Gerade im Player oder auf den Ohren...

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon steffi » So 22. Feb 2009, 11:55

Hallo Petra,
hallo Rachel,

danke für deine weiteren Gedanken, Petra.

Für mich bestärkt sich nun weiterhin, dass ich es dem Autor ankreide, dass er die Diskussion nicht zwischen sich und dem Leser entstehen lässt. Denn durch unsere kleine Diskussion habe ich gesehen, dass ich für mich allein nicht mit diesem Stoff zurechtgekommen bin, denn es gibt einfach zuviele Aspekte, vor allem aber auch, so scheint es mir, machen persönliche Erfahrungen und Einstellungen eine große Menge aus, die verschiedenen Facetten zu beleuchten.

weiter mit Spoiler:

Ich habe das Gefühl, dass sich McCarthy es sich hier zu einfach macht, alles offen zu lassen - obwohl es , zugegebenermaßen konsequent zur Geschichte passt. Aber stilistisch schreibt er eben nicht im Realismus (wie Stuart O'Nan etwa), so dass man einfach sagen könnte, die Menschen sind halt so. Er geht darüber hinaus. Aber ein bißchen versucht er sich dann aus der Schlinge zu ziehen. Am Schluß blieb ja für mich nur der schale Geschmack, die Religion wirds schon richten und das ist angesichts der Geschichte, wie auch eure Beiträge zeigten, zu wenig.

Schön, dass sich diese Diskussion ergeben hat !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon JMaria » So 22. Feb 2009, 14:10

Hallo zusammen,

ich verfolge eure Diskussion und euer Hinterfragen über "Die Strasse" sehr gespannt, wenn ich das Buch auch etwas anders betrachte.

Hier kurz meine Erfahrung mit dem Buch (und Hörbuch):
Ich ließ mich mehr von der Stimmung treiben und die Frage, warum lese ich das Buch überhaupt weiter, wenn eine besonders grausame düstere Szene heraufbeschworen wurde. Das hat mich sehr fasziniert, nämlich mein eigenes Leseverhalten zu beobachten.

Natürlich gehen die postapokalyptischen Szenen unter die Haut und ich fragte mich auch, wie würdest du dich verhalten, wenn ich als Frau solchen Umständen ausgesetzt wäre. Doch im Grunde kann man sich das garnicht richtig beantworten, ich kann es zumindest mir selbst nicht ehrlich beantworten. Deswegen war mir der Sog in die mich die "Strasse" zog viel wichtiger. Mir machte es nichts aus, dass mich der Autor "allein" damit ließ. Das empfand ich sogar als Erleichterung.

Da das religiöse Hauptelement der Sohn als Lichtträger war, Heil und Hoffnung sah der Vater in ihm, somit finde ich, war das Ende mMn passend. Es opferte sich der Vater für den Sohn, fand ich im Hinblick auf die Bibel (der Vater opfert den Sohn) als Aspekt ganz interessant ausgeführt.


Schöne Grüße
Maria
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Elke » So 22. Feb 2009, 14:54

Hallo,

eure Disskussion über "Die Straße" habe ich mit Interesse gerade gelesen und bin auf einige Interessante Aspekte gestoßen, die mir während des Hörens gar nicht so sehr auffielen.

Hier meine Gedanken dazu:

Was das "Alleinelassen" des Autors angeht, so hat mich das wie Maria nicht gestört. Ich fand es in Ordnung, dass vieles offen stehen gelsassen wird.
Am miesten haben mich die apokalyptischen Schilderungen beeindruckt, wie es nach dem großen Knall bei uns weitergehen könnte und wie erschreckend dann das Überleben wird. Allein der Versuch sich noch soziales und moralischen Verhalten beizubehalten ist kaum möglich. Selbst der Vater, der ja schon im Großen und Ganzem dafür steht, muss einige Entscheidungen treffen, die den Egoismus zu Überleben vor soziale Aspekte (wie andere mitzunehmen, für sie zu sorgen) stellt.

