Gerade im Player oder auf den Ohren...

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » Di 3. Mär 2009, 12:45

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Dass Dich diese Empfindlichkeiten gegeneinander bei Emmi und Leo stellenweise nerven kann ich schon verstehen. Ich konnte sie aber dennoch sehr gut verstehen und finde sie auch sehr authentisch. Denn Verliebte sind gegeneinander so empfindlich. Legen jedes Wort auf die Goldwage. Und in ihnen streiten sich Vernunft und Gefühl und Stolz und Eifersucht. Dass Emmi das also mit Mia vorschlägt und dann als Leo es tatsächlich macht, konnte ich insofern doch nachvollziehen. Zwar ist es für einen Außenstehenden (Zuhörer) nervig. Aber genauso sind Verliebt ja oft: Die Logik und Unabdingbarkeit ihres Handelns erschließt sich nur ihnen selbst, nicht aber dem Objekt der Begierde. Und Außenstehenden schon mal gar nicht. ;-)

Ich weiß nicht, ich finde dieses ganze Hin und Her, das zu nichts führt, doch ziemlich nervig. Am Anfang war ich auch noch sehr angetan, aber irgendwie führt das Ganze zu so überhaupt nichts, das gibt mir irgendwie nichts. Und verliebt hin oder her, ich würde Emmi und Leo am liebsten schütteln. Mir sind die beiden zunehmend unsympathisch und ehrlich, es ist mir zunehmend ein Rätsel, was die beiden aneinander finden. Für mich funktioniert das Ganze einfach nicht so richtig.

Für mich persönlich ist es kein UNBEDINGTES (wenn auch erwünschtes) Kriterium, dass ein Hörbuch mehr können muss als mich gut unterhalten, um ein Topp-Hörerlebnis zu werden. Wenn es darüber hinaus noch mehr kann, bin ich umso begeisterter. Aber dennoch kann ich von rein unterhaltsamen Hörbüchern durchaus sehr begeistert sein. Mein absolutes Lieblings-Hörbuch z. B. zählt in die Kategorie "bloße Unterhaltung" ohne weitere Aussage. Es ist "Die Brautprinzessin". Zwar liebe ich auch Hörbücher, in denen noch eine Aussage zu finden ist, aber für mich muuuuuss es nicht unbedingt sein, um mich restlos zu begeistern. Sehr wichtig sind mir auch immer die Sprecher. Und die finde ich in Glattauers E-Mail-Austausch wirklich große klasse.

Schwierig zu erklären, aber wie bei Büchern ist es bei Hörbüchern für mich eine rein subjektive Entscheidung, ob ich von einem Hörbuch begeistert bin, oder nicht. Und dazu gehört schon mehr, als dass ich es ganz unterhaltsam finde, so wie "Gut gegen Nordwind". Unterhaltsam aber eben nichts besonderes. Guter Durchschnitt eben. Das heißt nicht, dass nur anspruchsvollste Literatur (wer auch immer definiert, was das ist), sehr gut sein kann. Mich persönlich muss die Geschichte besonders ansprechen, warum auch immer. Das Problem mit "Gut gegen Nordwind" ist also nicht, dass es keine tiefere Aussage gibt, aber ich habe in letzter Zeit einfach jede Menge Besseres gehört, auch reine Unterhaltung, wie "Anne auf Green Gables", die Kluftingers oder Richard Stark.
Und klar, gute Sprecher gehören zu einem guten Hörbuch selbstverständlich dazu, sie alleine machen aber kein gutes Hörbuch aus.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Di 3. Mär 2009, 12:59

Hallo Rachel,

Rachel hat geschrieben:Schwierig zu erklären, aber wie bei Büchern ist es bei Hörbüchern für mich eine rein subjektive Entscheidung, ob ich von einem Hörbuch begeistert bin, oder nicht. Und dazu gehört schon mehr, als dass ich es ganz unterhaltsam finde, so wie "Gut gegen Nordwind". Unterhaltsam aber eben nichts besonderes. Guter Durchschnitt eben. Das heißt nicht, dass nur anspruchsvollste Literatur (wer auch immer definiert, was das ist), sehr gut sein kann. Mich persönlich muss die Geschichte besonders ansprechen, warum auch immer.


Das geht mir ja ganz genauso. Ich hatte nur Deinen Satz aus dem Posting davor anders verstanden. Du schriebst: "Es bleibt aber die Tatsache, dass "Gut gegen Nordwind" für mich eben "nur" gute Unterhaltung ist, und nichts, was mich völlig begeistert."

Ich hatte daraus geschlossen, dass der Punkt, dass es "nur" gute Unterhaltung ist schon reichte um es kein Topp werden zu lassen.

So wie Du es jetzt schreibst, geht es Dir aber exakt so wie mir. Und sicher wie den meisten hier: Ob ein Hörbuch ganz nett oder gut oder ein Topp ist, ist eine subjektive Sache. Und ich denke, das erklärt auch, warum Dir "Gut gegen Nordwind" nicht soooo gut gefällt, Binchen und mir jedoch sehr. Es ist die rein subjektive Empfindung.

