Hallo zusammen,
am Sonntag kam ich endlich bei den letzten Tracks von
Mary Roberts Rineharts "Die Wendeltreppe" an. Mich hatte das Hörbuch zwischenzeitlich echt angefangen so richtig zu nerven. Weil ich einfach überhaupt nichts mehr verstand. Und die Sprecherin (sie war wirklich überhaupt nicht schlecht, aber irgendwie hatte ihre Stimme für mich keine Widerhaken, mit denen sie sich bei mir festsetzt... sie floss irgendwie an mir vorbei. Dabei war sie nicht monoton. Allenfalls ein wenig zu hastig hat sie gesprochen, aber in absolut vertretbarem Rahmen) konnte mir da leider auch nicht helfen. Die einzelnen, für mich völlig zusammenhanglosen Details, flossen einfach an mir vorbei. Ich konnte mich auf sie nicht konzentrieren. Tat mich somit sehr schwer mit der Geschichte, bzw. hatte keinen wirklichen Spaß dabei. Lediglich nervös hat mich das hören gemacht. Aber abbrechen wollte ich, soweit wie ich schon gekommen war, auch nicht mehr. So versprach ich mir doch wenigstens vom Ende ein wenig Aufklärung. Die Ansätze dazu vernahm ich im drittletzten Track. Doch dann... ruckelte der Ton. Blieb hängen. Ging wieder weiter. Ruckelte wieder, blieb hängen... so ging das endlos. Auch die nächsten beiden Tracks waren kaum hörbar. Ich gab irgendwann dann total entnervt auf! Toll, jetzt habe ich mich durch das ganze Hörbuch gequält (mir war es wirklich eine Qual - es hat mich unsagbar nervös gemacht), um jetzt nicht mal das Ende hören zu können. Ich habe auch noch mal versucht vom Original direkt auf den iPod zu spielen (also nicht die umgewandelte MP3-Datei) - auch vergebens. Im letzten Track blieb die CD hängen, las sich nicht weiter ein. Echt enttäuschend!
Somit kommt das Hörbuch bei mir nicht über 5 von 10 Punkten hinaus. Weniger möchte ich nicht geben, da es zum Teil auch an mir lag (Hörbuch und ich passten aus irgendeinem Grund nicht zusammen). Mehr aber auch nicht, denn ich finde schon, man hätte es auch weniger scheinbar zusammenhanglos gestalten können. So dass der Leser/Hörer Lust hat, am Ball zu bleiben. Und darüber hinaus hätte die Sprecherin auch packender sein können. Aber das mag wiederum eine ganz persönliche Empfindung sein. Denn wie gesagt: Objetkiv gesehen war sie überhaupt nicht schlecht. Und passt für mich auch zur Vorlage. Aber sie ist trotzdem an mir abgeglitten.
Binchen, Deine Rezension von damals stimmt da mit mir überein: Auch Du fandest es scheinbar zusammenhanglos, bis zum aufklärenden Ende hin (was ich ja nicht hören konnte

). Ich bin schon ein wenig beruhigt, dass es mir nicht allein so ging, dass die Geschichte so wirr wirkte.
Nach all diesen losen Details, nach all der Nervosität, die das Gehörte in mir ausgelöst hat, wollte ich unbedingt als nächstes etwas ruhiges. Etwas unaufgeregtes, kühles. Das versprach ich mir - vom Inhalt und vom reinhören her - von diesem hier:
"Angerichtet" von Herman Koch. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist kühl und böse. Böse im Hinblick auf die Beobachtungen der Figur, aus deren Sicht hier erzählt wird. Der Blick auf unsere alltäglichen zwischenmenschlichen Begegnungen. Auf unser Gehabe. Auf den Konkurrenzkampf untereinander. Der Blick auf Scheinheiligkeiten und Luftblasen - wie das Menü, das hier kredenzt wird. Der Beobachter entlarvt hier so einiges und stellt so manchen bloß. Er macht auch vor sich selbst nicht Halt. Damit Ihr wisst, worum es geht, hier mal die Inhaltsangabe:
Ein Abend im Sternerestaurant. Zwei Elternpaare - eine lebenswichtige Entscheidung.
Der preisgekrönte Bestseller aus den Niederlanden erzählt ein Familiendrama, das um die Fragen kreist: Wie weit darf Elternliebe gehen? Was darf man tun, um seine Kinder zu beschützen? Ein Roman, der ins Herz schneidet.
Zwei Ehepaare - zwei Brüder und ihre Frauen - haben sich zum Essen in einem Spitzenrestaurant verabredet. Sie sprechen über Filme und Urlaubspläne und vermeiden zunächst das eigentliche Thema: die Zukunft ihrer Söhne Michel und Rick. Die beiden Fünfzehnjährigen haben etwas getan, was ihr Leben für immer ruinieren kann. Paul Lohman, der Erzähler und Vater von Michel, will das Beste für seinen Sohn. Und ist bereit, dafür weit zu gehen, sehr weit. Auch die anderen am Tisch haben ihre eigene, geheime Agenda. Während des Essens brechen die Emotionen auf, schwelende Konflikte zwischen den Brüdern entladen sich, und auf einmal steht eine Entscheidung im Raum, die drei der vier mit aller Macht verhindern wollen.
Mit unglaublicher Raffinesse und großem Sprachwitz erzählt Herman Koch eine Geschichte von bedingungsloser Liebe, Gewalt und Verrat. Nach und nach nur werden die wahren Abgründe und Motive der Personen sichtbar, ständig wird der Leser herausgefordert, sein moralisches Urteil neu zu fällen.Als ich das Hörbuch vom Verlag erbeten hatte, war es lediglich eine der vielen Vorankündigungen. Aber sie klang interessant und reizte mich. Wie ich jetzt lese, handelt es sich um ein in den Niederlanden sehr erfolgreiches Buch. Hier ein paar Fakten:
Platz 1 der niederländischen Bestsellerliste, seit 66 Wochen unter den Top 20 und über 350.000 verkaufte Exemplare allein in den Niederlanden. War 2009 einer der meistverkauften Romane europaweit. Platz 7 auf der europäischen Jahresbestsellerliste
Seit Wochen in den Top Ten der italienischen Bestsellerliste
Gewann den niederländischen Publikumspreis für "Das beste Buch des Jahres 2009", ist nominiert für weitere literarische Preise (Libris-Preis, De Gouden Uyl). Interessant ist auch, dass eine Verfilmung in Vorbereitung ist. Doch, das kann ich mir als Film wirklich gut vorstellen!
Joachim Król ist für die Lesung eine ideale Besetzung. Er greift den wütenden, harten Ton des Erzählers auf. Macht seine Wut zu seiner eigenen. Und blafft damit den Hörer an. Schmettert ihm scharfe Wahrheiten entgegen, über seinen Bruder, über sich, über die Menschen. Ein angespanntes und sehr interessantes Menü und Tischgespräch, das ich hier verfolge. Ich bin sehr gespannt aufs weiterhören.
Edit: Der Beobachter in "Angerichtet" verweist oft auf dieses Zitat aus Tolstois "Anna Karenina": »Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise.« Das finde ich sehr ansprechend, zumal hier zum Thema passend.