Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Bonny » Mo 5. Sep 2011, 10:58

steffi hat geschrieben:Ich hatte von „Winterkartoffelknödel“ nur noch die winterlichen Szenen so richtig im Kopf. Interessant, dass gar nicht das ganze Hörbuch im Winter spielt. Tss… mein Gedächtnis.

Somit egal wann, Bonny, Ihr habt bestimmt einen vergnüglichen Hörspaß vor Euch!


Ok, dann weiß ich bescheid. Ich werde es meinem Mann wahrscheinlich in den Adventskalender tun.
Aber erstmal werden wir wohl sowieso die Eifel-Krimis zu Ende hören. Aber ich kann dann ja mal wieder hier berichten, wenn die nächste Autoreise ansteht :)
Liebe Grüße,
Sabine

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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Di 6. Sep 2011, 08:50

Hallo zusammen,

“Im Krieg und in der Liebe“ habe ich jetzt ca. zur Hälfte gehört. Es gefällt mir nach wie vor sehr gut. Wenn ich mir auch weiterhin sicher bin, dass für mich hier das Hörbuch (anstatt des Buches) die richtige Wahl war. Die Episoden aus Paulines und Michaels Ehe sind gut getroffen. Jetzt geht es mehr um deren Kinder, besonders Lindy, die ihnen abhanden gekommen ist. Schon sehr traurig, wie ein Leben entgleiten kann.

Einmal mehr steht für mich auch fest, dass Eva Mattes eine ganz ausgezeichnete Sprecherin ist. Es ist eine Freude, ihrem Erzählfluss zu lauschen.

@Steffi: Das geht mir auch so: Beim Sonnen höre ich lieber Hörbuch, als das ich lese. Man wird so auch im Gesicht braun, muss nicht gegen die Sonne anblinzeln (für mich auf die Dauer anstrengend für die Augen), und kann schön dösen – oder, wie Du sagst, Leute beobachten. Und auch die Aussicht genießen - das Meer, den Strand…

Mit dem Krimi von Andreas Föhr hast Du bestimmt nichts falsch gemacht. Unterhaltsames, Spannendes, genau der richtige Hörstoff für den Strand. Und wie ich lese, war er mindestens so gut, wie der erste Band. Schön, dass der Fall auch überzeugen konnte, der Charme aber durchs drum herum erzeugt wurde. Dass die Charaktere nicht verblassen, freut mich. Denn die waren es schon bei „Der Prinzessinnenmörder“, die mich auf einen zweiten Band freuen ließen.

"Tante Julie und der Kunstschreiber“ ist bestimmt interessant. Aber sicher eher für eine andere Gelegenheit, als am Strand.

@Bonny: Das Hörbuch in den Adventskalender zu stecken, finde ich eine sehr schöne Idee! Wann auch immer Ihr es dann hört, ich freue mich auf Eure Eindrücke. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Turni » Di 6. Sep 2011, 20:34

Ich höre gerade Allmen und die Libellen von Martin Suter.

BESCHREIBUNG

Allmen, eleganter Gentleman, Lebemann, Kunstsammler und charmanter Hochstapler, hat das Millionenerbe seines Vaters durchgebracht. Das Anwesen musste er verkaufen, er hat sich mit seinem lebenserfahrenen Faktotum Carlos aus Guatemala ins bescheidene Gewächshaus zurückgezogen. So schlecht er mit Geld umgehen kann, so virtuos beherrscht er den Umgang mit Schulden und Gläubigern. Insbesondere die diskrete Geschäftsbeziehung zu einem Antiquitätenhändler hilft ihm immer wieder aus der Bredouille.

Anfangs war Allmen guter Kunde, mittlerweile ist er guter Lieferant, erst mit Stücken aus der eigenen Sammlung, dann mit Objekten, über deren Herkunft ein Kavalier besser schweigt. Bis ihn nach einem alkoholseligen Abend Jojo, eine heißhungrige junge Frau, in die Seevilla ihres Vaters abschleppt und er dort eine Sammlung von fünf traumhaft schönen Jugendstil-Schalen entdeckt.