Rachel hat geschrieben:Und verliebt hin oder her, ich würde Emmi und Leo am liebsten schütteln. Mir sind die beiden zunehmend unsympathisch und ehrlich, es ist mir zunehmend ein Rätsel, was die beiden aneinander finden. Für mich funktioniert das Ganze einfach nicht so richtig.


Vielleicht erscheint es mir auch glaubhafter, weil ich mich selbst schon mal über E-Mail verliebt habe. Es entstand nach ewig langem hin und her (1.800 E-Mails) eine 7-jährige Beziehung. Ich konnte vieles in dem Austausch zwischen Emmi und Leo nachvollziehen. Ich nickte oft mit dem Kopf und dachte mir: So ist es! ;-)

Was die beiden aneinander finden? Sie deuten es selbst schon ab und zu an. Es ist zum einen die VORSTELLUNG vom anderen. Man kennt den anderen nicht und malt ihn sich so aus, wie man ihn sich wünscht... sich per E-Mail kennenlernen ist ein sehr merkwürdiges Gefühl. Und man verliebt sich - wenn es denn mal zu einer Beziehung kommt - zweimal. Oder dreimal. Erst per E-Mail. Und dann muss man, wenn es wirklich was gegen soll, die Vorstellung desjenigen mit dem realen Bild in Einklang bringen. Sich insofern komplett noch mal neu in denjenigen verlieben. Das geht meistens nicht gut. Denn die Realität lässt sich oft mit dem Bild, das man sich gemacht hat, nicht in Einklang bringen. Zumal es noch mehr eigene Wünsche beinhaltet (anstelle der Realität), als es schon beim normalen Verlieben der Fall ist. (In meinem Fall habe ich mich sogar drei Mal verlieben müssen: Per E-Mail, per Telefon, dann real und persönlich.)

Mich würde interessieren, ob Daniel Glattauer selbst schon mal solch eine Erfahrung gemacht hat? Denn er hat da so vieles mit hineingebracht, wie ich es selbst auch erlebt/empfunden habe, dass es mich sehr erstaunt hat.

Für mich somit sehr unterhaltsam. Aber auch sehr interessant, wegen des Bezugs zu meinen eigenen Erfahrungen.

Rachel hat geschrieben:Und klar, gute Sprecher gehören zu einem guten Hörbuch selbstverständlich dazu, sie alleine machen aber kein gutes Hörbuch aus.


Sie alleine nicht. Finde ich auch. Aber für mich kann ein guter Sprecher eine "ganz nette" Geschichte schon zu einer wirklich guten anheben. Wenn der Sprecher es einfach derart faszinierend vorträgt, dass ich allein dafür voller Bewunderung bin.

Ich hatte mal (auch ein Beispiel aus der Kategorie "bloße Unterhaltung") ein Buch von Joy Fielding gelesen. War mir 3 Sterne wert. Gute, solide, spannende Unterhaltung. Aber Hansi Jochmann hatte das so passend und stimmig in Szene gesetzt, dass mir das Hörbuch 4 Sterne wert war. So meinte ich das. Wenn die Geschichte so rein gar nichts taugt, dann kann ein guter Sprecher allein es natürlich auch nicht mehr retten.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » Di 3. Mär 2009, 13:31

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Das geht mir ja ganz genauso. Ich hatte nur Deinen Satz aus dem Posting davor anders verstanden. Du schriebst: "Es bleibt aber die Tatsache, dass "Gut gegen Nordwind" für mich eben "nur" gute Unterhaltung ist, und nichts, was mich völlig begeistert."

Ich hatte daraus geschlossen, dass der Punkt, dass es "nur" gute Unterhaltung ist schon reichte um es kein Topp werden zu lassen.

Das war eher so gemeint, dass ich das Hörbuch nicht total schlecht finde, also nicht daran denke abzubrechen, weil es mich irgendwie schon interessiert, wie es ausgeht. Eben ganz unterhaltsam, aber nicht wirklich sehr gut. Ich hoffe, das ist jetzt klar? :)

So wie Du es jetzt schreibst, geht es Dir aber exakt so wie mir. Und sicher wie den meisten hier: Ob ein Hörbuch ganz nett oder gut oder ein Topp ist, ist eine subjektive Sache. Und ich denke, das erklärt auch, warum Dir "Gut gegen Nordwind" nicht soooo gut gefällt, Binchen und mir jedoch sehr. Es ist die rein subjektive Empfindung.

Natürlich, ich würde ja nie behaupten, dass "Gut gegen Nordwind" total miserabel ist und jeder, der das Hörbuch gut findet, sowieso keine Ahnung hat, was gute Literatur ist. Mir persönlich gibt das Hören einfach nicht viel, Euch dafür schon. Geschmäcker sind eben verschieden. Ich finde es auch sehr interessant zu lesen, warum Dir das Hörbuch so gut gefallen hat.