Für mich war einfach das Bild der Hoffnungslosigkeit, die ja das ganze Buch druchzieht und auf der anderen Seite die Hoffung, die den Vater leben lässt , damit er seinen Sohn an einen besseren Ort führen kann (das war für mich auch der ersichtliche Grund, warum er nicht dem Selbstmord seiner Frau gefolgt ist), der rote Faden. Es war dann aber richtig, dass es diesen Ort nicht gibt, denn das hätte einfach nicht zu dem Buch gepasst. wäre mir dann einfach wie ein kitschiges Ende vorgekommen.

Was den Schluss angeht, dass der Junge auf die Gruppe trifft, das fand ich in Ordnung. Mir kam zwar der Gedanke, wie Steffi, dass das ein typissch "amerikanisches" Ende ist, hat mich aber nicht gestört.
Wobei ich mir auch durchaus hätte vorstellen können, dass der Junge alleine weiterzieht.


Und nun ein Schnitt in meinem Postung und zu meinen aktuellen Hörwerken:

Ich habe gestern "Das Kind" von Sebastian Fitzek beendet.
Soweit ich mibekommen habe, waren einige im Bücherforum davon entschäutscht, oder?
Mir selbst hat das ungekürzte HB gut gefallen. Zwar fand ich "Amokspiel" besser, aber auch hier war wieder einiges an Irreführungen vorhanden, auch die Auflösung war für mich logisch und Simon Jäger hat mich auch als Sprecher wieder überzeugt.

Nun habe ich mit dem 3. McFadyen angefangen. Britti, ich kenn ja bereits die ersten beiden Teile und weiss also warauf ich mich einlasse.
Seltsamerweise kann ich im Vergleich zum Film, beim Lesen oder Hören grausige Szene gut von mir fernhalten, so dass sie mir nicht nachgehen.
Bin allerdings erst bei CD 1, aber ich stelle fast, dass ich Faranzika Pigulla richtig vermisst habe (habe schon länger nicht mehr von ihr gehört).

Binchen, fein, dass du dich mit Skullduggery amüsierst. Ist schon ein herrlich schräger Typ, dieses Skelett :mrgreen:.

LG Elke
Liebe Grüße
Elke


Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, es ist vielmehr die feste Überzeugung, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht!
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » So 22. Feb 2009, 16:08

Hallo Ihr Lieben,

sehr interessant, eure Beiträge zu "Die Straße". Maria und Elke, schön, dass Ihr euch auch noch in die Diskussion eingeschaltet habt. Nochmal ein paar Gedanken von mir:

Vielleicht ist das nicht ganz klar geworden, auch mir hat an der Geschichte so nichts gefehlt. Im Gegenteil, hätte es mich eher gestört, hätte der Autor mir eindeutige Antworten angeboten. Das Ende hätte ich mir sogar noch offener gewünscht, auf die Familie, die den Jungen am Schluss aufnimmt, hätte ich aus meiner Sicht verzichten können. Ich wüsste auch nicht, wie man das Ganze am Ende irgendwie hätte auflösen sollen. Beim Lesen habe ich das auch überhaupt nicht vermisst. Ich fand allein die Schilderung dieser postapokalyptischen Welt und die Beziehung zwischen Vater und Sohn schon eindrücklich genug. Dass "Die Straße" ein Buch ist, das mehr Fragen aufwirft, als Antworten gibt, war ein Aspekt, der mir sehr gefallen hat. Zumal es auf diese Fragen, aus meiner Sicht, einfach keine eindeutigen Antworten gibt. Zumindest ich für mich kann sie nicht definitiv beantworten.