Meine Meinung: Ich habe jetzt 3,5 der 4,20 Stunden des ungekürzten Hörbuches gehört. Es kommt am Ende die ein oder andere dicke Überraschung.
Gert Heidenreich liest sehr gut und man kann kaum aufhören.

Es ist zwar nicht so gut wie die dunkle Seite des Mondes, aber gut.
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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Do 8. Sep 2011, 22:47

Hallo zusammen,

gerne teile ich euch mit, welche Hörbücher ich in der letzten Zeit gehört habe und berichte ganz subjektiv, wie sie auf mich wirkten.

Da wären zu nennen:

Das literarische Quartett
, mit Marcel Reich-Ranicki, Helmut Karasek, Sigrid Löffler u.a.

Herrlich, nach so vielen Jahren zu hören, was die Teilnehmer der Runde von verschiedenen Büchern, die ich teilweise hörte, gehalten haben.

So z.B.
Das Fokaultsche Pendel“ von Umberto Ecco, als Hörspiel auf MC
Auch ich habe das HB nach drei ernsthaften Versuchen abgebrochen.
Auch ich wollte es im Anschluss an „Der Name der Rose“, genau so wie dieses, verschlingen.
Zum Einen war das grundsätzlich keine gute Idee, nach diesem spannenden Buch. Außerdem war es für mich kein Thema. Das wurde mir jetzt, hierdurch, erst richtig klar.

Gehört habe ich vor vielen, vielen Jahren auch „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ von Susanna Tamaro als MC. Mir hat das HB damals gut gefallen. Es passte zu mir und meinem (damaligen) Zeitgeist. Wenn ich heute höre, wie man in diesem Kreis das Buch, die Autorin und die Leser „zerlegt“ hat, dann erstaunt mich das im Nachhinein.

Dann habe ich die Diskussion über „Verbrechen und Strafe“ gehört. Dieses HB steht auf meiner Wunschliste, weil ihr euch so interessant darüber ausgetauscht habt. Jetzt rutscht es auf dieser Liste nach oben.

Mit dem zeitlichen Abstand zu den Sendungen und mit meiner beginnenden Altersmilde, ;) kann ich manche Meinungen, Einschätzungen und Aufgeregtheiten heute schmunzelnd hinnehmen. Früher, bei der Ausstrahlung der Sendungen, konnte ich mich noch so herrlich aufregen. :lol:

Der Virtuose von Margriet de Moor, gehört als Hörspiel
Ich habe das Hörspiel vor vielen Jahren gehört, mir aber damals leider noch keine Notizen dazu gemacht. MRR war begeistert, aber die anderen Kritiker mochten das Buch nicht. Vielleicht sollte ich mir das HB jetzt nochmal anhören.

Drachenblut
von Christoph Hein
habe ich vor einigen Jahren gelesen und heute höre ich, dass das Buch schon damals in der Runde besprochen wurde. :)


Mir ist natürlich klar, dass von den Büchern die Rede ist. Ich aber nur die Hörbücher, teilweise auch nur gekürzt, kenne. Das ist schon ein Unterschied!

Dann kommen wir zu:
Lolita lesen in Teheran“ von Azar Nafisi, gelesen von Jasmin Tabatabai
Die Autorin hat in den 70er Jahren den Machtwechsel von Schah Reza Pahlewi zu Ayatollah Khomeini hautnah im Iran erlebt. Es wird stark Bezug auf zwei Bücher genommen, wovon ich eines, „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, erst kürzlich gehört habe und das andere Buch „Lolita“ von Vladimir Nabokov, das ich noch nicht kenne.
Frauen treffen sich privat einmal in der Woche, um über „unerwünschte“ Literatur s.o. zu diskutieren. In der Gruppe eine Außenseiterin. Die Problematik zeichnet sich ab.
Das Buch hat mir gut gefallen aber die Wahl für Frau Tabatabai als Sprecherin finde ich unglücklich. Mir ist die Stimme zu jung, denn die Autorin erzählt in der Jetzt-Zeit von früher. Da hätte ich mir eine ältere Sprecherin gewünscht.
Um den Worten Nachdruck zu verleihen, betont die Sprecherin besonders stark. Das hat mir nicht so gut gefallen. Frau Tabatabai gibt sich sehr viel Mühe und man hört es, leider.