Was die beiden aneinander finden? Sie deuten es selbst schon ab und zu an. Es ist zum einen die VORSTELLUNG vom anderen. Man kennt den anderen nicht und malt ihn sich so aus, wie man ihn sich wünscht... sich per E-Mail kennenlernen ist ein sehr merkwürdiges Gefühl. Und man verliebt sich - wenn es denn mal zu einer Beziehung kommt - zweimal. Oder dreimal. Erst per E-Mail. Und dann muss man, wenn es wirklich was gegen soll, die Vorstellung desjenigen mit dem realen Bild in Einklang bringen. Sich insofern komplett noch mal neu in denjenigen verlieben. Das geht meistens nicht gut. Denn die Realität lässt sich oft mit dem Bild, das man sich gemacht hat, nicht in Einklang bringen. Zumal es noch mehr eigene Wünsche beinhaltet (anstelle der Realität), als es schon beim normalen Verlieben der Fall ist. (In meinem Fall habe ich mich sogar drei Mal verlieben müssen: Per E-Mail, per Telefon, dann real und persönlich.)

Dass Du so etwas Ähnliches schon einmal erlebt hat, hilft sicher wirklich, dass Dich die Geschichte ganz besonders anspricht. Aber ich selbst kenne auch verschiedene Personen, die das Buch toll fanden, ohne etwas Vergleichbares erlebt zu haben, daran allein liegt es also nicht, dass ich mich das Ganze nicht so anspricht.
Und ich verstehe schon, dass die beiden sich eben eine ideale Vorstellung des anderen zurecht gelegt haben. Mein Problem ist aber, dass ich die eMails eher nervend finde. Ich könnte mir von jemandem, der so schreibt, keine positive Wunschvorstellung ausmalen, auch eine noch so unrealistische. Weil mir die Mails die Personen dahinter unsympathisch machen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sich aufgrund dieser Mails verlieben kann, wie man sich generell nur aufgrund von Mails verlieben kann, das kann ich schon verstehen. Außerdem stört mich Emmis Mann in der ganzen Geschichte.

Nachdem es mir anfänglich noch gut gefallen hat, hat sich für mich diese eMail-Idee einfach schnell abgenutzt und mir gefällt das Ganze immer weniger. Es passiert absolut nichts Neues, alles wiederholt sich nur noch und führt zu nichts.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Di 3. Mär 2009, 14:48

Hallo Rachel,

Rachel hat geschrieben:Das war eher so gemeint, dass ich das Hörbuch nicht total schlecht finde, also nicht daran denke abzubrechen, weil es mich irgendwie schon interessiert, wie es ausgeht. Eben ganz unterhaltsam, aber nicht wirklich sehr gut. Ich hoffe, das ist jetzt klar? :)


Ja, jetzt völlig klar! :)

Rachel hat geschrieben:Natürlich, ich würde ja nie behaupten, dass "Gut gegen Nordwind" total miserabel ist und jeder, der das Hörbuch gut findet, sowieso keine Ahnung hat, was gute Literatur ist. Mir persönlich gibt das Hören einfach nicht viel, Euch dafür schon. Geschmäcker sind eben verschieden. Ich finde es auch sehr interessant zu lesen, warum Dir das Hörbuch so gut gefallen hat.


Zum letzten Satz: Geht mir ganz genauso! Das ist auch der Grund, warum ich immer nachhake. Also nicht, weil ich denke Du könntest meinen, dass Deine Meinung RICHTIG ist und unsere FALSCH (Du weißt, dass es in der Literatur Empfindungen gibt und das ganz vieles subjetiv ist). Sondern weil ich es sehr interessant finde, wenn Meinungen über ein Buch oder Hörbuch auseinander gehen. Gerade wenn man oft ein ähnliches subjektives Empfinden hat. Wenn es dann doch mal so sehr abweicht, dann interessiert mich immer sehr, woran es liegt! Und freue mich ebenfalls zu lesen, was Dir daran missfallen oder nicht so zugesagt hat. :-)
Zumal ich denke, dass genau dann die interessantesten Diskussionen zustande kommen, wenn man nicht gänzlich unterschiedliche Geschmäcker hat und dann aber doch mal völlig voneinander in der Empfindung abweicht. Da gibt es oft die besten Diskussionsgrundlagen, finde ich.

(Ich werde Dich - heute oder an einem anderen Tag - auch noch drüben wegen "Das Familienleben" von Anne Enright löchern... nein, *lach*, nicht löchern nur fragen... was Dich daran abgeschreckt hatte beim reinlesen. Ich kann mir einiges vorstellen. Wüsste es aber gern von Dir.)

Rachel hat geschrieben:Dass Du so etwas Ähnliches schon einmal erlebt hat, hilft sicher wirklich, dass Dich die Geschichte ganz besonders anspricht. Aber ich selbst kenne auch verschiedene Personen, die das Buch toll fanden, ohne etwas Vergleichbares erlebt zu haben, daran allein liegt es also nicht, dass ich mich das Ganze nicht so anspricht.


Wollte ich auch gerade beim lesen schon einwenden: Das allein kann es auch nicht sein, weil so viele sehr begeistert sind von "Gut gegen Nordwind".
Aber in meinem Fall hat es noch das Tüpfelchen auf dem (ansonsten wirklich rein unterhaltsamen) "i" gemacht. Oder es hat mir das - für Außenstehende/Zuhörer - endlose Hin und Her (denn das ist unbestreitbar: Es GIBT dort ein endloses Hin und Her) - verständlicher gemacht. Denn jeder hat auch sein reales Leben. Und der Wunsch nach einem Zusammensein (oder einfach nur den anderen nicht mehr missen wollen) deckt sich bei solchen E-Mail-Beziehungen/Freundschaften oft nicht mit dem realen Leben. Denn da gibt es doch meistens noch irgendwo einen Bernhard! ;-)

Rachel hat geschrieben:Außerdem stört mich Emmis Mann in der ganzen Geschichte.


