Hallo zusammen,
ich bin am Freitag mit Cormac McCarthys "Die Straße" fertig geworden. Es hat mir gefallen, bzw. mich seltsam berührt. Ich bin der Meinung, man sollte möglichst genau wissen, worauf man sich einlässt wenn man es liest/hört. Es ist düster, nicht gerade sehr hoffnungstimmend und die Geschichte kommt ohne Effekte, Wendungen oder eine tiefere Handlung aus. Es ist einfach ein Endzeit-Szenario. Ein Mann und sein Sohn (der die "alte Welt" nicht kennengelernt hat) auf dem Weg (der Straße) in eine wärmere Region, um die Überlebenschancen zu erhöhen, nachdem es auf der Welt nur noch wenige Überlebende gibt. Die meisten davon denken nur an ihr eigenes Überleben und schrecken auch nicht davor zurück einen kleinen Jungen am Spieß zu grillen, aus Hunger. Nackte Tatsachen, mit denen sich die beiden Protagonisten abfinden müssen. Und der Hörer auch. Ich war gespannt auf die abschließende Aussage des Ganzen. Bzw. ob es eine geben wird. Für meine Begriffe gibt es keine. Aber das wollte Cormac McCarthy gewiss auch so. Somit fehlte mir jetzt auch nichts. Ich weiß nur nicht so recht, was mir diese Geschichte gebracht hat. Ich bin sehr neugierig was Ihr anderen daran besonders und/oder beeindruckend findet.
Erzählt ist die Geschichte sehr gut! Und gesprochen ebenfalls - selten hat Christian Brückner (der ja immer gut ist!) mir SOOOOO gut gefallen! Wenn er den Jungen spricht z. B. durch ein besonders betontes Wort - meist mit trotzigem Unterton - wird sofort deutlich dass er spricht. Ohne dass Christian Brückner kindisch wird. Wirklich eine ganz tolle Leistung. Auch die Atmosphäre und die Emotionen spiegelt er bestens wieder! Er macht alles plastisch - Gefühle mit inbegriffen!
Zum Ende hin fing die Geschichte an mich erst so richtig zu berühren. Aber da dann umso mehr! Spoiler: Wie der Vater stirbt und er seinen Jungen allein lassen muss in dieser unwirtlichen, feindlichen Welt, das fand ich schlimm! Auch wenn es so gar nicht rührselig dargestellt war - sondern erschreckend echt herüberkam. Und was er dem Jungen mit auf den Weg gegeben hat. Dass er weiter machen muss. Dass er das Licht in sich hat. Dass mit ihm (also dem Vater) weiter reden kann. Ja, dass er das wirklich kann. In seinem Kopf. Das hat mich wirklich sehr berührt! Und er hat recht! Wer einen geliebten Menschen verloren hat, weiß es vielleicht auch. Für mich gilt das jedenfalls.
Nun ja, und die Hoffnung. Weil der Junge dann doch Anschluss findet. Das hat mich auch berührt. Denn es gibt Hoffnung. Selbst in solch einer trostlosen Welt. Und das Gute. Irgendwo.
Jetzt habe ich ein Kontrastprogramm: Daniel Glattauer "Gut gegen Nordwind".

Gelesen mit verteilten Rollen von Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Genauso gut, wie es allseits angepriesen ist! Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen - dieser E-Mail-Wechsel zweier sich Fremder! Und die Stimmen sind so gut eingesetzt. Ein Genuss! Da bin ich gleich mitten drin. Wohltuend nach dem zwar eindringlichen, aber nicht ganz einfachen Cormac McCarthy!
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht!
Ihr habt auch interessanten Hörstoff! Steffi hat es gedanklich schon mal in die Wüste getrieben (berichte mal, wie Dir das Hörbuch gefällt, ja?) und Binchens und Steffis Austausch hier über "Effi Briest" fand ich auch sehr interessant! So weiß ich für mich schon mal: Wenn ich mich "Effi Briest" mal zuwende, dann wird es das Buch oder die Westphal-Lesung. Gut... hätte ich wohl eh so gemacht, da mir bei einem Klassiker NUR das Hörspiel doch meistens zu wenig wäre. Und ich nach einem gehörten Hörspiel keine Lust mehr hätte, das Buch zu lesen, da ich dann denken würde, dass ich die grobe Handlung schon kenne.
Und Britti, ja: Vor Cody McFadyen wurde hier schon vielfach gewarnt!

Ich jedenfalls wusste, dass ich meine Finger lieber davon lasse! Denn mich hatte auch mal einer davon interessiert, aber Binchen und Martina haben mich hier darüber aufgeklärt
was das für einer ist!