Die Analphabetin von Agota Kristof, gelesen von Hannelore Hoger
Was für ein berührendes Buch! Diese junge, belesene und gebildete Frau fällt aus ihrem Lebens- und Sprachraum in ein fremdes Land mit fremder Sprache. Sie wird, obwohl sie schon mit 4 Jahren lesen konnte zur Analphabetin.
Das Buch nimmt den Leser mit in die Gefühlswelt dieser Frau, die in allen Punkten in der Fremde bei Null anfangen muß und es doch schafft, ihren Ausdruck auch in der neuen Sprache zu finden.
Frau Hoger liest das Buch wunderbar. Diese Kombination von Buch und Sprecherin gefällt mir sehr, sehr gut!

Der alte König in seinem Exil
von Arno Geiger,
ungekürzt gelesen von Matthias Brandt
An einem Regen verhangenen Tag habe ich mir die Zeit genommen und mich auf diese Familien- und gleichzeitig Krankengeschichte konzentriert.
All jenen, die sich mit der Krankheit „Demenz“ beschäftigen möchten oder auch müssen, kann ich dieses Hörbuch sehr empfehlen! Der Autor nähert sich behutsam, am Beispiel seines Vaters, dieser Krankheit. Herr Geiger beschreibt viele Situationen, die er mit seinem kranken Vater erlebt hat, ohne ihn lächerlich zu machen oder ihm seine Würde zu nehmen. Er zeigt aber Möglichkeiten auf, mit der Krankheit vielleicht etwas leichter umgehen zu können.
Vielleicht schaut man, nachdem man das HB gehört hat, etwas bewusster auf Aktionen und Reaktionen älterer Menschen im eigenen Umfeld.
Matthias Brandt fühlt sich beim lesen sehr gut in den Text ein.
Ich vergebe sehr gerne ***** für das Buch und Matthias Brandt für die Umsetzung.

Viele Grüße,
Natifine
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon steffi » Fr 9. Sep 2011, 08:44

@NatiFine: Interessant, deine Hörerlebnisse. Ich bin neulich zufällig auf eine alte Sendung des literarischen Quartetts gestossen und habe mich ebenfalls amüsiert - und gleichzeitig ware es sehr interessant. Schade, dass für so eine Sendung wohl kein Platz mehr zu sein scheint.

Ich habe mit Anna Enquist " Letzte Reise" begonnen. Ich finde den Ansatz ganz spannend: wie fühlt sich die Frau, wenn der Mann auf langen Seereisen ist und sie sich um alles kümmern muss und auch alle Verantwortung tragen muss. Ein bißchen stört mich aber, dass Elizabeth sehr intellektuell geschildert wird, sie macht sich sehr viele Gedanken und analysiert diese, ich weiß nicht genau, ob ich das einer Frau im 18. Jahrhundert abkaufe. Leider wird nichts über ihre Erziehung und den familiären Hintergrund bekannt. Auch erfährt man bisher wenig über die tatsächlichen Lebensumstände - ich vermute mal, dass das auch Absicht ist und so bleiben wird.
Gruss von Steffi

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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Fr 9. Sep 2011, 10:37

Hallo zusammen,

ich höre (immer noch sehr gerne) Anne Tylers „Im Krieg und in der Liebe“. Haben mich anfangs noch die abrupten Umbrüche in den Szenen von Kapitel zu Kapitel befremdet, so empfinde ich die Darstellung nun als reizvoll. Anne Tyler geht mit Pauline und Michael durch die Jahre, bleibt immer mal wieder an einem Punkt hängen, und gibt Einblicke in deren Beziehung, und verdeutlicht damit, dass sie immer wieder an ihrer Gegensätzlichkeit scheitern. Und nun leben sie bereits seit einigen Jahren getrennt. Auch diese Szenen sind sehr gut ausgeleuchtet. Ich bin gespannt, wie es sich für die beiden entwickelt. Denn nach der Frage, ob ein Zusammenleben möglich ist, stellt sich laut Inhaltsbeschreibung Michael am Ende die Frage, ob man seine große Liebe einfach so vergessen kann. Sehr einfühlsam gelesen von Eva Mattes.