Kannst Du es näher erklären? Wie/warum genau stört er Dich?

Ich fand ihn auch "störend". Aber nur weil er Emmi im Weg steht. Er kann gar nichts dafür, dass er das tut. Es ist eher tragisch. Aber auch das fand ich persönlich nachvollziehbar. Manchmal tut man sich mit einem Menschen zusammen... ohne dass es die klassische große Liebe ist, für die man alles tun würde. Und dann kommt plötzlich jemand, der einen eiskalt erwischt. Der Traummann (muss nicht mal mit dem Verstand erklärbar sein... ist es sogar meistens sicher nicht). Und dann wird zwangsläufig der bisherige Lebenspartner auf den Prüfstand gestellt. Und man kann nicht mehr übersehen, dass man sich aus anderen Gründen als pure Liebe und Leidenschaft einem Menschen zugewandt hatte. Und Liebe/Leidenschaft ist (vielleicht leider) doch meistens stärker. Wenigstens für eine Weile. Die reicht oft aus, eine Vernunfts-Beziehung zu zerstören.

Rachel hat geschrieben:Nachdem es mir anfänglich noch gut gefallen hat, hat sich für mich diese eMail-Idee einfach schnell abgenutzt und mir gefällt das Ganze immer weniger. Es passiert absolut nichts Neues, alles wiederholt sich nur noch und führt zu nichts.


Kann ich schon verstehen, dass es bei Dir nicht zündet. Denn stimmt einerseits schon: Es geht Hin und Her und Hin und Her und es wiederholt sich und führt - erstmals oder auch endgültig - zu nichts. Ich denke zwar, dass das oft im (E-Mail-)Leben so ist. Aber ich verstehe auch gut, dass es nerven kann und es eben nicht zündet.

Will heißen: Ich habe Dich jetzt recht genau verstanden! Das freut mich, denn wie gesagt, ich möchte eine andere Empfindung immer sehr gern verstehen können. Kann ich jetzt! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » Di 3. Mär 2009, 15:34

Hallo Petra,

ja sehe ich ganz genauso. Ich finde unsere Diskussion auch ausgesprochen interessant. Gerade bei einem solchen Buch, von dem so viele Personen, darunter auch viele (so wie Du :)), deren Geschmack ich sonst ja oft teile, begeistert sind, interesiert mich einfach, was daran den Reiz ausmacht. Gerade auch dann, wenn das für mich nicht so ersichtlich ist. Ich finde unsere Diskussion auf jeden Fall ausgesprochen spannend und bereichernd. Und dass es bei Gefallen oder Nichtgefallen eines Buches nie um richtig oder falsch geht, sondern immer nur um Geschmacksfragen und persönliche Empfindungen, da sind wir uns ja glücklicherweise völlig einig.

Und ich glaube, Dank unserer Diskussion habe ich jetzt recht gut verstanden, was Dich an "Gut gegen Nordwind" so begeistert hat. Schön. :)

Petra hat geschrieben:
Rachel hat geschrieben:Außerdem stört mich Emmis Mann in der ganzen Geschichte.


Kannst Du es näher erklären? Wie/warum genau stört er Dich?

Für mich passt da was nicht zusammen. Zum einen wird immer wieder erwähnt, wie glücklich die Ehe ist (und das nicht nur von Emmis Seite, die sich ja auch etwas vormachen könnte, sondern auch von Mia), dazu passt aber nicht, was Emmi über die Beziehung schreibt, in der sie und Bernhard ja scheinbar alles getrennt machen. Was aber ja im Endeffekt genau das ist, was den Mailaustausch, so wie er stattfindet erst möglich macht. Im gemeinsamen Schlafzimmer würde Emmi wohl kaum vor dem Einschlafen Mails an Leo verschicken. So kommt mir das Ganze ein bisschen konstruiert vor.
Zum anderen habe ich ein Problem mit Emmis Einstellung. Natürlich ist es möglich, sich in jemand anderen zu verlieben, wenn man in einer Beziehung ist, aber Emmi macht sich da zu hartnäckig etwas vor. Kann man wirklich über einen so langen Zeitraum komplett die Augen davor verschließen, was dieser Mailwechsel für die Beziehung bedeutet? Entweder ich realisiere doch, dass mit meiner bisherigen Beziehung scheinbar doch nicht alles so prima läuft und mache mir Gedanken über mögliche Konsequenzen, oder mir ist die reale Beziehung wichtig genug, dann sollte ich aber doch mal darüber nachdenken, ob ich die Mailbeziehung nicht doch besser stoppen sollte. So wirkt das auf mich kindisch und unreif und ist beiden Männern gegenüber unfair.