Petra, weil Du immer wieder diesen absoluten Überlebenswillen ansprichst, den sieht McCarthy ja auch. Die Frage, die sich dann aber stellt, ist doch, wo man dann eine Grenze zieht, wenn es um das eigene Überleben geht. Die negativen Auswirkungen dieses Überlebenwollens um jeden Preis zeigt McCarthy ja sehr schön. Es scheinen ja gerade die Menschen zu sein, die ihr eigenes Überleben über alles andere stellen und bereit sind, dafür auch andere Menschen zu töten, die am ehesten Überleben. Auch auch weniger extrem, wenn es nicht darum geht, jemanden aktiv zu töten, sondern darum, diesem die Hilfe zu verweigern, weil das die eigenen Überlebenschancen erhöht. Wo zieht man da eine Grenze? Der Vater selbst entscheidet sich ja mehrmals dagegen zu helfen. Dagegen der Sohn, der Mitleid hat und helfen möchte (was man ja auch wieder religiös deuten kann). Dieser Widerspruch zwischen dem eigenen Überlebenswillen und der Beibehaltung bestimmter Wertvorstellungen, war auch ein Aspekt, den ich sehr interessant fand.

Genauso wie McCarthy in meinen Augen ja durchaus anspricht, das alleiniges Überleben wollen in der Regel nicht ausreicht, sondern die meisten (?) wohl etwas brauchen, irgendeine Hoffnung, irgendein Ziel woran sie sich festhalten können. Das ist in "Die Straße" eben diese winzige Hoffnung, dass am Meer irgendetwas besser sein könnte, für die Vater und Sohn die Kraft aufbringen weiterzumachen. Und eben, dass die beiden einander haben.


@Petra: "Gut gegen Nordwind" will ich auch schon ewig anhören, es wartet auch schon auf meinem iPod auf Hörzeit. Du machst richtig Lust darauf. Schön, dass der zweite Teil auch so gelungen zu sein scheint. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es dazu eine Fortsetzung gibt.

Ich habe nach Katherine Mansfield (hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen) zu "Cosi fan tutte" von Alan Bennett gegriffen. Ein Ehepaar kommt von einem Opernbesuch nach Hause und stellt fest, dass Einbrecher die Wohnung komplett leergeräumt haben...
Das Hörbuch ist ja ganz kurz (nur 1 CD), die Hälfte habe ich heute Morgen in etwa gehört und bisher gefällt es mir wieder gut, wenn es auch nicht an "Die souveräne Leserin" herankommt. Ist aber sehr nett zu hören.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Binchen » So 22. Feb 2009, 16:29

Hallo Rachel,

d.h. aber Du hast 'Cosi van Tutte' also schon.


Ich habe auch schon ein paarmal damit geliebäugelt, u.a. weil ich Friedrichsen als Sprecher so mag. Aber bisher hab ich mich noch nicht durchringen können es zu kaufen.

Gut gegen Nordwind, darauf macht Petra wirklich Lust - Ich habe am Freitag noch hineingelesen - auch das war vielversprechend .... - Die Email-Aufteilung las sich auch wirklich gut. Aber zum Hören ist es sicher schneller dran, als gelesen, daher hab ich es nicht mitgenommen.
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Britti » Mo 23. Feb 2009, 13:04

Hallo ihr Lieben.

Cosi van Tutte klingt ja gut. Danke für den Tipp liebe Rachel :D

Ich höre gerade den ungebetenen Gast um erstmal wieder von meinem Thrillererlebnis runter zu kommen *ggg*
Ich glaube es war die richtige Wahl... ;)
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Mo 23. Feb 2009, 13:17

Hallo zusammen,

Daniel Glattauer kann ich auch wirklich empfehlen! Rachel, ich bin schon gespannt, wie dieses E-Mail-Gefühlschaos dann auf Dich wirkt! Und Binchen: Ich könnte mir vorstellen, dass das wieder einer der wenigen Fälle ist, wo sich das Hörbuch noch einen Tick mehr lohnt als die Bücher. Es ist toll gelesen. Und die verteilten Rollen machen das ganze so lebendig! Die beiden Sprecher gehen auch ganz in ihren Rollen auf! Ich wünsche Dir viel Spaß beim Hören! :-)

Oh Rachel, "Cosi van Tutte" steht auch schon länger auf meinem Wunschzettel! Stelle ich mir auch sehr nett vor! Und ich würde es auch lieber als Hörbuch haben als die Buchversion. Denn das Buch ist bereits vergriffen. Und überhaupt: Für so eine kleine nette Geschichte nehme ich mir gewiss schneller Hörzeit, als Lesezeit.