Maria, gefällt es Dir inzwischen besser?

@NatiFine: Dein Bericht war mal wieder ein Genuss! Schon Deiner Signatur hatte ich drüben im Buecher4um entnommen, dass Du mit großer Freude „Das Literarische Quartett“ hörst. Hier jetzt einen ausführlichen Bericht darüber zu finden, freut mich sehr. Mir ging es kürzlich ja ähnlich. Auch wenn ich mir noch einige der Beiträge aufgespart habe. Ich will immer wieder zwischendurch darin weiter hören. Zu groß ist der Genuss! :-)

Übrigens wurde ich auch auf Bücher neugierig gemacht. Wenn ich diese gelesen habe, werde ich mir die entsprechenden Beiträge aus dem Literarischen Quartett nochmals anhören. Aber auch bei den Büchern, die ich schon gelesen habe, war ich entzückt darüber, die verschiedenen Meinungen des Quartetts zu hören. So z. B. über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Ich fand den damals überbewertet. Dass man sich im Quartett darüber einig war, es auch so zu empfinden, hat mich natürlich gefreut. Besonders weil die Gründe ähnlich waren.

Ich habe sehr genossen zu lesen, welche Bücher es bei Dir waren, die Du so noch mal neu betrachten konntest, NatiFine. Und meine eigene Neugierde auf „Verbrechen und Strafe“ hast Du durch Deinen Bericht ebenfalls erhöht. Sollte ich doch bald mal hören. Und auch den Beitrag dazu im Literarischen Quartett, um mir noch mehr Lust darauf zu machen.

Auch ich kann viel entspannter auf die manchmal sehr hitzigen Diskussionen schauen. Es ist wirklich ein außerordentliches Vergnügen, diese Sendungen noch mal erleben zu dürfen.

Von Margriet de Moor las ich damals „Kreutzersonate. Eine Liebesgeschichte“. War nicht so meins. Ich weiß nicht, wie es heute auf mich wirken würde. Aber es würde mich durchaus nochmal interessieren, wenn ich Tolstois „Kreutzersonate“, die ich vor Jahren mal entsetzt las (sein Gedankengut in seinen späten Jahren ist nahezu nicht nachvollziehbar – hat schon etwas wahnhaftes), noch mal höre (das habe ich vor, da mich „Eine Frage der Schuld“ von Sofja Tolstaja sehr interessiert, bei der ich mir erhoffe die andere Seite dieser Geschichte kennenzulernen), werde ich vielleicht vergleichend auch noch mal zu Margriet de Moor greifen. Eine gewisse Anlehnung an Tolstois „Kreutzersonate“ soll es ja geben. Ich war damals aber zu jung um das zu erkennen oder auch nur zu erahnen,

„Der Virtuose“ hat mich deshalb nicht mehr interessiert. Aber den Beitrag aus dem Literarischen Quartett werde ich mir interessiert anhören. Vielleicht gibt mir das einen neuen Blick auf die Autorin. Ich finde auch gut, dass die Meinungen auseinander gehen. Das hilft mir oft mehr, mir Eindrücke zu verschaffen.

„Drachenblut“ von Christoph Hein sagt mir nichts. Schaue ich mir aber doch gleich mal näher an, wo Du es mal gelesen hast, und es in der Runde besprochen wurde.

Zu Deinen anderen Hörbüchern der letzten Zeit:

„Lolita lesen in Teheran“ von Azar Nafisi habe ich als Buch. Es liegt schon so lange, dabei interessiert es mich sehr. Wie mir scheint, bin ich hier mit dem lesen besser bedient als mit dem hören. Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Bericht! Dass darin so stark Bezug auf „Der große Gatsby“ genommen wird, wusste ich nicht (Nabokovs Lolita schon). Das ist interessant zu wissen. Denn ich möchte den großen Gatsby seit einigen Jahren gern lesen. Er steht oft in der engeren Auswahl. So werde ich mit „Lolita lesen in Teheran“ warten, bis ich Zeit für F. Scott Fitzgerald hatte. Das unzutreffende Alter von Frau Tabatabai würde mich glaube ich auch stören. Ebenfalls die bemühten Betonungen.