Dazu kommt noch, das ich die Beziehung zwischen Emmi und Leo eben so überhaupt nicht romantisch finde. Was die beiden haben, wirkt auf mich nicht dauerhaft, sondern kindisch, nichts wofür man normalerweise eine scheinbar fuktionierende Ehe aufs Spiel setzt. Ganz und gar nicht wie die große Liebe, eher wie drei Monate leidenschaftliches Streiten und sich wieder Versöhnen und dann Trennung. ;)
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Di 3. Mär 2009, 16:05

Hallo Rachel,

das freut mich sehr, dass auch ich Dir ein wenig näher bringen konnte, was mich an dem Hörbuch so gereizt hat! Ebenso wie es mich freut, dass ich Dich nun wirklich verstehen kann! :-)

Und es freut mich auch immer wieder, dass unsere Freude über solche Diskussionen gegenseitig ist! Und das Wissen, dass es kein anzweifeln des Geschmacks der anderen sein soll. Aber dennoch: Es ist gut und richtig, dass immer mal wieder ausdrücklich zu erwähnen (mir zumindest - und ich denke, Dir auch), weil es auch missverständlich herüber kommen könnte. Was gar nicht schön und zudem vollkommen an der Wahrheit vorbei wäre.

Was Du zu Emmis Ehe schreibst, das kann ich nun auch besser nachvollziehen. Würde ich auch so sehen, wenn ich es (wohlgemerkt in viel jüngeren Jahren als Emmi) selbst nicht auch schon mal geschafft hätte, mir jahrelang etwas vorzumachen. Eine Freundschaft mit Liebe gleichzusetzen. Das war bitter, besonders für meinen damaligen Partner. Denn der hatte auf uns gesetzt. So wie Emmis Bernhard auf seine Ehe mit ihr setzt. Und sie sich - ganz bestimmt auch deshalb - nicht traut (eine innere, unterbewusste Sperre hat), sich einzugestehen, dass mit ihrer Ehe was nicht in Ordnung ist. Denn sobald man sich das eingesteht, muss man mit einem Scherbenhaufen leben oder sich von diesem Scherbenhaufen abwenden. Emmi beschreibt ein Gefühl, dass ich 1:1 damals hatte. Sie beschreibt, dass sie fühlt, dass alles (Bernhards Leben mit ihr, das Leben der Kinder) einstürzt, wenn sie sich entfernt. Deshalb hält sie so lange die Lüge aufrecht. Das ist gewiss nicht ehrenhaft und vielleicht auch sehr, sehr schwach und vielleicht auch unreif. Da pflichte ich Dir bei. Aber auch sehr menschlich.

Ich persönlich musste solch einen Fehler (so behutsam wie möglich) in jungen Jahren korrigieren. Und ich bin zum Glück schnell an den Punkt gekommen, an dem ich wenigstens gesehen habe, dass mit meiner Ehe was nicht so ganz in Ordnung sein kann, wenn mich etwas so sehr zu jemand anderem hinzieht. Aber ich kenne auch (leider) viele Fälle, die heute (in eigentlich reiferen Jahren) eben das durch machen. Und sich viel länger und energischer selbst belügen als ich damals. Unglaublich - aber auch psychologisch für mich immer wieder ausgesprochen interessant - wie sehr ein Mensch sich selbst belügen kann. Da gab es auch gerade in Anne Enrights "Das Familientreffen" eine tolle Szene. Da ist jemand Alkoholsüchtig. Und er belügt anders. Man merkt es immer daran, wenn er anfängt sich laut detailliert an etwas zu erinnern. Eine Beschreibung auszumalen. Dann merkt man (hier die Hauptperson), dass derjenige lügt. Das ist so toll getroffen, denn ich habe es bei Suchtkranken auch oft genau so erlebt...!!! Und auch an der Thematik mit den Suchtkranken und ihren Lügen fasziniert (wenn auch auf eine sehr traurige, wütende, betroffene Art) mich auch immer wieder, wie sehr ein Mensch sich selbst belügen kann. Und vor allem wie erfolgreich! Wenn schon jeder andere die Lüge entlarvt hat, der Lügner glaubt selbst noch fest und unumstößlich daran und verteidigt seine Wahrheint wütender als er es mit der wirklichen Wahrheit je tun würde. Denn wenn er davon abließe, müsste er sich mit der Wahrheit auseinandersetzen. Und dazu ist er nicht fähig. Deshalb lügt er überhaupt erst!

Du bemerkst an meinen Ausführungen: Ich finde das Thema wirklich sehr, sehr interessant!

Und das ist gewiss auch ein Grund, warum ich Emmi mehr Glauben schenken konnte als Du. Denn der Logik nach hast Du natürlich vollkommen recht! Der Widerspruch müsste ihr ja selbst auffallen! Wie kann eine Ehe glücklich sein, in der man alles getrennt macht und in der man überhaupt so viel Gelegenheit hat, mit einem anderen Menschen solch eine Beziehung aufzubauen. Und warum baut man überhaupt eine auf, wenn man doch so glücklich ist?

