lenz. :)

Re: Chinesische Literatur

BeitragVerfasst: Fr 26. Jun 2009, 10:26
von Hermy
Hallo Rachel,

MO YANS erfolgreichen Romane kenne ich noch nicht, weiss aber dass er, wie auch YAN LIANKE, zu den ausgemusterten Soldaten der chinesischen Volksarmee gehört, die mit dem Schreiben begonnen haben. YAN LIANKE ist nebenbei bemerkt von der Liste der zur Frankfurter Buchmesse eingeladenen chinesischen Autoren gestrichen worden, nicht regimetreu genug.