„Die Analphabetin“ von Agota Kristof habe ich kürzlich ja auch gehört. Nicht wahr? Berührend. Wie sie, diese belesene Frau, die Sprache verliert, als sie in einem fremden Land neu die Sprache erlernen muss. Was es heißt, ganz von vorne anzufangen, ist schon unvorstellbar genug. Aber die geliebte Sprache einbüßen zu müssen, muss ein unermesslicher zusätzlicher Verlust sein. Und Hannelore Hoger ist die ideale Besetzung für das Hörbuch – habe ich ganz genauso empfunden. Schön, dass es Dir auch so gelegen hat.

Ebenfalls freut mich sehr, dass Du „Der alte König in seinem Exil“ zu schätzen wusstest. Er hilft wirklich zu einem besseren Verständnis der Krankheit. Ich finde es ebenfalls bemerkenswert, dass er seinen Vater nicht der Lächerlichkeit preis gibt, sondern ihn würdig – auch in seiner Demenz – schildert. Im Gegenteil finde ich es sogar sehr gut, dass er über ihn schreibt. Würde er den Wunsch unterdrückt haben, würde er den Vater verleugnen. Aber diese Phase seines Lebens gehört zu ihm. Zur ganzen Familie Geiger. Und das kann gewiss nur jemand verstehen, der selbst so etwas erleben musste, in seinem näheren Umfeld. Für jeden, der Betroffen ist, ein ganz tolles Buch, da hilft zu verstehen und einen besseren und sichereren Umgang mit der Krankheit zu finden. Dass es ungekürzt gelesen war, hat mich auch sehr gefreut! Und Matthias Brandt hat das so perfekt gemacht, dass man dachte, er erzählt nicht die Geschichte der Geigers, sondern seine eigene. Für mich eines der Highlights des Jahres! Falls Du nachlesen magst, hier ist meine :arrow: Rezension dazu.

@Steffi: Schön, dass Du zu Anna Enquists „Letzte Reise“ gegriffen hast. Meine Eindrücke sind noch recht frisch, und ich freue mich auf Deine. Ich hatte auch das Gefühl, dass Anna Enquist sich gar nicht erst bemüht, das damalige Denken allzu sehr zu berücksichtigen. Das ist einerseits befremdlich, andererseits hat es einen ganz eigenen Reiz ausgeübt. Denn dadurch blieben die Gefühle, die diese Frau gehabt haben muss, purer, unverstellter. Schlecht auszudrücken. Ich habe dazu (bzw. besonders zur manchmal für diese Zeit unpassende Ausdrucksweise) in meiner :arrow: Rezension auch noch etwas geschrieben, da es mir auch auffällig (und beabsichtigt) erschien. Wie ich lese, erkennst Du es auch als Absicht. Für mich ist das interessant, da es meine eigene Einschätzung stützt.

@Turni: Ich hatte „Allmen und die Libellen“ angefangen zu hören, aber mich dann erst mal für was anderes entschieden. Ich weiß nicht, ob ich einfach nicht in der Stimmung dafür war, oder es mich nicht so recht überzeugte. Das werde ich wohl irgendwann noch mal ausprobieren. Denn das scheint ja durchaus unterhaltsam zu sein.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Fr 9. Sep 2011, 10:57

Hallo zusammen,
nur mal eben auf die Schnelle!

@ Steffi
"Letzte Reise" habe ich auch gehört. Das HB gefiel mir sehr gut und ich wünsche dir weiterhin gute Unterhaltung.

@ Petra

Unbedingt solltest du "Der große Gatsby" vor "Lolita lesen in Teheran" lesen oder hören! Es ist wichtig! In "Lolita lesen in Teheran" wird dem Buch "Der große Gatsby" der Prozess gemacht. Um Anklage und Verteidigung dabei verstehen zu können, sollte man unbedingt das Buch kennen!