Und dass Mia Emmis und Bernhards Ehe als glücklich schildert, ist auch nicht außergewöhnlich! Als ich mich damals getrennt habe, sind alle aus den Wolken gefallen! Wir waren DAS Traumpaar! Wir haben uns nie gestritten (er war mir einfach nicht wichtig genug dafür! Oder auch: Er hat einfach nicht genug mein Herz berührt, als dass ich so empfindsam hätte sein können gegen das was er sagt, wie ich es bei jemandem nehme, mit dem mich Liebe/Leidenschaft verbindet) und haben anderen zufolge eine grenzenlose Harmonie ausgestrahlt. Meine engsten Freunde konnten es nicht glauben, als ich ihnen alles offenbarte, nachdem mir meine Selbstbelügerei klar geworden war und ich Konsequenzen daraus ziehen musste (wie gesagt: Schaut man erst mal auf den Scherbenhaufen, muss man entscheiden. Bleiben, beim Scherbenhaufen. Oder gehen). Denn sie dachten, wenn es jemand schafft, dann wir - auf immer und ewig! Und wir waren die ersten, die getrennt waren!

Deine Frage, wie Emmi so lange Zeit die Augen davor verschließen kann, was dieser E-Mail-Wechsel für ihre Beziehung bedeutet, kann ich auch voll und ganz nachvollziehen. Und dennoch halte ich ihr Verhalten für glaubhaft. An einer Stelle will sie mal den Kontakt abbrechen. Weil sie sich - und Leo - eben fragt, wohin das führen soll. Und doch gelingt es ihr nicht. Auch das kann ich nachvollziehen, weil ich aus jüngeren Erfahrungen weiß, dass der Verstand manchmal ganz genau weiß, was jetzt das beste oder gar einzig richtige wäre. Aber mich hat bei dieser Erfahrung auch schwer erstaunt, dass das Gefühlsleben über den Verstand siegt. Ich konnte selbst als Vernunftsmensch mit meinem Verstand und Willen nicht über mein Herz siegen. Komische Erfahrung. Aber immerhin eine, die mir einiges erklärt... so z. B. warum Menschen wie Emmi in solch einer Situation so unlogisch agieren. Mir kam das deshalb umso glaubhafter vor. Aber ohne meine persönlichen sehr intensiven Erfahrungen in dem Bereich würde Emmi mir gewiss auch konstruiert und unnachvollziehbar erscheinen. Ich verstehe Dich also schon!

Rachel hat geschrieben:Dazu kommt noch, das ich die Beziehung zwischen Emmi und Leo eben so überhaupt nicht romantisch finde. Was die beiden haben, wirkt auf mich nicht dauerhaft, sondern kindisch, nichts wofür man normalerweise eine scheinbar fuktionierende Ehe aufs Spiel setzt. Ganz und gar nicht wie die große Liebe, eher wie drei Monate leidenschaftliches Streiten und sich wieder Versöhnen und dann Trennung. ;)


Hier gebe ich Dir recht! Zwar begründe ich auch das damit, dass beide eine innere Sehnsucht haben (die gar nicht unbedingt an dem anderen festzumachen ist, sondern eine in sich selbst begründete). Leo will seine Verflossene endlich überwinden. Und Emmi will sicherlich wieder den Reiz spüren, weil sie viel zu lange nur neben jemandem hergelebt hat, ohne richtig zu lieben, zu leiden, lebendig zu sein.

Wieviel Bestand die Beziehung dann im realen Leben hätte, darauf wäre auch ich sehr gespannt! Denn so wie es zwischen den beiden während der E-Mail-Zeit ist, wird es keinesfalls sein, wenn oder falls sie mal zusammen kommen. Entweder finden sie auf einer neuen Ebene zueinander und bauen wirklich was gemeinsames auf und hören auf mit den gegenseitigen Kämpfen. Oder aber sie scheitern. Falls Daniel Glattauer mal vor hat, die Geschichte auf diesen Pfaden weiter zu spinnen, ich wäre dabei - und sehr interessiert auf seine Version! ;-)

Nun noch zu was anderem, was ich fast vergessen hätte! Ich wollte noch etwas zum Hörspiel "Das Lied der Sirenen" sagen. Ich denke dass Du mit Deiner Befürchtung recht hast! Die Dinge, die die Serie ausmachen (die Figurenzeichnung und der psychologische Aspekt) werden sicher zu kurz kommen. Für mich sehe ich das Hörspiel nur als gute Alternative, da ich mich der Brutalität in dem Buch (bzw. den Büchern der Serie) nicht stellen möchte. Mir war - habe ich festgestellt - die Einstiegsszene in "Sorry" schon wieder zu viel (zum Glück geht es nicht so brutal weiter, sonst hätte ich abschalten müssen... mir wurde schon leicht übel). So traue ich mich einfach nicht an diese Serie von Val McDermid heran. Werde mich aber nicht allzu sehr wundern, wenn ich aufgrund des Hörspiels die Faszination an der Serie nicht so nachvollziehen kann.

Für Dich als "Wiedersehen/Wiedererleben" ist das Hörspiel bestimmt auch ganz nett. Denke ich auch. Als Ersatz sicher nicht. Denn 2 CDs... und überhaupt: ein Hörspiel. Da kommen oft (fast immer) nur teile dessen herüber, was das Ganze eigentlich ausmacht.[/color]
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Binchen » Di 3. Mär 2009, 23:34

Gut gegen Nordwind -

also da gehen m.E. zwei Realisten an eine Fantasiebeziehung ran -
Eure Diskussion zu verfolgen ist spannend.