Katherine Mansfield möchte ich auch mal hören. Aber inzwischen möchte ich zuvor lieber die Kurzgeschichten lesen. Zumal ich den PRACHTVOLLEN Sammelband von Zweitausendeins inzwischen erhalten habe. Der gefällt mir phänomenal gut - hat sich sehr gelohnt! :-)

Britti und Elke: Von Cody McFadyen lasse ich wirklich lieber die Finger! Ich habe hier die Warnungen einst gelesen. Und ich nehme sie sehr ernst! :mrgreen:

Britti, "Ein ungebetener Gast" von Agahta Christie fand ich klasse! Viel Spaß mit dem Hörbuch! :-)

Elke, schön, dass Dir "Das Kind" von Fitzek gefallen hat! Ich habe es noch vor mir. Mal sehen, wann ich Lust und Laune dazu habe. Zuvor versuche ich es vielleicht aber nochmal mit "Amokspiel". Denn das habe ich mal angefangen zu hören. Aber zu einem Zeitpunkt, als ich mich einfach auf Hörbücher nicht konzentrieren konnte. Dem Hörbuch möchte ich noch mal eine Chance geben!

Nun noch mal zu "Die Straße"! Wie interessant, dass sich hier jetzt alle Meinungen und Eindrücke zu dem Buch und Hörbuch zusammenfinden! Ich finde es auch ganz spannend, wie unterschiedlich alle an die Story herangegangen sind. Wo eher gewünscht war, mehr vom Autor zu bekommen. Und dass es andere genau anders sehen, also dass sie lieber auf sich gestellt waren. Mir hilft das, das Hörbuch auch mal etwas anders zu betrachten als mit meinen eigenen Augen/Ohren.

Hier noch mal zu Rachel.

Rachel hat geschrieben:Petra, weil Du immer wieder diesen absoluten Überlebenswillen ansprichst, den sieht McCarthy ja auch. Die Frage, die sich dann aber stellt, ist doch, wo man dann eine Grenze zieht, wenn es um das eigene Überleben geht.


Aber da gebe ich Dir doch total recht! NUR: Bei mir sind diese Gedanken beim hören eben nicht aufgekommen.

Das kann daran liegen, dass es der falsche Zeitpunkt für die Geschichte war. Oder aber, dass es mir Cormac McCarthys Art mir was herüberzubringen nicht zu 100 % liegt. Oder eine Mischung aus beidem.

Auf jeden Fall aber finde ich, dass Du ja vollkommen Recht hast, mit den Gedanken, die sich Dir aufgezwungen haben. Nur an mir war das beim hören völlig vorbei gegangen. Ich hatte einfach gedacht "Überlebensinstikt" und habe nicht weiter nachgedacht. Ich will damit keinesfalls sagen, dass ich denke, McCarthy könnte es selbst auch so verstanden haben wollen. Sondern ganz im Gegenteil: Ich denke, Du hattest einen wesentlich besseren Draht zu McCarthys Geschichte und dem, was er uns sagen wollte. Ich sagte zwischendurch auch schon mal, dass ich das ganze Hörbuch durch nicht so recht die Aussage des ganzen entdecken konnte.