Bis bald
L.G.
Natifine
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 9. Sep 2011, 17:43

steffi hat geschrieben: Ich habe mit Anna Enquist " Letzte Reise" begonnen. Ich finde den Ansatz ganz spannend: wie fühlt sich die Frau, wenn der Mann auf langen Seereisen ist und sie sich um alles kümmern muss und auch alle Verantwortung tragen muss. Ein bißchen stört mich aber, dass Elizabeth sehr intellektuell geschildert wird, sie macht sich sehr viele Gedanken und analysiert diese, ich weiß nicht genau, ob ich das einer Frau im 18. Jahrhundert abkaufe. Leider wird nichts über ihre Erziehung und den familiären Hintergrund bekannt. Auch erfährt man bisher wenig über die tatsächlichen Lebensumstände - ich vermute mal, dass das auch Absicht ist und so bleiben wird.


Hallo Steffi,

das ist ein interessanter Gedankenansatz. Hätte eine Frau (deren Eltern eine Kneipe besaß) zur damaligen Zeit dies derart reflektieren können ?

Doch da wenig über sie überliefert ist, hat sich das die Autorin sehr geschickt zu Nutze gemacht. Ich glaube nämlich auch, dass das durchaus so beabsichtigt ist.

@Petra,
ich wollte ja nochmals auf deine Fragen eingehen und im Nachwort nachschlagen. Doch ich bin noch nicht dazu gekommen. Irgendwie habe ich nach Beendigung des Hörens das Thema abgehakt. :oops:

Viel Spaß beim Weiterhören, Steffi :-)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Turni » Sa 10. Sep 2011, 11:01

@Petra: Ja, Allmen wird erst interessant. Am Anfang plätschert es etwas hin mit seiner Vorstellung.

Im Moment höre ich Daniela Krien:
Irgendwann werden wir uns alles erzählen.
4 CDs ungekürzt

Sommer 1990, ein Bauerndorf nahe der deutsch-deutschen Grenze, die gerade keine mehr ist. In ihrem literarischen Debüt schildert Daniela Krien eine Liebesgeschichte von archaischer Wucht, die Zeitgeschehen und Existentielles auf zwingende Weise miteinander verschränkt.
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Re: Hörerlebnisse 2011 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Sa 10. Sep 2011, 13:41

Hallo zusammen,

@NatiFine: Lieben Dank für die genaue Beschreibung, warum es wirklich von großem Vorteil ist, vor „Lolita lesen in Teheran“ „Der große Gatsby“ zu lesen. Sehr wertvoll, Dein Hinweis. Zumal mich beide Bücher wirklich stark interessieren.

@Turni: Gut zu wissen, Allmen bekommt somit noch mal eine Chance. Ich glaube, es lag auch an meiner Stimmung. Denn Allmen ist schon eine recht konstruierte Figur, der man allzu sehr anmerkt, dass sie anders sein soll. So war zumindest mein Eindruck. Und danach war mir grade nicht. Aber ich weiß, es gibt Momente, wo mir das mehr liegt.

Sehr interessiert habe ich gelesen, dass Du derzeit „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ hörst. Den Roman von Daniela Krien liest Doris ja gerade, und sie hat mich darauf neugierig gemacht. Allerdings auf das Hörbuch, denn ich habe gesehen, dass es eine ungekürzte Lesung gibt, zudem noch mit Anna Thalbach, die ich mir für diese zarte Geschichte wirklich gut vorstellen kann. Und solche Romane höre ich eher als dass ich sie lese – mangels Lesezeit. Somit bin ich jetzt ausgesprochen interessiert an Deinen Eindrücken. Bitte berichte, ja?

@Maria: Macht nichts, Maria. :-)
Inzwischen sind die Fragen für mich auch in den Hintergrund gerückt. Ich habe nach ein paar Tagen, die mich das Hörbuch noch beschäftigt hatte (ein sicheres Zeichen dafür, dass es ein eindringliches, außergewöhnliches Hörerlebnis war), auch damit abgeschlossen. Mal sehen, ob noch mal Fragen hochkommen durch Steffis Eindrücke.
Liebe Grüße,
Petra


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