Rachel, Deine Einwände, das führt doch zu nichts - das ist doch unrealistisch .... - ja und?

Muss denn immer alles zu etwas führen - die beiden sind hineingeschlittert machen weiter, pausieren, machen weiter - wohin das führt - fragen sie sich - aber wollen sie es wirklich wissen?

Ich verstehe schon, dass es viele Menschen gibt, denen es anders geht - dass da auch Realismus und Nachvollziehbarkeit sein muss - ich verstehe auch, dass das zu Abstichen bei der persönlichen Einstellung zum Buch führt - nur kann ich eher die andere Seite nachvollziehen -

Ich habe keinerlei Probleme diese Art der Beziehung nachzuvollziehen - so überhaupt gar keine - allerdings bin ich Fische-Frau - ich erwähne dass, weil ich mir die seit Eurer Diskussion überlege, was Leo und Emmi wohl sind, weil ich selber lange genug nicht erkannt habe, in welcher Beziehung ich so steckte - und nun eigentlich auch gar nicht wissen will, wohin mein derzeitiges Leben führt, in dem ich auch eine intensive Telefonbekanntschaft pflege, und einen weiteren Freund habe, mit dem ich einen Teil meines Lebens verbringe.

Im Moment bin ich damit noch zufrieden - ich schlittere da so herum, wie Emmi mit ihrem Mann - und ihrem Leo. Bei dem Geplänkel der beiden stand mir schon in paarmal der Kloß im Hals - hach ich fand es schon ein paarmal sehr romantisch.

Warum ist Emmis Mann so hinderlich? Ich bin gerade bis CD3 Track 6 - entwickelt sich da noch was? - Er ist da - sie sind eine Hausgemeinschaft - sie leben - teils nebeneinander - teils nebeneinander - sie begegnen sich - und auch nicht.

Ich sehe schon, dass Emmi manchmal klingt, als wiederhole sie ein Mantra, dass es doch ein Klischee sei, wenn eine glückliche Ehe dies oder jenes ausmache - Sie scheint sich da wirklich selbst beruhigen zu wollen - wie ich es auch von mir kannte - (ob ich mich gerade so kenne,weiß ich gerade nicht) ...

Also - ich mag dieses Hörbuch noch immer - Die Stimmen der beiden passen gerade perfekt - die Stimmungen auch - und wenn die von Herrn Berkel so sanft wird - möchte ich ihn auch - diesen Leo. :? Allerdings nur virtuell ;) - ansonsten stelle ich ihn mir zu anstrengend vor.
Winke Binchen
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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Petra » Mi 4. Mär 2009, 10:07

Hallo Binchen,

Binchen hat geschrieben:also da gehen m.E. zwei Realisten an eine Fantasiebeziehung ran -
Eure Diskussion zu verfolgen ist spannend.


Wobei: Ich bin zwar bekennende Realistin, aber dennoch hatte ich für Emmi und Leo genug Vorstellungsvermögen. Oder sagen wir so: Ich - Realistin - brauchte nicht zu träumen, sondern ich habe diese E-Mail-Beziehung mit dem Verstand erfassen können (aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus und durch psychologische Aspekte, wie den mit dem selbst belügen). Ich denke, das hast Du aber auch so aufgefasst. Wollte es nur noch mal verdeutlichen.

Was ich aber überaus spannend finde, dass sich mit Dir hier jetzt ein realitätsfremder (nicht böse gemeint - Du weißt das!), träumerischer veranlagter Mensch zu der Geschichte äußert. Denn ich kenne Dich lange genug, als dass ich weiß, dass Du Dir gern (absichtlich) Deine Welt zurecht träumst. Die negativen Dinge nicht siehst (absichtlich nicht hinschaust!) und die positiven dadurch vielleicht besser und stärker genießen kannst als es einem Realisten möglich ist, der ständig im Hinterkopf weiß: Das führt doch zu nichts! ;-)

So brauchst Du Dich gar nicht bemühen, Emmi und Leo zu verstehen. Sondern Du verstehst sie vom Grunde auf. Emmis allzu betontes und zu oft geschriebenes "ich führe eine glückliche Ehe"... um sich selbst zu überzeugen. Genau.

Und wo ich ein bisschen mehr Realist bin, und meinen persönlichen Scherbenhaufen irgendwann ansehen musste, weil mir aufging, dass es unlogisch ist, dass man sich in einen anderen Mann verliebt, den man noch nie gesehen hat, obwohl man doch die Muster-Ehe führt, da schaust Du erst recht noch mal weg vom Scherbenhaufen! ;-)

Und wie Emmi letztendlich ist, findet Ihr heraus! ;-)

Um Rachel ins Spiel zu bringen: Ich kenne Dich, liebe Rachel, nicht so lange wie Binchen. Und leider auch noch nicht persönlich. Aber vielleicht (pure Spekulation) bist Du noch mehr Realistin und Rationalistin als ich. Und kannst diese Beziehung deswegen so gar nicht nachvollziehen. Da könnte was dran sein. (Wie gesagt: Reine Theorie!)