Umso wertvoller ist für mich hier die Diskussion (da schließe ich mich Steffi an - ich war mit der Geschichte, so ganz auf mich allein gestellt, etwas überfordert... ich konnte ohne die Diskussion hier das alles einfach nicht so von selbst ableiten). So kamen dann durch die Diskussion auch noch die Gedanken auf, wie dieser, dass McCarthy eben diese Fragen dem Leser/Hörer aufdrängt, wo eine Grenze zu ziehen ist wenn es um das persönliche Überleben geht. Durch Eure Hilfe habe ich das auch in der Geschichte entdecken können. Beim alleinigen Hören aber nicht. Weil ich eben nicht den 100%igen Draht gefunden habe. Wegen falschem Zeitpunkt oder weil McCarthys Erzählstil für mich gewöhnungsbedürftig ist (bzw. wie und wo er Aussagen oder Fragen versteckt).
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Wolf » Di 24. Feb 2009, 11:34

Hallo zusammen,

ich höre gerade das Effi-Briest-Hörspiel, denn nachdem Binchen hier ihre Höreindrücke zu diesem Hörspiel geschildert hat, wurde ich neugierig darauf. :-) Bislang gefällt es mir eigentlich sehr gut, ich kannte den Roman allerdings schon, auch die Westphal-Lesung. Man hat wohl tatsächlich mehr Vergnügen an diesem Hörspiel, wenn man den Roman schon kennt. Überhaupt ist das ja ein Buch, das beim Wiederlesen gewinnt. Trotz der unvermeidlichen Raffungen und Kürzungen, die ein Hörspiel mit sich bringt, finde ich darin doch die wesentlichen Motive und vorausdeutenden Hinweise wieder. Das einzige, was mich wirklich stört, und da muß ich Binchen zustimmen: der Vortrag der Briefe wurde teilweise sehr ungeschickt in Szene gesetzt, das hätte man besser machen können, bei einigen Briefen paßt das ja noch einigermaßen, aber gerade habe ich Effis Brief an ihre Mutter zu Ohren bekommen, o je, das klang ja echt grausam! :-D Das wurde so vorgetragen, als ob Effi den Brief nach dem Schreiben noch einmal zur Kontrolle schnell und halblaut vor sich hinmurmelnd überfliegen würde. Da hätte sich die Regie etwas Besseres einfallen lassen können, denn vom (nicht unwichtigen) Inhalt des Briefes bekommt man da nur wenig mit, weil man sich über dieses nervtötende tonlose Geleier ärgert.

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Di 24. Feb 2009, 16:25

Hallo zusammen,

durch unsere anregende und aufschlussreiche Diskussion konnte ich (besonders durch Aspekte, die Rachel hier in die Diskussion mit eingebracht hat) eine Rezension zu Cormac McCarthys Die Straße schreiben, die mich zufrieden stellt. Danke für die Diskussion abermals! Für mich sehr bereichernd, da sich mir beim hören ja leider nicht die naheliegenden Gedanken so von allein aufgedrängt haben. Ich bin sehr dankbar fürs "mich an die Hand nehmen" bei diesem schwierigen Autor! (Rachel, ich schrieb gestern noch etwas dazu - ich hoffe, Du verstehst, dass ich Dir in den von Dir angesprochenen Punkten vollkommen recht gebe, nur eben selbst nicht drauf gekommen bin beim hören. Und die eventuellen Gründe dafür. Wie auch immer: Durch Dich und die Eindrücke der anderen hier, hat sich mir das ganze viel besser erschlossen!)

Ebenfalls rezensiert habe ich meine jüngsten Hör-Erlebnisse von Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen.

Gestern konnten Ayhan und ich nicht schlafen. Ayhan ist irgendwann ins Wohnzimmer ausgewandert. Und ich habe etwas getan, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe: Im Bett auf meiner Dockingstation iPod gehört! :-)
Meine Wahl fiel auf Sorry von Zoran Drvenkar.

Bild

Hätte ich geahnt wie unglaublich brutal der anfängt, hätte ich ihn entweder gar nicht gehört oder aber nicht mitten in der Nacht als EINSCHLAFHILFE dazu gegriffen!

