von Petra » Di 17. Apr 2018, 14:13
Hallo zusammen,
Deborah Levy behandelt, wie erwartet, in “Heiße Milch“ ein sehr interessantes Thema. Eine ungesunde Abhängigkeit zwischen Mutter und Tochter, wobei beide voneinander gleichermaßen abhängig sind, was auf den ersten Blick gar nicht so scheint. Denn die Mutter bindet mit ihrer seltsamen Krankheit, ihre Tochter. Aber auch die Tochter hat diese Rolle so angenommen, dass sie eigentlich nur im Kümmern um die Mutter gut ist, ihr eigenes Leben aber bekommt sie nicht zu greifen. Beruflich nicht, privat ebenso wenig.
Spannend, wie Dr. Gomez, den die beiden in Andalusien aufsuchen, als letzte Möglichkeit sozusagen. Er verbietet der Tochter für die Mutter zu antworten, ja, schickt sie sogar weg. Er hilft beiden damit. Und ich lausche gebannt, wie sie sich voneinander lösen, und wie weit ihre Befreiung gehen wird. Auch bin ich gespannt, ob ich erfahre, welcher Natur die Erkrankung der Mutter ist: tatsächlich körperlich, oder psychosomatisch. Oder gar frei erfunden (wenn auch nicht ganz bewusst), um die Tochter zu binden.
Ein sehr interessantes Buch! Sehr interessant erdacht und erzählt. Auch die verwendete Symbolik (Medusen, Quallen) ist interessant. Mit dem gesamten Thema kann ich viel anfangen. Sicher auch, weil ich mich selbst von meinen Eltern lösen musste, die mich nie absichtlich oder gar so schroff und herrisch festgehalten haben, wie das hier in dem (Hör-)Buch der Fall ist. Aber durch die langjährige Krankheit meiner Eltern habe ich auch erst lernen müssen, mich selbst wahrzunehmen und meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Spannend!
Svenja Pages ist eine ausgezeichnete Wahl. Anfangs war ich irritiert, wenn die Mutter zu Wort kommt. Dann wird Svenja Pages extrem herrisch und kalt. Was mir anfangs übertrieben erschien, entpuppt sich als der passende Ton. Svenja Pages wusste, das, der Leser/Hörer bemerkt es erst im Verlauf der Geschichte.
@Steffi: Dass du gespannt auf meine Eindrücke von „Heiße Milch“ wartest, habe ich mir fast gedacht! Und ich auf deine, wenn du irgendwann das Buch liest. Wie du siehst, bin ich mittlerweile voller Eindrücke, und es ist ein sehr interessantes Buch mit einem absolut interessanten Thema, das gut bearbeitet wird. Ich werde weiter berichten.
Stimmt! „Bartleby“ ist nicht nur in der totalen Verweigerung interessant, sondern auch in der Konsequenz, die sich daraus ergibt. Das hast du gut gesagt! Was die totale Verweigerung angeht, so fällt mir auch die Zeit ein, in der ich so krank war, und monatelang nichts (ja, wirklich nichts!) machen konnte. Ich habe in der Zeit festgestellt, wie wenig man wirklich muss! Das war eine richtig unheimliche Erkenntnis. Durch Barleby, auch wenn seine Verweigerung ja eine bewusste ist, und die Erzählung in eine andere Richtung abzielt, fühlte ich mich einige Male an meine Situation erinnert, und an meine daraus gewonnene Erkenntnis: Man muss herzlich wenig im Leben! In Kombination mit Bartleby ergibt sich für mich auch die Erkenntnis, dass man auch gut überlegen sollte, was man möchte. Vielleicht auch mal weniger über seinen Willen hinweg allem entsprechen, was von einem erwartet wird. Sich freier machen, und auch mal sagen: „Ich möchte lieber nicht.“
Mit „Sturz der Titanen“ kommst du gut voran, Respekt! Ich weiß genau was du meinst. Ich kann über kleine Schwächen (wie Eindimensionalität) auch viel besser weghören als weglesen. Somit hast du für dich die richtige Entscheidung getroffen, es zu hören.
@Elke: „The Chemist – die Spezialistin“ scheint ein schönes Hörbuch zu sein. Romantic Suspence habe ich früher gerne gelesen, ich könnte es hörend mal wieder mit einem probieren. Warum nicht mit diesem, wo auch die Sprecherin zu überzeugen wusste?! Danke für deinen Bericht, Elke!
Über „Das Lavendelzimmer“ habe ich schon viel Gutes gehört. Ich hatte es aber ebenso wie du eingestuft: eher seicht. Eher nichts für mich. Du machst mich jetzt doch sehr neugierig! Danke dafür. Das scheint ein richtig schönes Hörerlebnis gewesen zu sein.
„Moby Dick“ möchte ich auch noch lesen oder hören. Vielleicht tatsächlich sogar lieber hören. Denn das gibt es ja auch in ungekürzt gesprochen von Christian Brückner. Ich finde die Kombi Melville/Brückner perfekt!
Dass ich dich auf „Heiße Milch“ neugierig machen konnte, freut mich! Ein wirklich interessantes Hörbuch!
@Kessy: Dass du dich mit Johann von Bülow doch noch anfreunden konntest, bzw. er in den Text reingefunden hat, freut mich. Auf „Butcher’s Crossing“ bin ich gespannt, aber ich brauche den richtigen Zeitpunkt. Gerade weil es so anders ist als „Stoner“. Dass es dir zum Schluss hin gut gefallen hat, und noch richtig spannend wurde, ist schön zu hören.