Denn klar wird mir durch Binchens Posting (und ich kenne das verträumte Binchen ja, dem es so erstaunlich lange gelingt die Augen vor den negativen Punkten in ihrem Leben zu verschließen um sie... ja, um sie vielleicht nicht JETZT ändern zu müssen), dass es einen träumerischen, unrealistischeren Menschen gar nicht so stört, dass Emmi und Leo da etwas versuchen, was dem realen Leben nicht standhalten kann... zumindest nicht, solange sie an dem realen Leben nicht etwas grundlegendes erkennen und ändern (besonders halt Emmi, die ja ach so glücklich verheiratet ist).

Sehr interessant, Ihr Lieben! :-)

Danke also Binchen für Deine Gedanken dazu! Und: Am Samstag wenn Du zum stricken kommst, wirst Du Dir sicherlich auch die Fortsetzung "Alle sieben Wellen" mitnehmen wollen! Ich lege sie Dir schon mal raus! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Rachel » Mi 4. Mär 2009, 12:29

Hallo Petra, hallo Binchen,

vielen Dank für Eure Beiträge, ich finde unsere Diskussion wirklich ausgesprochen spannend.

Petra, ich kann mich jetzt nur schwer mit Dir vergleichen, aber Du hast Recht, ich bin tatsächlich ein eher rationaler und realistischer Mensch. Und ich für mich kann Emmis Verhalten nicht nachvollziehen. Theoretisch kann ich mir so eine eMail-Beziehung schon vorstellen, auch, dass man sich auf diesem Wege verlieben kann, so wenig das Ganze dann vermutlich der Realität standhalten kann. Da wo ich einfach Probleme habe Emmis Verhalten nachzuvollziehen, ist eben dieses bewusste Wegschauen, und das über so lange Zeit. Mir fehlt das Verständnis dafür, wie man diese Mailbeziehung so lange aufrecht erhalten kann und es gleichzeitig fertig bringt, sich vorzumachen, dass die Ehe glücklich ist. Wenn Emmi die Beziehung zu Leo nicht stoppen kann oder möchte, dann müsste sie aber doch wenigstens darüber nachdenken, dass das ihrer Ehe schadet, ihren Mann verletzt und über mögliche Konsequenzen nachdenken. Und wenn die Ehe wichtig genug ist, dann eben die Mailbeziehung stoppen. Das so komplett zu ignorieren, kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Spoiler: Am Ende scheint es ja wirklich so, als hätte Emmi es bisher fertig gebracht, sich nie Gedanken darüber zu machen, dass sie mit den Mails an Leo Bernhard verletzt.

Ich glaube Euch beiden ja, dass das nicht unrealistisch ist, aber "Gut gegen Nordwind" hat mir ehrlich gesagt kein bisschen dabei geholfen, das nachvollziehen zu können.

Binchen hat geschrieben:Rachel, Deine Einwände, das führt doch zu nichts - das ist doch unrealistisch .... - ja und?

Ich halte so eine Mailbeziehung ja gar nicht für völlig unrealistisch, ich kann dieses völlige Abwenden von der Realität aber trotzdem nicht nachvollziehen. Das ist aber wohl einfach eine persönliche Frage, wie mir das Gespräch mit Euch gezeigt hat.
Und dass die Mails zwischen Emmi und Leo zu so überhaupt nichts führen mag ja realistisch sein, hat mich beim Hören aber phasenweise doch ziemlich gelangweilt, vor allem auf CD 2 und 3. Da passiert so überhaupt nichts. Ich habe die eMails einfach als inhaltsleer empfunden, was sicher auch so gewollt war, mich aber einfach nicht über so lange Zeit fesseln konnte.

Übrigens, hat sich eigentlich noch jemand über diese ganzen eMails gewundert, die nur einen Satz enthalten und sekündlich hin und her geschickt werden? Mal ehrlich, würde man da nicht eher zu einem Chat-Programm greifen?

Wer weiß, vielleicht greife ich ja doch irgendwann zur Fortsetzung, nach dem Ende würde es mich schon irgendwie interessieren, wie es weitergehen soll.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Gerade im Player oder auf den Ohren...

Beitragvon Binchen » Do 5. Mär 2009, 23:14

Liebe Rachel,

ich fand auch die Einwortmails verständlich - ich mag nämlich keine Chat-Rooms, bzw. hab ich keine Erfahrung damit.

Anstelle eines Zweierchats würde ich dann jedoch telefonieren *G*

ich sag nur 'Zehennägel' *g*

Hach - Mein Netzkabel hat heute wieder funktioniert - jetzt kann ich nochmal tippen *freu*

Ich bin gestern noch fertig geworden - und fand Bernhards Eingriff nachvollziehbar. War die Emmi zum Schluss wohl ein FauxPas oder war das schon sein Kampf? Dann wäre er jedoch unrealistisch, weil er es ja so wollte - Was glaubt Ihr?

Ich konnte es heute nicht abwarten und hab wenigstens schon mal in die 7 Wellen reingelinst (Buch)
Winke Binchen
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