Aber: Die brutale Szene war direkt am Anfang. Ich denke im Buch war das der Prolog (ist beim hören ja nicht sichtbar). Wäre es in dem Stil weitergegangen, hätte ich des ausgemacht. Nicht unbedingt wegen der schlaflosen Nacht, sondern weil ich solche brutalen Thriller echt nicht brauche! Sie dienen in meinen Augen oft nur dem Zweck die Sensationslust im Leser/Hörer zu schüren. Oft sind es - finde ich - genau die Thriller, die sonst rein gar nichts zu bieten haben.

Doch bisher bereue ich nicht, dass ich dran geblieben bin. Denn nach der brutalen Szene wird es ausgesprochen interessant. Zum einen weil einem die Hauptfiguren auf eine mal etwas andere Art geschildert werden (von einem im Vorfeld schon alles wissenden Erzähler, der den Leser/Hörer persönlich anspricht, als meine er mit dem "Du" den Täter. Also als sei der Leser/Hörer der Täter selbst - sehr interessant! Ich bin mal gespannt, wie diese Erzählperspektive abschließend auf mich wirken wird. Im Moment schürt sie jedenfalls mein Interesse!). Und zum anderen weil ich die Figuren, auf die ich meinen Blick richte, sehr interessant erscheinen - allen voran der mysteriöse Chris.

Interessant und abwechslungsreich sind auch die verschiedenen Sprecher (u. a. Christian Berkel, der mich jüngst ja auch in Glattauers beiden Romanen sehr begeistert hat).

Ich freue mich schon auf meinen nach Hause Weg. Da kann ich noch ein bisschen weiterhören!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » Di 24. Feb 2009, 19:33

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:durch unsere anregende und aufschlussreiche Diskussion konnte ich (besonders durch Aspekte, die Rachel hier in die Diskussion mit eingebracht hat) eine Rezension zu Cormac McCarthys Die Straße schreiben, die mich zufrieden stellt. Danke für die Diskussion abermals! Für mich sehr bereichernd, da sich mir beim hören ja leider nicht die naheliegenden Gedanken so von allein aufgedrängt haben. Ich bin sehr dankbar fürs "mich an die Hand nehmen" bei diesem schwierigen Autor! (Rachel, ich schrieb gestern noch etwas dazu - ich hoffe, Du verstehst, dass ich Dir in den von Dir angesprochenen Punkten vollkommen recht gebe, nur eben selbst nicht drauf gekommen bin beim hören. Und die eventuellen Gründe dafür. Wie auch immer: Durch Dich und die Eindrücke der anderen hier, hat sich mir das ganze viel besser erschlossen!)

Klar verstehe ich das. Zu manchen Büchern oder Hörbüchern findet man eben einfach keinen richtigen Zugang, warum auch immer. Geht mir auch gelegentlich so, siehe unten. Schön, dass Dir die Diskussion ein bisschen weiter helfen konnte. Ich fand es wirklich ausgesprochen interessant, mich mit Euch über "Die Straße" auszutauschen und habe auch für mich einiges Neues aus der Diskussion gezogen.
Sehr schöne Rezension übrigens. :)

Mit "Cosi fan tutte" bin ich heute Morgen fertig geworden und ich glaube, mir ging es da ähnlich, wie Dir bei "Die Straße". Ich fand es ganz nett, aber irgendwie ist mir der Sinn hinter der Geschichte einfach verborgen geblieben und das Ende fand ich ehrlich gesagt ziemlich plump. Das Hörbuch blieb für mich leider weit hinter der souveränen Leserin zurück. Das mag möglicherweise auch an den Kürzungen liegen, aber in meinen Augen verpasst man nichts, wenn man es nicht hört. Wirklich schade, denn die Ausgangsidee fand ich wirklich gelungen. Weitere Meinungen zu dem Hörbuch würden mich sehr interessieren.

Als nächstes tendiere ich ich zu "Gut gegen Nordwind", Petra, deine Rezension macht wirklich neugierig darauf. :)

Und auf deine abschließende Meinung zu "Sorry" bin ich ebenfalls schon sehr gespannt. Die Idee dahinter klingt ungewöhnlich, finde ich.
Liebe Grüße,
Rachel

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